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Splendor ist bereits ein gutes Spiel für zwei Personen. Nun erscheint mit Splendor Duel eine Zweipersonenvariante, bei der sich nur wenige Regeln geändert haben. Braucht man sowas? Wir sagen: ja. Dieses Spiel ist besser als das Original, denn es hat ein paar geniale Kniffe.

Bei Splendor spielen wir Juweliergilden, die Edelsteine sammeln, Minen kaufen und edle Schmuckstücke herstellen, um Adelige anzulocken, und sich gegenseitig in ihrem Prestige überhäufen. Das Spiel hat unzählige Preise gewonnen, unter anderem war es zum Spiel des Jahres 2014 nominiert. Nun haben sich der Autor Marc André und der für Kingdomino oder 7 Wonders Duel bekannte Bruno Cathala zusammengesetzt und eine kleinere Variante herausgebracht, die für genau zwei Personen ausgelegt ist. Im Vergleich zu der Lizenzvariante Splendor Marvel ist dabei ein Spiel herausgekommen, das etwas taktischer ist als das Original und bei dem das direkte Duell im Vordergrund steht. Genau wie bei 7 Wonders Duel gibt es nun drei verschiedene Siegbedingungen. Nur wer darauf achtet, ob der*die Mitspieler*in kurz vorm Sieg steht, kann das Spiel zu eigenen Gunsten ausgehen lassen. Dazu ist mit der Perle eine neue Edelsteinart ins Spiel gekommen.

Wir zeigen euch, warum das Spiel mit den Perlen eine echte Perle ist.

Spielablauf

Wir stellen Schmuckstücke für die feine Gesellschaft her. Dazu müssen wir Juwelen sammeln und passende Aufträge erfüllen. Jeder erfüllte Auftrag bringt uns einen Vorteil. In der Regel ist dies ein Bonus für zusätzliche Karten. Kostet uns eine Karte beispielsweise zwei blaue und zwei weiße Edelsteine, so müssten wir nur zwei blaue Edelsteine bezahlen, wenn wir bereits zwei weiße Karten vor uns liegen haben. Dadurch entwickelt sich während des Spiels eine Engine, bei der wir uns entscheiden müssen, entweder eine Karte zu nehmen, die wir umsonst bauen können, oder eine, die uns einem der drei Spielziele näherbringt.

Welcher Edelstein darf es sein?

Gewonnen hat der*die Spieler*in, der*die es zuerst schafft, entweder zwanzig Punkte, zehn Punkte in einer Farbe oder zehn Kronen zu sammeln. Die Kronen sind zusätzliche Symbole, die auf manchen Karten zu finden sind. Durch die unterschiedlichen Siegbedingungen muss man höllisch aufpassen, was der*die Gegner*in tut. Eine rote Karte mit vier Punkten könnte beispielsweise für eine*n Spieler*in, der*die viele rote Karten sammelt, ein schneller Weg zum Ziel sein. Doch es gibt Möglichkeiten, dem Mitspielenden ein Schnippchen zu schlagen.

In unserem Zug haben wir drei verschiedene Optionen. Entweder nehmen wir aus einer Auslage bis zu drei Edelsteine, kaufen eine der Karten oder reservieren eine Karte, die wir später erfüllen wollen. Letztere Option ist eine gute Möglichkeit, dem*der Mitspielenden eine wichtige Karte vor der Nase wegzuschnappen oder die eigene Marschrichtung zu bestimmen. Erfüllen können wir sowohl reservierte Karten als auch solche, die in der gemeinsamen Auslage liegen, wenn uns der*die Mitspieler*in nicht zuvorkommt. Zusätzlich bekommt man für das Reservieren auch noch ein Gold, das als Joker fungiert, um die Edelsteine zu ersetzen, an die man momentan nicht herankommt.

Ein paar Änderungen zum Original

Wer das Originalspiel kennt, wird hier vieles wiederentdecken. Die offensichtlichste Änderung ist, dass man sich die Edelsteine, die man sich pro Runde nimmt, nicht mehr frei aussuchen kann, sondern nur verbundene Juwelen aus der Auslage nehmen kann. Diese Änderung sorgt aber weniger für einen Mangel als die Tatsache, dass es von jeder Sorte nur noch vier Exemplare gibt und von den Perlen sogar nur zwei. Perlen sind eine neue Sorte, von der es keinerlei Karten gibt. Es ist also nicht möglich, sich eine Perlen-Engine aufzubauen. Perlen befinden sich meistens auf besonders wertvollen Karten, die für den Spielsieg entscheidend sind.

Einige Karten sind mit Bonuseffekten ausgestattet, die es im alten Splendor nicht gab. Dies kann beispielsweise sein, dass man sich einfach einen Edelstein nehmen darf, wenn man die Karte kauft oder sogar den*die Mitspieler*in bestehlen darf. Letzteres kommt aber äußerst selten vor. Die wertvollste Bonusaktion ist die Möglichkeit, direkt einen weiteren Zug durchzuführen. Nach einigen Partien haben das die Spielenden erkannt, und es beginnt ein Rennen um genau solche Karten. Dieselben Bonuseffekte findet man aber auch bei den Adeligen. Adelige kann man nur noch durch Kronen anlocken. Für drei oder sechs Kronen kommt eine*r der Adeligen in das Geschäft. Diese Adeligen sind dazu noch zusätzliche Siegpunkte wert.

Die vier Adeligen, die es zu werben gilt.
Die vier Adeligen, die es zu werben gilt.

Die Privilegien sind ein zusätzlicher Mechanismus, der immer dann zum Tragen kommt, wenn der*die Gegner*in einen besonders starken Zug gemacht hat. Zum Beispiel beide Perlen auf einmal aufgenommen hat oder aber vor dem eigenen Zug das Spielbrett mit Edelsteinen aufgefüllt hat. Die Privilegien bergen die Option, einen der wertvollen Steine zusätzlich zu nehmen.

Insgesamt sind die Änderungen sehr feiner Natur. Die wichtigsten Verbesserungen hierbei sind zum einen die drei Siegbedingungen, zum anderen die Perlen. Hat man beim Original noch recht friedlich nebeneinanderher spielen können, muss man hier aufpassen, dass das Spiel nicht plötzlich schneller vorbei ist als geplant. Die indirekte Interaktion sorgt für einen stetigen Spannungsbogen. Wer keine Perle bekommt, muss häufig eine Reservierungsaktion durchführen, um diese durch ein Gold zu ersetzen. Das Spiel ist wahrlich ein Duell.

Die verfügbaren Juwelenkarten.
Die verfügbaren Juwelenkarten.

Wir schon das ursprüngliche Splendor ist Splendor Duel schnell erklärt und sehr belohnend. Beide Spielenden werden im Verlauf einer Partie immer effizienter und können sich über Boni freuen. Dazu wird es immer eine Siegbedingung geben, der man näher ist als der*die Mitspieler*in. Die taktische Entscheidung, ob man lieber günstige Karten kaufen oder auf teurere sparen will, macht weiterhin den Hauptreiz des Spiels aus.

Ausstattung

Das Spiel kommt in einer kleinen Box daher, die gut gefüllt ist. Die Edelsteine findet man auf bedruckten Pokerchips, die wertig, aber kleiner als beim Original sind. Der Rest ist auf kleine Karten gedruckt. Die Illustrationen sind optisch reizvoll, wiederholen sich aber oft. Die Symbole für die Kartenfähigkeiten sind dagegen nicht gut gewählt. In den ersten Partien muss man immer wieder nachschauen, was einzelne Ikonografien bedeuten. Da es aber nur fünf verschiedene Fähigkeiten gibt, sollte man diese nach einer Handvoll Partien verinnerlicht haben.

Alles passt wunderbar ins Inlay.
Alles passt wunderbar ins Inlay.

Die Box ist handlich genug, dass man sie schnell mitnehmen kann. Das Spielmaterial ist im Inlay gut angeordnet. Dies erleichtert den Spielaufbau und führt dazu, dass man es in einer längeren Mittagspause oder zwischendurch auspacken kann.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Space Cowboys
  • Autor*innen: Marc André, Bruno Cathala
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Deutsch
  • Spieldauer: 30-45 Minuten
  • Spieler*innen-Anzahl: 2
  • Alter: 10+
  • Preis: circa 25 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Ich fand das Original Splendor gut, aber auch nicht mehr. Ein schöner einfacher Engine Builder, den alle spielen konnen. In der Regel habe ich dieses Spiel auch zu zweit gespielt. Die Ankündigung von Splendor Duel hat mich somit kaltgelassen. Auf Grund von Mundpropaganda auf der Spiel 2022 habe ich es mir dennoch angeschaut, und ich habe es nicht bereut. Für mich ist Splendor Duel das bessere Splendor. Die Interaktion ist auf den Punkt. Jede der drei Siegbedingungen ist realistisch möglich und erfordert höchste Aufmerksamkeit bei beiden Spielenden.

Nach einigen Partien erkennt man, wie perfekt die einzelnen Spielkarten aufeinander abgestimmt sind. Am meisten hat mich fasziniert, wie die Perlen ein Treiber für den Spielsieg sind und auf welchen Karten sie zu finden sind. Auch wenn es nur wenig Spielmaterial gibt, fühlt sich jede Partie etwas anders an. Denkt man nach der ersten Partie noch, dass die Spielstrategie viel zu klar ist, merkt man schon bald, dass ein komplett anderer Weg auch möglich ist. Während Splendor sehr schnell ausgespielt war, habe ich bisher nicht das Gefühl, dass dies hier so schnell der Fall sein wird. Wer einen einfachen Engine Builder für zwei Personen sucht, der sich sehr interaktiv und belohnend anfühlt, sollte sich Splendor Duel zumindest einmal anschauen.

  • Schnell erklärt und aufgebaut
  • Die drei Siegbedingungen sorgen für spannende Situationen
  • Viel indirekte Interaktion
 

  • Wer etwas komplett Neues erwartet, wird enttäuscht
  • Die Ikonographie auf den Karten ist nicht eindeutig

Artikelbilder: © Space Cowboys
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Rick Davids
Fotografien: Kai Frederic Engelmann 
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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