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Auf einigen Veranstaltungen dürfen Cosplayer ihre Waffenimitationen Marke Eigenbau nicht mitführen, da sie den aktuellen Richtlinien nicht entsprechen. Oft darf man keine Vollholz-Bauten mitbringen, Metallteile sind bei einigen Events ganz verboten. Mit Dartblastern lassen sich hier sinnvolle Alternativen finden. Diesmal hat sich Marc dem Impuls-Gewehr aus Aliens angenommen.

Eine der wohl ikonischsten Science-Fiction Waffen überhaupt ist das Impuls-Gewehr (englisch Pulse Rifle) aus dem Film Aliens – Die Rückkehr von James Cameron. Die M41 lässt sich mit ein paar Nerf-Anbauteilen und einer Retaliator gut nachbauen. Wenn jemand dann sagt, dass der Blaster nicht authentisch aussieht, kann man einfach entgegnen, dass es sich hier um das neue Modell handelt – M41C oder M41D.

Die Vorlage aus dem Film

Das Original besteht aus einer Tommy Gun, dem Lüftungsschlitzgitter einer Franchi SPAS-12 und selbst gestalteten Anbauteilen. Im Film wurden permanent Blaufilter benutzt. Dadurch sieht das M41 Pulse Rifle olivfarben aus. In der Realität waren die Anbauteile nicht oliv, sondern mattbraun. Man kann sich also entscheiden, was man lieber mag. Daher sind auch beide Farbversionen unter Kennern als filmgetreu eingestuft. Zusätzlich kommen zwei Anbauteile an die Gewehrteile und eine Magazinverlängerung. Es wurde eine Art Tragegriff mit spezieller, taktischer, Schiene über den Hauptteil des Gewehres angebracht und um den Magazinschacht herum ebenfalls ein kleines Gehäuse gesetzt. Dort ist auch der Abzug des Granatwerfers untergebracht und auf der linken Seite der Munitionszähler. Der Ladehebel ist ebenfalls links vorzufinden. Beides ist für Rechtshänder sehr unpraktisch und hat wahrscheinlich cineastische Gründe. Man würde zum Beispiel den Zähler als Zuschauer nicht runterzählen sehen, wäre er auf der anderen Seite. Am Magazin ist auch eine Verlängerung befestigt, die nur der Ästhetik dient und keine Funktion besitzt.

 

Die Einzelteile für den Eigenbau im Überblick

Von Nerf-Seite aus benötigt man drei Teile: Die Nerf Recon oder Retaliator (die Retaliator ist die Elite Version der veralteten N-Strike Recon im baugleichen Gehäuse), die Laufverlängerung der Nerf Longshot und einen passenden Schaft. Der Raider-Schaft sieht ähnlich aus und wurde oft von Leuten für diesen Umbau verwendet, doch ist auch der Retaliator-Schaft gut dafür geeignet. Dafür lässt er sich nicht ausziehen wie der andere, sieht aber dem Original deutlich ähnlicher. Auf Blasted.de, der deutschsprachigen Dartblaster-Gemeinschaft, findet man diese Nerf-Einzelteile noch genauso wie auf Ebay, Ebay Kleinanzeigen und ähnlichen Portalen. Man muss sich also nicht die vollständigen Blaster kaufen, bei denen sie dabei waren.

Das Werkzeug

Zum Einsatz kommen ein Dremel mit Trennscheiben und Schleifkopf, diverse Cutter, Schraubenzieher, Schneidematte A3, Sekundenkleber, Heißkleber, Spachtelmasse, Schleifpapier in Stärken 80-400, Silikonentferner, Einweg-Handschuhe und Lack. Die Pepakura-Datei der Pulse Rifle-Gehäuse-Schablonen gehört ausgedruckt auch zum Werkzeug. Eventuell benötigt man noch eine Metallsäge, damit lassen sich Nerf-Gehäuse einfach zersägen. Als Gehäusebaumaterial werden in diesem Fall Hartschaumplatten aus dem Baumarkt in 3mm Stärke verwendet. ABS-Platten oder ähnliches gehen natürlich ebenfalls.

Der Umbau

Das leichteste ist es, zunächst einmal alle drei Teile zusammen zu setzen. Verwendet man den Retaliator-Schaft, muss man nur durch Aufschrauben den orangefarbenen Steg entfernen und der Schaft ist fertig. Benutzt man den Raider-Schaft, so muss man den Steg absägen.

Filmgetreu ist aufwendig – hier wurde die einfache Variante gebaut.

Am Longshot-Lauf sägt man den ganzen oberen Teil, der den eigentlichen Lauf hält, bis kurz vor dem Verbindungsring ab. Dieser muss in Takt bleiben. Auch den Griff entfernt man durch Aufschrauben. Das abgesägte Teil der Laufverkleidung hebt man jedoch auf – es kommt noch zum Einsatz. Der Granatwerfer lässt sich auch ohne den Abzug noch betätigen, indem man den Pumpgriff nach hinten zieht und ihn schnell wieder loslässt. Das ist die einfachste Variante. Es ist auch möglich den Abzug mit dem der Retaliator zusammen zu führen, doch das ist ein erheblicher Aufwand. Es lässt sich als weitere Möglichkeit ein Abzug bauen, der genau im Gehäuse um das Magazin sitzt. Das ist dann filmgetreu und auch aufwändig. Hier wurde die einfache Version gebaut.

Nun macht man sich an die vier zusätzlichen Teile. Der Grill für den Lauf ist das leichteste. Er besteht aus einer Grundplatte, in die das Gittermuster geschnitten wird. Anschließend erfolgt für die Rundung noch etwas Schleifarbeit.  Zum Ende werden oben und unten extra Leisten angebracht, siehe Bilder.

Weiter geht es mit dem etwas schwereren Magazinschacht. Macht einfach aus Pappe eine Schablone, und probiert mit den Maßen rum bis sie passen. Die Pepakura-Ausdrucke sind zu kurz. Sie in der Mitte durchzuschneiden, etwas zu strecken und dann so auf Pappe zu übertragen, funktioniert sehr gut. Alles am besten mit Sekundenkleber verbinden, die Kanten abschleifen und vorzugsweise vor der Montage lackieren. Dann das Gehäuse mit Sekundenkleber, Heißkleber oder sogar Schrauben (wer es möchte) über dem Magazinschacht der Retaliator anbringen.

Das obere Gehäuse ist das aller schwierigste! Um etwa 20 Arbeitsstunden und viele Nerven zu sparen, wurde die taktische Schiene auf dem Tragegriff weggelassen (ja, die Vertiefung ist die futuristische Version einer Taktikschiene). Selbst wenn man alle Teile gleich lang geschnitten hat, kann es dennoch sein, dass das zusammengebaute Teil schief ist. Dies passierte mir nicht nur einmal…Geduld! Ein Modellbauer und Nerfmodder aus der Szene dokumentierte bei seiner Variante des Tragegriffs, dass er mehrere Versuche und über 40 Stunden nur für diesen Teil benötigte. Dabei sieht das so unspektakulär aus. Stimmt – bis man es selber bauen möchte. Die Worte “In diesem Blaster steckt keine Liebe, nur Trotz und Hass” sollen in diesem Zusammenhang gefallen sein, was eher an Sprüche aus dem Warhammer 40K-Universum erinnert. Hat man auch das geschafft, ist der Tragegriff lackierbereit.

Vorbereiten für die Lackierung

Am einfachsten ist natürlich, den Blaster ohne weitere Vorbereitungen mit Lack anzusprühen. Doch dann platzt die Farbe gerne ab, und man deckt auch nicht alle Stellen gleich gut ab. Darum sollte der Blaster zuerst auseinandergenommen und alle Teile einzeln lackiert werden. Es empfiehlt sich, Einweg-Handschuhe oder auch andere Handschuhe zu tragen, um nicht das Fingerfett auf die Blaster-Oberfläche zu übertragen. Auch gibt es die Möglichkeit, den Blaster mühevoll abzuschleifen, doch das ist nicht nur zeitintensiv, sondern einfach nicht nötig, außer man will die Logos entfernen.

Alle Oberflächen müssen fettfrei sein. Bei Autolack braucht man keine Grundierung.

Alle Oberflächen müssen fettfrei sein. Dazu kann man sie entweder mit Spülmittel abreiben oder darin baden (nur das Gehäuse des Blasters, nicht den gesamten Blaster), oder auch mit Silikonentferner aus dem Baumarkt abwischen. Als Lack eignet sich als erstes eine Grundierung zum besseren Halt des eigentlichen Lacks. Autolack hat bereits eine Haftgrundierung inbegriffen und hat somit eine bessere Haftung als andere Lacke. Darum benötigt man bei Autolack an sich keine Grundierung. Nutzt man andere Lacke, empfiehlt sich eine Kunststoffgrundierung. Generell sollte man in mehreren dünnen Schichten auftragen. Die ersten beiden Schichten decken dabei den Blaster noch nicht vollständig ab, keine Panik. Das kommt mit weiteren Schichten. Mehr als fünf Schichten sollten es jedoch nicht sein. Bereits ab drei Schichten lassen sich bewegliche Teile, wie ein Schlitten oder Pumpgriff, nicht mehr so leicht führen. An diesen Stellen ist weniger besser. Zusätzlich sollten diese Stellen gefettet werden, um besseres Gleiten zu ermöglichen. Dies verringert auch den Lackabrieb.

Anschließend kann man Metallakzente setzen, indem man einen breitborstigen Pinsel mit Metallfarbe benutzt. Den Pinsel streicht man nun so lange an einem Tuch oder ähnlichem ab, bis sich keine Farbe mehr abstreifen lässt. Jetzt ist der Pinsel „trocken“, und man kann über einige Stellen gehen. Am besten quer darüber fahren, so als wolle man Schmutz von der Kante bürsten. Das ist die Trockenbürsttechnik (Drybrush). Für Einsteiger und Fortgeschrittene gut geeignet. Andere Akzente lassen sich mit Farben aus dem Tabletop-Bereich gut umsetzen. Die Firma Vallejo bietet hier gute und preislich attraktive Varianten.

Die Lackierung

Man sollte sich darüber im Klaren sein, was man will. Wenn der Blaster realistisch aussehen soll, dann recherchiert man am besten im Vorfeld nach einer Vorlage. Hierbei kann man auf LARPs komische Ergebnisse sehen, da die meisten Blaster nicht realistisch aussehen, sondern wie große Modelle aus einem bekannten dystopischen Science-Fiction-Setting, die wie Metall wirken sollen, doch nur umso mehr nach Plastik aussehen. Oft ist der übermäßige Einsatz von Akzentuierungen, Trockenbürsten und ähnlichen Techniken dafür verantwortlich. Eine echte Waffe ist in den allermeisten Fällen einfach nur schwarz und die Brünierung geht auch so schnell nicht ab.

Das ist jedoch scheinbar vielen Larpern, widersprüchlicherweise, nicht realistisch genug. Natürlich gibt es mittlerweile auch Waffen, die in beispielsweise Khaki (Tarn) und Schwarz gehalten sind. Auch diese Lackierung ist somit realistisch. Im Fall der Pulse Rifle ist ein einfaches schwarz und oliv oder braun völlig ausreichend. Dankenswerter Weise kann man die Anbauteile vor dem Zusammensetzen lackieren, so dass man nur die restliche Nerf schwarz sprühen kann, ohne etwas abkleben zu müssen.

Für das Pulse Rifle empfiehlt sich mattes Schwarz und ein Grün in der Farbgegend RAL 6003. Für diesen Umbau werden Sprühlacke von Dupli Color verwendet. Der gesamte Blaster wird zunächst schwarz lackiert. Auch die Teile, die später grün werden sollen.

Feinarbeiten

Nach dem alles lackiert ist, kommen noch übrige Schrauben, die vom Zurechtsägen der Longshot-Verlängerung übrig sind, in die zusätzlichen Abdeckungen an der Gehäuseseite. Zwei in das trapezförmige Teil und eine in die Rückabdeckung, je Seite. Es sind in Summe sechs Schrauben, so viele bleiben nicht beim Bau übrig, man sollte entweder andere verwenden oder hat noch weitere Nerf-Schrauben zur Hand. Nun installiert man den Tragegurt. Hinten lässt er sich mit etwas Arbeit am Schaft einrasten und auch nach oben ausrichten. Vorne dreht man eine Ösenschraube durch den Laufgrill. Dabei sollte ein Finger im Lauf stecken, um sicher zu gehen, dass man merkt, wenn man zu tief gedreht hat. Es ist leichter, wenn man mit einem 3mm-Bohrer schon das Loch vorgebohrt hat.

Bevor die anderen Teile montiert werden, sollte man sich nun über das Nachladen Gedanken machen, denn das wird schwierig ohne Hebel. Im Film ist der Ladehebel auf der rechten Seite, was sehr linkshänderfreundlich ist, aber für Rechtshänder wenig sinnvoll. Wo auch immer der Ladehebel hinkommt, die Retaliator muss dafür geöffnet werden. Man muss den Schlitten abschrauben und von innen eine Schraube an der höchstmöglichen Stelle der senkrechten Seite des Schlittens durchbohren. Von außen lässt sich nun ein Longshot-Hebel, Tri-Strike-Hebel oder ähnliches anbringen. Hat man das alles nicht, so schneidet man einfach von der Retaliator die Kappe der schwarzen Abdeckung hinten ab. Den Teil, der rund ist. Diesen kann man mit Heißkleber auffüllen und nun auf die Schraube drehen. Sollte es mit der Höhe des Hebels immer noch nicht passen beim Nachladen, so dremelt man sich mit Trennscheiben etwas am unteren Ende weg und es geht.

Anschließend klebt oder schraubt man noch den Magazinschacht und den Tragegriff auf den Blaster. Ein kleiner Streifen schwarzer Hartschaumplatte wird zentral am unteren Ende des Magazinschachtes angebracht, davor am besten mehrfach leicht einschneiden in 2-3mm Abstand. So erhält man die Halteclips des Magazins. Also muss der falsche Halteclip auch auf beide Seiten.

Ein BuzzBee-Acht-Schuss-Magazin passt gut in den Blaster. Dort bringt man mit Heißkleber das Gehäuse an, das sich unter dem Magazin befindet. Wer es bis hierher geschafft hat, ist fertig.

 

Fazit

Natürlich kann man sich aus Styrodur oder Bauschaum und Karton auch ein Pulse Rifle herstellen, doch die Nerf-Version ist nicht nur funktionell und nebenbei LARP-tauglich, sondern auch von Gewicht und Detailgrad her sehr gut als Requisit zu einem entsprechenden Kostüm geeignet. Sie lässt sich leichter umbauen als viele andere Nerfs, dennoch ist es knifflig, und es gibt verschiedene Versionen der Nerf Pulse Rifle, nicht nur auf Retaliator-Basis.

Alle kommen sehr nah an das Original heran und machen etwas her.

Artikelbilder: Genannte Produzenten, blasted.de
Fotografien: Marc Baecker
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

2 Kommentare

  1. Mitlerweile gilt auf den meisten Conventions: wenn es zu schwer/hart ist ODER schussfähig – bekommst es nicht rein. Nachdem die gemerkt haben das man NERFs modden kann und die dann echt übel sein können. Von daher rate ich mitlerweile von NERFs ab und baue aus Schaumstoff wenns fürs Cosplay sein soll.

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