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Beim monatlichen DC-Round Up halten wir euch auf dem Laufenden über die neusten Erscheinungen des DC-Verlags, seien es Comic-Reihen, Graphic Novels oder Specials. Dieses Mal geht es mit zwei der aktuellen Batman-Reihen weiter, die zuletzt weniger überzeugen konnten. Ob sich daran was geändert hat, erfahrt ihr hier.

Während Matt Reeves jüngst die ersten Kameratests von Robert Pattinson im neuen Bat-Suit veröffentlichte und damit für eine spontane Netz-Explosion gesorgt hat, geht es im Februar passend dazu weiter mit Ausgabe 33 und 34 der Batman: Detective Comics. Außerdem gibt sich Der Batman, der Lacht in nun mehr dritten Teil seiner eigenen Solo-Reihe erneut die Ehre – was allerdings nicht heißt, dass sich dort mittlerweile ein höheres Maß an Qualität ausgebreitet hätte. Denn bedauerlicherweise bleibt es der eigentlich doch so hochbegabte Scott Snyder nach wie vor schuldig, die Existenzberechtigung des Titels zu rechtfertigen.

Der Batman, der Lacht – Band 3: Ein Todesritter in Gotham

Aus den finsteren Gefilden des Multiversums hat uns der Autor der Dark Nights: Metal-Reihe ja schon einige Batman-Hybriden vorgestellt: sei es eine Kombination von Bruce Wayne und Flash, Aquaman oder gar Superman-Mörder Doomsday. Die populärste Variante ist mit Sicherheit die Mischung aus dem Dunklen Ritter und seinem Erzfeind höchstpersönlich, dem Joker. Als sogenannter „Batman, der Lacht“ treibt diese Variante eines schurkischen Bruce Wayne nun auch in der Hauptwelt von DC ihr Unwesen und versucht, den dortigen maskierten Kreuzritter auf den gleichen düsteren Pfad zu schicken. In der dritten Ausgabe des insgesamt fünfteiligen Mini-Events wird endlich auch die Herkunft des neuen (negativen) Batmans enthüllt: des Todesritters.

Dieser schildert dem gefangenen James Gordon, dass er in der Nacht, als seine Eltern ermordet wurden, durch einen Zufall an die Waffe des Täters gelang. Ohne großartig zu zögern, schoss er Joe Chill über den Haufen und ebnete so seinen Weg zu einer Massenmörder-Version des Mitternachtsdetektivs. In seiner Welt, so erklärt der Todesritter einem verzweifelten Commissioner, habe es nie Probleme mit Superschurken gegeben, denn er hat sie schlichtweg über den Haufen geschossen. Einzig und allein der Jim Gordon in seiner Dimension hatte sich ihm in den Weg gestellt, weshalb er nun auch auf Rache an dessen „Haupt-Version“ strebt.

Währenddessen verwendet Bruce Wayne eine selbstgebastelte Imitation der Metallmaske seines sinisteren Gegenstücks. Dabei entgleitet ihm immer mehr die Kontrolle, nicht nur gegenüber Alfred, sondern (wie in einer Rückblende offenbart wird) auch dem Joker.

Der kurze Dialog, in dem sich Batman und sein Erzfeind unterhalten, ist der vielleicht bisher einzig lohnenswerte in dieser ansonsten schlichtweg uninteressanten Geschichte, die auch durch die austauschbaren Zeichnungen von Jock keinerlei Substanz erhält. Nur hier offenbart sich kurzzeitig das theoretische Potenzial, das eigentlich durch den Batman/Joker-Hybriden genutzt werden könnte: Die zwei Erzrivalen diskutieren über ihre außerdimensionale Vermischung und welche Konsequenzen diese für ihre jeweilige Weltsicht hat. Hier wird Jokers Nihilismus deutlich, der auf Batmans Vorwurf, er würde doch Gefallen daran finden, dass der Dunkle Ritter nun endlich verlieren könnte, erwidert: „Ich will, dass keiner von uns beiden gewinnt“. Und dazu müssen sich die beiden am Ende des Tages (wie bereits in Alan Moores The Killing Joke) gegenseitig vernichten, weshalb der Joker seinem Rivalen im Kampf gegen diesen anderen Gegner sogar noch Glück wünscht.

Es sind die abschließenden Sätze dieser Konversation, die für tatsächliche Gänsehaut sorgen: Im Glauben, sich früher oder später aufgrund des injizierten Giftes in ein Monster verwandeln zu müssen, und wohl wissend, dass Alfred nicht in der Lage sein wird, ihn aufzuhalten, bittet Batman den Joker darum, ihn im Notfall zu erschießen. Dieser Moment spiegelt die ambivalente Beziehung der beiden, die zwischen Hass und einer Art komplexer Freundschaft pendelt, auf intime Art und Weise wider. Schade nur, dass Snyder es sich nicht traut, in der letzten Endes mit wenigen Seiten versehenen Reihe mehr tiefgründige Thematiken zu behandeln.

Die Zeichnung von Jock sind wie immer eine sehr spezielle Geschmacksfrage. Der abstrakte Stil des Zeichners kann sich schnell als anstrengend erweisen und würde vermutlich besser in einer Story funktionieren, die auch inhaltlich bewusst alternative Wege geht und sich nicht derart krampfhaft an ausgelutschten Erzählstrukturen orientiert.

Dramaturgisch bewegt sich auch der dritte Teil sogar unter dem Niveau einer Mini-Serie, wartet mit keinen Überraschungen auf, die Cliffhanger am Ende sind stets gleich aufgebaut, und statt den Leser mit Lust auf mehr zurückzulassen, stellt sich eher die Frage: Wann ist diese Geschichte endlich vorbei?

Die harten Fakten

  • Autor(en): Scott Snyder
  • Zeichner(in): Jock
  • Seitenanzahl: 66
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini Shop

 

Batman Detective Comics 33/34: Duell der Ritter

Über vier Jahre hat es gedauert, bis der Arkham Knight endlich sein Comic-Debüt (in der Main-Continuity) feierte. Dennoch ist der maskierte Schurke vielen Batman-Fans bekannt:

Spoiler

im gleichnamigen Videospiel von 2015 war es der ehemalige Robin Jason Todd, der einen gewaltsamen Kreuzzug gegen Bruce Wayne führte.

[Einklappen]

Damals war Jason vom Joker in Gothams Irrenanstalt gefangen gehalten und gefoltert worden, ehe der Clownprinz des Verbrechens Batmans Gehilfen scheinbar umbrachte.

Peter J. Tomasi hatte bereits vor einigen Jahren das Vergnügen, im Sammelband Batman: Arkham Knight Geschichten über den im Arkham-Universum angesiedelten Red Hood-Verschnitt zu schreiben. Jetzt führt er den Ritter in den Hauptkanon ein, wobei er die tief in Arkham Asylum verankerten Wurzeln des Schurken ziemlich genial neuerfindet. Tomasis Interpretation der Entstehungsgeschichte und geheimen Identität des Knights, die in Ausgabe 34 enthüllt wird, erinnert dabei an die Geschichte des Gründers der Anstalt, Amadeus Arkham (beleuchtet in Grant Morrisons Arkham Asylum-Meisterwerk). Eine Mischung aus Tragik und morbider Düsternis, deren Auflösung in dieser Rezension jedoch noch nicht aufgelöst werden soll.

Was wir allerdings verraten können, ist, dass Tomasi trotz einer gewissen Originalität das Gespür für Realismus fehlt. Die Herkunftsgeschichte des Arkham Knight ist in Ansätzen genial, nur um im nächsten Augenblick wieder völlig abstrus zu werden (es ist schlicht und ergreifend eine Comic-Sünde, wenn die übertriebenen Kampffertigkeiten einer neuen Figur innerhalb von gefühlt zwei Panels erklärt werden sollen). Solche Ungereimtheiten ruinieren viele gute Ideen im Ansatz, was sich am groben Handlungsverlauf festmachen lässt.

Los geht Ausgabe 33 nämlich mit dem Massensterben sämtlicher Fledermäuse in Gotham City, welchem James Gordon auf den Grund zu gehen versucht. Eine ziemlich spannende Idee, aus der aber genau gar nichts gemacht wird, weil die Story mit den Auftritten der viel zu pathetischen Anhänger des Knights sofort wieder der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Batmans Kampf gegen Letzteren ist bestenfalls solide, eine spätere zwischenzeitliche Entführung von Robin entpuppt sich als langweilige Finte und der wirklich einzig interessante Ansatz bleibt der oben erwähnte Twist rund um den Bösewicht selbst.

Die Dialoge wirken stellenweise kindlich (die ansonsten nicht weiter erwähnenswerten Zeichnungen von Brad Walker gehen damit leider einher) und es wird haufenweise Potenzial liegengelassen. Natürlich kann der aktuelle Detective Comics-Run von Tomasi noch als seichte Unterhaltung herhalten, aber sollte einer der langjährigsten Titel des Verlages wirklich so stark im Schatten der Hauptreihe von Batman stehen (zumal diese unter Tom King auch mehr Schall und Rauch statt Qualität liefert)? Nötig ist das sicher nicht, enttäuschend alle Male.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Peter J. Tomasi
  • Zeichner(in): Brad Walker
  • Seitenanzahl: 66
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini Shop

 

Fazit

Richtig überzeugend ist keiner der beiden neuen Batman-Titel. Tatsächlich ist es aktuell sogar ziemlich schwer, in den fortlaufenden Reihen überzeugende Storylines über den Dunklen Ritter zu finden. Immerhin funktionieren aber ausgewählte Momente, beispielsweise der Dialog zwischen Batman und Joker in Der Batman, der Lacht, die an alte Meisterwerke Snyders wie Batman: Der Tod der Familie oder Batman: Todesspiel erinnert. Die Auflösung rund um die Identität des Arkham Knights in den Detective Comics weckt ebenfalls Interesse, und es darf gespannt beobachtet werden, ob sich der ursprüngliche Video-Schurke in dieser Form langfristig im Comic-Universum etabliert.

Nichtsdestotrotz gibt es keine echten Highlights für Batman-Fans. Abwarten, was die Zukunft bringt, immerhin wird auch Tom King seinen Solo-Run bald beenden und von James Tynion IV beerbt werden. Vielleicht kann dieser als Teil eines neuen Kreativteams frischen Wind in die Geschichten rund um den Dunklen Ritter bringen, sodass wir möglicherweise noch vor Erscheinen des (hoffentlich überzeugenden) Batman-Films nächstes Jahr auch mal wieder einen guten Batman-Comic lesen dürfen.

 

Artikelbild: DC, Bearbeitet von Verena Bach
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt

 

Über den Autor

1996 geboren im bundesweit verpönten Gelsenkirchen, dort aktuell auch Student an der Westfälischen Hochschule (Studiengang: Journalismus und Public Relations). Für Comics und Filme interessiert sich Johannes Wenzel von klein auf, mit besonderer Vorliebe für DC und Batman.

 

 

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