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Das Adeptus Sororitas gehört zu den bekanntesten Fraktionen des Warhammer 40.000-Universums. Doch bisher wurde die schlagkräftige Schwesternschaft in Warhammer-Romanen meist nur in Nebenrollen bedacht. Requiem Infernale begleitet eine dieser sagenumwobenen Schwestern auf einer fast schon cthulhuesken Reise in ihre Vergangenheit.

Jeden Monat erscheint eine Reihe neuer Warhammer-Romane, und es ist schwer dem hinterherzukommen. Dabei kann man schnell auch mal eine Perle übersehen, insbesondere, da sich die Romane gefühlt meist nur um vier Themen drehen: Space Marines führen Krieg, Inquisitoren verfolgen Kultisten, Kommissare töten Menschen und Xenos und Primarchen machen krasse Sachen. Ab und an widmen sich Autoren aber auch anderen Themen, wie zum Beispiel den Erlebnissen von Anhängern des Chaos oder Abenteuern von Aliens (meist von Aeldari). Dazwischen tauchen aber immer wieder interessante Romane auf, die andere Akteure des immerwährenden Krieges ins Licht rücken. So zum Beispiel die Legion des Imperators: Wächter des Throns von Chris Wright. Hier wird eine sehr lesenswerte Geschichte aus Sicht eines Senats-Beamten, eines Custodes und einer Schwester der Stille spannend geschildert.

Mit Requiem Infernale hat sich der Autor Peter Fehervari in seinem Warhammer-Roman einer bisher stark vernachlässigten Fraktion gewidmet: dem Adeptus Sororitas, den Töchtern des Imperators.

Als militärischer Arm der imperialen Kirche und der Inquisitoren des Ordo Haereticus bieten sie eigentlich genügend spannende Ansatzpunkte, doch bisher waren sie in Romanen meist auf Nebenrollen reduziert. In Requiem Infernale gehört die meiste Bühne jedoch ihnen.

Story

Asenath Hyades ist Schwester Hospitalis, also eine der eher heilenden denn kämpfenden Schwestern. Auf Geheiß ihrer Ordensoberin begibt sich die erfahrene Sororitas auf eine Reise in ihre eigene Vergangenheit. Denn Schwester Hyades hat einen sehr bewegten Werdegang hinter sich. Als kämpfende Schwester des Ordens der Letzten Kerze wurde sie, nach einem brutalen Vergehen, aus dem Orden verstoßen. Als Schwester Repentia, also verstoßene Schwester, begab sie sich auf eine blutige Suche nach Vergebung. Das Ende ihrer Buße führte sie schließlich in den Schoß des Ordens der Ewigen Kerze, aus dem vor vielen Jahrhunderten der Orden der Letzten Kerze entstanden ist. Als Schwester Hospitalis soll sie eine neue Chance bekommen. Einige Jahre später, sind die Schwestern der Ewigen Kerze besorgt, dass ihr Tochter-Orden womöglich gefallen sein könnte. So entsenden sie Schwester Hyades, um der Vermutung auf die Spur zu kommen.

Sister Hospitaller © Cubicle 7
Sister Hospitaller © Cubicle 7

Auf dem beschwerlichen Weg trifft sie auf Menschen, die zu einer Schicksalsgemeinschaft werden sollen, unter ihnen der geheimnisvolle Prediger Jonas Tythe und eine Einheit schwerverletzter Elitesoldaten des Imperiums mit einer mysteriösen Krankheit.

Die Geschichte erzählt sich aus dem Blick der Schwester Hospitals und gelegentlichen Passagen des Predigers. Jeder Abschnitt des Buches wird dabei mit einem Brief von Hyades an ihre Mutter Oberin eingeleitet und verschafft so einen tiefen Blick in das, für die Geschichte wichtige, Seelenleben der Schwester. Der Prolog scheint zunächst nicht viel mit der eigentlichen Geschichte zu tun zu haben, liest sich diese auf den ersten Seiten fast schon wie ein guter Krimi im Stil Agatha Christies. So spielt der erste Teil auf einem Schiff, tatsächlich auf dem Meer, bei dem es zu mysteriösen Vorfällen kommt. Bereits hier tauchen bereits erste unleugbare Parallelen zum Lovecaft-Mythos und Umberto Ecos Der Name der Rose: Eine isolierte religiöse Gemeinschaft, die ein mysteriöses und schreckliches Geheimnis verbirgt, gepaart mit dem Wahnsinn, den das Chaos über die Welt bringt.

Mit der Zeit beginnt der Prolog sich jedoch perfekt in die Geschichte einzufügen, und Schwester Hyades muss sich nicht nur den Gefahren des Warps, sondern auch ihrer eigenen Vergangenheit stellen.

Fehervari erzählt diese Geschichte sehr spannend, verlangt aber dem Leser mehr Aufmerksamkeit ab als die typische Space Marine-Epik.

Schreibstil

Sister of Battle © Cubicle 7

Wie bereits erläutert, erfordert dieser Roman die Aufmerksamkeit der Leserin oder des Lesers. Zeit und Raum verschwimmen zusehends und erfordern ein wenig Konzentration. Vielleicht wird man einen kleinen Abschnitt nochmals lesen müssen, um die Komplexität ganz zu erfassen. Allerdings lohnt sich diese Zeit. Fehervari schafft es dabei geschickt, viele Bestandteile des Warhammer-Universums auf raffinierte und natürliche Art zu verbinden, die den Roman zu Warhammer in a Nutshell werden lassen. Herausheben muss man dabei auch die Übersetzungsleistung von David Friemann-Kleinow. Das komplexe Spiel mit Zeit und Raum, die Gedanken der beiden Protagonisten sowie die Tiefe der Geschichte einzufangen und auch in einer Übersetzung so vereinnahmend wiederzugeben, gelingt nicht jedem.

Der Autor

Peter Fehervari lebt und arbeitet in London und hat unter anderem Warhammer-Romane über Tau, Aeldari und den Gene Stealer-Kult geschrieben. Dabei hatten es ihm bisher wohl am meisten die Tau angetan, doch auch Geschichten aus imperialer Sicht sind ihm nicht fremd.

Erscheinungsbild

Das Cover fängt auf beeindruckende Weise die Seele des Buches ein. Umrandet von Schatten, welche nach ihr zu greifen versuchen, scheint nur eine kleine Kerze die Sororitas-Schwester vor der ewigen Dunkelheit zu schützen. Der Weg vor ihr scheint mit Blut gesäumt, was im Warhammer-Universum passender nicht sein könnte. Alle Bestandteile des Covers referenzieren eindeutig auf Inhalte des Buches.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Black Library
  • Autor: Peter Fehervari
  • Erscheinungsdatum: 2019
  • Sprache: Deutsch (Aus dem Englischen übersetzt von David Friemann-Kleinow)
  • Format: Softcover und eBook
  • Seitenanzahl: 412
  • ISBN: 1781934061
  • Preis: 14,00 EUR Softcover, 10,99 EUR eBook
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Fazit

Warhammer-Romane haben viel Licht und Schatten. Requiem Infernale gehört zum Licht und darf ganz klar als Perle bezeichnet werden. Fehervari und Friemann-Kleinow gelingt es, eine Geschichte zu erzählen, die zwischen Tod auf dem Nil, Der Name der Rose und dem Lovecraft‘schen Mythos pendelt, ohne dabei ihre Warhammer-Wurzeln aus dem Auge zu verlieren. Für einen Warhammer-Roman, die zwar blutige aber meist weiche Kost sind, ist dieser Roman schon ein schwerer Brocken. Damit ist er nicht für eben mal nebenbei. Um ihn wirklich zu erfassen und genießen zu können, verlangt er, ja fordert er geradezu Aufmerksamkeit ein. Wer sich aber darauf einlässt, bekommt einen Warhammer-Roman ganz besonderer Güte mit Wendungen und einem Ende, das definitiv ein paar Punkte geistige Stabilität einfordern wird.

 

Artikelbild: Black Library, Bearbeitet von Verena Bach
Dieses Produkt wurde privat finanziert.

 

6 Kommentare

  1. Hmmm…ne Repentia als Ermittlerin? Macht das innerhalb des Romans Sinn oder fällt das unter „künstlerische Freiheit“? Klingt nicht wie nen Bolterporn, was das Buch interessant macht.

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