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Zum 11. Mal lud die DoKomi nach Düsseldorf. Die nach eigner Aussage größte deutsche Messe für Anime und Japan öffnete an Pfingsten ihre Tore für circa 55.000 Besucher nach ersten Schätzungen – neuer Rekord. Wir waren vor Ort und lassen die DoKomi für euch Revue passieren.

Das Motto der diesjährigen DoKomi war „Retro“. Davon hat man aber nur etwas gemerkt, wenn man darauf geachtet hat. Es fand sich in einigen der Wettbewerbe wieder, sowie in der grafischen Gestaltung, allerdings nicht so präsent, wie man das von einem Motto erwartet hätte. Was direkt in die Ohren sprang: An Musik hörte man neben Anime-Soundtracks vor allem 90er-Hits. Die Macarena-Runde am Samstag im Hof bleibt sicher in Erinnerung.

CosplayerInnen, wenn ihr euch in den Galerien entdeckt und euer (Künstler)Name nicht dran steht, schickt uns eine kurze Mail an kontakt@teilzeithelden.de. Wir pflegen das dann schnellstmöglich nach!

Volles Programm für Anime- und Japan-Fans

Auch dieses Jahr waren auf der DoKomi wieder mehrere Bühnen aktiv. Die größte, genannt „Black Stage“, stand in ihrer eigenen Messehalle. An dieser Stelle ein Lob an die Bühnenbauer: Den üblichen akustischen Problemen in einer Messehalle haben sie durch den Aufbau der Messe hervorragend entgegengewirkt. Auch, wenn die Bühne nur circa ein Viertel der Halle einnahm, gab es keine übermäßigen Probleme mit Hall oder Schwingungen. Dies kam dem Bühnenprogramm sehr zugute.

Als zweite Bühne fungierte die „White Stage“ genannte Bühne im Congress Centrum Ost. Eine dritte, wesentlich kleinere Bühne gab es noch in der Gaming-Halle. Diese wurde im Programmheft „Live Stage“ genannt, auf dem Hallenplan lediglich „Bühne“. Hier fanden weitgehend Talks und Gaming-Turniere statt.

Shows

Auch dieses Jahr gab es auf der DoKomi wieder ein gut durchmischtes Showprogramm. Japanische Ehrengäste und deutsche Showgruppen teilten sich die drei Bühnen.

Geboten wurden deutsche und japanische Bands und Musiker wie MesaMoa, fhána, Shiroku, Desi, Sayuri und Haru Kiss. Besonders gefallen hat mir das Konzert „Anime goes Classic“ von Yoko Matsumoto und Atsuko Ota.

Dazu gesellten sich weitere Programmpunkte wie das Theaterstück „Shattered“ der All Stars, ein Programm von Shinji Schneider oder eine J-Fashion-Modenschau.

Auf der Live Stage in der Gaming-Halle fanden verschiedene Panels und Gaming-Turniere statt.

Wettbewerbe

Für Cosplayer hält die DoKomi gleich zwei wichtige Wettbewerbe bereit: Die deutsche Vorausscheidung für die Europäische Cosplay-Meisterschaft (Eurocosplay) auf der MCM Expo in London, sowie einen von sechs Vorausscheidung für die Deutsche Cosplay-Meisterschaft (DCM) auf der Frankfurter Buchmesse. Daneben wurde ein weiterer Wettbewerb speziell für League Of Legends-Cosplayer am Sonntag auf der Live Stage in der Gaming-Halle abgehalten.

Nicht nur die Cosplayer durften gegeneinander antreten, auch im Rahmen des Gaming-Festivals wurden einige Turniere angeboten. So durften sich die Gamer unter anderem in League Of Legends, Overwatch, Tekken, Just Dance und Smash Brothers messen. Unschön: Das Tekken-Turnier wurde vor Ort von Samstag auf Sonntag verlegt.

Daneben bot die DoKomi auch kreative Wettbewerbe. Beim AMV-Wettbewerb ging es um die Herstellung von Anime-Musik-Videos zu 90er-Jahre-Hits, passend zum Retro-Thema. Charakterdesigner durften sich zum Thema „Vorbilder für Kinder“ messen. Neben dem üblichen Zeichenwettbewerb gab es dieses Jahr auch einen Wettbewerb für vierseitige Kurz-Manga, genannt Doujinshi.

Auch musikalische Wettbewerbe wurden geboten. Es gab einen Dance-Off-Contest, bei dem Teilnehmer eigene teilweise sehr gute Choreografien zu selbstgewählter Musik präsentierten. Die Jury bildeten dabei die Ehrengäste der japanischen Tanzgruppe MesaMoa. Und natürlich gab es den unvermeidlichen Karaoke-Wettbewerb.

Zeichner, Cosplayer, Mode, Kunstprojekte … und Streamer

Halle 13 gehörte der Community. In der langgestreckten Halle war die Artists Alley untergebracht. An den 600 Fan-Ständen präsentierten sich hier neben zahlreichen Grafikern auch einige Mode- und Kunstprojekte.

Die Halle selbst war angenehm gestaltet: Breite Gänge mit Teppich und Einzeltische mit Molton-Bespannung strahlten Professionalität aus. Neben den Zeichnern luden auch mit Anime-Motiven gestaltete Fahrzeuge zum Betrachten ein. Insgesamt war die Halle angenehm ruhig. Einziges Manko: Die Nummerierung der Tische und Tischreihen zu finden bereitete mitunter etwas Mühe, was die Navigation erschwerte.

Das Publikum der Artist Alley schien dieses Jahr deutlich „professioneller“. Ähnlich wie auf anderen Messen kamen viele Besucher mit im Vorfeld erstellten Checklisten, was sie anschauen oder erwerben wollten, und brachten auch die passenden Transport-Behältnisse mit. Dass die meisten Aussteller im Programm der DoKomi angekündigt und im Hallenplan alphabetisch gelistet waren, erleichterte diese Entwicklung sicherlich.

Bei der Gestaltung der Artist Alley dürfen sich andere Conventions und Messen gerne das eine oder andere abgucken.

Neu dieses Jahr waren die Cosplay-Tische, an denen 28 Cosplayer die Möglichkeit hatten, sich für maximal zwei Stunden dem Publikum vorzustellen, ein Meet & Greet abzuhalten oder Merchandise zu verkaufen. Dafür musste man lediglich ein DoKomi-Ticket besitzen und sich für einen noch freien Zeitslot anmelden.

In fünf Workshop-Räumen wurde in 34 Workshops theoretisches und praktisches Wissen vermittelt. Zusätzlich dazu gab es am Samstag noch Tanz-Workshops im Ballsaal, teilweise spezifisch für den Ball, teilweise als offenes Tanztraining.

Halle 14 bot einen Twitch-Meet-&-Greet-Bereich und Streaming-Tische, an denen bekannte Twitch-Streamer live ihr Programm gestalteten.

Food Corner, Maids Café und Hosts Club

Der Innenhof zwischen den Hallen wurde zur Food Corner. Dutzende Stände boten für beinahe jeden Geschmack das richtige Essen an. Unterlegt wurde dies, passend zum Motto „Retro“, am Samstag von Fans mit 90er-Jahre-Musik aus der mitgebrachten Musikanlage.

Auf keinen Fall fehlen durften zwei traditionelle Attraktionen der DoKomi: das Maid-Cafe und der Host-Club. Das Maid-Café war dieses Mal im oberen Restaurant der Black-Stage-Halle untergebracht, der Host-Club im oberen Restaurant der Händler-Halle. Leider war das Maids Café am Sonntag schon recht früh ausverkauft, die entsprechende Durchsage kam schon kurz nach 10.

Cosplayball und J-Rave

Wie üblich sorgten zwei Events für die Unterhaltung am Samstagabend. Zum einen der jährliche Cosplay-Ball im Ballsaal der Stadthalle. Dieser stand, entgegen dem Motto der DoKomi selbst, unter dem Motto „Science Fiction“. Für Besucher des Balls wurde eine Parkmöglichkeit in der Nähe der Stadthalle organisiert, was einige nutzten, um vor dem Ball in ein anderes Cosplay zu wechseln.

Zum anderen gab es wieder den J-Rave mit hochkarätiger Besetzung: Zwei Resident DJs des japanischen Clubs MORGA (D-YAMA und Taku Inoue), der Musikproduzent Yasutaka Nakata mit Sängerin, Live-Gesang von Sängerin Momo Mashio sowie die hiesigen DJs BrainShit und DjKnuX. Die japanischen Ehrengäste traten dabei am Anfang des Abends auf, so dass unter 16-jährige Besucher die Chance hatten, D-YAMA und das Duo Nakata/Mashio zu erleben. Unter 18-jährige Besucher kamen auch noch in den Genuss von Taku Inoue.

Pen&Paper-Bereich

Die Ankündigung, es werde dieses Jahr auch einen Pen&Paper-Bereich auf der DoKomi geben, hatte bereits im Vorfeld der Veranstaltung unsere Aufmerksamkeit erregt. Dieser Bereich ist allerdings recht klein und kontrolliert ausgefallen. Es gab vier Abenteuer zu bestehen, welche allesamt Bezug zur DoKomi hatten. Durch die Abenteuer führten vom Veranstalter gestellte Spielleiter.

Die vier Abenteuer wendeten sich vornehmlich an Pen&Paper-Einsteiger, um ihnen dieses Hobby näherzubringen. Sie waren kurz gehalten und fanden so in den Terminplanern der Spieler gut ihren Platz zwischen den anderen Angeboten der DoKomi.

Dieser Bereich richtete sich bewusst nicht an Pen&Paper-Veteranen und war für diese weitgehend uninteressant. Allerdings erfüllte er seinen Zweck: Viele Spieler waren begeistert und haben überlegt, sowas mal öfter zu machen.

Crowdfunding-Tickets

Eine Besonderheit der DoKomi sind die Crowdfunding-Tickets. Jeder Besucher darf im Ticket-Vorverkauf innerhalb bestimmter Grenzen frei bestimmen, wie viel er für den Besuch der DoKomi bezahlen möchte. Neben einem Grundpreis, der immer zu bezahlen ist, darf durch Zusatzzahlungen bestimmt werden, für welche Bereiche das Geld verwendet werden soll. So ist beispielsweise der großzügige und reichhaltige Food-Bereich im Innenhof ein direktes Ergebnis der Crowdfunding-Tickets.

Es war sogar möglich, den Regler für die Zusatzzahlung ins Negative zu setzen, um das eigene Ticket zu vergünstigen. Dies war ein Angebot an sozial schwächere Besucher und gekoppelt an die Bitte, dieses nicht auszunutzen, da jeder Euro für die Durchführung der Veranstaltung wichtig ist.

Das Prinzip scheint aufgegangen zu sein. Platz zwei der Crowdfunding-Wünsche nach dem Essen war die Zeichnerallee, und zum Ergebnis habe ich oben schon etwas geschrieben. Auf Platz drei und vier nahezu gleichauf lagen Ambiente und Gaming, was den Ausbau des Gaming-Bereiches erklärt.

Schlangen, Gedränge und Lenkung der Besucherströme

Das Management der Besucherströme durch die DoKomi war dieses Jahr leider etwas durchwachsen.

Während Fan-Halle, Gaming-Halle und Black-Stage-Halle großzügig ausgelegt waren, waren die Gänge in der Händler-Halle zu eng. Die Halle war einfach zu vollgepackt mit ihren Verkaufsständen und den davor stehenden Kunden.

Leider wurde die Händler-Halle strategisch am Eingang positioniert, so dass sie jeder Besucher passieren musste, um Zugang zur Black Stage und zum Innenhof und damit den anderen Hallen zu bekommen. Offiziell hatte auch die Black Stage keinen Zugang zum Innenhof, an den Türen prangten große „Kein Durchgang“-Schilder. Offen waren die Türen trotzdem. Wer sich an die Schilder hielt, musste jedes Mal auf dem Weg von oder zur Black Stage wieder durch das Gedränge in der Händlerhalle.

Auch der Einlass war etwas verwirrend geregelt. Es gab dieses Jahr fast durchgehend bis Sonntagnachmittag Schlangen in der aufgebauten Wartereihe vorm Eingang. Dies lag nicht zwingend an den Taschenkontrollen, die bereits vor den Eingangsschlangen stattfanden.

Es lag zum einen daran, dass auch der Nordpark wieder ein beliebter Treffpunkt war. Hier kam es den Besuchern zugute, dass mit einem Checkout-System gearbeitet wurde: Tickets wurden beim Verlassen der Halle erneut gescannt und damit für einen erneuten Einlass freigegeben. Das System ist für Besucher und Veranstalter deutlich praktischer als Bändchen zu verteilen.

Allerdings haben auch nicht wenige Leute das Gelände aus Versehen verlassen. Der Weg zum Congress Center Ost und damit zur White Stage war nicht leicht zu finden, so dass viele Besucher den offensichtlichen Ausgang statt des Überganges nutzten. Draußen angekommen, wurde ihnen erklärt, dass sie vom Vorplatz aus nicht ins Congress Center kommen, sondern nur von innen. Und da einige Ordner scheinbar nicht wussten, dass man über den Ausgang auch wieder hinein gelangen konnte, schickten diese die Leute wieder hinten an die Kassenschlangen … Frust war da vorprogrammiert, da die Leute so zu spät zu den jeweiligen Events auf der White Stage kamen.

Generell lief das Briefing der Ordner nicht optimal. Beispielsweise stand auf den Shuttles „P1, P2 und alle Eingänge“, und auch die Ordner schickten Besucher, die zum Parkplatz wollten, zur Bushaltestelle vor Eingang Ost. Diese wurde von den Shuttles jedoch überhaupt nicht angefahren. Ein extra dort positionierter Ordner hatte die Aufgabe, VIP-Eingänge und Bushaltestelle freizuhalten, und schickte die Leute wieder zurück, da er nicht wusste, wo die Shuttles halten – nur, dass er bislang keines gesehen hat. Wir konnten ihm und den Gästen dann weiterhelfen, indem wir ihm mitteilten, dass die Shuttlebusse (wie im Plan der DoKomi auch bekanntgegeben) am Messe-Center hielten und umdrehten.

Ebenfalls bekanntgegeben wurde die Buslinie, die direkt vor Eingang Ost hält … ohne zu erwähnen, dass diese nur samstags, nicht aber sonntags verkehrt. Samstags war diese Buslinie allerdings auch gut als Shuttle zu P5 einsetzbar, vorausgesetzt, man hatte ein gültiges VRR-Ticket.

Die Schlangen beim Eingang © DoKoMi
Die Schlangen beim Eingang © DoKoMi

Zwei weitere Schlangen möchte ich noch hervorheben: Zum einen standen die Besucher bei den Verpflegungsständen im Innenhof teilweise länger an, was an sich normal ist. Allerdings standen die verschiedenen Stände zu eng für die Schlangen. Hier würde die DoKomi gut daran tun, im nächsten Jahr mehr Platz für die Stände einzuplanen.

Weniger in der Verantwortung der DoKomi und mehr in der Verantwortung der Messe Düsseldorf waren die Schlangen vor fast allen Damentoiletten. Dies ist allerdings ein verbreitetes Phänomen bei Messeplätzen, welches der DoKomi nicht angelastet werden kann.

Doko ni ikimasu ka, DoKomi?

Die DoKomi hat sich von einer Fan-Convention zur „größten deutschen Anime- und Japan-Expo“ gemausert. Dabei mussten im Laufe der Zeit viele Anpassungen vorgenommen werden. Eine der größten ist wohl die Aufnahme des Gaming-Bereiches. Während es Highlights wie die Retro-Arkade schon länger gab, was durch die enge Verknüpfung von Retro Games und japanischen Spielkonsolen durchaus Sinn ergab. Doch der Gaming-Bereich fühlt sich an wie ein Fremdkörper, dessen einzige Verbindung zur DoKomi die mit den Spielen verbundenen Cosplays sind. Andererseits sind die Hersteller von Computerspielen auch immer dankbare Sponsoren von solchen Events.

Die DoKomi muss aber aufpassen, hier nicht den gleichen Weg zu beschreiten wie andere Veranstaltungen, die dem Gaming einen immer größeren Teil der Veranstaltung haben zukommen lassen. Die Veranstaltungen wurden zu schnell zu groß, zulasten der Kernbereiche und Fan-Ecken, die von zahlenden Sponsoren immer weiter verdrängt wurden. Letztendlich wundern sich diese Veranstaltungen dann über Besucher-Rückgänge und fehlenden Fan-Support, bis sie sich nicht mehr als eigenständige Veranstaltung behaupten können.

Durch die wesentlich höhere Fan-Nähe mit ihrer vorbildlichen Artist Alley und ihren Crowdfunding-Tickets bleibt der DoKomi dieser Weg hoffentlich erspart.

Wohin gehst du, DoKomi? Die Zukunft wird es zeigen, die nächste DoKomi ist am 23. und 24. Mai 2020, diesmal nicht an Pfingsten, im frisch umgebauten CCD Süd.

Photographien: Michael Fuchs, Karsten Zingsheim

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