Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Mia Steingräber ist freiberufliche Illustratorin und arbeitete in erste Linie für Das Schwarze Auge und Shadowrun. Mittlerweile erstellt sie auch Cover für Bücher und Gesellschaftsspiele und sogar für die Motive für Elfenpuzzel von Ravensburger.

Mia benutzt hierbei fast ausschließlich traditionelle Medien wie Aquarell, Öl, Blei- und Filzstifte. Digitale Malerei hat sie zwar auch betrieben, hier in Form des Kolorierens von Kinderbüchern, aber richtig warm wurde sie dabei nicht.

Oktober 2014 gewann sie zum dritten Mal den Deutschen Phantastikpreis in der Kategorie „Bester Grafiker“. Besonders freut Mia, dass dieser Preis ein Publikumspreis ist. Sie lebt mit ihrem Mann und DSA-Autor Tobias Junge, zwei Töchtern und dem Hauskater in der Nähe von Bonn auf dem Land.

Die Kontakte aus früheren gemeinsamen Tischrollenspiel-Runden nutzend, stellte ich Kontakt her und traf Mia zu digitalen Byte-Keksen und gescannter Wiener Melange.

Zwiegespräch

Teilzeithelden: Mia, wie kamst Du zum Malen?

Mia: Gemalt habe ich schon als Kind gerne. Ich bin nur etwas eifriger dran geblieben, als andere.

Teilzeithelden: Wie hat das alles damals mit den Aufträgen für DSA und Shadowrun begonnen?

Mia: Ich hatte mich bei dem Rollenspielmagazin Envoyer beworben – ich glaube, das gibt es mittlerweile schon recht lange nicht mehr – und habe darüber André Wiesler kennen gelernt. Dieser Name dürfte so manchem aus dem DSA– und Rollenspielkontext bekannt sein. Naja, André entwickelte zu der Zeit das Unterwasser-Rollenspiel LodlanD, fand meine Bilder gut und hat mich – passenderweise – mit an Bord geholt. Er war es dann auch, der mich bei den DSA-Leuten vorgestellt hat. Der Rest war dann Fleiß. Leider läuft auch in diesem Bereich nichts, oder zumindest wenig, ohne Vitamin B.

Tageswerk

Teilzeithelden: Wie kann man sich die Arbeit an einer Illustration für ein Rollenspiel vorstellen?

Mia: Zunächst mal bekomme ich die Beschreibung. Das geht von „Eine typische Straßenszene in Gareth“ bis hin zu „zeichne eine Straßensamurai, mit der und der Waffe, der und der Tracht, dem und dem Gesichtsausdruck, der und der Haltung, dieser Narbe hier, diesem Schmuck da und so weiter“. Sprich: von sehr lose bis zu extrem detailliert.

Erstmal recherchiere ich dann in den entsprechenden Quellenbüchern alles Wichtige, wie zum Beispiel Wappen, die der Charakter auf der Kleidung haben soll, oder wie genau die Waffen aussehen müssen. Dann suche ich mir Vorlagen im Netz zusammen, bastle mir aus diversen Einzelteilen eine Vorlage via Photoshop, drucke es aus und übertrage das Ganze dann auf Papier. Die Vorzeichnung schicke ich dann an die Auftraggeber und ändere so lange, bis alles für ihn ok ist. Dann stelle ich das Bild fertig. Das war’s schon.

Das ist aber nur meine Herangehensweise. Ich bin mir sicher, dass da jeder Illustrator anders arbeitet.

Mia Steingräber
Mia Steingräber

Teilzeithelden: Gibt es Lieblingsgemälde von Dir? Wenn ja, was ist dort zu sehen?

Mia: Schwierig. Da gibt es natürlich Unmengen an Bildern, die ich jetzt nennen könnte. So ziemlich alles von Alphonse Mucha, von J.J. Waterhouse, von John Howe, Tim Bradstreet, Brom … Ich glaube, mich da auf eins festzulegen ist unmöglich.

Teilzeithelden: Arbeitest Du auch manchmal mit Deinem Mann, Tobias Junge, zusammen an einem Projekt?

Mia: Leider nur selten. Wir haben zwei Kinderbücher und ein kleines Pulp-Projekt zusammen mit Judith und Christian Vogt in der Pipeline, bei denen aber noch keine Veröffentlichung in Aussicht ist. Wir überlegen da eventuell mal in Richtung Crowdfunding zu gehen.

Naja, und bei DSA haben wir es bisher „geschafft“ meistens für unterschiedliche Bände zu arbeiten. Das kommende DSA5– Grundregelwerk dürfte da eine Ausnahme werden.

Ansonsten sitzt er in seinem und ich in meinem Zimmer am jeweiligen Schreibtisch. Bei den Auftragsarbeiten sprechen wir uns nicht ab, da folgen wir ausschließlich den Wünschen der Auftraggeber.

Ilustratoren-Leben

Teilzeithelden: Kann man heutzutage als Illustratorin gut leben? Wie sieht deine Akquise aus?

Mia: Naja, gut leben ist wohl anders, aber es ist ok. Durch die beiden Kinder ist es mittlerweile natürlich etwas schwieriger, als in der Zeit, in der ich nur für mich alleine verdienen musste. Es kommt immer auf die Auftragslage und auf die Auftraggeber an. Da muss man, oder zumindest ist das bei mir der Fall, immer dran bleiben, sich in Erinnerung bringen, sich immer wieder neu bewerben und guten Jobs nachrennen. Die Buchmessen sind da gute Gelegenheiten, sich bei Verlagen vorzustellen, da viele Verlage offene Illustratoren-Sprechstunden anbieten. Ansonsten kann man sich auch Verlage im Netz zusammensuchen und einfach anschreiben.

Angenehmer ist es natürlich, wenn man sich nicht selbst kümmern muss, sondern die Verlage an einen herantreten, was bei mir auch häufiger der Fall ist. Je mehr man illustriert, desto bekannter wird man natürlich auch, so dass auch Leute auf einen aufmerksam werden, mit denen man vorher nichts zu tun hatte.

Ich habe aber auch ein paar regelmäßige Auftraggeber wie Ulisses Spiele oder den Uhrwerk Verlag.

Teilzeithelden: Du hast im Oktober den Phantastikpreis als beste Grafikerin gewonnen. Wie läuft so etwas ab?

Mia: Zunächst einmal wird über die Website des Deutschen Phantastikpreises der Aufruf gestartet, Personen für die jeweiligen Kategorien zu nennen. Da kann man so ziemlich jeden Namen ins Spiel bringen, der inhaltlich passt. Wobei: Ich glaube, es gibt auch eine Jury, die Vorschläge macht, darüber weiß ich allerdings nicht genauer Bescheid. Dann wird ausgewertet, welche fünf Personen die meisten Stimmen bekommen haben und unter diesen Leuten kann man dann wieder wählen. Und wer davon dann die meisten Stimmen hat, hat gewonnen. Ganz einfach also.

Teilzeithelden: Was ist Deine Lieblingstätigkeit beim Malen? Welche Stile bevorzugst Du?

Mia: Klar, am liebsten setzte ich meine eigenen Ideen um. Da ich seit einiger Zeit extrem gerne Jugendbücher lese, kommt es immer mal vor, dass ich Charaktere aus den Büchern umsetze. Aber auch eigene Rollenspielcharaktere sind dabei. Märchenhaftes mag ich sehr gerne. Aber fast immer sind es Personen. Mal schauen, ob ich im Alter mal zur Landschaftsmalerei finde. Wäre ja klassisch. (lacht)

Generell male und zeichne ich sehr realistisch, ziemlich unabhängig von der Technik. In letzter Zeit habe ich Spaß daran mit Aquarell und Salz rumzuprobieren. Insgesamt ist es, was Medium und Technik angeht, toll, immer mal was Neues zu machen.

Teilzeithelden: Kannst Du Dich auch in ganz fremde Stile einarbeiten, wenn dies gewünscht ist?

Mia: Ich bemühe mich. Man wächst ja an seinen Aufgaben. Bisher waren die allermeisten Auftraggeber zufrieden.

Teilzeithelden: An was würdest Du gerne einmal arbeiten?

Mia: Mein Traumprojekt ist ein altes Märchen zu bebildern, dass ich schon aus Kindertagen kenne. Ich verrate jetzt mal nicht, welches es ist, obwohl es ziemlich unbekannt ist. Bei mir gilt aber generell, dass ich die Katze am liebsten erst aus dem Sack lasse, wenn alles schon Hand und Fuß hat. Man weiß ja nie.

Teilzeithelden: Ist irgendwann auch ein Buch geplant, was nur Arbeiten von dir zeigt?

Mia: Das wäre schön! Aber leider nein.

Teilzeithelden: Würdest Du gerne mal für komplett andere Medien, als Pen&Paper und dem Fantasy-Bereich arbeiten? Hörspiele? Krimis? So etwas?

Mia: Am liebsten würde ich noch mehr im Kinderbuchbereich machen. CD-Cover wären auch nicht schlecht. Prinzipiell stehe ich allem offen gegenüber. Also klar: Hörspiele, Krimis – her damit.

Rollenspiel

Teilzeithelden: Kommen wir zu Rollenspiel an sich. Wie fing Deine Rollenspiel-Leidenschaft an?

Mia: Als ich zwölf war, habe ich das erste Mal in der DSA-Gruppe meines älteren Bruders mitgespielt. Das hat mir auf Anhieb Spaß gemacht. Später hatte ich dann einen Freund, der leidenschaftlicher DSA– und Shadowrun-Spieler war. Da habe ich dann mitgezogen und fand es immer toll! Da hat sich bis heute nichts dran geändert.

Aidaria
Aidaria

Teilzeithelden: Was spielst Du persönlich gerne, welche Szenarien bevorzugst Du und welche Runden spielst du momentan?

Mia: Im Grunde bin ich offen für alles. Fun-Systeme teste ich gerne an, finde die aber eher für One-Shots geeignet. Von Endzeit über Fantasy bis hin zu Zombies mag ich aber generell (fast) alles. Wichtig ist mir eher die Spielweise. Besonders wichtig ist mir, dass erzählerisch gespielt wird, mit Regeln habe ich es so gar nicht. Die Charaktere müssen sich entwickeln können und es muss auch Platz für Nebenstränge und Hintergründe sein. Gut finde ich es eigentlich immer, wenn es besonders düster und tragisch wird, was eigentlich in so ziemlich jedem Setting möglich ist. Ich finde es aber auch alles andere als schlimm, wenn mal gelacht wird.

Aktuell haben wir eine Shadowrun-Runde, die so bestimmt schon seit acht Jahren existiert und eine Savage Worlds basierte Herr der Ringe– Gruppe. Allerdings spielen wir nicht „Der eine Ring“, sondern in einem selbst erdachten Setting, das quasi in der Antike von Mittelerde, also in grauer Vorzeit zu den bekannten Ereignissen, spielt. Eine sporadisch angedachte Rippers-Runde ist gerade in Planung. Ich hätte aber durchaus auch nochmal Lust auf DSA!

Teilzeithelden: Wenn Du ein Rollenspielsystem etablieren würdest, wie sähe dies aus?

Mia: Mein Mann und ich hatten die Idee zu einem System, in der man Figuren der griechischen oder römischen Antike spielt, die Reinkarnationen berühmter mythologischer Helden oder Gestalten sind. Allerdings wissen die Charaktere selbst nichts davon, wer sie waren und erst im Laufe des Spiels offenbart sich immer mehr, wer man war, ob man ein Good oder ein Bad Guy war und ob man nun dem Pfad folgt, dem man einst gegangen ist, oder ob man einen anderen Weg geht. Finde ich eigentlich immer noch ganz nett. Zu den Regeln sind wir nie gekommen. Die müsste dann aber vermutlich auch jemand anderes für mich festlegen. Wie gesagt: Regeln sind so gar nicht meins, was mir im Spiel leider auch häufiger zum Nachteil gereicht.

Teilzeithelden: Wenn Du auf Cons Deine Fans triffst, was sagen sie zu Dir, mit welchen Wünschen treten sie an Dich heran?

Mia: Meistens mit dem Wunsch einer Charakterskizze, die ich auf Cons und Messen oft anbiete. Für viele ist es toll, seinen Charakter, der einem ja zumeist ziemlich am Herzen liegt, bildlich umgesetzt zu sehen.

Es gibt aber auch Leute, die nur gucken oder von ihren Rollenspielrunden erzählen. Mit manchen unterhalte ich mich auch ganz allgemein über alles Mögliche. Da muss es gar nicht ums Rollenspiel oder ums Malen und Zeichnen gehen. Mensch trifft Mensch, sozusagen.

Teilzeithelden: Abschließend noch ein paar frei gewählte Worte von dir.

Mia: Zunächst mal vielen Dank an alle, die meine Bilder und meine Kunst mögen! Ihr macht es möglich, dass ich von meiner Leidenschaft leben kann.

Und damit das auch weiterhin so bleibt, darf sich jeder berufen fühlen, mit einem Auftrag an mich heran zu treten, sei es offiziell oder privat. Darüber hinaus suchen wir immer noch einen Verlag, der Interesse hätte, unsere Kinderbücher, also die meines Mannes und mir, zu verlegen, oder uns bei einem Crowdfunding-Versuch diesbezüglich zu unterstützen. Wir freuen uns über jegliches Interesse!

Weitere Infos zu Mia Steingräber findet man auf Ihrer Website.

Artikelbilder: Mia Steingräber

 

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein