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Warhammer 40.000 ist längst mehr als nur ein Tabletop-Spiel: Die Marke umfasst zahllose Romane, Videospiele, Comics, Hörspiele… Nur an Filmen mangelt es bisher. Paul schlägt fünf Filme für Warhammer 40.000 Fans vor, die die Wartezeit auf die Amazon-Serie kürzer erscheinen lassen.

Warhammer 40.000 ist seit seinen bescheidenen Anfängen als Rogue Trader weit gekommen. Es ist das wahrscheinlich größte und erfolgreichste Tabletop-Miniaturenspiel der Welt, mit zahlreichen Ablegern und Spezialistenspielen wie zum Beispiel Aeronautica Imperialis. Außerdem gab es drei Rollenspielreihen, um die vierzig Videospiele und mit der Black Library eine Unmenge von unterschiedlichsten Romanen, Novellen, und Kurzgeschichten. Nicht zu vergessen Hörspiele, Hörbücher, Comics… Warhammer 40.000 ist ein medienübergreifendes Massenphänomen. Nur bei einem Medium hielt sich Games Workshop bis jetzt zurück: dem Film. Abgesehen von einem schwachen Versuch aus den 90ern, den Games Workshop selbst in den Giftschrank verbannte, gab es 2010 Ultramarines: A Warhammer 40.000 Movie. Trotz Dan Abnett als Autor und einschlägig bekannter britischer Sprecher blieb der Animationsfilm aber eher enttäuschend.

Im Lauf der Zeit versuchten Fanfilme diese mediale Lücke des Warhammer 40.000-Franchises zu schließen, bis Games Workshop mit seinem Warhammer TV-Streamingdienst 2021 mehrere Fanfilm-Macher anheuerte, um animierte Miniserien zu produzieren. Im Dezember 2022 kündigte dann Amazon an, die Rechte für Warhammer 40.000 Filme und Serien erworben zu haben. Bis daraus etwas wird, dürfte es aber noch lange dauern.

Was bleibt einem als Warhammer 40.000- und Film-Fan also, wenn Warhammer TV zu teuer ist, die animierten Serien nicht zusagen, oder man schon alle durch hat? Die Antwort sind andere Science Fiction-Filme. Warhammer 40.000 hat natürlich seine ganz eigene, unverwechselbare Identität. Allerdings sind in Warhammer 40.000 auch viele Einflüsse verarbeitet, und so manchen Aspekt teilt es sich auch mit anderen Werken. Hier stellen wir euch, in keiner bestimmten Reihenfolge, fünf Filme vor, die zwar keine „richtigen“ Warhammer 40.000 Filme sind, aber genügend Ähnlichkeiten haben, um Fans zu unterhalten.

Triggerwarnungen

Gewalt, Tod von Hauptcharakteren, Gefährdung von Kindern

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Starship Troopers (1997)

Der erste Vorschlag ist Starship Troopers vom Regisseur Paul Veerhoeven, der 1997 in die Kinos kam. In der nicht allzu fernen Zukunft wird die Erde von einer totalitären, faschistischen Militärregierung kontrolliert. Medien spielen nur hurra-patriotische Propaganda als Nachrichten und die gesamte Gesellschaft ist darauf ausgelegt, dass man „seinen Beitrag leistet“, am besten als Soldat, um sich Rechte zu verdienen, wie wählen oder Kinder bekommen zu dürfen. Der junge Johnny Rico meldet sich dementsprechend bei der sogenannten Mobilen Infanterie, den Fußsoldaten, während seine Freundin Carmen Ibanez Raumschiffpilotin wird und sein mit psychischen Fähigkeiten begabter Freund Carl Jenkins dem Militärgeheimdienst beitritt. In der Grundausbildung macht Rico einige schwierige Erlebnisse durch, aufgrund derer er sich kurze Zeit von der Armee abwendet. Doch als eine feindliche Alienrasse, die Arachniden oder Bugs, die Erde mit einem Meteor bombardiert, stellt Rico sich von gerechtem Zorn erfüllt an vorderster Front den Feinden der Menschheit entgegen.

Die Mobile Infanterie stellt sich jedem Kampf.

Starship Troopers basiert auf einem gleichnamigen Roman von Robert A. Heinlein, doch 40.000-Kundige erkennen sofort etwas anderes darin: Hier kämpft die Imperiale Garde gegen Tyraniden. Die Infanterieregimenter werden zwar mit Automatikgewehren statt Lasgewehren und ohne Rückendeckung durch Panzer oder Artillerie losgeschickt, aber ansonsten stimmt das Prinzip. Die Soldat*innen, die in Massen verheizt werden, der eiserne Wille, trotz Unterzahl und schlechter Ausrüstung den Aliens zu trotzen, der heldenhafte Mut einzelner Kämpfer*innen, das alles findet sich gleichermaßen bei der Imperialen Garde und der Mobilen Infanterie. Dazu kommen in Starship Troopers wie auch Warhammer 40.000 die totalitäre Regierung und ein satirisch überhöhter Unterton.

Das Tüpfelchen auf dem i ist Carl Jenkins. Mit seinem schwarzen Uniformmantel, seinen psychischen Fähigkeiten und seiner absoluten Autorität als Geheimdienstler steht er irgendwo zwischen einem Kommissar der Garde und einem Inquisitor, wenn er auch ungleich freundlicher ist. Die Arachniden ähneln den Tyraniden weniger explizit, aber eine insektoide Horde, die über alles hinwegfegt und Unterarten, die fliegen oder Plasma verschießen können, weckt klare Assoziationen. Für Fans der Imperialen Gardisten ist Starship Troopers sicher einen Blick wert. Der Film hat mehrere Fortsetzungen erhalten, die allerdings von eher schwankender Qualität sind. Am ehesten ließe sich noch Starship Troopers 3: Marauder empfehlen. Hier wird nicht nur die übertriebene Propaganda ins herrlich Absurde gesteigert, der Film zeigt auch, wie die Regierung Religion missbraucht, um ihren totalitären Herrschaftsanspruch zu steigern – ein Schelm, wer dabei an den Imperialen Kult denkt…

Aliens – Die Rückehr (1986)

Der kleine Trupp Elitesoldaten läuft vorsichtig, Schulter an Schulter, durch einen engen Metallkorridor. Um sie ist es dunkel und still, aber sie wissen, in der Dunkelheit lauern die Monster. Xenos mit Chitinpanzerung und scharfen Klauen, die sich im Rudel auf sie stürzen und ihre Körper missbrauchen wollen, um ihre nächste Generation heranzuzüchten. Der einzige Ton ist das leise Piepen des Scanners, der die Tunnel nach Bewegung durchsucht. Doch plötzlich piept er schneller, und schneller, und immer mehr Punkte erscheinen auf dem Bildschirm, bis die Aliens plötzlich aus den Wänden hervorbrechen!

Ein leerer Gang oder eine tödliche Falle?

An was haben sie bei der obigen Szene gedacht? An James Camerons Film Aliens – Die Rückkehr oder an Space Hulk? Die beiden weisen genügend frappierende Ähnlichkeiten auf, um eine Inspiration deutlich wirken zu lassen. In Aliens wird eine kleine Elite-Truppe von Colonial Marines losgeschickt, um zu untersuchen, was mit der Kolonie auf dem Mond Acheron geschehen ist. Begleitet werden sie von Ellen Ripley, einzige Überlebende eines vorherigen Alien-Angriffs und ikonische Heldin der Alien-Filmreihe, und Carter Burke, einem Angestellten der Firma Weyland-Yutani, die die Kolonie betrieb. Mit dem Recht, eigene Kolonien zu gründen und dem Einfluss staatliche Soldaten zu requirieren, dürfte Weyland-Yutani in Warhammer 40.000 wohl einem Rogue Trader Haus entsprechen… Auf dem Planeten angekommen, stellen die Marines jedenfalls bald fest, dass eine im Schwarm lebende Alien-Spezies in den Ruinen der Siedlung ihr Nest gebaut hat und die Menschen benutzt, um ihre Kinder auszubrüten. Es bricht ein Überlebenskampf gegen einen gnadenlosen Schwarm aus.

In Space Hulk, einem der erfolgreichsten Brettspielableger von Warhammer 40.000, dringt eine Gruppe Space Marines in einen der namensgebenden Space Hulks vor, riesige Gebilde aus ineinander verkeilten Wracks, die durch den Weltraum treiben. Dort stoßen sie auf Genestealer, eine besondere Unterart der Tyraniden, die dort hausen und auf Opfer lauern, um deren Biomasse zu verwerten.

Noch ein glorreicher Tag bei den Marines.

Auch die Aufteilung der Truppe in Soldat*innen mit verschiedener Ausrüstung ähnelt sich. In Space Hulk tragen die Space Marines Terminatorrüstungen und Sturmbolter, man kann aber auch einen Captain mit einer Nahkampfwaffe ausstatten oder andere Terminatoren mit Sturmkanonen. Bei den Colonial Marines sieht es ähnlich aus. Sie sind standardmäßig mit Pulsgewehren ausgerüstet, aber Corporal Hicks hat etwa als einziger eine Schrotflinte für den Nahkampf dabei und das Sperrfeuer der Sturmkanonen lässt sich mit den beeindruckend gefilmten Smartguns von Vasquez und Drake vergleichen. Anstatt an genetisch modifizierte Supersoldaten in Powerrüstungen erinnern die großmäuligen Colonial Marines in ihren vom Vietnam-Krieg inspirierten Uniformen bei Warhammer 40.000 aber eher an die Dschungelkämpfer von Catachan. Auch sonst passt das grobe, industriell-abgenutzte Design von Aliens – Die Rückkehr gut zum Warhammer 40.000 der Imperialen Garde, das vielleicht etwas praktischer als die gotisch-religiösen Exzesse der Space Marines aussieht.

Die Atmosphäre einer kleinen Elitetruppe, die trotz ihrer Erfahrung und Ausrüstung von einem wilden Gegner bedroht wird und erbittert ums Überleben kämpft teilen sich beide Werke. Im Gegensatz zur Satire und dem Heroismus, die bei Starship Troopers oft übertrieben wirken, ist Aliens – Die Rückkehr allerdings durchgehend ernst und düster bedrohlich. Wer Space Hulk, oder auch die etwas düsterere Seite der Imperialen Garde mag, findet in Aliens – Die Rückkehr einen guten Film, der verdient ein Science Fiction-Klassiker geworden ist.

Dune (2021)

Auch Dune ist ein solcher Klassiker, allerdings der Science Fiction-Literatur. Das Buch wurde bereits mehrmals verfilmt, die erste Adaption, die der Vorlage annähernd gerecht wurde, war aber wohl die neuste Verfilmung von 2021.

In der weit, weit entfernten Zukunft herrschen die Padishah-Imperatoren seit 10.000 Jahren über die bekannte Galaxis. Ihr Imperium ist feudal organisiert, mit zahlreichen Adelshäusern, die sich untereinander befehden, bekriegen und Intrigen schmieden. Der Imperator hält die Adligen mit den Sardaukar in Schach, Elitekämpfer, die von Kindheit an indoktriniert und zu unbesiegbaren Kampfmaschinen gemacht werden. Computer und KIs sind seit ungefähr ebenso langer Zeit mit einem religiösen Tabu belegt und verboten. Als Ersatz gibt es sogenannte Mentaten, Menschen mit computerähnlichen Fähigkeiten zur Datenverarbeitung. Interstellare Flüge sind nur durch die Navigatorengilde möglich, einer Gruppe von besonderen Mutanten mit übernatürlichen Fähigkeiten. Diese Fähigkeiten erlangen sie durch das sogenannte Spice, eine besondere psychoaktive Droge, die nur auf einem einzigen Planeten der Galaxis vorkommt und mit der man die Zukunft vorhersehen kann. Durch die fortgeschrittene Kraftfeld-Technik haben Nahkampfwaffen Schusswaffen wieder den Rang abgelaufen und die Schwesternschaft der Bene Gesserit führt seit Jahrtausenden ein eugenisches Experiment durch, um den Kwisatz Haderach, einen genetisch perfekten Übermensch-Messias zu erschaffen.

Die Armee des Imperators bereitet sich vor.

Warhammer 40.000-Fans sollte viel davon bekannt vorkommen. Dune hatte, zusammen mit Nemesis the Warlock, wahrscheinlich den größten Einfluss auf Warhammer 40.000. Die beiden größten Unterschiede von Dune zu Warhammer 40.000 liegen wahrscheinlich im Fehlen von Aliens und dem Warp. Die einzigen bekannten Aliens sind Tiere wie die Sandwürmer, hunderte Meter lange Tiere, die auf dem Wüstenplanet leben, auf dem das Spice gewonnen wird. Psychische Fähigkeiten existieren nicht direkt, aber eine Form der Hypnose, die fast wie Gedankenkontrolle erscheinen kann.

Dune handelt vom Adelshaus Atreides, dem der Imperator die Regentschaft über den Wüstenplanet Arrakis zuteilt. Da Arrakis der Herkunftsort des Spice ist, ist er der wichtigste Planet der Galaxis. Allerdings ist dies keine Belohnung des Imperators, sondern Teil einer komplexen Intrige, die einen Krieg zwischen den Atreides und dem Haus Harkonnen auslöst. Einer der Protagonisten ist Paul Atreides, der Prinz des Hauses, der von seiner Bene Gesserit-Mutter für den Kwisatz Haderach gehalten wird. Paul muss durch die Intrigen des galaktischen Kaiserhofs lavieren, sein Haus bewahren, Arrakis befrieden und sich den Fremen stellen, den religiösen nomadischen Ureinwohnern.

Arrakis ist das Paradebeispiel einer Todeswelt.

Dunes Handlung läuft auf mehreren Ebenen und der Film beeindruckt mit monumentalen Bildern. Für Warhammer 40.000 funktioniert er zwar auch auf der Ebene des Tabletop-Spiels mit Schlachten und Scharmützeln, aber mehr auf dem Level der großen galaktischen Intrigen im Hintergrund des Settings. Wer das mag, und zum Beispiel den High Lords of Terra etwas abgewinnen kann, wird wahrscheinlich auch Dune gut finden. Einziger Schwachpunkt ist, dass Dune auf zwei Filme aufgeteilt wurde und der zweite Teil noch nicht in die Kinos kam.

Event Horizon – Am Rande des Universums (1997)

Im selben Jahr wie Verhoevens Starship Troopers erschien ein zweiter Film von einem Paul, diesmal W.S. Anderson, der starke Ähnlichkeiten zu Warhammer 40.000 aufweist. Event Horizon ist aber in jeglicher Hinsicht anders. Event Horizon ist ein brutaler, harter Horrorfilm auf einem Raumschiff im Weltraum.

Die titelgebende Event Horizon ist einige Jahrzehnte in der Zukunft das erste Schiff mit dem Prototyp eines Überlichtantriebs. Nach dem ersten Versuch havarierte es jedoch und eine Rettungsmannschaft macht sich auf es zu bergen. Nachdem diese die im All treibende Event Horizon betritt, wird jedoch schnell klar, dass beim Test etwas schrecklich schiefgegangen ist. Der Antrieb, der mit einem Schwarzen Loch die Raumzeit krümmen sollte, hatte furchtbare Nebenwirkungen…

Der Antrieb aus wie eine absolute Horrormaschine.

Warhammer 40.000-Fans wird das bekannt vorkommen. Im Setting funktioniert Überlichtgeschwindigkeit dadurch, dass die Schiffe in den Warp springen, die Heimat des Chaos selbst. Normalerweise schützen die sogenannten Gellar-Felder die Raumschiffe vor der zersetzenden, korrumpierenden Macht des Warp und davor, von Dämonen geentert zu werden. Schlägt so ein Gellar-Feld fehl, kann das Raumschiff zur Hölle werden.

Ohne zu viel sagen zu wollen, folgt Event Horizon einem daran erinnernden Ansatz. Der Horror auf dem Schiff ist hart, brutal und plastisch, lässt aber Raum für eine subtilere Interpretation. Die Geschehnisse sind nicht nur für sich genommen schlimm, sondern zusätzlich lauert ein schrecklicheres, allumfassenderes Grauen im Hintergrund. Event Horizon mischt dabei Splatterhorror, kosmischen Horror und religiösen Horror in einer seltenen, wenn nicht einzigartigen Weise in einem Science Fiction-Setting.

Bekannte oder Kult-Schauspieler wie Sam Neill als Ingenieur des experimentellen Antriebes, Laurence Fishburn als Kapitän des Rettungsschiffes, Jason Isaacs als Bordarzt und Sean Pertwee als Pilot tun das ihre, damit der Film funktioniert.

Event Horizon ist nicht gerade ein Film für schwache Nerven. Für Fans, die die dunklen Horroraspekte von Warhammer 40.000 schätzen, besonders mit Bezug auf das Chaos, lohnt sich Event Horizon aber bestimmt.

Space Pirate Captain Harlock (2013)

Space Pirate Captain Harlock ist als einziger Film dieser Liste computeranimiert. Harlock adaptiert eine klassische Manga-Reihe aus den 1970ern von Leiji Matsumoto, die in Deutschland nie richtig Fuß fasste, in Frankreich allerdings unter dem Namen Albator Kultstatus hat. Der computeranimierte Harlock von 2013 ist ein alleinstehender Reboot der Reihe, der einiges sehr anders macht, Vorkenntnisse sind also keineswegs nötig.

Viele, viele Jahre in der Zukunft hat die Menschheit ein galaktisches Reich geschaffen, das allerdings zusammengebrochen ist. Das Universum ist alt und verbraucht, die besiedelten Planeten sind ausgelaugt und bieten keine Lebensgrundlage mehr, die Menschheit siecht langsam vor sich hin. Die einzige Ausnahme ist die Erde. Sie ist der einzige Planet, auf dem das Leben noch erblüht. Dort herrscht die Gaia Sanction, ein totalitärer Staat, der die Erde wie ein Heiligtum verehrt, und niemand anderem Zugang gewährt. Während die galaktische Menschheit im Sterben liegt, schwelgen die fast theokratisch wirkenden Herrscher der Gaia Sanction in ihren gotischen Türmen im Luxus.

Der Einzige, der sich der Gaia Sanction widersetzt ist Kapitän Harlock. Er ist eine Weltraum-Legende, ein unsterblicher Piratenkapitän mit einem dämonischen Schiff, der Arcadia, der aus dem Nichts auftaucht und die dekadente, korrupte Regierung straft, ein Kapitän Nemo des Weltraums.

Eines Tages hält sein sagenumwobenes Schiff tatsächlich auf einem abgelegenen Planeten um Vorräte aufzunehmen, wobei der junge Yama in die Mannschaft rekrutiert wird. Harlock nimmt ihn unter seine Fittiche und lehrt ihn, ein Pirat zu sein. Harlock hat große Pläne und will den Krieg zwischen sich und der Gaia Sanction endlich zu Ende führen. Doch je mehr die Situation sich zuspitzt, desto mehr stellt sich die Frage, ob Harlocks Heilmittel nicht schlimmer als die Krankheit ist.

Et in Arcadia, Harlock.

Harlocks Tricks und Action sind solide, die Handlung hat allerdings im Mittelteil Längen. Wovon der Film jedoch Unmengen hat ist Stil. Harlocks Schiff, die Arcadia, ist zum Beispiel ein riesiges Raumschiff, das vorne von einem gigantischen Totenschädel mit gekreuzten Knochen gekrönt wird – natürlich, sie ist ja ein Piratenschiff. Die Schiffsbrücke sieht aus wie eine industrielle Kathedrale in der Harlock auf einem riesigen Thron sitzt, bevor er das Steuerrad der Arcadia in die Hand nimmt. Die Arcadia benutzt ein Stück vergessener Alientechnologie für ihre Überlichtsprünge, das von Mime, der letzten Überlebenden der Rasse, gewartet wird. Und natürlich erzeugt die Sprung-Technologie schwarze Gewitterwolken voll zuckender Blitze im Weltraum, die jedes Mal dramatisch vom Totenschädel der Arcadia durchstoßen werden. Das ist sieht nicht nur beeindruckend aus, der melodramatisch-gotische Stil entspricht auch genau dem Look von Warhammer 40.000. Das kommt nicht von ungefähr, Harlock wurde sogar schon in Warhammer 40.000 erwähnt: Im Rollenspiel Dark Heresy gab es den Rogue Trader Erasmus Haarlock.

Harlock im Kapitänsthron mit Mime.

Harlock selbst ist ein byronischer Held, ein nihilistischer Kapitän Nemo. Schlank und blass wirkt er fast wie ein Vampir, wenn er darüber brütet, ob die Welt es verdient hat, dass er sie rettet – oder was Harlock für die Rettung hält. Währenddessen trägt die Crew klobige Raumanzüge und Gewehre, die man sich auch bei der Imperialen Marine von Warhammer 40.000 vorstellen könnte, und lebt in einem Raumschiff, das abwechselnd wie eine Kathedrale oder ein U-Boot aussieht.

Die Gaia Sanction ist nicht weniger dramatisch inszeniert. Ihre Städte, Schiffe und Kleidung sind allesamt in opulentem Weiß, Silber und Gold gehalten. Die religiöse Verklärung der Erde ist aus 40.000 natürlich auch bekannt.

Harlock bietet eine andere Sicht auf das Warhammer 40.000 Universum. Hier sind das Imperium, beziehungsweise die Gaia Sanction, nicht die Guten und nicht einmal die, aus deren Perspektive erzählt wird. Harlock wirkt wie ein verbitterter Rogue Trader, mit der Alien Mime, die einer Aeldari ähnlich sieht, und seinem dämonischen Schiff. Space Pirate Captain Harlock ist eine unerwartete Kombination, die sich für Fans eignet, die in Warhammer 40.000 die düstere, teils nihilistische Traurigkeit mögen – aber auch hervorragend für alle, die gerne einfach coole Bilder sehen.

Artikelbilder: © Disney (Aliens – Die Rückkehr), © TriStar Pictures (& folgende = Starship Troopers), © Walt Disney Studios Home Entertainment, © Touchstone Pictures, © Warner Bros. Pictures (Dune), © Paramount Pictures (Event Horizon), © Universum Film (heißt mittlerweile Leonine Distribution), © Toei Animation
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Giovanna Pirillo

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