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Die andere Seite in der Serie Stranger Things ist ein dunkler Ort voller Gefahren. Welche Schrecken dort lauern erfahren die Protagonisten der erfolgreichen Netflix-Serie erst schrittweise. Doch als Leser des offiziellen Comics zur ersten Staffel hat man nun die Möglichkeit, einen Blick in diese düstere Welt zu werfen.

Stranger Things gehört zu den größten Erfolgen von Netflix-Eigenproduktionen. Mittlerweile drei Staffeln unterhalten die Zuschauer mit einer Mischung aus Nostalgie, Mystery und Horror. Im Fokus stehen die Freunde Mike, Dustin, Lucas und Will. Die Gruppe muss sich mit seltsamen Ereignissen auseinandersetzen, als eines Tages der letztgenannte spurlos verschwindet.

Gemeinsam mit Wills Mutter Joyce und Sheriff Jim Hopper beginnt eine Spurensuche, die alle Beteiligten in große Gefahr bringt. Doch die tapferen Jungs geben nicht auf. Denn wie haben sie bei den Abenteuern im Spiel Dungeons & Dragons gelernt? Der einzelne Abenteurer ist schwach, doch gemeinsam kann man die größten Gefahren bestehen.

Handlung & Charaktere

Stranger Things: Die Andere Seite spielt parallel zu den Ereignissen der ersten Staffel. Wenngleich in dieser Rezension große Spoiler vermieden werden: Wer mit der Serie noch nicht begonnen hat, sollte diese Kritik nicht weiterlesen. Denn damit gehört man tatsächlich auch nicht zur Zielgruppe dieser Graphic Novel. Stranger Things: Die Andere Seite richtet sich eindeutig an Kenner der Serie und dient als ergänzende Nebenhandlung zu dieser.

Als Leser folgt man Will bei seinem Aufenthalt in der Parallelwelt. Anspielungen auf Handlungen der ersten Staffel gibt es massenweise; diesmal erlebt man sie jedoch aus der Sicht des scheinbar verschwundenen Jungen. Ohne Kenntnis dieser Story-Elemente wird man den Großteil der Ereignisse nicht verstehen. Tatsächlich muss man sogar sagen, dass man ohne dieses Vorwissen die Handlung nicht einmal interessant finden wird. Streng genommen passiert in der Parallelwelt nicht viel. Während der Reiz der Serie durch die Suche nach Will und die Untersuchung der Vorfälle geschaffen wird, kann die Handlung in der düsteren Schattenwelt kaum überzeugen.

Zu Beginn begleitet man Will bei seiner Orientierung in der neuen Welt, während der Rest der Handlung in der Flucht vor dem furchtbaren Demogorgon besteht. Dieses Monstrum aus der Parallelwelt ist sowohl im Comic, als auch in der Serie der große Gegenspieler. Im Hinblick auf die erzählte Geschichte lohnt die Anschaffung dieser Graphic Novel also nur bedingt. Als Fan der Serie erhält man tiefere Einblicke in das Schicksal von Will in der Zeit seines Verschwindens. Diese Information geht der Serie fast komplett abhanden, sodass die Kombination von beiden Geschichten ein vollständiges Bild liefert.

Charmant ist auch die Illustration der Bedeutung des gemeinsamen Dungeon & Dragons-Spiel. Autorin Jody Houser baut diese in Form von Erinnerungen von Will ein, die ihn ermutigen weiter in der lebensfeindlichen Umgebung durchzuhalten. Das ist jedoch der einzige Faktor, der eine Erinnerung an die normale Welt zulässt. Aufgrund dieser Einschränkungen geht der für die Serie so wichtige Nostalgiefaktor beinahe komplett verloren.

Zeichnungen & Kolorierung

Dabei ist die visuelle Umsetzung exzellent. Zeichner Stefano Martino, unter anderem bereits für George R.R. Martins Doorways und Orks & Goblins verantwortlich, füllt die Seiten mit atmosphärischen Illustrationen. Die Bedrohlichkeit der Parallelwelt mit ihren schleimigen und heruntergekommenen Elementen ist in fast jedem Panel greifbar. Die Farbpalette ist dementsprechend dunkel und kalt gehalten. Die einzige Ausnahme sind Wills Erinnerungen an die gemeinsamen Dungeons & Dragons-Abenteuer, welche auch visuell eine Auflockerung bieten.

Die Gestaltung der Figuren ist ebenfalls von hoher Qualität und gerade bei den Coverbildern fast fotorealistisch. Der Wiedererkennungswert ist bei jedem Charakter gegeben. Keine Ausnahme bildet dabei der monströse Demogorgon, der auch auf dem Papier nichts von seiner Bedrohlichkeit verliert.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor: Jody Houser
  • Zeichner: Stefano Martino
  • Sprache: Deutsch
  • Seitenanzahl: 116
  • Preis: 15,00 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Fazit

Ginge man lediglich von der Handlung aus, hätte diese Graphic Novel eine schlechtere Wertung verdient. Zu sehr ist man als Leser davon abhängig, die ergänzende erste Staffel von Stranger Things gesehen zu haben. Ist man sich dessen bewusst, kann Stranger Things: Die Andere Seite durchaus unterhalten. Fans der Serie erfahren, wie es Will nach seinem Verschwinden ergangen ist.

Dieser Handlungsstrang erreicht zwar an keiner Stelle das Niveau der Serie, aber bietet eine passable Nebenlinie. Dank hervorragender visueller Umsetzung und der Schaffung einer bedrohlichen Atmosphäre, weiß diese Graphic Novel dabei visuell zu überzeugen. Umso bedauerlicher ist es, dass sie nicht als eigenständiges Werk funktioniert.

Artikelbild: © Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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