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Ob zum Tauschen, Sammeln oder Verteilen: Coscards sind für Cosplayer*innen eine gute Möglichkeit, anderen Conbesucher*innen etwas von sich mitzugeben, um sie später in den sozialen Medien wiederzufinden. Aber wie sieht eigentlich die perfekte Karte aus, die nicht gleich im Müll landet?

Wer kennt es nicht: Man wird auf einer Convention gefragt, unter welchem Namen man auf Instagram oder Twitter zu finden ist, und es ist weit und breit keine Internetverbindung in Sicht. Gut, wenn man in diesem Fall eine Coscard bei sich hat, die man der interessierten Person zustecken kann: eine schicke Visitenkarte, die wie eine Sammelkarte anmutet und auf welcher alle wichtigen Daten zum Wiederfinden abgedruckt sind.

Damit eine Coscard seine*n Träger*in mit Wiedererkennungswert repräsentiert und vielleicht sogar über die Social-Media-Suche hinweg behalten wird, ist es nicht nur wichtig, eine gut lesbare Karte zu designen, sondern auch ein wenig Kreativität mit einfließen zu lassen. Wie so eine Coscard aussehen sollte und wie man über die Grundlagen hinweg daraus etwas Einzigartiges macht, wird das folgende Tutorial präsentieren.

Das Werkzeug – Was braucht man, um eine Coscard zu produzieren?

Da eine Coscard mehr oder weniger wie eine Visitenkarte zu verstehen ist, braucht man dafür spezielle Programme und Services. Am besten nimmt man dafür die, mit der üblicherweise auch Visitenkarten erstellt werden. Hierzu gibt es zwei Möglichkeiten, unabhängig davon, wo man seine fertigen Werke drucken lassen möchte: selber machen oder ein Programm des Druckservices nutzen.

Möchte man vollständige Freiheit darüber haben, wie die Visitenkarte am Ende aussehen soll, so benötigt man ein Grafik-Designprogramm wie Adobe Photoshop oder eine kostenlose Alternative.

Die Basics – Weniger ist mehr

Wenn die Visitenkarte mit einem Designprogramm selbstgebastelt werden soll, muss man zunächst einen Untergrund auswählen, auf dem gearbeitet wird. Darüber hinaus sind, unabhängig von Extras wie abgerundeten Ecken oder einem vergoldeten Rand, die Abmessungen zu beachten, die am Ende die Größe der Visitenkarte ausmacht. Standard ist hierbei 85 mm x 54 mm (oder auch 1042 x 676 px – Pixelmaß); diese Größe umfasst ein typisches Visitenkarten-Rechteck. Je nach Wunsch kann man seine Coscard als quadratische Karte oder in anderen Formen drucken lassen, jedoch sollten in diesem Fall stehts die Produktabmessungen und Angaben auf der Seite des Druckservices beachtet werden. Wichtig ist auch, darauf zu achten, dass der Farbmodus nicht auf RGB, sondern auf CMYK steht. Dies ist der Print-Farbmodus, der für die allermeisten gedruckten Dinge (darunter auch Visitenkarten) verwendet wird und verhindert, dass die Farben möglicherweise abweichen.

Abmessungen und Farbraum für den Druck müssen korrekt angelegt werden.

Was muss auf der Karte stehen?

An dieser Stelle lohnt es sich immer zu fragen: Welche Angaben werden benötigt, um auf all jene Seiten zu kommen, auf denen ich als Cosplayer*in präsent bin? Die Coscard dient dazu, die wichtigsten Informationen zu genau dieser Frage auf einen Blick zu liefern. Ein Zitat kann ganz nett aussehen, wäre aber vielleicht schon zu viel. Bei einer Coscard, wie auch bei einer Visitenkarte, sollte immer nach dem Prinzip „weniger ist mehr“ vorgegangen werden. Kurze und knackige, aber dafür auf den Punkt gebrachte Informationen werden eher von der betrachtenden Person aufgenommen als ein überladendes Design, von dem die Hälfte nichts aussagt oder nicht zielführend ist.
Folgendes sind die Basis-Informationen, die auf der Coscard enthalten sein sollten:

  1. Name des*der Cosplayer*in
    Echter Name oder das Synonym

  2. Ggf. ein Logo – Falls eines vorhanden ist
    In jedem Fall lohnt es, sich ein eigenes Logo für den Wiedererkennungswert selbst zu designen und dementsprechend auch auf der Coscard zu platzieren.

  3. Social-Media-Angaben (z. B. Instagram-Name, Twitter, etc.)

  4. Ggf. Kontaktmöglichkeiten zu eigenen Angeboten (eigene Website, Etsy-Shop, geschäftliche E-Mail-Adresse

  5. Ein Cosplay-Bild

Bei mehr könnte es sein, dass die Wirkung eines Bildes schwindet.

Schrift, Farben und Bild – Denken wie ein Grafikdesigner

Über die Zeit in der Cosplayszene hinweg sind mir als Autorin bereits eine ganze Reihe von Coscards in die Hände gefallen. Dabei fällt einem irgendwann auf, welche Art von Karten man gerne behält und welche man recht schnell wieder entsorgt, nachdem man die Person in den sozialen Medien gefunden hat. Das Hauptproblem ist dabei nicht die Qualität einer Karte, also ob sie nun hochwertig produziert wurde oder nicht, sondern, wie im Punkt zuvor bereits angerissen, die Überladung einer Karte mit Informationen und Bildern oder eine schlechte Lesbarkeit.

Als Cosplayer*in möchte man natürlich bei Coscards zeigen, wer man ist und was man schon alles gecosplayt hat – jedoch endet dieser Wunsch recht häufig damit, dass auf einer Coscard nicht nur ein Bild platziert wird, sondern gleich mehrere. Bei drei bis sechs Bildern sieht die Karte automatisch voll aus. Zudem wirken diese Bilder kaum, wenn man nur die kleine Fläche der Karte zur Verfügung hat. Man kann sie dann in den meisten Fällen nicht mehr richtig erkennen, was den Effekt der Eigenrepräsentation dämmt.

Ein weiteres, oft erspähtes Problem besteht in der Schriftart. Besonders hübsch erscheinen Vielen verschnörkelte Schriftarten, welche aussehen, als hätte man gerade ein handgeschriebenes Dokument der Gründerväter Amerikas vor sich liegen. Der Haken ist hierbei jedoch, dass man diese Schrift in verkleinerter Form kaum lesen kann. Was auf dem Computerbildschirm in Groß vielleicht interessant und schön wirkt, kann auf der Coscard am Ende absolut unleserlich sein.

Auch die Farben von Hintergrund und Schrift müssen stets im Kontrast zueinander stehen. Wenn man einen dunklen Hintergrund hat, dann sollte die Farbe der Schrift niemals dunkel sein, weil man sie sonst gar nicht oder nur sehr schwer lesen kann. Es empfiehlt sich, eine Farbskala neben sich liegen zu haben und komplementäre, also gegensätzliche Farben zu nutzen. Um vollständig sicher zu sein, wie die Coscard am Ende wirkt, sollte man immer einen Testdruck des Designs auf Realgröße am heimischen Drucker vornehmen. So kann man selbst noch einmal die Lesbarkeit und die Wirkung nachprüfen, bevor man am Ende 150 oder mehr Karten fehldruckt.

Hier ein paar Tipps im Überblick, um die größten Design-Fehltritte zu vermeiden:

  1. Ein großes Bild hat meistens mehr Wirkung als es vier oder mehr kleine haben.
    Daher wählt man am besten ein Cosplay aus, welches abgebildet werden soll. Alternativ kann man lieber mehrere Kartenmotive erstellen, wenn man verschiedene Bilder nutzen möchte.

  2. Informationen und Bild sollten gut sichtbar voneinander getrennt sein.
    Viele trennen Bild und Schrift direkt voneinander, indem man eine Seite für das Cosplaybild nutzt und die andere für die Informationen. Dies muss je nach kreativer Idee nicht immer so sein. Ein Gegenbeispiel, welches auch sehr schön wirken kann, wäre ein Detailbild des Cosplays und über dem Bild eingebettet die Informationen. In jedem Fall sollte vorher die Lesbarkeit geprüft werden.

  3. Gut lesbare Schrift auswählen!

Schnörkelschrift ist nahezu immer die falsche Wahl bei allem, was keine Hochzeitseinladung ist. Am sichersten ist eine schlichte Schrift, die auch in kleiner Form noch lesbar ist. Gut nachprüfen lässt sich dies, indem man verschiedene Schriftarten in einem Schreibprogramm testet und in verschiedenen Größen ausdruckt.

  1. Komplementäre/Gegensätzliche Farben nutzen.
    Der Hintergrund sollte niemals dieselbe oder eine zu ähnliche Farbe wie die Farbe der Schrift haben.

  2. Informationen idealerweise zentral positionieren.
    Was ist das Wichtigste an einer Coscard? Die Informationen über den Cosplayer oder die Cosplayerin! Und diese Informationen sollten auf den ersten Blick zu sehen sein. Am besten lässt sich dies garantieren, wenn man die Informationen mittig, zentral auf der Visitenkarte platziert und nicht in winziger Schrift unten links in der Ecke.

  3. Keine Scheu vor Inspirationen und Experimenten!
    Die Tipps sind nur Design-Theorie und keine Regel, denn bekanntlich gibt es bei Kreativität keine Grenzen. Daher lohnt es sich auch, einen Blick auf andere Coscards oder Visitenkarten zu werfen, sich dort Inspirationen zu holen und verschiedene Designmöglichkeiten zu kombinieren. Wichtig ist, nicht ein Design mit eigenem Bild nachzuahmen, sondern eine eigene, individuelle Coscard zu kreieren, an der man lange Freude hat.

Beispiele

Normalerweise hätte ich an dieser Stelle aus meinem Sammelsurium von Coscards ein paar Beispiele herausgesucht. Aber da ich keine Coscard als besonders misslungen herausstellen möchte, habe ich stattdessen drei Designs meiner eigenen Coscards herausgesucht. Anhand dieser kann ich einige der vorherigen Tipps veranschaulichen.

Die Farben wirken eher trist und lieblos.

Diese Coscard war meine allererste und wurde in Adobe Illustrator designt. Damals bin auch ich auf die Versuchung reingefallen, mehr als ein Bild auf der Karte platzieren zu wollen, was zwar durch die Abgrenzung mit schmalen schwarzen Balken und dem gleichen Cosplay auf allen drei Bildern nicht allzu unübersichtlich scheint, ich aber so nicht noch einmal umsetzen würde. Auch die Farben, die damals genutzt wurden, wirken eher trist und lieblos. Ich habe die Karte nur kurz im Einsatz gehabt, weil sie mir schnell langweilig wurde, allem voran wegen des Designs.

Die Seite mit den Informationen ist immer noch sehr überladen.

Diese Coscard wurde erst in Adobe Illustrator und danach in Photoshop designt und kam nie zum Einsatz, zeigt jedoch ein gutes Beispiel für den Einsatz von gegensätzlichen Farben (Rot und Weiß), wobei ich Rot bewusst als Farbe vom Cosplay genommen hatte. Auch wollte ich hierbei nonkonformer mit dem Cosplaybild umgehen und habe mein Sabrina-Cosplay hierfür ausgeschnitten und wie einen „Teaser“ ins Design eingebunden. Die Seite mit den Informationen jedoch ist sehr überladen durch die geschnörkelten Trennlinien.

Die Rückseite fungiert wie ein kleiner, kostenloser Print.

Die letzte Coscard ist jene, welche aktuell von mir benutzt wird. Sie verwendet die komplementären Farben Coral und Mint, die sich auch im Logo widerspiegeln. Es gibt nur noch sehr abgespeckte Informationen: Name der Cosplayerin, Instagram und Twitter, welche alle auf der Vorderseite zentral zu sehen sind. Auf der Rückseite wurde klassisch nur ein Bild verwendet, welches dafür die ganze Karte füllt und wie ein kleiner, kostenloser Print fungiert.

Mit Einzigartigkeit zum Sammlerstück

Es muss nicht immer eine Karte sein, die als Coscard fungiert. Viele kreative Köpfe aus der Cosplayszene haben sich ganz neue Möglichkeiten einfallen lassen, um im Gedächtnis derer zu bleiben, denen sie auf einer Con begegnen und denen sie etwas mitgeben wollen. Von kleinen, selbstgemalten Bildern oder Memes über Buttons bis hin zu gegossenen antiken Münzen aus Worbla Pearly Art oder kleineren Cosplay-Props mit dem Cosplay-Namen auf der Rückseite ist alles möglich. Bestimmte Charaktere bieten oft gute Möglichkeiten, solche kreativen Coscards mit dem „Play“-Aspekt des Hobbys zu verbinden und damit Momente zu schaffen, die ganz sicher nicht vergessen werden. Wie auch bei den Designs der Coscards sind die Möglichkeiten endlos. Wenn man sich also in der Corona-Cosplay-Zwangspause mal wieder fragt, was man als Cosplayer*in neben dem Cosplay an sich noch machen kann, wieso dann nicht einmal solche kleinen Gimmicks für die nächste Con vorbereiten?

 

Artikelbilder: © Lisa Murach
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Alexa Kasparek
Fotografien: Lisa Murach

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