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Die Rückkehr des Dunklen Ritters gehört zu den einflussreichsten ElseworldGeschichten, die der DC-Kosmos je hervorgebracht hat. Diese Batman-Dystopie beeinflusste die Comic-Welt, aber auch die filmischen Versionen des Batman-Mythos. Deutlich zu sehen ist dies in Batman v. Superman. Jetzt wird der Mythos ergänzt.10

Im Jahr 1986 revolutionierte ein ElseworldBand die Sicht auf Batman. Die Rückkehr des Dunklen Ritters erzählt von einem gealterten Bruce Wayne, der seit mehr als zehn Jahren nicht mehr in das Fledermauskostüm schlüpfte. Inzwischen marodieren Mutanten durch Gotham City. Ihre Überfälle werden immer brutaler und zerstörerischer. So sieht sich Wayne gezwungen, noch einmal das Cape zu tragen. Unterstützung erhält er dabei von Carrie Kelley, einem Mädchen, das in die Rolle des Robin schlüpfen wird. Batman zerschlägt die Gruppe der Mutanten brutal und unbarmherzig und besiegt deren Anführer. Es entstehen Unruhen, die schließlich sogar die Macht des Präsidenten (angelehnt an Ronald Reagan) und die Supermans auf den Plan rufen.

Es kommt zu einem Entscheidungskampf der Superlative: der Mann aus Stahl gegen den maskierten Rächer, das System gegen die Gerechtigkeit. In einer speziellen Exo-Rüstung und ausgestattet mit Kryptonit scheint Batman zu obsiegen. Doch dann trifft ihn ein Herzinfarkt. Batman stirbt scheinbar, doch in Wahrheit täuscht er seinen Tod nur durch Medikamente vor, um von nun an aus dem Untergrund gegen das Böse zu kämpfen…und gegen ein unmenschliches System.

Entscheidende Szenen dieses Comics beeinflussten maßgeblich den Film Batman v. Superman: Dawn of Justice. Die Exo-Rüstung, der Kampf der beiden Helden, sogar die Herzschläge aus dem Sarg – all dies sind Elemente, die Frank Millers großer Erzählung entliehen sind.

Unter dem Black Label veröffentlicht DC/Panini nun Ergänzungen zum Mythos, den diese Dystopie ausmacht. Mit einem Prequel und einem Sequel wird die Welt des Dunklen Ritters reicher und komplexer.

Das Prequel – Der letzte Kreuzzug 1

Einige Fragen sind zu Beginn von Die Rückkehr des Dunklen Ritters offen. Warum setzte Bruce Wayne sich zur Ruhe? Was wurde aus Robin? Und wie kam es zur Inhaftierung und gar Heilung des Jokers, die Miller im Hauptwerk darstellt? Die Neugier des Lesers könnte nun befriedigt werden, denn in Batman: Der Letzte Kreuzzug führt uns Miller an die entscheidende Stelle in der Geschichte Batmans zurück, als alles anders wurde.

Die Handlung

Der Joker sitzt sicher in der Arkham Irrenanstalt ein. Gotham könnte sicher sein, doch Gotham ist niemals ein sicherer Ort. Während Batman und Robin den Machenschaften von Poison Ivy nachgehen, die die mächtigsten und reichsten Männer Gothams in ihre willigen Sklaven verwandelt, scheint der Joker auf etwas zu warten – einen Augenblick, auf den er sich lange vorbereitet hat. Batman ahnt nichts von der lauernden Laune seines launischen Erzfeindes.

Der Kampf gegen Ivy, gegen Gangs und gegen Killer Croc treibt ihn an die Grenzen der Belastbarkeit. Zusätzlich zehrt das zerstörerische Temperament seines jungen Lehrlings Jason Todd stark an seinen Nerven. Zu risikofreudig, zu brutal ist das Vorgehen des jungen Mannes und zu gering das Band des Vertrauens, das zwischen Schüler und Mentor besteht. Als Batman, von Croc fast zerschmettert, zu erschöpft ist, den Kampf fortzusetzen, macht sich Robin auf eigene Faust auf in den Kreuzzug gegen das Verbrechen. Dies ist der Moment, auf den der Joker gewartet hat…

Brutal und düster, aber nicht ohne Empathie, erzählt Miller eine Geschichte um Familie und Vertrauen, um Grenzerfahrungen und Grenzüberschreitungen. Der erste Band dieses Prologs macht Lust auf mehr und führt in die psychologischen Untiefen, die dem Batman-Mythos zugrunde liegen.

Die Zeichnungen

John Romita junior gelingt in diesem Band ein fantastischer Spagat. Auf der einen Seite bleibt er der eindringlichen und verstörenden Wirkung des 80er-Jahre-Highlights treu. Auf der anderen Seite sind seine Bilder für moderne Sehgewohnheiten angenehmer und eingängiger, seine Federführung unterstreicht die emotionale Dichte der Erzählung. Damit ist ihm ein eigenständiger und lebendiger Band gelungen, der im Gedächtnis bleibt.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Frank Miller, Brian Azzarello
  • Zeichner: John Romita junior
  • Seitenzahl: 68
  • Preis: 15,00 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Comics

 

Das Sequel – Das Goldene Kind 1

Die Fortsetzung führt uns in die noch düsterere Zukunft der Welt des Dunklen Ritters. In der Originalerzählung verließen wir Bruce und Carrie, als sie gerade anfingen, neue Helden für eine neue Zeit auszubilden. Doch welche Vigilanten passen in eine Zukunft, die so verstörend an unsere Gegenwart erinnert?

Die Handlung

Amerika versinkt in Protesten des Zorns. Die Unzufriedenheit der Bürger hat einen Höhepunkt erreicht. Gerade in diesen bitteren Zeiten verbünden sich der Joker und der intergalaktische Diktator und finstere Gott Darkseid, um das Chaos noch zu vergrößern und der Welt den entscheidenden und endgültigen Stoß zu verpassen.

Doch Carrie Kelley, einstmals Robin, stellt sich als Batgirl gegen das Verbrechen. An ihrer Seite steht das neue Supergirl, die Tochter von Superman und Wonder Woman. Gerade für letztere steht mehr auf dem Spiel als eine Welt: Für sie geht es auch um das Schicksal ihres Bruders Jonathan. Dem größtmöglichen Bösen stehen also zwei Frauen und ein Kind entgegen – und der Zorn eines geknechteten Volkes.

Frank Miller führt seine Kritik gegen das amerikanische System gekonnt fort. Batman: Das Goldene Kind ist eine Abrechnung mit Donald Trump und seiner Politik des Hasses, genau wie Die Rückkehr des Dunklen Ritters ein Aufschrei gegen Reagans Amerika war. Die Botschaft tritt überdeutlich hervor und manifestiert sich auf Protestplakaten („Schluss mit Hass“ und sehr deutlich Trumps Gesicht) und Wahlkampfpostern: Ein Joker sitzt im Weißen Haus.

Die Zeichnungen

Rafael Grampas Zeichenstil ist Geschmackssache. Sehr kindlich wirken seine Figuren zuweilen, seine Perspektiven erinnern gelegentlich an Manga-Kunst. Beim ersten Lesen empfand ich das als verstörend und irgendwie unpassend, konnte den Finger aber nicht exakt darauflegen, was mir missfiel. Erst bei der zweiten und dritten Lektüre wurde ich mir der Genialität bewusst, die sich hier abzeichnete.

Denn die Unschuld, die Grampa seinen Protagonisten durch ihre Kindlichkeit verleiht, ist die Unschuld einer Jugend, die zwischen den Machtbestrebungen alter Männer zerrieben wird. Doch diese jugendliche Unschuld endet nicht in der Kapitulation, sondern führt zu einem engagierten, entschlossenen und zeitweise brutalen Widerstand. Die Zeichnungen sind ein Spiegel unserer Zeit und vereinen sich so perfekt mit der eigentlichen Handlung. So entsteht ein Gesamtwerk, dass an politischem Gewicht nicht geizt.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Frank Miller
  • Zeichner: Rafael Grampa
  • Seitenzahl: 60
  • Preis: 15,00 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Comics

 

Fazit

Ähnlich wie Die Rückkehr des Dunklen Ritters selbst sind sowohl der Prolog als auch die Fortsetzung dieser Geschichte keine leichte Kost. DC/Panini taten gut daran, beide Titel unter dem Black Label zu führen. Dabei ist es nicht die Brutalität, für die Frank Miller berüchtigt ist, welche die Bände so unter die Haut gehen lässt.

Der letzte Kreuzzug ist eine Geschichte um Grenzen, aber auch um Vertrauen und den Mangel an diesem. Es ist eine düstere Erzählung um Verlust und Versagen, gekleidet in das verstörende Gewand einer Batman-Story voller psychologischen Tiefgangs. Die lauernde Atmosphäre und die eindringlichen Zeichnungen jagen beim Lesen kleine Schauer über den Rücken. Der Band macht Lust auf mehr, obwohl man schon das Verhängnis spürt, das sich am Horizont abzeichnet.

Das Goldene Kind ist sehr viel politischer. Eine Jugend, deren Unschuld in einem System aus Hass und Gier zerrieben wird, setzt sich mit verzweifelten Mitteln zur Wehr. Aus Hoffnungslosigkeit und Wut erwächst nicht Resignation, sondern Courage und schließlich ein Schimmer der Hoffnung.

Beide Geschichten haben stark allegorische Elemente und sind würdige Nachfolger einer der wichtigsten Batman-Erzählungen aller Zeiten.

 

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Jessica Albert
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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