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Moira ist Bankerin, doch als sie dem Elfen Elhin begegnet, verändert sich ihr beschauliches Leben schlagartig. Damit sich eine alte Prophezeiung erfüllt, muss Elhin sie vor einem schrecklichen Tod bewahren. Dazu muss er Moira jedoch ein unverzeihliches Unrecht zufügen und sie mit einer Lüge in die Welt der Elfen locken.

Eine Liebesgeschichte zwischen einer Menschenfrau und einem Elfen in einer phantastischen Welt, welche nur auf den ersten, oberflächlichen Blick unserer Welt entspricht. Dies könnte der Einstieg in eine seichte, schwülstige Romanze darstellen, im schlimmsten Fall mit schlecht beschriebenen Liebesszenen, die den schmalen Grat zwischen verklemmter Andeutung und zu expliziter Beschreibung deutlich verfehlen. Doch wird der Roman Das Drachenkind – Feuertaufe dieses Klischee erfüllen oder handelt es sich sowohl um einen guten Fantasyroman als auch um einen guten Einstieg in die geplante Drachenkind-Trilogie?

Story

Die Protagonistin Moira, von ihren Freunden nur M genannt, arbeitet bei einer Bank in einer britischen Kleinstadt. Der Biss eines Drachen in der Kindheit war das einzige ungewöhnliche Erlebnis in einem sonst unspektakulären Leben. Dies ändert sich schlagartig, als sie dem Elfen Elhin begegnet, von welchem Moira auch erfährt in welcher Gefahr sie seit dem Biss schwebt.

Der Leser wird in eine Welt eingeführt, die auf den ersten Blick der heutigen realen Welt entspricht. Doch unter dieser Oberfläche verbirgt sich eine phantastische andere Realität. Elfen und Drachen führen seit dem Anbeginn der Zeit Krieg. Die Elfen verfolgen jedoch auch ihre eigenen Ziele, denn Moira wurde dem Elfenvolk prophezeit. Damit sich die uralte Prophezeiung erfüllen kann ist Elhin gezwungen, ein schändliches Verbrechen an Moira zu begehen und sie mit Lügen in die Welt der Elfen zu locken. Diese schreckliche Tat belastet die zwischen Moira und Elhin entstehende Liebesbeziehung, welche einen wesentlichen Teil der Geschichte ausmacht.

Die Karte im Buch
Die Karte im Buch

Die Geschichte ist gut durchdacht und schon zu Beginn des Romans kann die Protagonistin den Leser für sich einnehmen. Manche Passagen erscheinen etwas zu ausführlich, die Story ist jedoch interessant. Der Konflikt zwischen Drachen und Elfen, welcher den Hintergrund der Handlung bildet, kommt für den actionverwöhnten Leser ein wenig kurz. In diesem Roman strebt der Krieg mit den Drachen noch keinem Höhepunkt entgegen. Die Autorin gibt im Verlauf der Geschichte jedoch genügend Anknüpfungspunkte bezüglich des Konfliktes, so dass die Neugierde des Lesers immer nur so weit befriedigt wird, dass man weiterlesen möchte, um mehr zu erfahren. Hier bleibt abzuwarten, wie sich dies in den geplanten folgenden Romanen der Trilogie entwickelt.

Anders sieht es hingegen mit der Geschichte um die Beziehung zwischen Moira und Elhin aus, welche im ersten Band einen wichtigen Teil der Story darstellt. Hier zeichnet die Autorin ein stimmiges Bild und versteht es den Leser mitzunehmen. Elhin weiß um das schreckliche Geheimnis, das Verbrechen, welches er an Moira begehen musste, und auch um die Lüge, mit welcher er sie in die Elfenwelt gebracht hat. Diese Geschehnisse sind die treibenden Kräfte der Story des ersten Bandes.

Die Hauptcharaktere Moira und Elhin sind glaubhaft, ihre Handlungen sind nachvollziehbar, ebenso ihre jeweilige Motivation. Die Nebencharaktere hingegen bleiben zu zweidimensional, sie treten nur auf, wo dies für die Handlung erforderlich ist. Insbesondere die Figur des fünften Generals in der Geschichte, eines Widersachers von Moira und Elhin, vermag nicht so Recht zu überzeugen. Es werden Grundzüge seiner Motivation angedeutet, jedoch reicht dies nicht aus, um seine Handlungen für den Leser glaubwürdig und nachvollziehbar zu rechtfertigen. Dies fällt umso stärker ins Gewicht, da an einigen Stellen die Geschichte aus der Perspektive des Generals geschildert wird. Hier wird nicht das Optimum herausgeholt, den Charakter für den Leser plastisch darzustellen.

Schreibstil

Die Geschichte wird in personaler Erzählweise weitestgehend aus Sicht Moiras geschildert. Wenn die Erzählperspektive wechselt, gelingt dies, ohne den Leser in Verwirrung zu stürzen. So erhält der Leser beispielsweise auch Einblicke in die Gedanken und Gefühlswelt des Elfen Elhin. Der Roman ist flüssig lesbar, die Ausdrucksweise leicht verständlich, wirkt dabei jedoch nicht zu schlicht. Insbesondere gelingt es der Autorin eine glaubhafte, phantastische Welt zu zeichnen. Hierbei verfällt sie selten in Beschreibungen oder Erklärungen. Da für die Protagonisten in der Welt der Elfen alles neu ist können entsprechende notwendige Erklärungen in die Geschichte eingebaut werden, nur an wenigen Stellen ist dies für kritische Leser vorhersehbar.

Insgesamt liest sich der Roman sehr gefällig und man fiebert mit der Protagonistin und dem Elfen Elhin mit. Selbst bei der Schilderung einer erotischen Szene vermeidet die Autorin Stolperfallen und fügt dieses Ereignis nahtlos in den Text ein. Die entsprechende Szene wirkt ganz natürlich und liest sich geschmackvoll. Rechtschreibfehler oder die zuvor erwähnten Passagen, in denen der Leser Erklärungen vorhersehen kann, welche geeignet sind, den Erzähltraum des Lesers zu stören, sind selten. Wenn dies geschieht, stellt sich der Lesefluss schnell wieder ein.

Die Autorin

T.V. Ahrens ist Jahrgang 1985, Diplom-Online-Journalistin und Autorin. Sie ist verheiratet und hat ein Kind. Neben dem Roman Das Drachenkind – Feuertaufe, welcher den Beginn einer geplanten Trilogie darstellt, sind bereits zwei Kurzromane der School of Muses – Reihe von der Autorin veröffentlicht worden, inklusive einer Leseprobe aus dem bisher unveröffentlichten dritten Band. Ahrens schreibt auf ihrer Autorenseite über sich, dass sie schon immer eine zu ausgeprägte Fantasie besessen habe und seit 2015 das Leben einer Fantasyautorin erkunde. Die Autorin beschreibt sich zudem als hochsensitiv und erläutert den Begriff für den Laien als das ständige „Zu laut! Zu hell! Zu viel!“ in ihrem Kopf. In ihren Werken möchte sie dieses Persönlichkeitsmerkmal erkunden und einen Beitrag dazu leisten, dass Hochsensitive sich selbst erkennen und sich mit Normalfühligen besser verstehen können.

Erscheinungsbild

Das Cover zeigt die linke Gesichtshälfte einer Frau, auf welchem die Silhouette eines Drachen zu erkennen ist. Der Titel zeigt sich oben rechts, der Name der Autorin findet sich unten rechts, jeweils in weißer Schrift. Buchrücken und Rückseite des Romans zeigen ein Schuppenmuster. Das Cover ist unaufdringlich und ansprechend gestaltet. Der Klappentext macht neugierig und kann auf den Roman einstimmen. Selbst im Regal einer Buchhandlung könnte sich der Roman für einen zweiten Blick qualifizieren. Die Verarbeitung des Romans, das ausreichend dicke und hochwertige Papier sowie das klare Druckbild geben keinen Grund zu Beanstandung.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Books on Demand
  • Autorin: T.V. Ahrens
  • Erscheinungsdatum: November 2017 (2. Auflage)
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Taschenbuch
  • Seitenanzahl: 438
  • ISBN: 978-3744830805
  • Preis: 16,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonuscontent

Direkt zu Beginn des Romans findet sich eine Danksagung der Autorin. Noch vor dem Prolog findet sich zudem eine farbige Karte, auf welcher der Leser sich einen Überblick über einige Handlungsorte verschaffen kann.

Auf Amazon ist es zudem möglich, einen Blick ins Buch zu werfen oder gar in das Hörbuch hineinzuhören.

Fazit

Die Autorin erschafft mit ihrem Roman Das Drachenkind – Feuertaufe eine interessante Welt mit Potenzial. Der Konflikt zwischen Elfen und Drachen zieht sich durchgängig durch die Geschichte, leider wird von der Autorin hier nicht immer das Optimum erreicht. Der Leser wird mit Informationen gefüttert, so dass der Konflikt für ihn immer präsent und seine Neugierde durchgängig geweckt bleibt. Allerdings strebt dieser Teil der Story noch keinem Höhepunkt entgegen, sondern bereitet im Wesentlichen nur den Boden für zu erwartende Geschehnisse in den folgenden Bänden.

Der zweite Handlungsstrang ist die Liebesbeziehung zwischen der Protagonistin Moira und dem Elfen Elhin. Hier versteht es T.V. Ahrens eine spannende Geschichte mit ausreichend Konfliktpotential zu erzählen, welche den Leser durch den Roman trägt. Glaubwürdige Hauptcharaktere und eine direkt zu Beginn belastete Liebesbeziehung sind Garanten für eine abwechslungsreiche und unvorhersehbare Geschichte abseits gängiger Klischees, welche in erster Linie von Groschenromanen bedient werden. Selbst eine erotische Szene zwischen den beiden Hauptcharakteren fügt sich nahtlos in die Geschichte ein und ist ansprechend geschrieben, ohne einerseits zu verklemmt oder andererseits zu explizit bildlich beschrieben zu sein.

Abgerundet wird dies durch eine stimmige Welt mit interessanten Ideen, die sich glaubwürdig in den Kontext einfügen.

Die Schwächen des Romans liegen hingegen in den etwas zu flachen Nebencharakteren oder einem recht langsamen Einstieg in den zugrundeliegenden Konflikt. Die Leser, die auch Geschichten mögen, die sich etwas langsamer entwickeln, und Ausflüge in fantastische Welten mit interessanten Ansätzen zu schätzen wissen, werden dennoch auf ihre Kosten kommen. Auch wenn der Preis von 16,99 EUR für das Taschenbuch ein wenig hoch erscheint, ist der Roman lesenswert. Die Kindle-Version ist hingegen für 1,99 EUR erhältlich, ein sehr fairer Preis für einen unterhaltsamen Roman von diesem Umfang.

mit Tendenz nach oben

Artikelbild: Books on Demand, Depositphotos | fotokostic, Bearbeitet von Verena Bach
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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