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Die finale Schlacht der Savage Avengers steht bevor: Der außerirdische Gott Jhoatun Lau mordet sich durch die Welt und scheint sich von nichts aufzuhalten lassen. Hat die wild zusammengewürfelte Truppe noch eine Chance? Und geht es am Ende vielleicht gar um etwas völlig anderes in dieser Geschichte?

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Savage Avengers #5 – The Triumph of Kulan Gath

Kulan Gath versammelt seine Getreuen in der City of Sickles, um seinen Sieg zu besprechen – Jhoatun Lau ist frei und wütet frei auf der Erde. Gerade ist das Monster in Shanghai, wo die Savage Avengers versuchen, ihm ein für alle Mal den Garaus zu machen. Doch Gath schließt eine seltsame Wette mit seinen Dienern ab: Er will sehen, wie lange die Superhelden brauchen, um mit Lau fertigzuwerden. Ging es Gath gar nicht darum, den monströsen Aliengott auf die Menschheit loszulassen? Und wenn ja, was sind seine wahren Absichten? Eine erneute Konfrontation zwischen dem unsterblichen Zauberer und den blutrünstigen Helden steht bevor…

Wer erwartet hat, dass Savage Avengers mit Heft 5 abgeschlossen sei, wird hier überrascht. Natürlich steckt mehr hinter der Geschichte rund um Jhoatun Lau und natürlich lässt sich ein uralter, unsterblicher Magier wie Kulan Gath nicht so einfach die Pläne von Haudraufs wie Conan und Wolverine durchkreuzen. Die Warnung, die Doctor Voodoo an seine Verbündeten richtet, deutet an, womit wir es als nächstes zu tun bekommen werden: Die Heldengruppe hat Gath vermutlich genau das gegeben, was er wollte – und könnte noch weiter in seine Hände spielen. Das Endspiel des Zauberers bleibt weiterhin im Dunkeln, was gleichzeitig für Spannung und Frustration sorgt – einerseits wartet ein neues Geheimnis auf die geneigten Leser, andererseits sind Katz-und-Maus-Spiele mit einem genialen Bösewicht ein arg ausgelutschtes Stilmittel. Aber ist das nicht auch der Charme von klassischen Sword-and-Sorcery-Geschichten? Conan muss wieder einmal feststellen, dass Muskelkraft allein nicht ausreicht. Zum Glück hat er ja Verbündete …

Handlung

Savage Avengers #6 – Blood Brothers

mit Tendenz nach oben
mit Tendenz nach oben

Nachdem sie am Ende von Ausgabe 5 wieder in der City of Sickles gestrandet waren, machen Frank Castle und Conan der Cimmerianer sich gemeinsam auf den Weg durch das Savage Land. Conan vertraut der Teleportationsmagie von Doctor Voodoo nicht und zieht es vor, zu Fuß durch die Antarktis zu reisen, während Castle mehr über Conans Gott Crom erfahren will. So ziehen die beiden ungleichen Krieger durch Dschungel, Sümpfe und die bittere Eiswüste, wobei sie keiner Menschenseele begegnen, dafür aber reichlich Dinosauriern und anderen blutrünstigen Monstern. Schließlich erreichen sie die Halley-Forschungsstation, wo sie von einem Schiff mitgenommen werden. In Montevideo trennen sich die Wege der beiden stoischen Kämpfer – Conan sucht sein Glück auf eigene Faust, während der Punisher zurück nach Amerika fährt. Doch er ahnt nicht, dass er beobachtet wird – nicht etwa von Kulan Gaths Dienern, sondern von einem Wesen, das für einen sehr bekannten Marvel-Charakter arbeitet …

Mit Band 6 bringt die Serie einige Neuerungen: Das anfangs groß beworbene Duo Conan und Wolverine wird hier durch Conan und den Punisher ersetzt. Während der Mutant und der Barbar noch einige Gemeinsamkeiten haben – Fluchen, Saufen, blutiger Nahkampf – haben sich Castle und Conan nicht viel zu erzählen. Statt für Alkohol und Frauen interessiert sich der Ex-Marine ausschließlich für seinen Schuldkomplex, den er ständig mit sich trägt – hier sogar mal wortwörtlich, in Form der drei Särge mit den Leichen seiner Frau und Kinder. Dennoch kommt es auf dem langen Fußmarsch der beiden auch zu lustigen Momenten: Conan ergreift in einem Kampf neugierig Castles Maschinengewehr, perforiert damit unkontrolliert die gesamte Fauna der Umgebung und schwingt anschließend mit dem Urteil, dies sei keine Waffe für einen echten Krieger, das leere Gewehr wie eine Keule, um einem Dino den Schädel zu einzuschlagen. Nein, Savage Avengers ist wirklich nichts für Freunde von subtilem, geistreichem Humor, aber das haben wir ja bereits in den vorigen beiden Rezensionen festgestellt. Wer jetzt noch mehr erwartet, ist selbst schuld.

„Blood Brothers“ verrät uns nicht wirklich viel Neues über die beiden Charaktere. Beide sind Krieger, beide haben eine eher pessimistische Sicht auf die Welt und mögen sich insoweit, als dass sie Respekt davor haben, dass der andere ordentlich Prügel austeilen kann. Die interessanteren Figuren der Savage Avengers-Reihe – die clevere Elektra, der spirituelle Doctor Voodoo, der sarkastische Venom und natürlich der undurchsichtige Oberbösewicht Kulan Gath, sind hier leider völlig abwesend. Dafür wird aber – eine weitere der erwähnten Neuerungen – die Liste der „Spieler“ erweitert. Es ist fast schon ein Marvel- und DC-Klischee, auf der letzten Seite einen bekannten Überraschungscharakter einzubauen und die Leser einen Monat lang grübeln zu lassen, wie diese Person jetzt in die Handlung kommt. In diesem Fall kann man den Neuzugang mit Recht als Fanliebling bezeichnen, dessen Einmischung höchst interessant werden könnte.

Auch in grafischer Hinsicht bringt diese Ausgabe Veränderungen mit sich: Die Zeichner wurden ersetzt. Während in den ersten fünf Bänden unter Mike Deodato Jr. und Frank Martin raue Linien, dunkle Erdtöne und immer wieder großflächige Blutlachen dominierten, bringen jetzt Kim Jacinto und Tamra Bonvillain einen neuen Stil, der deutlich comicartiger ist: Die Gesichter der stoischen Krieger sind jetzt etwas ausdrucksvoller, Hintergründe lebhafter und vor allem sind die Panels deutlich bunter. Farbenfrohe Saurier preschen durch blühende Dschungel und auch der Himmel, bislang oft in rot-braun-schwarz gehalten, wird hier in kräftigen Blau- und Pinktönen dargestellt. Das ist gewöhnungsbedürftig für Leser, die eher einen grimmigen, düsteren Ton bevorzugen, passt aber zur neuen Richtung, die die Handlung einschlägt. Insbesondere der „Gast“ auf der letzten Seite kommt im neuen Design gut zur Geltung.   

Die harten Fakten:

  • Verlag: Marvel Comics
  • Autor: Gerry Duggan
  • Zeichner: Band 5: Mike Deodato Jr. (Linien), Frank Martin (Farbe), Band 6: Kim Jacinto (Linien), Tamra Bonvillain (Farbe)
  • Erscheinungsjahr: 2019, monatlich
  • Sprache: Englisch
  • Format: Digital
  • Seitenanzahl: 25
  • Preis: 3,99 USD
  • Bezugsquelle: Marvel, Amazon

 

Fazit

Die Handlung erweitert sich – Jhoatun Lau und das Savage Land stehen nicht mehr im Mittelpunkt der Story. Stattdessen stellt sich jetzt die Frage nach Kulan Gaths tatsächlichen Plänen und wie die erwähnten neuen Charaktere ins Spiel kommen. Magie wird ein deutlich wichtigerer Faktor, sehr zum Leidwesen des Zauberer hassenden Conan. Der nächste Eintrag in der Reihe wird nicht etwa Band 7, sondern ein umfangreicherer Jahresband „Savage Avengers Annual #1“, in dem erklärt wird, womit die anderen Charaktere während Castle und Conans Roadtrip beschäftigt waren. Zudem sind weitere Avengers angekündigt.

Werden jetzt alle Marvel-Helden wild? Dürfen wir uns auf Captain America im Lendenschurz mit Streitaxt einstellen? Vermutlich nicht. Bislang war Savage Avengers sehr gut darin, Hype zu generieren, den die Story nicht einhalten konnte – das Aufeinandertreffen von Conan und Wolverine war amüsant, aber belanglos, der legendäre Jhoatun Lau ein Fliegengewicht und Kulan Gath beschränkt sich darauf, ominöse Andeutungen zu machen. Und kaum hat Voodoo es geschafft, die Prügelknaben zu einem Team zu verbinden, trennen sich die Wege der wilden Helden wieder. Vor allem Conan scheint von den Schreckenswarnungen der beiden Magier unbeeindruckt und geht lieber in Uruguay auf Erlebnistour. Man bekommt den Eindruck, dass Duggan keinen roten Faden für seine Geschichte hat und lieber noch weitere bekannte Marvel-Charaktere in den Topf wirft, um sie irgendwie mit der Handlung zu verbinden.

Somit bleibt die Frage: Lohnt sich das Weiterlesen? Hardcore-Marvel-Fans werden sich vermutlich sowieso den nächsten Band holen, weil es mittlerweile zum Ritual dazugehört: Eine Krisensituation weitet sich von Heft zu Heft aus und zieht immer mehr Helden und Schurken in ihren Bann. Gelegenheitsleser sollten sich fragen, ob sie der zunehmend langgezogenen Story weiter folgen möchten und ob ihnen die Actionszenen ausreichen. Wenn diese Fragen mit „ja“ beantwortet werden können, kann es mit den Wilden Kerlen von Marvel weitergehen. Falls nein, kann man getrost zu anderen Serien wechseln oder einfach warten, bis ein Sammelband von Savage Avengers erscheint.

 

Artikelbild: Marvel, Bearbeitet von Verena Bach
Diese Produkte wurden privat finanziert.

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