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Seien es Zombies, Dämonen oder Monster: Der Überlebenskampf gegen solche Abscheulichkeiten verspricht Nervenkitzel und Spannung. Kaum ein Autor ist für diese Art von Erzählungen so bekannt wie Robert Kirkman. In Oblivion Song hetzt der amerikanische Autor Wesen aus einer anderen Dimension auf seine Protagonisten. Kann das unterhalten?

Im Juli 2019 kam für viele Fans die überraschende Neuigkeit, dass Robert Kirkmans Erfolgsserie The Walking Dead mit Ausgabe 193 ihr Ende fand. Die Serie lebt laut dem Autor von ihren Überraschungen, weswegen auch das Finale nicht vorhersehbar kommen sollte. Die Folgen des Erfolgs der 2003 gestarteten Serie werden jedoch weiterhin spürbar bleiben. Auch Dank des Erfolgs der Graphic Novel und der zugehörigen TV-Serie ist Kirkmans Comicschmiede Skybound mittlerweile Geburtsstätte unterschiedlichster Graphic Novels.

Eine The Walking Dead von der Prämisse ähnliche Reihe ist dabei Oblivion Song. Zugegeben: Statt Zombies suchen hier Wesen aus einer anderen Dimension Menschen heim. Doch Motive wie Überlebenskampf und dessen Auswirkung auf die Menschen kommen in beiden Erzählungen zum Tragen. Das Endzeit-Szenario mit besonderem Twist konnte im ersten Band bereits Eindruck hinterlassen. Wir prüfen, wie sich der Nachfolger schlägt.

Handlung & Charaktere

Im Pilotband wurde viel Fokus auf die Etablierung der Ausgangssituation gelegt. Der Leser erfährt die ersten Hintergründe zu dem Ereignis, das vor einigen Jahren Teile von Philadelphia mit Teilen eines Ortes namens Oblivion austauschte. Infolgedessen drangen nicht nur außerdimensionale Wesen zur Erde vor, sondern es gingen auch unzählige Menschen in Oblivion verloren. Zu Beginn der Handlung des ersten Bandes hat sich die Lage wieder normalisiert. Zwar sind immer noch Auswirkungen spürbar, doch die Gesellschaft hat das traumatische Ereignis überwunden.

Nicht so Protagonist Nathan. Ihn treiben zwei Gründe an, die Vergangenheit nicht ruhen zu lassen. Diese sind die Suche nach seinem verschwundenen Bruder sowie seine eigene Rolle in der Katastrophe. Der zweite Band von Oblivion Song beleuchtet diese Punkte ausführlich und lässt sie damit als Motivatoren dienen. Doch gleichzeitig führen sie auch zu den nächsten Problemen.

Denn im Laufe der Handlung muss Nathan erkennen, dass er mit seiner Sichtweise alleine steht. Das Interesse an der Aufklärung der Ereignisse ist entweder nicht vorhanden, oder das Unglück soll militärisch ausgenutzt werden. Auch das Schicksal seines Bruders ist ein Faktor, der die Geschichte von Oblivion Song 2 entscheidend beeinflusst. Im Zusammenspiel führen diese Aspekte dann auch zum Höhepunkt des Bandes, der alte und schmerzhafte Erinnerungen wach werden lässt.

Wenngleich Oblivion Song Handlungsorte und Ausgangslage stark etabliert, so müssen doch Abstriche bei den Charakteren hingenommen werden. Leider weisen Nebencharaktere kaum tiefergehende Charakteristika auf. Darunter leidet die emotionale Investition des Lesers und die Handlung wird stellenweise berechenbar.

Zeichnungen & Kolorierung

Bewundernswert ist jedoch die visuelle Umsetzung. Besonders die Präsentation von Oblivion in all seiner Fremdartigkeit weiß zu überzeugen. Flora und Fauna wirken fremdartig, bedrohlich und gleichzeitig faszinierend. Speziell dank des Einsatzes satter und kräftiger Farben erweckt die Paralleldimension einen nachhaltigeren Eindruck als unsere eigene.

Die Szenen in unserer Welt wirken deutlich mehr wie der triste und graue Alltag. Das fügt sich nahtlos in die Erzählung, welche unter anderem die schwierige Rückintegration von Verschollenen aus Oblivion aufgreift. Neben der bedrohlichen Schönheit der wilden Parallelwelt wirkt die unsere beinahe schon trivial.

Auch die Darstellung der Actionszenen ist brachial und spannend. Sobald Lebewesen aus Oblivion auf Menschen treffen, wird die Atmosphäre automatisch spannungsgeladen. Das fremdartige und gleichzeitig bedrohliche Design dieser Kreaturen ist dem kreativen Team hervorragend gelungen!

Die harten Fakten:

  • Verlag: Cross Cult
  • Autor: Robert Kirkman
  • Zeichner: Lorenzo De Felici, Annalisa Leoni
  • Sprache: Deutsch
  • Seitenanzahl: 144
  • Preis: 22,00 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Fazit

Der zweite Band von Oblivion Song hinterlässt einen marginal schwächeren Eindruck als der erste. Dies liegt besonders an der mangelnden Tiefe der Charaktere und der deshalb stellenweise dahinplätschernden Handlung. Doch der Charme und die Faszination des Pilotbandes bestehen weiterhin. Nathans Suche nach Antworten treibt die Handlung voran, trotz einzelner erzählerischer Durchhänger. Doch die größte Stärke dieser Science-Fiction-Survival-Geschichte ist mit Sicherheit die visuelle Gestaltung. Das Team Lorenzo De Felici und Annalisa Leoni ist auf beeindruckende Weise in der Lage, faszinierende Wesen und Landschaften zu gestalten. Diese Kombination aus spannender Ausgangslage und visueller Exzellenz macht Oblivion Song zwar zu keiner perfekten, aber einer immer noch sehr guten Graphic Novel.

 

Artikelbild: Cross Cult, Bearbeitet von Verena Bach
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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