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LARP dürfte nicht verletzungsreicher sein als manch ein Sport. Dennoch kommt es gelegentlich zu kleineren und größeren Notfällen, die umsorgt werden wollen. Theoretisch hat fast jeder Teilnehmer auch mal einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht. Hier frischen wir euer Wissen wieder auf.

Jeder, der einen Führerschein hat, sollte einen Erste-Hilfe-Kurs besucht haben. Bei den meisten Leuten ist das vermutlich schon eine ganze Weile her, und die allerwenigsten haben je einen Auffrischungskurs besucht. Damit aber trotzdem nicht bei jedem kleineren Unfall sofort Panik aufkommt und man vielleicht auch selbst mal einschätzen kann, ob man mit seiner Verletzung zum Sani läuft, der dann auch wieder gerannt kommen muss, oder man sich einfach mal selbst versorgen kann, soll dieser Leitfaden etwas Handlungssicherheit geben.

Verlasse dich nicht auf alle anderen

Prinzipiell gibt es auf fast jeder Con einen „Sani“. Hierbei reichen die Qualifikationen von einfachem Sanitätshelfer aus dem Katastrophenschutz bis hin zum Arzt. Hier wird aber gerne vergessen, dass diese Sanis auch als Teilenehmerinnen und Teilnehmer da sind und im seltensten Fall als gebuchter Sanitätsdienst. Auch ist hier die Erwartung fehl am Platz, dass diese immer die komplette Ausrüstung eines Rettungswagens dabei haben. Natürlich werden diese Menschen im Notfall da sein, um schlimme Schäden zu verhindern. Sie sind aber nicht dafür da, sich „mal eben die zwei Wochen alten Knieschmerzen“ anzuschauen oder ein Pflaster zu kleben. Ein Pflaster, oder besser einen Wundschnellverband, kann wirklich jeder anbringen.

Sinnvoll ist es daher, nicht nur sein Wissen selbst auf Stand zu halten – in jeder größeren Ortschaft bieten Hilfsorganisationen und private Anbieter entsprechende Kurse an – sondern auch eigenes Material für sich selbst dabei zu haben. Dazu eignen sich KFZ-Verbandskästen optimal. Diese könnt ihr um Einmal-Kühlpacks und ein Spray zur Wunddesinfektion (natürlich nur für den persönlichen Gebrauch, da man Medikamente nur als Arzt oder Apotheker an Dritte weitergeben darf) ergänzen. Mit rund 20 EUR ist man bestens für so ziemlich alle Fälle gerüstet.

Aber woher weiß man nun, was versorgungsbedürftig ist und was getrost bis nach der Con warten kann? Natürlich kann man im Zweifel dazu immer den Sani fragen, sofern einer oder eine da ist. Nachfolgend erklären wir ein paar Tipps und Verhaltensregeln für Verletzungen, Unfälle und Krankheit im LARP.

Prüft auf jeden Fall auch, ob der Verbandskasten komplett ist © Lusoimages

Wie setze ich eigentlich nochmal einen Notruf ab?

Heutzutage hat fast jeder ein Handy dabei. Das Praktische ist: Man muss einfach nur 112 wählen und abheben – übrigens in ganz Europa. Dies verbindet euch automatisch mit der nächsten Rettungsleitstelle. Der Disponent (das ist der Mensch am anderen Ende der Leitung) möchte von euch dann wissen, wo das ganze passiert ist, was überhaupt los ist, wie viele Verletzte es zu versorgen gibt, um welche Art von Notfall es sich handelt, und dann solltet ihr auf Rückfragen warten.

Versucht die Fragen ruhig und sachlich zu beantworten. Es ist vollkommen normal, dass man dabei aufgeregt sein kann. Umso wichtiger ist es, nicht einfach aufzulegen, sondern den Disponenten zu fragen, ob er noch weitere Informationen benötigt. Er teilt einem dann in der Regel auch mit, was für ein Fahrzeug er schickt. Bitte vergesst auch nicht der Spielleitung Bescheid zu geben, diese kann dann jemand zur Geländeeinfahrt schicken, um das Fahrzeug bei Bedarf einzuweisen oder eventuelle Hindernisse zu beseitigen.

Auf jeden Fall sollte auch der Spielleitung Bescheid gegeben werden.© Nabil Hanano, Drachenfest 2012

Ist das schon gebrochen oder doch nur geprellt?

Ganz sicher kann man das nur unterscheiden, wenn sogenannte sichere Frakturzeichen vorliegen. Dazu zählen Stufenbildung, abnorme Beweglichkeit, sichtbare Knochenteile und Krepitation (Knochenreiben; keine Sorge, man weiß sofort wie das klingt, wenn man es hört). Sollte dieser Fall eintreten: Finger weg! Überlasst dies bitte den Leuten, die das beruflich machen. Die oder der Verletze wird in diesem Fall auch das betroffene Körperteil nicht anfassen lassen. Wer schon mal einen Bruch jenseits des kleinen Zehs hatte, wird das gut nachvollziehen können.

Stellt man keines dieser Zeichen fest, kann man zunächst von einer Prellung ausgehen. Eine Prellung kann, genauso wie ein Bruch, zu Schmerzen, Rötung, Schwellung und Bewegungseinschränkung führen. Wenn es durch Kühlung, Schonung und Hochlagerung nicht nach 1–3 Tagen besser, wird sollte man einen Arzt aufsuchen. Auch hier ein Hinweis: Arzt bedeutet nicht Notaufnahme, denn diese ist für ernste Notfälle gedacht. Es gibt genügend niedergelassene Unfallchirurgen und Orthopäden. Die schauen sich das auch an und können gegebenenfalls ein Röntgenbild machen.

Exkurs: Warum macht der Sani nicht einfach einen (Salben-)Verband?

Um die Worte zu Beginn zu wiederholen: Der Sani ist dazu da, schwere Schäden abzuwenden und gegebenenfalls dein Leben zu retten. Für alles andere gibt es (niedergelassene) Ärzte. Salbe darf der Sani nicht auftragen, da er somit ein Medikament verabreichen würde, was ohne ärztliche Anordnung nicht gestattet ist. Nein, auch deine eigene Salbe nicht. Macht das selbst, aber erwarte das nicht von einem Sanitäter. Auch fragen Spielerinnen und Spieler gerne mal nach einem Stützverband. Diese „einfachen Binden“ kosten pro Stück 25 Euro aufwärts! Wenn ihr selbst solch eine Binde habt und darum bittet, dass man euch die anlegt, ist das eine ganz andere Sache.

Hinzu kommt, dass solch ein Stützverband mehr eine psychologische Wirkung hat und nur korrekt gewickelt überhaupt eine Funktion hat. Und das will gelernt sein. 

Ähnlich ist es übrigens auch mit Tapeverbänden und Kinesiotape. Auch diese führen nicht zu einer Wunderheilung und sind bitte nur von geschultem Personal anzubringen.

Puh, das ist voll nur geprellt!

Als wirksames Mittel als akute Versorgung bei Prellung, Verstauchung oder Umknicken gilt seit langer Zeit eine ordentliche Portion PECH. Wie die Schreibweise vermuten lässt, ist das nur eine Abkürzung und steht für

Pause: Die Belastung des betroffenen Körperteils sollte verringert werden und am besten erstmal dem Körper Ruhe gegönnt werden. Das hilft auch dem Körper die nötigen Mechanismen zur Wundheilung anzustoßen.

Eis: Eis steht her für kühlen. Bitte kein echtes Eis direkt auf die Verletzung. Am Besten Kühlpacks in ein Tuch eingeschlagen oder ein in kaltes (Eis-)Wasser getränktes Tuch auf die verletzte Stelle. Dies lindert nicht nur Schmerzen, sondern mindert auch die Schwellung. 

Compression: Ein leichter Druckverband kann zusätzlich der Kühlung ein starkes anschwellen verhindern.

Hochlagern: Wirkt ebenfalls in Kombination mit Kühlung und Kompression der Schwellung entegegen.

Ist die Verletzung hingegen älter als rund 15 Minuten. Reicht es nur Pause zu machen. Je nach Schmerzgrad und Einschränkung der Beweglichkeit, kann man dann einen Arzt aufsuchen oder den ärtztlichen Notdienst anrufen.

Okay, gehen wir davon aus, da ist was gebrochen …

Dann sollte man als Laie möglichst die Finger davon lassen. Der oder die Verletzte wird selbst eine Haltung finden, die einigermaßen erträglich ist. Hier sind nun Profis erforderlich. Um Versicherungsfragen direkt zu umgehen, bietet es sich hier an, einen Krankentransport zu veranlassen. Da kommen Fachkräfte, die sich aber im Zweifel etwas mehr Zeit lassen (dürfen) als der Rettungsdienst. Es gibt in Fachkreisen eine Unterscheidung zwischen Krankentransport und Rettungsdienst. Der Leitstellendisponent oder etwaiges Fachpersonal (jede Qualifikation von Rettungssanitäter aufwärts) vor Ort beim Absetzen des Notrufes entscheidet, was für den oder die jeweiligen Patienten die richtigen Rettungsmittel (Rettungstransportwagen, Krankentransportwagen, Notarzteinsatzfahrzeug, usw.) ist.

Ist der Bruch hingegen offen, also der Knochen stößt durch die Haut oder die oder der Betroffene spürt im betroffenen Körperteil nichts mehr oder kann es nicht mal unter Schmerzen bewegen, wird es Zeit, die 112 und damit den Rettungsdienst zu rufen.

Da hat sich jemand eine schrecklich blutende Wunde zugezogen!

Das Wichtigste ist: Ruhe bewahren! Es ist niemandem geholfen, wenn man panisch mit den Armen wedelnd schreiend im Kreis rennt. Gut, man sorgt vielleicht über ablenkende Belustigung, mehr auch nicht.

Spaß beiseite. Ruhiges und besonnenes Handeln hilft oftmals, eine Situation zu entschärfen. Blutende Menschen sehen schrecklich aus. Das Blut verteilt sich auf Grund seines Aggregatzustandes wunderbar, und die Farbe lässt es nach Unmengen aussehen. Gerade Kopfplatzwunden neigen dazu, die Leute wie ein Massaker aussehen zu lassen. Es ist aber keines.

Bei blutenden Verletzungen sollte man unbedingt Handschuhe tragen © grib_nick
Bei blutenden Verletzungen sollte man unbedingt Handschuhe tragen © grib_nick

Hier sei ganz besonders erwähnt: Zieht IMMER Handschuhe an, bevor ihr jemandem helft. Ihr wisst nie, ob er nicht irgendwo blutet und was für Krankheiten er hat.

Nun drückt man eine sterile Kompresse (aus eurem frisch erworbenen Verbandskasten) oder notfalls auch ein sauberes Tuch auf die Wunde und wartet ab, was passiert. Die meisten Wunden sind oberflächlich und lassen sich so gut versorgen.

Einzige Ausnahme bilden arterielle Verletzungen. Auch diese sind wieder selbst für den Laien leicht zu erkennen, weil das Blut im pulsierenden Strahl aus der Wunde herausschießt. In diesem Fall muss ein Druckverband angelegt werden. Die Intuition wird ganz von alleine dafür sorgen, dass man einen strammen Verband macht. Die funktioniert aber nur an Extremitäten, also Beinen und Armen. Sind andere Körperstellen betroffen, sollte nur mit der Hand an der verletzten Stelle Druck ausgeübt werden.

Bitte aber niemals Gliedmaßen abbinden! Auch diese Maßnahme ist Fachpersonal vorbehalten und bei falscher Anwendung gefährlich. Vergesst bei solchen Blutungen bitte nicht, einen Notruf abzusetzen.

Die Wundversorgung gehört in professionelle Hände. Kleinere Wunden kann man getrost selbst versorgen. Alles, wo man daheim selbst ein Pflaster kleben würde, gehört nicht zum Sani. Fürsorgliche Orgas stellen gerne mal eine Pflasterrolle mit Schere in der Nähe des SL-Bereichs zur Verfügung. Alle größeren Wunden sollten fachlich korrekt versorgt werden. Auch hier gilt: Ist man sich unsicher, fragt man im Zweifelsfall einen Sanitäter. Ist keiner da, schadet es nicht, eine kleine Exkursion zum nächsten Unfallarzt zu starten. Am Wochenende erreicht man bundesweit unter der 116117 den ärztlichen Bereitschaftsdienst, der hier die nächste Praxis oder den nächsten Hausarzt vermitteln kann. Diese haben, wenn nicht rund um die Uhr, unter der Woche ab 18 Uhr und sonn- und feiertags von 8 bis 20 Uhr geöffnet.

Und ein kleiner Hinweis noch aus medizinischer Sicht: Eine Wunde kann bis zu 6 Stunden nach Entstehung genäht werden. Danach muss sie von selbst heilen, oder man muss sie neu aufschneiden (nennt sich Wundrevision). Also wartet bitte nicht stundenlang, bis ihr beschließt, dass da doch mal jemand draufschauen sollte.

Der hat was auf den Kopf gekriegt!

Sollte der Verletzte Symptome zeigen wie: Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Benommenheit, Gedächtnislücken, Bewusstlosigkeit, Doppelbilder oder andere Auffälligkeiten, dann handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine Gehirnerschütterung. Das ist eine ernstzunehmende Verletzung, die in der Klinik je nach Schweregrad zwischen 24 und 72 Stunden überwacht wird. Sowas sollte man keinesfalls einfach abtun; ein Betroffener sollte auf jeden Fall ins Krankenhaus. Man kann sich danach immer noch entscheiden, dass man nicht bleiben möchte.

Sollte jemand nach einer Kopfverletzung Anzeichen einer Gehirnerschütterung haben, gib dem Betreffenden bitte nicht zu Essen oder zu Trinken! Es besteht die Gefahr, dass Essen oder Getränk verschluckt, erbrochen und aspiriert wird (eingeatmet). Das ist eine lebensgefährliche Komplikation.

Insektenstiche und Zecken

Erwachsene Hirschzeck © Photo by Scott Bauer, Gemeinfrei

LARP findet ja bekanntlich meistens im Freien statt. Dass man dort immer wieder auf diverse Insekten und anderes Getier trifft, ist vollkommen normal. Genauso normal sind damit verbundene Stiche und Bisse.

Zecken sind kleine mistige Biester. Man sollte nicht versuchen, das Tier mit Salben, Cremes oder anderen absurden Hausmitteln zu töten und es dann zu entfernen. Mit einer spitzen Pinzette oder eine Zeckenzange oder -karte lassen sie sich recht einfach entfernen. Einfach möglichst nah an der Haut und somit unterhalb des Körpers vorsichtig greifen und behutsam ziehen. Da das Tier gerne leben möchte, wird es loslassen und ihr könnt es entfernen. Zieht ihr zu schnell und zu stark reißt die Zecke ab und ein Arzt (oder eher dessen Helfer) dürfen die Überreste aus der Haut fummeln.

Die Einstichstelle sollte mit Desinfektionsmittel gereinigt werden und die nächsten Tage vom Betroffenen immer wieder beobachtet werden. Solle sich ein roter Hof (also ein Kreis) um die gerötete Einstichstelle bilden, bitte zum Hausarzt damit gehen und ihm davon berichten. So lässt sich viel Ärger vermeiden.

Aber dann gibt es da ja noch mehr garstiges Getier: Mücken, Bremsen, Bienen und Wespen (und noch andere absurde Tiere, aber die sind eher selten).

Jeder weiß, dass die Stiche jucken, anschwellen können und nerven. Für entzündete Insektenstiche gibt es auch Hilfe. Regel Nummer 1: Nicht kratzen! Kühlen hilft bekanntlich sehr gut, und auch ein moderater Kompressionsverband hilft gegen Schwellung und verhindert Juckreiz. Sollte jedoch auch die Salbe aus der Apotheke nicht helfen und der Stich wird exorbitant groß (Untertassengröße ist schon beeindruckend), heiß, hart, schwillt massiv an und wird am besten noch schillernd bunt, dann könnte es Zeit sein, einen Arzt zu konsultieren. Sobald sich dazu Fieber entwickelt, bitte zügig einen Arzt aufsuchen und nicht erst abwarten.

Unterschätzt die Lasersonne während der großen Sommer-LARPs nicht © tomwang
Unterschätzt die Lasersonne während der großen Sommer-LARPs nicht © tomwang

Sonnenbrand und Sonnenstich

Wer kennt es nicht? Bei schönstem Wetter schon morgens ins Plotgeschehen gestürzt, und irgendwann bekommt man Kommentare zur eigenen leuchtenden Hautfarbe.

Sonnenbrand ist ein absoluter Klassiker. Ein Klassiker, der bitte nicht unterschätzt werden sollte. Einen einfachen Sonnenbrand kann man gut mit einer kühlenden Lotion, etwas Quark oder zur Not einer leichten Brandsalbe behandeln. Bitte keine fetthaltigen Cremes oder Öle auf die verbrannte Haut schmieren. Sich vernünftig einzucremen und vor Sonne zu schützen wäre natürlich auch eine Option. Bedenklich wird es mit dem Sonnenbrand, wenn die Haut anfängt, Blasen zu werfen. In diesem Fall spricht man von Verbrennungen 2. Grades, die, wenn sie einen gewissen Anteil Körperoberfläche betreffen, in ein Verbrennungszentrum gehören. Sollte die Haut also Blasen werfen, solltet ihr besser bei einem Arzt vorstellig werden. Das Abtragen der Blasen von der Haut überlasst ihr bitte auch Fachpersonal. Diese offenen Wunden können sich leicht entzünden.

Sonne wirkt sich auch mal gerne auf den Kreislauf aus. Nicht nur, dass man darauf achten muss, ausreichend zu trinken, was an heißen Tagen auch gerne mal 5–6 Liter sein können. Nein, man muss auch darauf achten, dass die Sonne einem nicht im wahrsten Sinne des Wortes das Gehirn brät. Gemeint ist hier der Sonnenstich.

Beim Sonnenstich spielen mehrere Faktoren zusammen. Durch die massive Sonneneinstrahlung auf den Kopf wird selbiger stark erhitzt, was dem Inhalt schon nicht guttut. Hinzu kommt in der Regel noch der Wassermangel, der das ganze verschärft.

Die Leute haben massive Kopfschmerzen, Durst, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, sind benommen bis hin zu bewusstlos und haben ein leuchtend rotes Gesicht, das nicht nur optisch glüht. Erste Maßnahme: Um die Ecke bringen und kalt machen! Man bringt die Leute in den Schatten, legt sie mit leicht erhöhtem Oberkörper hin, kühlt sie vorsichtig (nicht mit Eiswasser überschütten, das mag der Kreislauf nicht; kalte Umschläge reichen völlig) und gebt ihnen, sofern ihr Zustand das zulässt, zu trinken. Sollten die Beschwerden zu stark sein, die Person also vielleicht schon kaum noch ansprechbar sein, ruft umgehend den Rettungsdienst. In diesem Fall ist es nicht mit ein paar Stunden Schlaf im Schatten getan. Alle anderen sollten sich innerhalb der nächsten Stunden erholen und mindestens für den Rest des Tages aus der Sonne ferngehalten werden und viel trinken.

Mehr Tipps gegen die Sommerhitze findet ihr auch hier.

Wenn jemand auf Con krank wird, wer kümmert sich?

Gehen wir jetzt mal davon aus, der Mensch war nicht so unvernünftig und ist schon krank auf Con gefahren, sondern erst dort krank geworden. Zum einen sollte sich der Erkrankte ganz schlicht überlegen, ob es nicht das Klügste wäre, einfach abzureisen. Denn nicht selten sind genau das die hochansteckenden Erkrankungen.

Plötzlicher Brechdurchfall, Schüttelfrost und Fieber, Schwindel und Unwohlsein: Das sind alles Beschwerden, mit denen man nicht auf einer Con sein sollte. Gerade bei Brechdurchfall sollte die kontaminierte Toilette gekennzeichnet und von allen anderen Teilnehmern gemieden werden. Es ist keine Option, sich mit Medikamenten „über Wasser zu halten“, sondern ganz schlicht unverantwortlich sich selbst und allen anderen gegenüber.

Generell gilt: Es kümmern sich die Angehörigen und/oder Freunde. Auch das ist keine Aufgabe des Sanis. Sollte jemand auf Grund von Brechdurchfall so viel Flüssigkeit verlieren, dass es zu Kreislaufproblemen kommt, so sollte der Rettungsdienst in Betracht gezogen werden. Bei leichteren Beschwerden kann der Hausärztliche Notdienst der Kassenvereinigung (kurz: KV Notdienst) unter der 116 117 konsultiert werden.

Und wenn es hart auf hart kommt? Der Herz-Kreislauf-Stillstand

Der Ablauf einer Reanimation

Sollte jemand einfach die Augen verdrehen oder sich an die Brust greifen und umfallen, oder ihr findet jemanden regungslos und reaktionslos (also nicht nur gespielt) vor, dann zögert nicht zu handeln. Sehe, höre oder spüre ich noch eine Atmung? Nein? Dann Notruf absetzen und Reanimation beginnen! Selbst falls der- oder diejenige doch noch einen Puls hat, könnt ihr damit niemanden umbringen. Aber ihr könnt im Zweifel Leben retten. Wartet nicht auf den Con-Sani, sondern tut das einzig Richtige. Wenn man dazu Lieder wie „Stayin’ Alive“ von den Bee Gees, AC/DC mit „Highway to Hell“ oder Helene Fischers „Atemlos“ im Kopf hat, dann drückt man auch schnell genug.

Sollte hingegen der oder die Betroffene „nur“ Bewusstlos sein, also auf Ansprache und sanftes rütteln nicht reagieren. Legt sie oder ihn auf die Seite und sorgt für einen leicht überstreckten Kopf. Damit stellt ihr im falle eines Erbrechens sicher, dass sie Atemwege nicht blockiert werden. Den oder die Betroffene im Auge behalten, zudecken und Hilfe rufen dabei nicht vergessen.

Der durchschnittliche Larper oder die Larperin werden nicht jünger, oder wie Mediziner auch liebevoll sagen: Die Einschläge kommen immer näher. Also passt auf euch und eure Mitstreiter auf, hört auf euren Körper und schaltet im Zweifel lieber einen Gang runter. F

Falsch ist der Ersten Hilfe ist nur, nichts zu machen. Also habt keine Sorge etwas „falsch“ zu machen. Und besucht doch auch mal wieder einen Auffrischungskurs! Der nächste ist sicher schon dieses Wochenende in eurer Nähe.

Artikelbilder: Stockart|depositphotos, Einzelbilder: Wie gekennzeichnet. Titelbild: © logoboom

Über die Autorin

Christina Decken entdeckte 2006 die Welt des LARP für sich. Davor war sie schon mit Kunstblut und Schminke für das Jugendrotkreuz tätig und hat die Medizin vom Hobby zum Beruf gemacht. Rettungsdienst und Notaufnahme sind für sie so vertraut wie Blutpaste und Schminkschwämmchen. So kam sie auch zu ihrem Spitznamen „Freak“, unter dem sie so manchen bekannt sein könnte. Als gelernte Rettungsassistentin sowie studierte Gesundheits- und Krankenpflegerin gibt sie immer wieder den Con-Sani, liebt schwarzen Humor und Fantasy.

 
Die Co-Autoren

Marc Baecker schreibt bei den Teilzeithelden vornehmlich in Szene und Events und ist begeisterter Cosplayer und LARPer. In einem früheren Leben war er Rettungsassistent und Ausbilder für Erste Hilfe. Heute verdingt er sich nebenberuflich noch als Dozent für Notfallmedizin.

Michael Engelhardt hat sich schon vor Jahren dem Hobby LARP ganz und gar verschrieben. Dabei reicht sein Erfahrungsschatz von Fantasy über Zombie zu Science-Fiction bis hin zu dystopischer Endzeit. Bei einer großen Hilfsorganisation war er lange Jahre als Sanitäter und Ausbilder für Erste Hilfe aktiv und hat sich heute auf chemische, biologische, radiologische und nukleare Gefahrenlagen im Bevölkerungsschutz spezialisiert.

16 Kommentare

  1. Theoretisches Wissen ist gut, aber es gibt genug Leute, die Angst davor haben, erste Hilfe zu leisten.
    Ich kann nur empfehlen, den Kurs nochmal zu wiederholen. Vor allem, wenn er lange her ist.
    Hilft nicht nur im Larp, sondern immer!!

  2. Super Artikel!
    Bei den Autoren und Ihrem Fachwissen auch kein Wunder!
    Ich würde mir eine kleine Ergänzung über die Seitenlage wünschen. Nicht jeder der umfällt ist ja gleich reanimationspflichtig ☺️

    • Martha Schulte aber die „nur Bewusstlosen“ versterben nicht sofort, wenn man erstmal mach dem Sani brüllt. ;) Und auf die Seite rollen bekommt man meistens irgendwie hin. Die komplizierte Seitenlage wie früher mit über den Arm rollen und dann „hübsch arrangieren“ gibt es ja nicht mehr.

    • Christina Decken
      Das ist mir bewusst.
      Ihr habt Euch nur so viel Mühe gegeben, alles auch für Laien gut zu erklären. Deshalb hätte es mich gefreut, wenn die einfach Seitenlage, kurz angesprochen wird.
      Kopf überstrecken, Wärmeerhalt und Betreuen.
      Klar, Sanis machen das im Schlaf, aber kann ja sein, dass mal wirklich keine Sanis da sind.

    • Mein ursprünglicher Artikel war noch länger. Michael und Marc waren so lieb das auf eine sinnvolle Länge zu kürzen.
      Nennt sich dann auch didaktische Reduktion. ;)
      Basismaßnahmen waren auch nicht die Intention meines Artikels.

    • Christina Decken
      Das kann ich gut nachvollziehen!
      Ich hätte gewiss auch zu viel geschrieben!
      Ich freue mich aber sehr, dass der Artikel
      auch auf den ärztlichen Bereitschaftsdienst eingeht und das nicht jede Kleinigkeit in die Notaufnahme muss!

  3. Ich weis das ist nicht ganz dir richtige Stelle der Artikel – aber ich wünsche mir noch den Hinweis das REALE Notfallhandgriff wie der Reanimationsgroff NICHTS im Larp heiler Spiel zu suchen haben. Das gilft für alle Real Handgriffe die Auswirkungen haben können,.

  4. Dieser Artikel ist absolut großartig! <3
    Von der Wortwahl her und vom Inhalt natürlich auch.
    Ich wünschte so normaler gesunder Menschenverstand wäre mehr verbreitet.

  5. Schön und leicht verständlich geschrieben. Hatte erst Angst, daß ich die Hände über den Kopf schmeiß und kreischend im Kreis rennen werde, aber man hat schnell rausgelesen, dass da jemand vom Fach hintendran sitzt :D

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