Geschätzte Lesezeit: 10 Minuten

Anfang April 2020 erblickt die Zwieland-Saga das Licht der Welt. Der Con-Auftakt „Die Expedition“ auf dem Utopion in Bexbach richtet sich als Großcon im Sandboxformat vor allem an Abenteurer wie Diplomaten, Kämpfer und Magieaffine. Langfristig sind in der Zwieland-Welt verschiedene Cons mit unterschiedlicher Ausrichtung geplant.

Mit neuen Ideen und viel Freiraum für die Phantasie der Spieler möchte sich die Zwieland-Saga als neue Conreihe in Deutschland etablieren. Auf rund 500 Teilnehmer hoffen die Organisatoren für ihre erste offizielle Con „Die Expedition“, bei der die namensgebenden Zwielande zum ersten Mal erkundet werden. Mystische Herausforderungen, magische wie nichtmagische Rätsel und allerlei Geheimnisse und Gefahren warten darauf, in einer Welt entdeckt und enträtselt zu werden, in der die Spieler wie einstmals die spanischen Conquistadores in Amerika ihr Glück finden oder bei der Suche danach untergehen können. Doch neben den Abenteurern und Glücksrittern zieht es auch Händler und Magier, Alchemisten und Diplomaten in die neue Welt. Und womöglich sind am Ende vor allem letztere gefragt, denn Gerüchten zufolge sind die Zwielande nicht gänzlich unbewohnt …

Das Konzept

Den Auftakt zur Zwieland-Saga bildet vom 08.04.2020 bis zum 12.04.2020 die Con „Die Expedition“, bei der die Spieler zum ersten Mal die Zwielande betreten. Dabei liegt der Fokus zu Beginn überwiegend auf der Entdeckung und Entwicklung der Welt.

Die Kamapagne richtet sich an Abenteuerer und Entdecker
Die Kamapagne richtet sich an Abenteuerer und Entdecker. Depositphotos | VadimVasenin

Dementsprechend richtet sich die Con Anfang April eher weniger an Stadtspieler und Gewandungsgriller als vielmehr an Abenteurer und Entdecker. Es sind überwiegend Kämpfer, Diplomaten und Magier, die den ersten Vorstoß führen dürfen. Für über 500 Teilnehmer soll dabei auf der Expedition Platz sein. Im weiteren Verlauf der langfristig angelegten Kampagne wird es dann jedoch auch Cons geben, die für Gelegenheitslarper, Stadtspieler und Ambiente-Larper attraktiv sind, so der Veranstalter Domenik Scharf.

Aber auch, wenn man in Hinblick auf die angepeilte Teilnehmerzahl eher in Richtung größere Veranstaltungen zielt, so möchte man bewusst keine Einkaufsmeilen oder andere Händlerstände auf dem Gelände haben. Diese würden nicht zum Ambiente passen und die Immersion einer neuen Welt stören, die erst noch erkundet werden muss.

Allerdings soll der anfangs vorhandene Fokus nicht als Abschreckung für Spieler verstanden werden, die andere LARP-Konzepte spielen. Solange er sich auf die Spielwelt einlässt, wird die Welt der Zwielande insgesamt offen für jeden sein. Daher kann grundsätzlich jeder teilnehmen, auch eine Altersbeschränkung wird es nicht geben, so Domenik Scharf. Eine Kinderbetreuung, wie sie etwa auf dem ConQuest durch einen Kinderplot angeboten wird, ist jedoch nicht geplant.

Auf der anderen Seite wird es für „Spieler, die es härter wollen“ eine spezielle In-Fight-Regel geben. Wer gerne in den In-Fight geht, darf auf seiner Gewandung eine Markierung anbringen, anhand derer er von Gleichgesinnten erkannt werden kann. Wer also auf intensiveres Kämpfen steht, findet so seinen Wunschpartner auf der Gegenseite.

Die lange Kampagne

Die vorgegebene Welt der Zwielande soll von Beginn an durch das Handeln der Spieler geformt werden. Besonders Spieler, die regelmäßig Cons der Zwieland-Saga besuchen, haben dabei sogar die Möglichkeit, ein fester Teil des Hintergrundes werden. Die Organisatoren selbst wollen nämlich nur die Welt liefern, in der die Spieler und die NSC handeln. Was sich daraus entwickelt, entschieden maßgeblich die Spieler, so Scharf. Bereits jetzt ist demnach zwar eine langfristige Entwicklung der Zwielande geplant, ein festes Railroading innerhalb dieses Plots findet aber nicht statt. Dementsprechend kann sich der Schwerpunkt und der Charakter der Con-Reihe zukünftig auch verändern, weg von der Erkundung durch Abenteurer aller Couleur hin zu einer Welt für eher zivilisatorisch angehauchte Charaktere. Allerdings bedeutet dies nicht, dass es irgendwann gar keinen Plot mehr gibt und die Spieler vollkommen sich selbst überlassen werden. Der vorhandene Plot ist lediglich nicht festgeschrieben und unabänderlich. Zwar gebe es Ideen und Ziele, so Domenik Scharf. Ob diese aber realisiert werden oder ob andere Dinge passieren, bleibt ganz allein den Spielern und ihrem Handeln überlassen.

Das Kind der Organisatoren ist nicht die Handlung, sondern die bereitgestellte Welt, in der sich die Spieler ausleben können. Was in der Sandbox passiert, wird diesen dann im Zusammenspiel mit den NSC überlassen. Damit das funktionieren kann, ist ab dem Zeitpunkt, an dem die Con beginnt, kein direkter Einfluss der Organisatoren mehr geplant. Die Geschichte wird sich dann komplett selbstständig entwickeln. Das erklärte Ziel ist, so Domenik Scharf, dass sich die Welt so echt anfühlt wie irgend möglich.

Das Regelwerk der Zwielande

Die Orga legt auf ein kurzes und einfaches Regelwerk Wert.
Die Orga legt auf ein kurzes und einfaches Regelwerk Wert. Depositphotos | VadimVasenin

Abgesehen von der bereits erwähnten Regelung für In-Fights, die spektakuläre und intensive Kämpfe zwischen Gleichgesinnten ermöglichen soll, legt die Orga Wert auf ein Regelwerk, das bewusst kurz und einfach gehalten ist. Auch hier ist es das erklärte Ziel der Veranstalter, den Spielern durch möglichst viel Freiheit maximalen Raum zum Spielen zu bieten. Wie dies in der Praxis funktioniert, bleibt natürlich abzuwarten. Dafür machen wenige Regeln eine Con aber auf jeden Fall einsteigerfreundlich, was für eine neue Veranstaltung definitiv nicht verkehrt ist.

In der Praxis bedeutet dies, dass wenige besondere Regeln und Effekte vorgegeben sind, die dafür aber jeder Teilnehmer kennen und können muss. Dafür wird es kein Punktesystem für Charaktere, Rüstungen und ähnliches geben. Möglich ist einem Charakter also nur das, was der Spieler wirklich tun kann, geschützt ist im Kampf nur das, was wirklich mit einem Rüstungsteil geschützt ist. Auch der Zugang zu Magie wird zumindest am Anfang nur sehr eingeschränkt verfügbar sein. Damit soll sichergestellt werden, dass Magie etwas Besonderes, schwer Greifbares bleibt und nicht alltäglich wird. Große Magier, die die neue Welt von Beginn an per Fingerschnippen formen können, wird es demnach nicht geben. Lediglich langsame Ritualmagie, die zum Beispiel für Heilungen benutzt werden kann, ist anfangs möglich. Allerdings können sich interessierte Spieler im Laufe der Kampagne einen erweiterten Zugang zur Magie und ihrer Nutzung in den Zwielanden erspielen.

Und das soll nicht die einzige Besonderheit hinsichtlich der Regelwerksgestaltung und der Darstelllung der Welt auf der Zwieland-Saga sein. „Wir versuchen an vielen Stellen neue Wege zu gehen“, begründet Domenik Scharf so manche interessante Neuerung. Die Orga will mehr Elektronik ins Spiel bringen. Was spontan an gefürchtete Handy-OT-Blasen denken lässt, soll im Gegenteil das Spiel organischer machen und mit weniger Brüchen ablaufen lassen. Denn ein Punkt, der notgedrungen Spieler aus der Welt herausreißt, ist die Notwendigkeit, zur Interaktion mit plotrelevanten Gegenständen oder Durchgängen eine SL herbeizurufen. Genau hier sollen nun die „neuen Wege“ der Saga unter anderem zum Tragen kommen. Eigentlich verschlossene Türen werden nicht mehr von einer SL geöffnet oder freigegeben. Stattdessen können Magier die elektronisch gesicherten Türen durch ihre Magie kombiniert mit einem elektrischen Öffnungsmechanismus selbst öffnen. Das soll den Spielfluss erhalten und so die Immersion erhöhen.

Die Wirtschaft in den Zwielanden

Mit dem Wirtschaftssystem wagt die Orga etwas neues.
Mit dem Wirtschaftssystem wagt die Orga etwas neues. Depositphotos | filmfoto

Und auch das Wirtschaftssystem der Spielwelt soll computergestützt funktionieren. Jede Ware, die IT vorhanden ist, soll auch OT digital erfasst werden können. Während kleinere Geld- und Tauschgeschäfte sich wie auf jeder anderen Con abspielen, sucht die Orga für die Zwielande einen Weg, um auch größere Handelsposten wie etwa ganze Wagenladungen an Holz oder Steinen erspielbar und handelbar zu machen.

Dazu wird es Kontore mit Zahlmeistern geben, die über die darin eingelagerten Waren wachen. Diese sind im Hintergrund OT mit dem Account des Spielers verknüpft, der sie besitzt. Handelt nun ein Spieler mit einem anderen Spieler zum Beispiel eine Schiffsladung Holz, so nutzt er den Zahlmeister als Mittler, der den Kauf abwickelt und hinter den Kulissen das Eigentum an den Käufer überträgt. Ähnlich können Rohstoffe und Handwerkserzeugnisse, die Spieler in ihren Besitz bringen, digital gelagert und so als echte Handelswaren ins Spiel gebracht werden.

Dies soll den auf anderen Cons fiktiv gehandelten und damit im Prinzip wertlosen großen Warenmengen einen echten IT-Wert geben. Die so gelagerten Waren können dann für den Bau von Gebäuden ausgegeben werden oder Naturkatastrophen und ähnlichem zum Opfer fallen. Auf diese Art soll ein intensives Handelsspiel möglich werden, das über das Geschäft von kleinen Krämern mit ihren Handkarren oder Bauchläden hinausgeht.

Die Idee und der Aufbruch in die Zwielande

Die Idee, eine eigene Conreihe auf die Beine zu stellen, reifte bei Domenik Scharf und seinem Team im Laufe der Zeit. Die vielen Erfahrungen, die sie bisher im LARP gesammelt haben, sollen nun die Con anreichern, so Domenik Scharf. „Wir haben viel gesehen und wissen, was uns gefällt. Und vor allem wissen wir, was uns nicht gefällt und was wir lieber anders machen möchten.“

Dementsprechend formuliert er auch das Ziel, das sich die Orga für ihr Projekt gesetzt hat.

„Wir wollen in einer eigenen Kampagne das umsetzen, was wir uns für’s LARP wünschen.“ Nämlich ‚eine „echte“ Welt mit gleichen Regeln für alle, für SC wie für NSC. Die viel Freiheit für das eigene Spiel bietet und über keine sichtbaren Grenzen verfügt.‘

Die Organisatoren, die sich dieses ambitionierte Ziel gesteckt haben, kommen dabei überwiegend aus der LARP-Gruppe Münzquell. Diese Gruppe wiederum hat deshalb die Ehre, mit ihrer Con „Die Insel zwischen den Welten – Fernab bekannter Wege 3“ den Prolog zum Auftakt der Zwieland-Saga durchzuführen. Vom 3.–6. Oktober 2019 haben interessierte Spieler auf dieser Con die Gelegenheit, bereits einen Blick auf die neue Spielwelt zu erhaschen, bevor es dann im April richtig losgeht.

Fazit

Mit einer fest terminierten Großcon und mehreren bereits geplanten kleineren Cons für 2020 machen die Organisatoren der Zwieland-Saga keine halben Sachen. Keine Händlerstände, anfangs wenig Magie und kein Punktesystem in einer neuen und abenteuerlichen Welt, das dürfte zahlreiche kampfaffine Spieler anlocken. Die zusätzliche Ambientecon sowie kleinere Nebencons durch andere Organisatoren sollen dazu die eher friedlicheren und gemütlicheren Spieler ansprechen. Neue Konzepte wie etwa der verstärkte Einsatz von Elektronik können die Spielwelt bereichern. Diese wiederum funktioniert überwiegend nach dem Sandboxprinzip und lässt den Spielern maximale Freiheit, sich auszuleben und ein fester Bestandteil, womöglich sogar eine sagenumwobene Legende dieser Welt zu werden. Ein ambitionierter Plan, der aber aufgehen könnte.

In dem Fall erwartet uns nächstes Jahr ein neuer Stern am LARP-Himmel, der den Beginn der Großconsaison auf Anfang April vorverlegt. Ob das letztendlich gelingt, bleibt abzuwarten. Vieles hängt davon ab, wie die Spieler das Spielkonzept annehmen und wie die Umsetzung gelingt. Die elektronischen Teile der Con müssen reibungslos funktionieren, und auch die vollkommen offene Spielwelt muss sich bewähren. Denn auch ohne Railroading müssen über 500 Teilnehmer erst einmal beschäftigt werden. Gelingt das mit dem vorhandenen Plot nicht langfristig, so kann das hoffnungsvolle Projekt auch wieder ein schnelles Ende nehmen. Zumal Anfang April auch immer die Gefahr besteht, dass das Wetter nicht mitspielt. Und während eine etablierte Großcon ein Jahr Schlammhölle locker überstehen kann, könnte ein witterungsbedingt abgesoffener Constart für einen Neuling weitaus schlimmere Folgen haben.

Doch solche düsteren Szenarien sollen nicht die Vorfreude auf eine neue Conreihe trüben. Die Anlagen sind da und das vielversprechende Konzept weiß durchaus zu überzeugen. Die Orga bringt zudem neue Ideen in die Szene, die das Potenzial zu Verbesserungen haben, die das Spiel bereichern. Und so schließe ich mich hier gerne der Aussage der Organisatoren an: „Wir freuen uns, diese Entwicklung zu begleiten.“

Daten und Fakten:

Den Auftakt der Zwieland-Saga bildet die Con „Die Expedition“. Sie findet vom 08.04.2020 bis zum 12.04.2020 statt.

Die Ticketpreise betragen für Spieler zwischen 100 EUR (Staffel 1) und 125 EUR (Staffel 3).

Aktuell läuft noch die erste Staffel der Ticketverkäufe. Diese endet am 30.6.2019. Von da an gilt bis zum 30.11.2019 der Preis von Staffel 2 (110 EUR).

Für Kinder gibt es ermäßigte Tickets für 45 EUR, NSC zahlen einheitlich 25 EUR.

Für Conzahler erhöht sich in allen Kategorien der Preis jeweils um 10 EUR.

Stattfinden wird die Con auf dem Utopion Bexbach bei Homburg im Saarland.

Nähere Informationen sowie Tickets für alle bisher angesetzten Cons sind auf der Homepage der Veranstalter unter www.zwieland-saga.de erhältlich.

 

Artikelbild: Zwieland Saga, Bearbeitet von Verena Bach

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein