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Die Elfenstaaten in Shadowrun, Tir Tairngire und Tir Na Nog, begeistern viele Spieler durch ihren Mystizismus, aber auch die dreckigen Machenschaften der Herrscher. Das Quellenbuch The Lands of Promise wendet sich Tir Tairngire zu und gibt ein Update zum gleichnamigen Quellenbuch der 2nd Edition

Erscheinungsbild

Auch wenn das Buch mit 24 Seiten ziemlich kurz ist, kommt das Erscheinungsbild wirklich hübsch daher. Vollcolorierte Seiten mit witzigen Gimmicks präsentieren sich dem Leser und so macht die Spielhilfe Spaß dabei, vom lesefreudigen Hirn aufgesogen zu werden. Leider aber ist die Coverillustration, die wohl einen Teil von Portland oder Cara’Sir zeigt, die mehr oder minder einzige Zeichnung.

LandOfPromise_Cover

Das eben genannte witzige Gimmick ist Grimmy, das kleine Grimoire. Es erinnert mich an die Hilfeassistenten aus früheren Microsoft Word Versionen, die immer Hinweise und Anregungen gaben.

Das Quellenbuch, wenn man es so nennen kann, ist an sich ein Reiseführer durch Tir Tairngire, beschränkt sich aber auf Marketingparolen, die zwar nett zu lesen sind, aber keine echten Informationen liefern. Viel wichtiger ist hier der Shadowtalk, also die Äußerungen einiger mehr oder weniger bekannten Persönlichkeiten aus den Schatten zu dem Gesagten. Diese nehmen gefühlte 80% der Spielhilfe ein.

Ein Index und ein Inhaltsverzeichnis fehlen. Das Dokument, das uns als pdf vorliegt, teilt sich auf in eine Kurzgeschichte, benannte Halbfakten über das Land und einen Teil mit spielmechanischen Informationen, die einen Zauberspruch beinhalten.


Die harten Fakten:

  • Verlag: Catalyst Game Labs
  • Erscheinungsjahr: 2012
  • Sprache: Englisch
  • Seiten: 24
  • Format: pdf
  • Preis: 5,95 USD
  • Bezugsquelle: DriveThruRPG.com (Klick)

Inhalt

Tir Tairngire hat sich verändert. Es regiert nicht mehr der High Prince in seiner alten Funktion. Lugh Surehand, Ehran der Schreiber und Aithne Oakenforest sind nicht mehr an der Macht. 2064 kam es zu einem großen Umsturz, seitdem wird der Prinzenrat demokratisch gewählt und Larry Zincan, ein gealteter Ork, trägt den Titel des High Prince. Die Großdrachin Hestaby ist in den Hintergrund getreten und wird, seit den Querelen mit Lowfyr, zusehends politisch attackiert. Tir hat sich auch nach außen geöffnet, Metamenschen, die keine Elfen sind, gelten neuerdings als willkommen und werden nicht mehr bei Sicht erschossen. Die Grenzen werden zwar nach wie vor patrouilliert, aber die elitären Kämpferkasten, wie auch die Paladine, sind nicht mehr dominant. Tir ist das Land der Wunder, das alle dazu einlädt, die Myriaden der Magie zu erleben und eins zu sein mit den uralten Wäldern.

Liest sich zu gut, um wahr zu sein, nicht?

Und in der Tat brodelt es hinter der neuen Fassade der Weltoffenheit gewaltig. Die zehn Prinzen des Prinzenrates bilden die Se’ranshae Elenva, die Kammer der Sterne, die offizielle Repräsentanz des Staates. Unter ihnen sind Elfen, Orks, Zwerge, ja, sogar ein Sasquatch und gar ein normaler Mensch. Und jeder hat eine eigene politische Agenda, ist beschäftigt mit seinen Aufgabenbereichen und auch damit, die anderen des Rates auszustechen. 2075 werden Neuwahlen sein und es ist zu bezweifeln, dass Larry Zincan wieder an die Macht kommt.

Zudem ist da noch die Rinelle ke’Tesrae, eine rassistische, terroristische und kriminelle Vereinigung von Elfen, die den Staat in Atem hält. Vergessen darf man natürlich die alten Elitetruppen nicht, wie die Ghosts und die Great Hunt. Ach ja, und unter der glitzernden Fassade der Städte sieht es nicht immer gut aus, wie man an einer hohen Anzahl von Gangs sieht, die Ancients allen voran, aber auch extreme Gruppen wie die Sons of Gimli und die Souldrinker.

Die Peace Force, das ist die Polizeivereinigung, ist also bis über alle Kapazitäten beschäftigt, den Staat seines Erbes zu bereinigen. Aber welchem Prinzen gehorcht sie? Und dann gibt es noch diverse magische Verbindungen…

So aufregend und interessant sich alles lesen lässt, man darf eines nicht vergessen – es ist Shadowtalk und damit irgendwo in der Mitte zwischen Spielfakt und Gerücht. Der geneigte Leser muss also entscheiden, was davon in seiner Version von Tir welche Rolle einnimmt. Echte belastbare SL-Informationen findet man nur am Ende, wenn die NSC-Profile vorgestellt werden, wie auch die magische Vereinigung Moonlight Thorns. Solang Catalyst Game Labs kein weiteres Quellenbuch herausbringt, wird es so bleiben müssen. An sich finde ich das gar nicht schlecht, denn fast jede SL erschafft ohnehin ihre eigene Interpretation der Spielwelt. Solange nicht Regeln so schwammig formuliert werden, ist es für mich in Ordnung.

Die Vorgeschichte übrigens bringt einen Straßencop mit einem Vertreter des Prinzenrates in Kontakt und ist recht spannend zu lesen. Mit vier Seiten, also einem Sechstel des Dokumentes, ist sie auch ungewohnt lang.

Preis-/Leistungsverhältnis

Der Preis von knapp unter 6 USD ist wahrlich nicht hoch. Aber was bekommt man dafür hauptsächlich? Trivia und Gerüchte. Belastbares gibt es erst im minimalen Charakterteil. Hier ist es stark davon abhängig, wie man leitet oder spielt. Für meinen Leitstil, mit viel eigener Interpretation der Spielwelt, ist der Preis nicht zu hoch und mehr als fair, denn die vielen Ideen, die ich durch den Shadowtalk und die wenigen Plothooks am Ende bekommen habe, sind zahlreich und regen zu vielen Geschichten im Elfenstaat an. Für Spieler/Spielleiter, die mehr by the book spielen und echte feste Informationen wollen, ist das pdf mehr ein „unter ferner liefen“.

Bonus/Downloadcontent

Eine Vorschau weniger Seiten kann bei DTRPG eingesehen werden: Klick.

Fazit

Interessant – das trifft es am besten, wenn ich mich bemühe, die Inhalte des Quellenbuches mit einem Wort zu umschreiben. Vor allem die jetzige Situation in Tir hat mich interessiert, es fehlt jedoch eine zumindest kurze Zusammenfassung der Vorgänge, die zur Umstrukturierung geführt haben. Ideen für Runs im Elfenland habe ich nun genug und auch meine Neugier ist befriedigt. Wer also ein Update ohne echtes belastbares Hintergrundwissen kriegen möchte, ist hier wunderbar bedient.

Daumen4Maennlich

Artikelbild: Catalyst Game Labs 

 

 

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