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Tony Stark lag im Koma, Riri Williams übernahm das Ruder und auch Victor von Doom war als Iron Man unterwegs. Doch damit ist jetzt Schluss. In Bendis letzten Marvel Bänden werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Doch es kommt alles ein wenig anders, als man denkt.

Brian Michael Bendis hat fast 20 Jahre die Marvel Comics geprägt wie kein Zweiter. Er hatte seine Finger überall im Spiel und hat jeden Charakter, den er geschrieben hat, maßgeblich geprägt. Dabei waren die Figuren immer menschlich und haben auch Fehler gemacht. Nun endet sein Vertrag und er geht zu DC, um dort Superman zu schreiben. Sein letzter Marvel Comic war aber Iron Man 600. Die komplette Storyline ist nun bei uns in Iron Man Sonderband #3: Die Suche nach Tony Stark und Iron Man Sonderband #4: Das Ende einer Odyssee im Zuge von Marvel Legacy veröffentlicht worden. Ihr fragt euch, ob die Comics etwas taugen? Die Antwort findet ihr hier.

Handlung

Tonys Assistentin, Mary Jane Watson, erfährt mitten auf einer Tech-Expo, dass der komatöse Tony Stark verschwunden ist. Während jede Spur von ihm fehlt, gibt es wichtigere Probleme, um die sich die Helden kümmern müssen: Der Vorstandsvorsitzende von Stark Industries, Eric Lynch, hat Pläne die Firma zu übernehmen und dabei (ganz legal) unbequeme Leute wie Tonys Mutter Amanda Armstrong und die junge Riri Williams aus dem Weg zu räumen. Gleichzeitig gibt es einen großen Gefängnisausbruch auf Ryker‘s Island. Das Hochsicherheitsgefängnis war überfüllt, da es Victor von Doom sehr gut gemeint hat, in Iron Man‘s Fußstapfen zu treten. Die vereinigte Schurkenbande macht sich nun auf den Weg ihn (sicher nicht legal) aus dem Weg zu räumen. Zu guter Letzt hat Tony Stark selbst ein paar Dinge zu erledigen.

Riri Williams ist Ironheart

Alles was ihr wissen müsst, um in die Bände einzusteigen, erfahrt ihr bei uns. Doch beide Bände sind so geschickt gemacht, dass man das Wichtigste direkt aus der Erzählung erfährt. Es sollte sogar möglich sein, nur den Sonderband #4 zu lesen und trotzdem der Handlung folgen zu können.

Betrachtet man Storyelemente als Bauklötze, geht es im ersten der zwei Bände darum, die Bauklötze wieder in den Kasten zu legen, und im zweiten darum, noch ein paar neue Bauklötze hinzuzufügen. Es werden ganz neue Möglichkeiten bereitgelegt, die im nächsten Iron Man Run benutzt werden können. Und auch die Zukunft von Ironheart und Doctor Doom wird vorbereitet.

Die Handlung selbst folgt keinem einheitlichen Spannungsbogen. Doch das fällt auf Grund des hohen Tempos und der drei parallelen Erzählstränge gar nicht auf. Alle Handlungen laufen auf ein großes Finale zu, das als Hommage an 600 bisher erschienene Iron Man Hefte zu sehen ist. Man kann von der unzusammenhängenden Geschichte enttäuscht sein und die teilweise absurden Wendungen verabscheuen, trotzdem wird man gut unterhalten.

Charaktere

Victor von Doom und Tony Stark bekommen gute Szenen, die sich mit ihrer Vergangenheit und ihren Strapazen auseinandersetzen. Der Schmerz, der in beiden Figuren tief sitzt, ist nachvollziehbar und so funktionieren sie hervorragend als Protagonisten.

Auf Riri Williams trifft das nur bedingt zu. Sie wird immer wieder in Situationen hineinmanövriert, die sie und den Leser in Staunen versetzen sollen. Ihr Erzählstrang beschäftigt sich wesentlich mehr mit ihrer Zukunft, als mit ihrer Vergangenheit. Dabei wirkt sie selbst aber austauschbar und ihrer Figur fehlt die Tiefe, sodass sie nur als Sidekick fungieren kann.

Das Problem mit Riri als Identifikationsfigur scheint nicht darin zu liegen, dass erst so wenig über sie erzählt wurde. Armanda Armstrong, die ebenfalls erst vor Kurzem eingeführt wurde, funktioniert unmittelbarer und ist ein sehr guter Antrieb für den Handlungsverlauf.

Natürlich darf eine kleine Rückblende nicht fehlen
Natürlich darf eine kleine Rückblende nicht fehlen

Auch die Schurken wie Eric Lynch und Hood haben keinen großen Fokus und sind schwache Antagonisten. Bei den Nebenfiguren tauchen in Band #4 einige Charaktere auf, die man so nicht erwartet hätte. Das erfreut den Kenner, wirkt nach dem dritten oder vierten Cameo doch ein wenig abgenutzt.

Zeichenstil

Der größte Teil der Geschichte wird von Stefano Caselli und Alex Maleev gezeichnet, die jeweils für die Ironheart und Victor von Doom Teile verantwortlich sind. Der Stil ist sehr unterschiedlich und sorgt für einige Brüche im Band, die mir aber sehr gut gefallen haben. Dabei begeistern vor allem die Zeichnungen von Maleev, bei dem jedes Bild wirkt, als ob man es durch eine Nebelwand betrachtet. Er weiß, wie man durch eine reduzierte Farbpalette Atmosphäre erzeugen kann. Die Zeichnungen von Caselli dagegen sind knallig und bunt, aber dennoch klar und detailreich.

Für den Jubiläumsband 600, der sich am Ende von Sonderband #4 befindet, wurden sehr viele Gastzeichner engagiert, die jeweils eine Doppelseite zur Verfügung stellen. Das ist eine nette Idee, macht das Finale aber sehr überladen und chaotisch. Da sich das nur auf den großen Kampf am Ende bezieht, wirkt es sich aber nicht sonderlich negativ aus.

Erscheinungsbild

Dadurch, dass die Geschichte auf zwei Softcover-Bände aufgeteilt wurde, kann man diese sehr gut irgendwohin mitnehmen und unterwegs lesen. Sie haben die richtige Größe und das richtige Gewicht. Der Druck führt selbst bei Doppelseiten, trotz Klebebindung, nicht zu Störungen und behindert das Lesevergnügen keinesfalls. Hier wurde alles richtig gemacht.

Die harten Fakten:

Iron Man Sonderband #3: Die Suche nach Tony Stark

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor: Brian Michael Bendis
  • Zeichner: Stefano Caselli, Alex Maleev
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 100
  • Preis: 12,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon, Panini-Comics

 

Iron Man Sonderband #4: Das Ende einer Odyssee

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor: Brian Michael Bendis
  • Zeichner: Stefano Caselli, Alex Maleev
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 124
  • Preis: 14,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon, Panini-Comics

 

Bonus/Downloadcontent

Am Ende des Sonderbands #4 gibt es noch ein paar Fotos von Bendis Zeit bei Marvel, sowie einen Teaser auf die Rückkehr eines anderen großen Marvel-Helden.

Fazit

Auch wenn man die Bände unabhängig voneinander lesen kann, gehören sie doch irgendwie zu einer Storyline und werden zusammen bewertet. Der Abschluss der Iron Man Geschichten weiß zu unterhalten. Jede der drei Hauptfiguren (Riri, Doom, Stark) hat eine eigene Handlung mit jeweils einem etwas anderen erzählerischen, wie auch zeichnerischen, Stil. Dennoch wird allen drei Figuren genug Platz gegeben, um sich zu entfalten. Die Wechsel untereinander sind gut gesetzt und geben der Geschichte einen gewissen Flow.

Dennoch funktioniert Riri als Figur in diesem Band nicht so gut wie Tony und Victor. Sie soll vermutlich als Sympathieträgerin für eine jüngere Leserschaft dienen, ist dabei aber austauschbar. Neuleser sollten gut in die Handlung kommen und es ist genug Tiefe für erwachsenere Unterhaltung vorhanden. Diese beschränkt sich aber auf Charakterentwicklung und weniger auf eine übergeordnete Handlung, die hier eher dazu dient, den nächsten Iron Man Run vorzubereiten, der dann von Dan Slott geschrieben und Valerio Schiti gezeichnet werden wird.

Die Wendungen der Geschichte sind teilweise hanebüchen und es werden letztendlich drei getrennte Handlungsstränge unterschiedlicher Protagonisten erzählt, die erst am Ende zusammenlaufen. Dennoch haben es die Bände geschafft mich gut zu unterhalten. Wer sich für Superhelden in High-Tech-Anzügen begeistern kann, darf hier beherzt zugreifen.

Diese Produkte wurden privat finanziert.
Artikelbilder: Panini Comics

 

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