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Zückt die Waffen und lauft um euer Überleben! Die Kids der Akademie der tödlichen Künste kehren im vierten Band von Deadly Class zurück. Dabei sehen sie sich mit einer ganz speziellen Abschlussprüfung konfrontiert, in der, passend zum Spezialgebiet der Schule, eine Menge Schüler ihre Leben verlieren werden.

Sowohl der Pilotband von Deadly Class, Die Akademie der tödlichen Künste, als auch der Nachfolger Kinder ohne Heimat konnten die Bestnote ergattern. Der dritte Teil, Die Schlangengrube, verpasste lediglich aufgrund der Langatmigkeit des Mittelteils die Bestnote. Die Serie von Rick Remender, unter anderem bekannt durch Seven to Eternity, besticht durch die Kombination faszinierender Erzählstile. Deadly Class wird damit zu einem stimmungsvollen Mix aus Action-Thriller und Coming-of-Age-Story. Zurecht schaffte es die Reihe in unsere Liste der besten Graphic Novels 2019.

Stirb für mich stellt die Protagonisten vor eine komplett neue Herausforderung. Das Leben an der Akademie der tödlichen Künste ist noch nie normal gewesen. Misstrauen, Sabotage und Gewalt stehen an der Tagesordnung. Doch das Finale des dritten Bandes hat enthüllt, dass den Schülern das wahre Grauen erst bevorsteht. Für alle Nachwuchs-Killer heißt es: Willkommen zum Erstsemester-Finale! Der Einsatz jedes Schülers ist das eigene Leben.

Ein Warnhinweis: Es folgen Spoiler zur Handlung der ersten drei Bände.

Handlung & Charaktere

Im Laufe des Vorgängers hat Marcus es geschafft, beinahe all seine alten Freunde gegen sich aufzubringen. Besonders der Konflikt mit Saya hallt schwer nach, war es doch die junge Japanerin, die Marcus auf die Akademie gebracht hat. Doch das Schicksal von Maria hat den Nachwuchskiller schwer mitgenommen, sodass er langsam überall Bedrohungen vermutet.

Mit dieser Ansicht liegt er gar nicht falsch: Eine Menge Mitschüler sehen in Marcus aufgrund seiner Selbst-Isolation entweder leichte Beute oder treten ihm offen feindselig entgegen. Der Auftakt der Erstsemester-Abschlussprüfung kommt deswegen geradezu perfekt. Denn in dieser werden unangepasste Schüler wie Marcus zum Abschuss freigegeben. Das Töten möglichst vieler dieser sogenannten Ratten ist das erklärte Ziel der übrigen Schüler. Marcus und die weiteren Ratten müssen um ihr Überleben kämpfen, während in der Akademie die Hölle auf Erden ausbricht.

Rick Remender hat es in allen Bänden verstanden, die Entwicklung glaubwürdiger Charaktere und Action zu einem faszinierenden Gesamtbild zu kombinieren. Stirb für mich bildet eine Ausnahme: Die Action-Anteile erhalten ein deutliches Übergewicht, da sich die gesamte Handlung auf das brutale Finale des ersten Semesters konzentriert. Starke Charaktermomente sind zwar nach wie vor vorhanden, treten aber im Vergleich zu den Vorgängern in den Hintergrund.

Hierbei kann der vierte Band von Deadly Class von der Vorarbeit der ersten drei Bände zehren. Dank deren sorgfältigen Aufbauten der Hintergründe, der Atmosphäre und der dreckigen Grundstimmung wirkt dieses überzeichnete Finale passend. Die Welt von Marcus und seinen Mitschülern ist gnadenlos. Gepaart mit Enthüllungen und schockierenden Wendungen wird Stirb für mich dadurch zu einem höchst unterhaltsamen Action-Spektakel.

Zeichnungen & Kolorierung

Trotz limitierter Farbpalette, detailarmen Panels und skizzenartigem Zeichenstil ist die Atmosphäre auf jeder Seite greifbar. Die Darstellung der Emotionen bleibt weiterhin ein starkes Steckenpferd von Deadly Class bzw. Zeichner Wes Craig. In diesem Band reichen sie vom Blutrausch bis hin zur Todesangst. Actionszenen wirken dynamisch und imposant, besonders aufgrund der stellenweise absurden Situationen. Die Verfolgungsjagd zwischen Marcus und dem hünenhaften Viktor ist mein persönliches Highlight. Beide Kontrahenten schenken sich nichts und die gnadenlosen Aktionen führen zu bildgewaltigen Szenen.

Die flache Kolorierung von Jordan Boyd setzt auf eine monochrome Farbpalette. Dadurch sind einzelne Panels oder Seiten in einer klar dominanten Farbe gehalten. Auf der einen Seite wirken die Bilder dadurch detailarmer. Auf der anderen Seite erlauben sie einen Fokus auf das Geschehen, da keine unnötige Ablenkung erfolgt.

Zusammengefasst: Der dreckige Underground-Stil der Reihe wird konsequent fortgeführt. An seiner Wirkungskraft, Eindringlichkeit und Faszination hat er nichts eingebüßt.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Cross Cult
  • Autor: Rick Remender
  • Zeichner: Wes Craig, Jordan Boyd
  • Sprache: Deutsch
  • Seitenanzahl: 136
  • Preis: 16,80 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Stirb für mich führt die Actionelemente der Reihe zu einem skurrilen Höhepunkt. Im Kampf der Eliteschüler gegen die Außenseiter findet sich Protagonist Marcus auf Seite der letztgenannten. Wenngleich die knallharte Action im Vordergrund steht, bleiben der bewährte schwarze Humor und die Charakterinteraktionen der Reihe in geringerem Ausmaß erhalten. Der besondere Reiz dieses Bandes entsteht aus der Ungewissheit. Keiner kann dem anderen trauen und es zeigen sich bei einer Vielzahl von Akteuren die wahren Charakterzüge.

In Kombination mit dem atmosphärischen Zeichenstil ist Stirb für mich ein weiterer gelungener Eintrag der Reihe, wenngleich nicht ganz auf dem Niveau der ersten beiden Bände. Die Faszination dieser Serie ist durch ihre vielschichtigen Charaktere und dem stimmungsvollen Mix aus Action-Thriller und Coming-of-Age-Story jedoch ungebrochen. Das gleiche gilt für meine Vorfreude auf den weiteren Verlauf der Reihe im fünften Band Karussel.

 

mit Tendenz nach oben

 

Artikelbild: Cross Cult, Bearbeitet von Verena Bach
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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