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Beim monatlichen DC-Round Up halten wir euch auf dem Laufenden über die neusten Erscheinungen des DC-Verlags, seien es Comic-Reihen, Graphic Novels oder Specials. Diesen Monat gibt es passend zum neuen Kinofilm ein Special zum Joker, außerdem macht sich Hal Jordan in Green Lantern auf zu neuen intergalaktischen Abenteuern. Von Johannes Wenzel

Für DC-Fans gibt es diesen Monat natürlich nur ein Gesprächsthema: der neue Joker-Film von Regisseur Todd Philipps, in dem sich diesmal Joaquin Phoenix als Clownprinz des Verbrechens versucht. Während der Gewinner der Internationalen Filmfestspiele in Venedig die Kritiker spaltet, nutzt der in New York sitzende Verlag natürlich die Gelegenheit, die Leser im Oktober mit entsprechendem Joker-Material zu versorgen – neben Neuveröffentlichungen der Klassiker Batman/Joker: Der Mann, der lacht oder Batman: Ein Todesfall in der Familie gibt es unter anderem das Special Der Joker, in welchem zwei sehr persönliche Geschichten über den Erzfeind des dunklen Ritters zu finden sind.

Letzteres wurde übrigens in den Ausgaben 30 und 31 der berühmten Detective Comics-Reihe von dem neuen Duo Peter Tomasi und Doug Mahnke übernommen. Scott Snyder tut sich derweil erneut mit Zeichner Jock zusammen, um die Miniserie Der Batman, der lacht über den gleichnamigen Schurken aus der Dark Nights: Metal-Reihe zu präsentieren. Aber auch abseits des maskierten Kreuzritters und seiner Gegner gibt es spannende Neuerscheinungen bei DC: allen voran natürlich die brandneuen Green Lantern‑Geschichten von Comic-Legende Grant Morrison, der gemeinsam mit Zeichner Liam Sharp ein intergalaktisches Abenteuer der Extraklasse serviert.

Joker Special

Tendenz nach oben

In diesem Special sind gleich zwei Geschichten über Gotham Citys wohl berühmtesten Superschurken enthalten: Jokers Story aus der Ausgabe Birds of Prey 16 (April 2000) und Der Klang der Klatschenden Hand aus Adventures of Superman 14 (August 2014).

Vorneweg ist hier bereits anzumerken, dass zwischen den beiden Erzählungen eine gewaltige Qualitätslücke klafft. In Birds of Prey darf der Joker zwar in bester Hannibal-Lecter-Manier ein Zwiegespräch mit Barbara Gordon alias Oracle aus seiner Zelle heraus führen, doch ist die dort beschriebene Ausgangssituation vollkommen aus dem Kontext gerissen. Ohne Vor- und Nachspiel macht das Duett der beiden Figuren nur wenig Spaß, auch wenn der Charme des Jokers, welcher sich retrospektiv als politischer Führer einer fiktiven Kriegsnation aufspielt, zugegebenermaßen für ein Schmunzeln sorgt. Der vermutlich einzige, wirklich starke Moment dieses Comics ist eine kurze Anspielung auf die gemeinsame Vergangenheit von Joker und Oracle, welche bekanntlich seit Alan Moores The Killing Joke von 1988 miteinander verwoben ist.

Eine derart beeindruckende Geschichte wie die letztere ist auch Der Klang der Klatschenden Hand von Autor Max Landis und Zeichner Jock nicht, aber Fans des Harlekin des Hasses sollten sich diese trotzdem nicht entgehen lassen. Hier geht es um das erste Aufeinandertreffen zwischen Supermans und Batmans Erzfeind, bei dem der Joker einige Bomben in Metropolis versteckt hat. Wer hier sonderlich viel Action erwartet, liegt jedoch falsch: Hier geht es eher um das Gespräch und den ruhigen Augenblick zwischen Kent und Mr. J. Jocks Zeichnungen schaffen eine passende Atmosphäre, die das Dach des Daily Planet bei Sonnenuntergang zeigt.

Der Dialog zwischen den beiden Hauptdarstellern zeigt nicht nur perfekt das chaotische Wesen des Jokers auf, sondern dient auch als Charakterstudie für Clark Kent und sein Alter Ego. Dabei besitzt der Comic eine gewisse Metaebene. Beinahe könnte der Leser davon ausgehen hier würden nicht der Joker und Superman diskutieren, sondern Fanboys der jeweiligen Figur – und es geht schlicht und ergreifend darum, wer von den beiden „cooler“ ist. 

Besonders gelungen: Jock führt uns auf einer Seite durch die (optische) Historie des Jokers, bei der berühmte Darstellungen aus der Comic-; Film- und Fernsehwelt zitiert werden.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Chuck Dixon/Max Landis
  • Zeichner(in): Butch Guice/Jock
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 3,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini Shop

 

Der Batman, der lacht Band 1

Tendenz nach unten

Als Scott Snyders düsterer Batman/Joker-Hybrid 2017 debütierte, gab es nicht wenige, die begeistert von seiner Schöpfung waren: eine Kreation, die den philosophischen Widerspruch zweier Gegensätze vereinte und die besten Eigenschaften der beiden prägenden DC-Figuren teilte. Der Batman, der lacht war das Höchste der Gefühle in einer ganzen Reihe von Batman-Hybriden, die in Dark Nights: Metal nach und nach debütierten und fast alle ihr vorzeitiges Ende fanden. Bis auf jenen, der jetzt titelgebender Charakter der neuen Miniserie Der Batman, der lacht ist.

Aber lohnt sich das vermeintliche Spektakel auch? Mitnichten. Die Panels, die Jock uns hier präsentiert, sind bestenfalls solide, die Handlung von Snyder weckt maximal bei Hardcore-Fans des lachenden Dunklen Ritters Interesse. Grob gesagt geht es um den Batman/Joker-Hybriden, der auf der Suche nach dem Joker das Arkham Asylum aufmischt. Das wirkt alles sehr, sehr dünn. Selbst die Einführung des sogenannten Todesritters, einem schwerbewaffneten Bruce Wayne, der Pistolen und Gewehre ganz und gar nicht ablehnt, sorgt hier nicht für zusätzliche Spannung – zu sehr versucht Snyder, krampfhafte Wendungen zu erzwingen, die sich zwei Seiten später wieder als Finte entpuppen.

Als Gegner der Justice League mag der „jokerisierte“ Batman für ein einmaliges Event viel getaugt haben, aber lohnenswert ist seine Mini-Serie trotzdem nicht. Daran ändert auch die beigefügte Leseprobe von Deathstroke in Arkham nichts. Hier trifft Slade Wilson auf die klassische Schurkengalerie des Dunklen Ritters, das mögliche Psychodrama, das sich hinter dieser Idee verbergen könnte, liefert uns der Comic aber nicht.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Scott Snyder
  • Zeichner(in): Jock
  • Seitenanzahl: 44
  • Preis: 3,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini Shop

 

Batman Detective Comics 30

Tendenz nach oben

So mancher Fan konnte mit den letzten Ausgaben der Detective Comics und mit Tom Kings bald endenden Batman Solo-Stories wenig anfangen. Umso größer dürfte die Hoffnung in das neue Kreativ-Team der ersteren Reihe sein, Peter J. Tomasi und Doug Mahnke. Der Autor könnte am ehesten durch seine Arbeit an der Arkham Knight-Serie bekannt sein, welche die Vorgeschichte des Rocksteady-Videospiels erzählte. In Ausgabe 994 und 995 der langjährigen Detective Comics verspricht er, seinem Titelhelden ein persönliches Drama zu servieren: Der Mordfall, in dem Batman ermitteln muss, simuliert den Mord an seinen Eltern Thomas und Martha Wayne. Und als wäre das nicht verstörend genug, schwebt mit Leslie Thompkins eine langjährige Gefährtin des Mitternachtsdetektivs in Gefahr.

Natürlich stellt sich hier die Frage, ob vermeintliche Gefahrensituationen für etablierte Figuren als solche überhaupt noch ernstgenommen werden können, solange sie unter dem Hauptkanon laufen. Dennoch ist Tomasis Storytelling fesselnd genug, um einen insgesamt ordentlichen Start abzuliefern.

Doch vor allem die Zeichnungen von Mahnke versetzen in ihrem Detailreichtum die Leserschaft perfekt ins Batman-Universum, weshalb man dem Heft vielleicht sogar eine schlechtere Geschichte verziehen hätte. Besonders das Ende von 995 wird eingefleischte Batman-Fans, die der kompromissloseren Seite der Figur viel abgewinnen können, eine Gänsehaut machen – hier zeigt sich Bruce Waynes zweite Identität von ihrer wahrlich düsteren Seite.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Peter J. Tomasi
  • Zeichner(in): Doug Mahnke
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini Shop

 

Highlight des Monats: Green Lantern 1

Kaum ein Band ist in den letzten Monaten so heiß erwartet worden wie Grant Morrisons Einstieg in die Green-Lantern-Reihe. Und kaum ein Band dürfte die kosmische Komik der klassischen Stories rund um die grüne Laterne besser eingefangen haben als das Debüt der Zusammenarbeit des altgedienten Morrison und des Zeichners Liam Sharp. Letzterer entführt uns in ein buntes Universum voller unterschiedlicher, faszinierender Facetten: Welten, die vor Ideen- und Detailreichtum nur so strotzen, Außerirdische (eine bunte Mischung aus alten Bekannten und neuen Speziesvertretern) in unterschiedlichsten Formen (seien es Spinnen, Vampire oder alte Männer mit Bärten) und Kulissen, die schnell von Weltraum-Casino zu Alptraumfriedhof oder gar einer Art Arche Noah wechseln können.

Hal Jordan darf nach zwischenzeitlicher Zwangssuspendierung erneut als „Weltraum-Cop“ arbeiten. Im Laufe seiner Ermittlungen, die ihn über die Spinnengilde, Blackstars und Sun-Eaters und zur zwischenzeitlichen Entführung und Beinahe-Versklavung der Erde führen, schicken ihn die Wächter des Universums sogar auf eine Undercover-Mission. Diese stellt nicht nur Jordans Willenskraft, sondern auch seinen moralischen Kompass auf die Probe.

Green Lantern hat alles, was ein moderner Klassiker braucht. Die Bilder und Stories entführen den Leser in fremde Welten. Die turbulenten Ereignisse und Charaktere könnten am ehesten mit einem LSD-Abenteuer à la Rick and Morty verglichen werden. Morrison hat mit diesem Werk seine Relevanz für die Comic-Kunst und das Hause DC erneut beeindruckend unter Beweis gestellt, während Liam Sharps Zeichnungen eine brillante Kombination mit dem Skript seines Partners bilden. Hier stimmt alles, weshalb die im Februar erscheinende Fortsetzung gar nicht schnell genug kommen kann.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Grant Morrison
  • Zeichner(in): Liam Sharp
  • Seitenanzahl: 156
  • Preis: 16,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini Shop

 

Fazit des Monats

Licht und Schatten wechseln sich diesen Monat bei DC ab. Grundsätzlich ist der Green-Lantern-Start von Morrison das stärkste Werk unter den hier rezensierten, während vor allem Der Batman, der lacht enttäuscht. Hier wäre gerade von Top-Autor Scott Snyder mehr zu erwarten gewesen. Das neue Kreativteam bei den Detective Comics verspricht wenigstens spannend zu werden, und das Joker Special wartet mit einer durchschnittlichen sowie einer sehr guten Story auf.

Artikelbilder: © Panini Comics, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

Über den Autor

1996 geboren im bundesweit verpönten Gelsenkirchen, dort aktuell auch Student an der Westfälischen Hochschule (Studiengang: Journalismus und Public Relations). Für Comics und Filme interessiert sich Johannes Wenzel von klein auf, mit besonderer Vorliebe für DC und Batman.

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