Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Die monatlichen Marvel-Hefte bei Panini haben es im Juli wahrlich in sich: Deadpool tötet Cable, Spider-Man offenbart ein großes Geheimnis, und High Evolutionary schnappt sich die Avengers und Champions, um sie auf die nächste Stufe der Evolution zu heben. Wird sich nun alles ändern?

Nachdem im letzten Monat bei allen Heften neue Storys starteten (siehe den Monthly vom letzten Monat), bewegen sich diese nun auf ihre Höhepunkte zu. Für Peter Parker gilt es immer noch, einen Platz in seinem neuen Leben zu finden. Deadpool ist weiterhin auf seiner Mission Cable zu töten, um seine Tochter zu retten. Und die Avengers müssen die Welt vor High Evolutionarys Plänen beschützen. Da sollte doch für jeden etwas dabei sein, oder nicht?

Deadpool 24 

Das große Versprechen des Heftes wird eingelöst: Cable stirbt! Aber es kommt alles anders als man denkt, und das gilt bei diesem Heft besonders. Denn wie es sich für Deadpool gehört, ist hier alles absolut over-the-top. Ohne groß spoilern zu wollen, beinhaltet dieses Heft ein Standoff zwischen Cable, Deadpool und Stryfe; dazu noch Dinosaurier, Zeitreisen, Vampire und das Ende des Universums. Das wirkt alles so übertrieben und überraschend, dass man sich das Grinsen nur schwer verkneifen kann. Passend dazu ist der Zeichenstil von Scott Koblish, der den Wahnsinn nicht minder wahnsinnig in Bilder bannt. Die Kolorierung ist dabei angemessen düster und das Panellayout funktioniert gut.

Im Anhang gibt es, als Anschluss zum letzten Heft, eine schöne Einführung in die Geschichte von Stryfe für alle, denen die Geschichte von Cable schon zu verwirrend ist. Auf der ersten Seite befindet sich noch ein Secret-Comic, der ohne Zusammenhang keinen Sinn ergibt und den man meiner Meinung nach hätte weggelassen sollen.

Die Handlung der eigentlichen Geschichte macht Spaß und bietet das, was man von einem Deadpool-Heft von Marvel erwartet: grenzdebile Entscheidungen, viel Action und Humor für Leute, die sonst schon alles gesehen haben. Gerade die Tatsache, dass alles abgehoben und völlig übertrieben ist, macht hieraus einen Comic, der nicht für jeden ist. Die Zielgruppe aber bekommt genau das, was sie erwartet. Letztendlich ist das aber wohl auch das Problem: eine wirkliche Überraschung bleibt aus, da man die Überraschung bereits erwartet. Inzwischen sollten die meisten Leser wissen, wie Deadpool tickt, und man rechnet förmlich damit, die eigene Erwartungshaltung zu widerlegen. Ich musste trotzdem einige Male lachen, und das ist ein gutes Zeichen.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Gerry Duggan
  • Zeichner(in): Scott Koblish
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics

 

Avengers 25

Viv Vision und Falcon sind auf der Gegenerde gelandet, und es dauert nicht lange, bis sie in die Hand von High Evolutionary gefallen sind. Im letzten Heft hat die gesamte Handlung nur wenig Sinn ergeben, doch hier werden wir nun per klassischem Superschurken-Monolog in den großen Plan eingeführt und verstehen, was sich hinter den Vorfällen verbirgt. Die Handlung wird mir aber einfach zu schnell erzählt, sodass nur selten wirklich Spannung aufkommen mag. Das Drama, dass Viv und Falcon von High Evolutionary verändert werden sollen, hätte wesentlich mehr hergegeben, wenn man der Geschichte mehr als drei Panels gegeben hätte, um sich entfalten zu können. Abgesehen von den Handlungen des Superschurken besteht dieser Band aus solider Action, wie man es von einem Avengers-Comic gewohnt ist.

Die Zeichnungen bestehen hauptsächlich aus schicken Bildern der Teams, die sich bereit machen, in die Schlacht zu ziehen – und es ist fast erstaunlich, dass nur einmal das klassische „Avengers, Sammeln!“ in den Sprechblasen steht. Der unterschiedliche Stil von Javier Pina und Paco Diaz auf der einen und Humberto Ramos auf der anderen Seite stört mich immer noch ein wenig. In diesem Band kommt das aber nicht so sehr zu tragen wie im letzten. Pina/Diaz arbeiten viel mit Licht und Schatten, haben rundere Formen sowie eine knalligere Kolorierung, während Ramos eine sehr zackige Linienführung und eckige Figuren hat und einzelnen Panels nur wenig Platz zum Entfalten gibt. Das ist gut, um die Action darzustellen, aber verstärkt den Eindruck, dass es hier (abgesehen von knallharten Auseinandersetzungen) nur wenig zu erzählen gibt.

Als Bonusinhalt ist ein Teaser auf den neuen Hulk-Band enthalten, den wir in einer gesonderten Rezension besprechen werden.

Die Avengers können mit diesem Heft leider immer noch nicht vollends überzeugen. Es gibt gute Ansätze, aber durch eine Erzählweise, die sich nur auf Actionszenen fixiert, haben Charakterkonflikte und Entwicklungen wenig Platz. Manch einem Leser mag das reichen, doch der anspruchsvollere Leser wünscht sich mehr als ein paar Superhelden, die auf einen Superschurken mit überhöhten Machtfantasien einschlagen und versuchen, dessen Pläne zu vereiteln.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Mark Waid
  • Zeichner(in): Javier Pina, Paco Diaz, Humberto Ramos
  • Seitenanzahl: 68
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics

 

Spider-Man 25

In diesem Heft bekommen wir zwei unterschiedliche Spider-Man-Comics geboten. Im ersten sehen wir Peter Parker, der gerade seinen neuen Job als Wissenschaftsjournalist beim Daily Bugle anfängt. Dabei kommt es ihm sehr gelegen, dass seine Freundin Bobby Morse bei einem interessanten Startup mit dem Namen Humanitech Robotics angefangen hat und er so direkt ein Exklusivinterview bekommt. Doch dort ist nicht unbedingt alles so wie es scheint. An der Geschichte gefallen mir besonders die kleinen Einführungen von neuen Elementen, die in späteren Comics wieder aufgegriffen werden können. So wird Peter mit Rubylyn Bato eine sympathische Tech-Reporterin an die Seite gestellt, die sich offensichtlich wenig von dessen Image beeindrucken lässt oder aber Emma Osborn, die ihrem Sohn Harry Dinge verschweigt. Das weckt Spannung und lässt die Geschichte lebendig wirken.

Die zweite Story dreht sich um ein anderes Exklusivinterview. Diesmal ist es aber Spider-Man der interviewt wird, und zwar von niemand geringerem als J. J. Jameson. In diesem Gespräch werfen sich beide gegenseitig ihre Fehler vor, sie reden über Verantwortung und Vertrauen. Dabei kommt es am Ende zu einem schönen Twist. Bei dieser Geschichte hatte ich nicht das Gefühl, dass wirklich neue Dinge erzählt werden. Es geht hauptsächlich darum, den Status Quo für alle Leser noch einmal zusammenzufassen, damit dieser dann am Ende geändert werden und eine ganz neue Beziehung zwischen Spider-Man und Jameson entstehen kann. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es hier weitergeht.

Am Ende des Heftes gibt es noch einen Teaser für den neuen Guardians of the Galaxy-Band von Marvel, der auch bei uns noch besprochen wird.

Mir hat der Zeichenstil beider Comics zugesagt. Im ersten Heft durchbricht Stuart Immonen sehr oft die Panels und arbeitet viel mit feinen Linien, welche den Bildern Struktur geben. Dieser Stil sorgt für eine gute Lebendigkeit, und kombiniert mit den natürlichen Farben ergibt sich so eine realistische Welt. Die Zeichnungen von Michael Walsh im zweiten Teil wirken sehr klassisch und strukturiert. Sie passen daher gut zu einer Erzählung, bei der es mehr um die Vergangenheit als die Gegenwart geht. Koloriert sind diese Zeichnungen mit erdfarbener Tusche, die ein wenig blass wirkt, wodurch der bunte Spider-Man in der Welt von Jameson aber auch wie ein Fremdkörper wirkt.

Das Heft ist ein gelungenes Gesamtwerk, das zwar selten wirklich fesselt, aber eine gute Episode in der Welt von Spider-Man zeigt. Vor allem macht dieses Heft Lust auf mehr. Wären die Geschichten noch ein wenig runder und im Aufbau etwas fesselnder, wäre vielleicht sogar die Höchstwertung möglich gewesen. Als Spider-Man-Fan sollte man sich diesen Comic trotzdem nicht entgehen lassen.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Dan Slott, Chip Zdarsky
  • Zeichner(in): Stuart Immonen, Michael Walsh
  • Seitenanzahl: 68
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics

 

Fazit des Monats

Panini lässt drei Comics monatlich erscheinen: Deadpool zeigt überdrehte und verrückte Handlungsbögen, die Avengers epische Weltrettungsszenarien und Spider-Man geerdete Selbstfindungsgeschichten mit Soap-Opera-Gefühl. Wer genau das erwartet, wird bei den Juli-Heften wenig falsch machen. Wer sich von einem Comic von Marvel mehr verspricht als wenig überraschende Actionszenen, sollte aber gerade von den Avengers die Finger lassen. Deadpool ist diesen Monat besonders abgehoben, sodass Freunde der Figur hier extra viel Freude haben werden.

Das Spider-Man-Heft ist dagegen etwas, über das Fans wohl noch länger reden werden, wenn man sich für die Hassliebe zwischen J. J. Jameson und Spider-Man interessiert.

Artikelbilder: Panini Comics, Bearbeitung durch Roger Lewin

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein