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Schiffe und Crews verschwinden spurlos im All, ohne dass es jemanden kümmert. Da stimmt doch was nicht! Sind wir die nächsten? Nemesis – verschwiegene Geschichten 1, die kooperative Kampagne zum gleichnamigen Weltraumabenteuer, erzählt uns die Historie des Schiffs und seiner Crew und lüftet Geheimnisse, die besser unentdeckt geblieben wären.

In was sind wir hier nur reingeraten? Mit unvollständigem Gedächtnis erwachen wir aus der Kryostase nach dem letzten Sprung, wissen kaum, was vor sich geht. Bevor wir etwas dagegen tun können, schließt sich die Luftschleuse, die unser Schiff vom Rest der Basis trennt und wir sind eingeschlossen, auf unserem eigenen Schiff. Unter Quarantäne wurden wir gesetzt, doch warum? Was zum Teufel geht hier vor? Wir schalten die Nachrichten ein, doch was wir dort erfahren, lässt uns das Blut in den Adern gefrieren. Wir und unser Schiff gelten als verschwunden. So, wie die vielen anderen Schiffe in letzter Zeit. Kaum haben wir diesen Umstand realisiert, hören wir bereits die Schritte des Marine-Squads. Da möchte jemand wirklich dafür sorgen, dass wir verschollen bleiben.

Wir müssen hier weg und zwar schnell! Triebwerke checken, Ausrüstung zusammensuchen und dann rein in die Kryo, bereit zum nächsten Sprung. Und das, bevor die Truppen unser Schiff stürmen. Also los, Jungs und Mädels! Machen wir, dass wir hier weg kommen.

Triggerwarnungen

Keine

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Die kooperative Comic-Kampagne sowie ein zweiter Teil mit neuen Szenarien für das bisherige Spiel.

Verschwiegene Geschichten 1 ist die kooperative Comic-Kampagne des beliebten Weltraumabenteuerspiels Nemesis. Sie führt uns hinein in eine Welt voller Verschwörungen, Geheimnissen und natürlich gefährlichen Aliens. Sie gibt dem Ursprungsspiel Substanz, in dem sie uns die Geschichte der Nemesis und dessen Crew erzählt und Geheimnisse offenbart, die lieber geheim geblieben wäre.

Werden wir es schaffen, der Verschwörung zu entkommen? Ist es überhaupt eine Verschwörung? Kommen wir womöglich hinter das Geheimnis, was so streng bewacht wird, dass Menschen dafür getötet werden, um es geheim zu halten? Was werden wir erfahren? Und das Wichtigste: Passiert das alles wirklich?

Spielablauf

Nemesis – Verschwiegene Geschichten 1 wird mit den kooperativen Regeln des Grundspiels gespielt.

Abgesehen von ein paar Änderungen sowohl im Aufbau als auch in den Mechaniken, welche uns für die jeweilige Mission vorgegeben werden, ist alles gleich.

Zentraler Punkt der Kampagne ist der Comic, der uns in insgesamt vier Missionen plus Epilog durch die Geschehnisse leitet und Ereignisse aufzeigt. Dies ist eine schöne Idee und verbildlicht all die Dinge, die sonst in unseren Köpfen stattfinden. Allerdings wird dies ab drei spielenden Personen knifflig, da die Grafiken und Schriftzüge im Comic zu klein sind, als dass alle am Tisch zeitgleich die Geschichte verfolgen können. Der Comic muss demnach herumgereicht werden, damit alle auch in den Genuss der Zeichnungen kommen. Hier wäre die Ausführung beispielsweise mit einer Art Spielbuch, separaten Ereigniskarten oder größeren Bildern passender gewesen.

Der Comic ist hochwertig, die Grafiken detailliert und ansehnlich.

Gestartet wird mit einem Prolog, in welchem wir ohne die Bedrohung durch Aliens unser Schiff zum Aufbruch klar machen. Es gibt verschiedene, kleinere Herausforderungen, doch ohne die Beachtung des Lärms und der andauernden Gefahr durch feindliche Monster ist dies im Vergleich zu anderen Spielrunden nahezu ein Klacks. Bereits in dieser ersten Mission treffen wir am Ende Entscheidungen, die Folgen für das weitere Geschehen haben und bekommen einen Einblick, dass in dieser Welt nicht alles mit rechten Dingen zugehen kann.

So geht’s quasi immer weiter im Geschehen. Jede neue Mission hat einen eigenen Aufbau und entsprechende Siegbedingungen. Spannende Wendungen und Ereignisse halten uns auf Trab und führen uns immer tiefer in die Geschichte der Nemesis, dessen Crew und was rund um uns herum passiert.

Der Aufbau und die entsprechenden Missionsziele werden jeweils genau dargestellt.

Schön sind die Brücken, die bereits in der ersten Mission zum Hauptspiel gebaut werden und alles zu einer richtigen Geschichte zusammenbringen. Wir wollen nicht zu viel verraten, aber auch die Erweiterungen Hirngespenster und Karnomorphs werden thematisiert oder zumindest angeteasert.

Ein winzig kleines, im Hinterkopf störendes Detail, wenn man die Schwierigkeit der Spiele gewohnt ist und dessen Herausforderung liebt, ist die Tatsache, dass wir nicht wirklich scheitern können. Ab der zweiten Mission bringen uns alle Eventualitäten trotzdem entsprechend weiter. Natürlich hat unser Handeln immer Konsequenzen und wir erleben dadurch möglicherweise nicht alle beziehungsweise andere Facetten und Handlungsstränge der Kampagne, allerdings können wir noch so verzweifelt versuchen, uns umzubringen, am Ende sind wir wieder da.… oder nicht? Und wie kann das überhaupt sein? Und ist es von Dauer? Seid gespannt, es lohnt sich.

Der grundsätzliche Aufbau sowie die Materialien gleichen dem des Grundspiels.

Ausstattung und Comic

Für das Spielen diese Kampagne wird das Spielmaterial des Grundspiels verwendet. Es kommen lediglich ein paar neue Marker hinzu, die gewohnt hochwertig sind.

Die neuen Materialien sind wie gewohnt hochwertig und ergänzen das Material des Grundspiels.

Hervorzuheben ist das zentrale Element der Kampagne – der Comic. Dieser ist ein DIN B 5 großes Heft, in welchem alle Regeln zum jeweiligen Aufbau sowie die Siegbedingungen enthalten sind und die Geschichte in stilvollen Bildern dargestellt wird. Die Artworks sind, wie beim Grundspiel und den Erweiterungen auch, sehr detailreich und bringen die düstere und bedrohliche Atmosphäre des Spiels perfekt rüber. Die einzelnen Sequenzen geben mehr Einblick in die Geschehnisse an Bord des Raumschiffs und helfen unserer Fantasie, gewisse Dinge zu verbildlichen.

Leider lässt sich der Comic nicht gut auf dem Spielbrett platzieren, sodass nicht alle Personen zeitgleich die Bilder und Schriftzüge sehen/lesen können. Auch sorgt der glänzende Print dafür, dass bei guter Beleuchtung Spieglungen entstehen, die das Ausmachen von Details auf den Bildern erschweren. Hier nörgeln wir allerdings auf hohem Niveau, denn ansonsten ist hieran nichts auszusetzen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Awaken Realms, Asmodee
  • Autor*in(en): Adam Kwapiński
  • Erscheinungsjahr: 2019 (Englische Version), 2023 (Deutsche Version)
  • Sprache: Deutsch
  • Spieldauer: 60+
  • Spieler*innenanzahl: 2 3 4 5
  • Alter: 14+
  • Preis: 22,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, idealo

 

Bonus/Downloadcontent

Für alle, die das Geld für diese Erweiterung nicht aufbringen können oder möchten, gibt es an dieser Stelle einen Tipp: Auf der Seite von Asmodee Deutschland kann der erste Teil der Kampagne, Verschwiegene Geschichten 1, kostenlos heruntergeladen werden. Sogar die notwendigen Marker werden zum Druck zur Verfügung gestellt. Wer sich demnach nicht daran stört, keine „echten“ Spielmaterialien zu haben, kann die Kampagne in dieser Form ausprobieren.

Fazit

Alles in allem ist die Möglichkeit, Nemesis in Form einer kooperativen Kampagne spielen zu können, sehr gelungen. Wir erfahren viel zur Vorgeschichte des Spiels und bekommen auf stilvolle Weise Einblicke in Dinge, die wir uns vorher maximal ausdenken konnten. Die kleinen Regeländerungen passen sich gut in die Gesamtgeschichte ein, ohne Fragen aufkommen zu lassen. Beispielsweise können Spielende, die den eigenen Charakter verloren haben, mit einem der nicht benutzten Charaktere weiterspielen. Erzähltechnisch wird dieser dann einfach aus der Kryo geholt, instruiert und macht weiter. Diese Möglichkeit bestand im Grundspiel nicht. Wenn tot, dann tot. Allerdings nimmt diese Tatsache des „Nicht-wirklich-sterben-Könnens“ etwas den Druck raus und sorgt dafür, dass eher waghalsige Taten vollbracht werden oder wir den Kampf gegen den Feind nicht mehr ganz so ernst nehmen. Dann bringt uns das Alien eben um, na und? Ich komme wieder und mache dich fertig, du Mistvieh!

Auch finden wir, dass der grundlegende Spaß an Nemesis, das, was das Spiel im Kern ausmacht, eigentlich der semi-kooperative Aspekt ist. Nicht zu wissen, ob dein Gegenüber Freund*in oder Feind*in ist, bringt einen gewissen Kick und führt zu weitaus mehr Spannung am Tisch als das kooperative Spielen.

Zudem sind Kampagnen erfahrungsgemäß recht zeitintensiv. Das Grundspiel an sich kann schon mehrere Stunden dauern, dann sind wir nach einer Partie aber fertig. Doch auch die einzelnen Missionen in Nemesis: Verschwiegene Geschichten 1 dauern jeweils Stunden. Sie hängen aber alle zusammen, ergeben ein großes Ganzes und enden nicht oft mit Cliffhangern, sodass ein Weiterspielen eigentlich unausweichlich ist. Dies kann sowohl positiv als auch negativ ausgelegt werden.

Für uns ist die Kampagne ein Muss für alle Nemesis-Liebhaber*innen. Die Geschichte ist super und wenn man mit dem kooperativen Spielen klarkommt und nicht den Intrigen des semi-kooperativen Modus nachweint, hat man viel Spaß am Tisch. Wir erfahren viele wichtige Dinge und tauchen tiefer in das ganze Universum ein. Ob wir erfahren, wo die Aliens eigentlich herkommen? Vielleicht…

Wer jedoch keine Lust auf eine ganze Kampagne oder den Koop-Modus hat, allerdings das Spielerlebnis des Comics genießen möchte, wird nicht enttäuscht. Denn zusätzlich zur Kampagne erschien zur gleichen Zeit ein zweiter Comicteil: Verschwiegene Geschichten 2. Dieser ist nicht, wie man es vielleicht erwarten würde, die Weiterführung der Kampagne, sondern bietet die Möglichkeit, das semi-kooperative Grundspiel durch sieben modulare Szenarien zu erweitern. Diese Szenarien bieten neue Ereignisse, die dem Grundspiel einen erzählerischen Leitfaden geben, ohne das Ganze in eine Kampagne zu zwängen. Dies ist ein schöner Kompromiss für diejenigen, die Spaß am Comic aber nicht am kooperativen Modus oder einer Kampagne haben.

Wir finden es allerdings super, deswegen bekommt Nemesis – Verschwiegene Geschichten 1 von uns 4 von 5 verschollene Raumschiffe.

  • Schöne Erzählgeschichte
  • Gibt dem Koop-Modus neuen Pepp
  • Atmosphärische Darstellung im Comic

 

  • Nimmt dem Spiel etwas den Kick, da nur Koop
  • Es gibt kein richtiges Scheitern
  • zeitintensiv

Artikelbilder: © Asmodee
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Nina Horbelt
Fotografien: Mareike Rathmann

Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.
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