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Die Gefahr durch Wesen aus einer anderen Dimension scheint vorerst gebannt. Doch im dritten Band von Oblivion Song überrascht Walking-Dead-Autor Robert Kirkman mit einer neuen Bedrohung. Diese gefährdet nicht nur die Sicherheit unserer Welt, sondern auch die der Bewohner unserer Paralleldimension Oblivion.

Auch Dank des Erfolgs von The Walking Dead und der zugehörigen TV-Serie ist Kirkmans Comicschmiede Skybound mittlerweile Geburtsstätte unterschiedlichster Graphic Novels.

Eine von diesen ist die Reihe Oblivion Song. Die Entdeckung einer parallelen Dimension hat das Leben der Menschheit für immer verändert. Das Endzeit-Szenario mit besonderem Twist konnte im ersten und zweiten Band Eindruck hinterlassen.

Die größte Stärke dieser Science-Fiction-Geschichte ist mit Sicherheit die visuelle Gestaltung. Oblivion Song beeindruckt mit faszinierenden Wesen, Landschaften und temporeicher Action. Zumindest gilt diese Einschätzung für die ersten beiden Bände. Wir prüfen, ob der dritte Teil der Serie die Qualität fortführen kann.

Handlung & Charaktere

In den Vorgängern wurde viel Fokus auf die Etablierung der Ausgangssituation gelegt. Der Leser erfährt die Hintergründe zu dem Ereignis, das vor einigen Jahren Teile von Philadelphia mit Teilen eines Ortes namens Oblivion austauschte. Infolgedessen drangen nicht nur fremdartige Wesen zur Erde vor, sondern es gingen auch unzählige Menschen in Oblivion verloren. Zu Beginn des ersten Bandes hat die Gesellschaft das traumatische Ereignis überwunden.

Dank des Einsatzes satter und kräftiger Farben erweckt Oblivion Song einen cartoonhaften Eindruck.

Nicht so Protagonist Nathan Cole. Ihn treiben zwei Gründe an, die Vergangenheit nicht ruhen zu lassen. Diese sind die Suche nach seinem verschwundenen Bruder sowie seine eigene Rolle in der Katastrophe. Doch im Laufe der Handlung muss er erkennen, dass seine Ziele sich nicht mit denen der anderen involvierten Parteien decken.

Der dritte Band von Oblivion Song setzt drei Jahre nach der Handlung seines Vorgängers ein. Mittlerweile ist es gelungen, das Ereignis von Philadelphia für positive Dinge zu nutzen. Entdeckungen in Oblivion haben beispielsweise die Entwicklung neuer Medikamente ermöglicht.

Nathan selbst konnte diese Errungenschaften jedoch nicht mitgestalten. Nach den Ereignissen der Vorgänger musste er eine Gefängnisstrafe absitzen. Umso positiver überrascht sollte er nach seiner Entlassung von den neuesten Entwicklungen sein. Doch leider trüben Ereignisse in Oblivion abermals die Stimmung. Die mysteriösen Gesichtslosen sorgen dort für Unruhe und bedrohen die neu geschaffene Ordnung.

Dem dritten Band von Oblivion Song gelingt der Beginn eines neuen Handlungsstrangs, der gleichzeitig harmonisch mit der Vorgeschichte zusammenpasst. In dieser Hinsicht ist die Graphic Novel ein positives Beispiel für die Nutzung von Zeitsprüngen als stilistisches Mittel: Ausgangslage und Charaktere haben sich weiterentwickelt, ohne unglaubwürdig zu erscheinen. Gleichzeitig empfehle ich jedem vor der Lektüre dieses Bandes, die beiden Vorgänger nochmals durchzulesen. Viele Charaktere, Handlungsstränge und Anspielungen werden aufgegriffen.

Die neue Bedrohung durch die Gesichtslosen gibt Oblivion einen Teil der unheimlichen Atmosphäre zurück. Besonders im zweiten Band hatte man das Gefühl, dass die andere Welt trotz ihrer Gefährlichkeit unter Kontrolle ist. Die mysteriösen Gegenspieler mischen die Karten neu. Man fühlt sich an den ersten Band zurückerinnert, in dem Oblivion noch geheimnisvoller gewirkt hat.

Ähnlich wie bei den Vorgängern sind die Charaktere der größte Schwachpunkt der Handlung. Zu keinem konnte ich eine emotionale Bindung aufbauen. Im zweiten Band erlaubten es Nathans interne Konflikte, dem Protagonisten Tiefgang zu verleihen. Teil drei enthält weniger dieser Einsichten, sondern fokussiert sich auf die Bedrohung von außen.

Zeichnungen & Kolorierung

Zur visuellen Gestaltung kann ich nur meine Beobachtungen aus den letzten Bänden wiederholen. Besonders die Präsentation von Oblivion in all seiner Fremdartigkeit weiß, zu überzeugen. Flora und Fauna wirken fremdartig, bedrohlich und gleichzeitig faszinierend. Das Design der Gesichtslosen fügt sich nahtlos in diese Welt ein. Sie sind unangenehm anzusehen, aber gleichzeitig faszinierend in ihrer Groteske.

Speziell dank des Einsatzes satter und kräftiger Farben erweckt Oblivion Song einen cartoonhaften Eindruck. In dieser Hinsicht erinnert es an ein anderes Werk von Kirkman, die Superheldengeschichte Invincible. Oblivion Song ist jedoch deutlich düsterer gestaltet, sei es in der Paralleldimension oder in unserer Welt.

Die optischen Highlights finden in der Parallelwelt im Kampf gegen die Gesichtslosen statt.

Die Darstellung der Actionszenen ist brachial und spannend. Bisher lag der Fokus meist auf dem Kampf der Kreaturen von Oblivion gegen die Menschheit. Der Konflikt wird nun jedoch auch in Oblivion ausgetragen und gewinnt eine visuell interessante Komponente. Die optischen Highlights dieses Bandes finden allesamt in der Parallelwelt im Kampf gegen die Gesichtslosen statt.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Cross Cult
  • Autor: Robert Kirkman
  • Zeichner: Lorenzo De Felici, Annalisa Leoni
  • Sprache: Deutsch
  • Seitenanzahl: 128
  • Preis: 22,00 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Oblivion Song bleibt spannend. Zum dritten Mal in Folge kann diese Reihe von Robert Kirkman einen guten Eindruck hinterlassen. Wenngleich ich den dritten Band als qualitativ hochwertiger als seinen Vorgänger empfinde, muss er sich dem Piloten geschlagen geben. Der Charme und die Faszination der Reihe leben allerdings fort. Die Ereignisse in der Paralleldimension Oblivion werden durch eine neue Bedrohung wieder spannender. Nathans Abenteuer der letzten Bände könnten im Vergleich zu der Gefahr durch die Gesichtslosen unbedeutend sein.

Leider ist mit der blassen Charaktergestaltung auch die größte Schwäche der Reihe verblieben. Das macht teilweise die visuelle Gestaltung wieder wett. Das Team Lorenzo De Felici und Annalisa Leoni gestaltet faszinierende Wesen, Landschaften und Actionszenen.

Diese Kombination aus spannender Ausgangslage, einer neuen Bedrohung und visueller Exzellenz macht Oblivion Song zu einer Graphic Novel, bei der man nicht falsch liegen kann.

 

Artikelbild: © Cross Cult, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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