Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Zum ersten Mal öffnete am vergangenen Wochenende die MEX Berlin (kurz für „Manga & Entertainment Expo Berlin“) ihre Türen. An drei Tagen gab es für die Besucher ein buntes Programm in den Messehallen zu entdecken, welches auch viel zum Mitmachen einlud.

So wirklich ein „erstes Mal“ war es für die Organisatoren allerdings bei weitem nicht. Die MEX Berlin entstand durch einen Zusammenschluss der Anime und Manga Convention (AniMaCo) sowie der Mega Manga Convention (MMC). Die beiden Berliner Conventions tagten zuvor im Wechsel in der Hauptstadt. Das eine Jahr die AniMaCo, das andere die MCC, beide

im Fontane-Haus Berlin. Zusammen konnten die Veranstalter so über ein Jahrzehnt Erfahrung in der Organisation für die erste MEX mitbringen, und wagten sich nun mit vereinter Kraft in die Messehallen als Veranstaltungsort.

Hohe Ambitionen

Verfolgte man im Vorfeld die Social-Media-Kanäle der Veranstaltung, bekam man als erstes einen positiven Eindruck. Es war viel geplant, es wurde sich gleich zu Beginn dieser Veranstaltungsreihe um interessante Gäste bemüht, und viel Hype aufgebaut. Diesem galt es nun, gerecht zu werden.

Drei Bühnen und viel Action

Ganze vier Plattformen für Präsentationen aller Art luden zum Verweilen ein. Neben der gut bestuhlten Main Stage im Saal wurden die Action Stage und die Community Stage in den Hallen aufgebaut. Zusätzlich fanden einige Panels, Vorträge und Signierstunden der geladenen Gäste an den dafür errichteten Ständen nahe der Artist Alley statt. So konnten eine Vielzahl von Akteuren ihr Können zeigen: Neben Showgruppen, die ihre aktuellen Stücke präsentierten, waren auch einige Tanz- und Gesangsgruppen zu bestaunen. Auf der Community Stage konnten unter anderem Youtuber aus der Szene ihre Kanäle vorstellen.

Leider wirkte die Platzierung der Action Stage etwas ungünstig. Aufgebaut war diese nämlich vor dem Übergang zum Saal, in der die Main Stage lag. Dadurch hatte man als Besucher Schwierigkeiten sich auf das Programm der Main Stage zu konzentrieren, wenn man weiter hinten im Saal saß, da die Akustik sich dank der offenen Durchgänge teilweise überschnitt.

Auch die Entscheidung, zwei Showgruppenauftritte auf der kleineren Bühne zu platzieren, ließ sich von außen nicht nachvollziehen. Dort war kaum Platz für die einstudierten Choreografien, wodurch diese trotz toller Darbietungen etwas gegenüber den Auftritten auf der Bühne in den Schatten gestellt wurden.

Einladungen zum Mitmachen…

… gab es auf der MEX Berlin viele. Von einer Schnitzeljagd über die Con bis hin zu kurzen Rollenspielrunden, initiiert vom Berliner Rollenspielverein Nexus e.V., war auch abseits der Bühnen viel zu entdecken. Aber auch das Workshop-Programm war reichhaltig angelegt. In vier Workshopräumen konnten die Besucher einiges lernen; von Cosplay-Themen wie gutes Posing und Narben schminken bis hin zu Japanisch lernen und Buchbinden war alles dabei. Das Angebot war wirklich vielfältig, was an dieser Stelle ein dickes Lob verdient hat.

Ein Highlight waren wie so oft die Wettbewerbe. Neben dem klassischen Cosplay-Wettbewerb, bei dem die Teilnehmer eine kleine Performance darbieten mussten, gab es auch einen „japanischen“ Wettbewerb, bei dem es um das Kostüm allein und dessen kunstvolle Fertigung ging. Aber auch der Tanzwettbewerb, das eine oder andere Quiz und ein Karaoke-Contest durften nicht fehlen. Auch hier überzeugte die Vielfalt der auf die verschiedenen Communities ausgerichteten Veranstaltungen, die auf der MEX zusammenkamen.

 

Technische Avancen

Damit Besucher sich in dem vielfältigen Programm zurechtfanden, veröffentlichte die MEX Berlin wenige Tage vor Veranstaltungsbeginn eine eigene App. Gut strukturiert fand man darin nicht nur das Programm, aufgeteilt in verschiedene Bereiche wie Bühnen, Workshops und Panels, sondern auch einen Lageplan und viele weitere Informationen rund um die Con. Die Bühnenmoderation verkündete, dass die Motivation dahinter nicht nur der Einfachheit, sondern auch dem Einsparen von Papier zugrunde lag – eine gute Sache. Leider gab es die App nur für Android-Nutzer; für Besucher mit anderen Betriebssystemen lagen doch noch (abgespeckte) Programmhefte aus.

Wer das Programm auf den Bühnen verpasst hat, kann sich die Auftritte und Wettbewerbe auf dem Youtube-Kanal der Convention anschauen; Helfer filmten viele Programmpunkte fleißig mit.

Einzig die Bühnentechnik schien ab und zu nicht ganz mitspielen zu wollen. Sowohl auf der Action Stage als auch auf der Main Stage waren Mikrofonausfälle und versetzte Wiedergabe des Gesagten deutlich spürbar.

Einzug in die Messehallen

Das Messegelände am Funkturm bietet neben vielen anderen Möglichkeiten vor allem eines: Platz. Nicht nur für die Veranstaltung selbst, sondern auch Platz für eventuelle zukünftige Expansion. Das ist erst einmal gut, und auch der japanische Garten im Außenbereich war eine willkommene Nutzungsfläche vieler Besucher. Nichtsdestotrotz gibt es auch einige Schattenseiten dieser Location.

Zuerst einmal war der Locationwechsel deutlich in den Ticketpreisen sichtbar, da die Miete der Hallen natürlich auf die Tickets umgeschlagen werden musste. Knapp 60 EUR für eine Dauerkarte im Vorverkauf ist noch vertretbar – 20 EUR pro Tag bei einem Besuch an drei Tagen. Spontane Besucher mussten jedoch mit 39 EUR am Samstag (29 EUR am Freitag sowie 34 EUR am Sonntag respektive) tiefer in die Tasche greifen. Zudem kamen unverhältnismäßig hohe Garderobenpreise (5 EUR pro Tasche) dazu. Diese wurden von der Location diktiert, weshalb die MEX hier keinen Einfluss hatte – vielen Besuchern stieß dieser Umstand trotzdem auf.

Zusätzlich hat man sich in den Hallen etwas verloren gefühlt. Das Layout war intuitiv nicht ganz ersichtlich, die sterilen Wände wenig einladend. Besonders das nur durch Pappwände abgetrennte Maid-Café in der Halle wirkte deplatziert. Der ausladende Platz im Händlerbereich hingegen war sehr angenehm – auch wenn diese Art von Platzverteilung auch der Artist Alley zugutegekommen wäre. Hier konnte man sich leider kaum nebeneinander zwischen den Ständen bewegen, obwohl diese sich gegenüberliegend aufgebaut waren.

 

Erwartungen erfüllt?

So ganz den Effekt der „Kinderschuhe“ überspringen kann man wohl trotz vielschichtiger Vorerfahrung nie. An einigen Punkten heißt es für das nächste Mal anpacken, zum Beispiel was die Bühnentechnik angeht.

Mit der Location sind wir einfach nicht ganz warm geworden, und dieser Eindruck wurde im Gespräch miteinander und mit anderen Gästen auch bestätigt. Der ein oder andere Stammberliner ließ verlauten, dass der nun verfügbare Platz zwar großartig sei, aber der Charme der „Mutterveranstaltungen“ etwas verloren ging.

Worüber sich aber absolut nicht meckern lässt, ist das interaktive und vor allem vielfältige Programm – man hat sich stets gut unterhalten gefühlt, und das ist ja die Hauptsache.

Fotografien: © Teilzeithelden – Sarah Liebigt

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein