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Wunderschöne Gestalten, die Helfer des Weihnachtsmannes oder Kreaturen mit Schabernack im Sinn? Elfen gehören zu den bekanntesten und beliebtesten phantastischen Rassen in unserer modernen Zeit, obwohl ihre Ursprünge nicht jedem bekannt sind. Hier schaffen wir Abhilfe und stellen euch einige verblüffende Fakten über Elfen und deren Geschichte vor!

Inbegriff von ewiger Eleganz und Schönheit oder sonderbare Baumknutscher?

Spätestens seit Der Herr der Ringe sind sie aus der Phantastik nicht mehr wegzudenken: Elfen. Für die einen sind sie der Inbegriff von ewiger Eleganz und Schönheit, für andere sonderbare Baumknutscher. Doch ungeachtet der subjektiven Meinung sind sie ein wichtiger Bestandteil bekannter und einflussreicher Fantasywelten. Neben der bereits erwähnten Bedeutung in Tolkiens Werken kommen sie beispielsweise in Tabletop-Spielen (Warhammer mit den Hochelfen, Dunkelelfen und Waldelfen), Videospielen (spielbare Rasse in The Elder Scrolls) oder Büchern (die Elfen-Reihe von Bernhard Hennen) vor. Und auch viele Pen & Paper-Systeme von Das schwarze Auge bis Dungeons & Dragons sehen die Spitzohren als festen Bestandteil ihrer Welten.

Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Doch darum soll es in diesem Artikel nicht gehen. Vielmehr beschäftigen wir uns mit überraschenden und unterhaltsamen Fakten in Hinblick auf Elfen in Mythologie und Phantastik. Denn dieses Volk ist deutlich mehr als nur ein langweiliges Fantasy-Klischee.

Eine Vielzahl von Elfen

Der Versuch, einen Überblick zu allen Formen von Elfen in Mythen und Sagen zu erschaffen, würde ein sehr dickes Buch füllen. Sowohl das allgemeine Konzept der Wesen, als auch Details variieren von Kulturkreis bis hin zu einzelnen Autoren. Das macht Elfen zu einem der heterogensten Völker aus Sagen und Legenden.

Prägend für das moderne Bild von Elfen in der Phantastik sind Überlieferungen aus der nordischen und germanischen Mythologie. In diesen werden Elfen als übernatürliche Wesen angesehen und in Verbindung mit Naturgeistern oder Göttergeschlechtern gebracht. Magische Fähigkeiten und unglaubliche Schönheit heben sie von den Menschen ab. Dadurch galten Elfen manchmal auch als Form, in die Menschen nach ihrem Tode aufsteigen konnten.

Olaf Geirstad-Alf als elfische Reinkarnation des norwegischen Königs Olaf Gudrødsson.

So wurde der norwegische König Olaf Gudrødsson nach seinem Ableben als Elf unter dem Namen Olaf Geirstad-Alf verehrt. Den Überlieferungen zufolge sorgte das dafür, dass er als Draugr zurückkehrte und getötet werden musste, um als Olav der Heilige wiedergeboren zu werden.

Von Licht- und Dunkelelfen

Die Snorra-Edda, eine der wichtigsten Quellen altnordischer Mythen, Gedichte und Sagen, liefert weitere Ansichten. Hier findet sich die Einteilung der Elfen in anmutige Lichtelfen und verabscheuungswürdige Dunkelelfen, die unter der Erde hausen. Dies erinnert an die christliche Dualität von Engeln und Dämonen. Auch die moderne Phantastik nutzt die gegensätzliche Natur dieser beiden Völker aus. So spielen Dunkelelfen nicht nur im eingangs erwähnten Warhammer-Universum eine wichtige Rolle, sondern auch im letzten God of War-Teil. Dieser schickt den Protagonisten Kratos und seinen Sohn nach Alfheim, mitten in den Krieg zwischen den beiden Elfenvölkern.

Zusätzlich existieren Vermutungen, dass mit den Dunkelelfen eigentlich Zwerge gemeint sind. In diesem Kontext würde die Beschreibung den Kontrast zwischen den eleganten Lichtelfen und den unansehnlichen Zwergen betonen. Eine eindeutige Definition ist jedoch nicht mehr möglich. Stellenweise wird sogar angenommen, dass die Zwerge als eine separate dritte Rasse, die sogenannten Schwarzelfen, neben den beiden anderen Elfen auftauchen.

Unruhestifter

Heutzutage oft als Fee identifiziert: der Schabernack treibende Elf.

Generell beschränkt sich unser modernes Bild von Elfen häufig auf die Vorstellung der anmutigen Lichtelfen. Gerade im Mittelalter wurden Elfen jedoch oftmals schlechte Absichten nachgesagt. Zwar konnten sie Menschen helfen, doch gleichzeitig auch Krankheiten auslösen oder Kinder entführen. Hier entstand möglicherweise die Vorstellung des Schabernack treibenden übernatürlichen Wesens, das wir heutzutage mit Feen identifizieren.

Eines der bekanntesten Beispiele für diese Form der rachsüchtigen Elfen ist der Erlkönig in der gleichnamigen Ballade von Johann Wolfgang von Goethe. Der berühmte deutsche Dichter nahm eine dänische Ballade als Inspiration. Interessanterweise geht die Bezeichnung Erlkönig wahrscheinlich auf einen Übersetzungsfehler zurück. Denn in der ersten deutschen Übersetzung von Johann Gottfried Herder deutet dieser den eigentlich für Elf stehenden Begriff Eller fälschlicherweise als Erle.

Illustration zu Goethes Erlkönig um 1871.

Die Ballade von Goethe folgt einem Vater und dessen Sohn auf einem Ritt durch einen dunklen Wald. Das Kind beginnt die Gestalt des Erlkönigs zu sehen und wird immer verängstigter, während der Vater nichts Übernatürliches entdecken kann. Während die Gestalt den Knaben mit verführerischen Versprechen in sein Reich bringen möchte, versucht der Vater das panische Kind zu beruhigen. Doch gegen Ende überkommt auch ihn das Grauen und auf dem heimatlichen Hof angekommen liegt das Kind tot in seinen Armen.

Goethe lässt bewusst offen, ob es sich bei dem Erlkönig um eine wahre Gestalt oder Wahnvorstellungen eines fiebrigen Kindes handelt. Doch die übernatürliche Natur des Erlkönigs und seine Verbindung mit dem Tod des Jungen passen in das lange Zeit herrschende Elfenbild.

Die Helfer des Weihnachtsmannes

Santa mit seinen Elfen auf dem Cover der The Saturday Evening Post im Dezember 1922.

Besonders im amerikanischen Raum dominiert heute noch eine andere Vorstellung von Elfen. Hier werden sie als fleißige Helfer des Weihnachtsmannes in seiner Werkstatt gesehen. Dieses Bild kam wahrscheinlich gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch Gedichte, Bücher und Illustrationen auf. Vermutet wird darin eine Romantisierung des amerikanischen Traums vom Kapitalismus. Der Weihnachtsmann fungiert als Aufseher über ein Imperium aus Spielzeug und Süßigkeiten, die von einer Vielzahl williger Helfer hergestellt werden. Die Wahrheit dürfte komplett anders ausgesehen haben. Anstelle von singenden und tanzenden Elfen wurden die Spielzeuge in Wahrheit von armen Einwanderern in Fabriken produziert. Doch die Darstellung von stundenlang schuftenden Arbeitern ist nicht ganz so angenehm wie die drolliger Wesen, die dem Weihnachtsmann gerade einmal bis an die Hüfte reichen.

Elfen sind verantwortlich für schlechte Träume

Der Glaube an die schädlichen Auswirkungen von Elfen spiegelt sich auch in unserem heutigen Wortschatz wider. Warum heißt etwa der Alptraum so? Ausgangslage hierfür ist das Wort Alb, die ursprüngliche germanische Bezeichnung für Elfen. Interessante Notiz am Rande: Tolkien hat dieses Wort als Inspiration für die deutsche Übersetzung seiner Werke vorgeschlagen, sodass seine Elfen im Deutsche als Elben bekannt wurden. Er befürchtete, dass der Begriff Elf zu sehr mit geflügelten Feenwesen assoziiert wird.

Der Nachtmahr auf einem Gemälde von Johann Heinrich Füssli.

Doch zurück zu Träumen. Das damit in Verbindung gebrachte Fabelwesen ist der sogenannte Nachtalb bzw. Nachtmahr. Dieses dringt während der Schlafenszeit in das Zuhause von Menschen ein und verursacht Angstzustände und Atemnot. In der Kunst wird der Mahr oftmals als eine kleine, schwarze Gestalt gezeigt, die dem Opfer als Last auf der Brust sitzt. Aus Folge dieser Überlieferung sprechen wir heute noch bei einem schlechten Traum von einem Alptraum.

Der Nachtalb rückt damit deutlich näher an die mittelalterliche Vorstellung der Elfen als an die der nordischen Sagen. Tatsächlich weist er in dieser Form mehr Ähnlichkeit mit Geistern oder Verwünschungen durch Hexen auf.

Die halbe Bevölkerung Islands glaubt an Elfen?

Im Zuge meiner Recherche bin ich auf mehrere Berichte gestoßen, die den Glauben an Elfen in Island diskutieren. So enthält beispielsweise dieser Artikel von National Geographic die Aussage, dass 54% der Bevölkerung Islands an die Existenz von Elfen glauben oder sie zumindest als wahrscheinlich erachten. Die Stadt Hafnarfjörður bietet Touristen eine Tour an, durch die man die Heimstätten der Elfen besuchen kann. Und wer ein Experte auf dem Gebiet werden möchte, kann sich einen Nachmittag in der Elfschool in Reykjavik fortbilden. Diese bringt ihren Studenten nicht nur das Wissen über Elfen nahe, sondern präsentiert auch Berichte über Begegnungen von Menschen mit den Fabelwesen.

Der vulkanische Berg Stapafell in Island soll von Elfen bewohnt sein. (Bearbeitung eines Fotos von olekinderhook)

Allerdings ist die Aussage über den Elfenglauben in Island so pauschal nicht richtig. Denn tatsächlich wird man wenige Isländer treffen, die ihren direkten Glauben an diese Fabelwesen aufführen. Doch gleichzeitig werden ebenso wenige deren Existenz energisch bestreiten. Vielmehr halten sich viele Isländer Spielraum zur Interpretation offen. Zum einen liegt das an einem Gefühl der Verbundenheit zu nationalen Sagen und Legenden. Zum anderen wollen die Isländer auf Nummer sicher gehen: Sollte es doch Elfen geben, will man sie nicht erzürnen, indem man ihre Existenz anzweifelt. Denn wer möchte schon die Rachsucht einer mythologischen Gestalt auf sich ziehen?

Tolkien sah seine Elben als das Idealbild des Menschen

Die offizielle J.R.R. Tolkien-Biographie.

Laut der offiziellen J.R.R. Tolkien-Biographie von Humphrey Carpenter spiegelten die Elben Tolkiens christliche Vorstellung vom idealen Menschen wider. Wenn auch den Menschen gleich, so sind sie doch weiser, empathischer und frei von menschlichen Limitierungen wie dem Tod. Damit ähneln sie der biblischen Beschreibung des Menschen vor der Vertreibung aus dem Paradies.

Jedoch lässt sich auch nicht bestreiten, dass die oben bereits erwähnten Elfen aus der germanischen und nordischen Mythologie ebenfalls Einfluss auf die Darstellung in Tolkiens Werken hatten. So zeigen sich beispielsweise Parallelen der Noldor, der Gruppe von Elben, zu denen auch Feanor und Galadriel gehören, zu den Túatha Dé Danann aus dem Buch der Landnahmen Irlands. Einige Elemente dieser Sammlung irischer Mythologie könnten vielleicht als Inspiration für Ereignisse in Das Silmarillion und Der Herr der Ringe gedient haben.

Der Mann, der ein Elf sein will

Die Faszination für Elfen treibt einige Menschen zu radikalen Handlungen. Für den Argentinier Luis Padron üben diese Wesen eine solche Anziehungskraft aus, dass er selbst zu einem werden möchte. Stand 2018 gab er laut diversen Berichten 50.000 bis 80.000 EUR für plastische Chirurgie aus, die ihn seinem Traum von einem elfengleichen Gesicht näherbringen sollte.

Luis Padron möchte durch plastische Chirurgie selbst zu einem Elf werden.

Laut eigener Angaben half ihm die fantastische Welt der Elfen und Engel, mit Mobbing in seiner Jugend umzugehen. Zu den Eingriffen gehören beispielsweise die Ganzkörperentfernung von Haaren, Botox und das Bleichen der Haut. Sogar eine experimentelle Behandlung der Augenfarbe hat Padron vornehmen lassen. Jedoch nicht mit dem gewünschten Ergebnis. Anstelle des erhofften Lila-Tons sind seine Augen nun hellgrau geworden.

Ergänzt wird seine aktuelle Verwandlung durch Accessoires wie Perücken oder Kontaktlinsen. Doch Padron ist noch lange nicht am Ende seiner Transformation angelangt. Der aktuelle Problembereich ist seine Nase, die noch zierlicher und filigraner werden soll. Ein Interview aus dem Jahre 2018 findet sich auf YouTube.

Habt ihr noch weitere interessante Informationen oder Wissen zu Elfen in Mythologie und Phantastik? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

Quellen

 

Artikelbilder: © Majorgaine , © kudymov | depositphotos.com, Julia Goddard (1871), Richard Doyle (1824–1883), Johann Heinrich Füssli (1802), Moritz von Schwind  (1804–1871), Norman Rockwell  (1894–1978), olekinderhook | Wikipedia (gemeinfrei), Buchcover: © Klett-Cotta, Screenshot: © Barcroft TV, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur

6 Kommentare

  1. „Zwar konnten sie Menschen helfen, doch gleichzeitig auch Krankheiten auslösen oder Kinder entführen. Hier entstand möglicherweise die Vorstellung des Schabernack treibenden übernatürlichen Wesens, das wir heutzutage mit Feen identifizieren.“ Also das gefällt Dia hehe da kommen mir soooo viele Ideen

    • Wobei ich es schon beim ersten Blick auf die Quellen schade finde, das wieder vor allem nordische Mythologien und englische und isländische Folklore heran gezogen wurden.
      Dabei gibt auch die mitteleuropäische und deutsche Folklore da einiges her und kann insbesondere im Verbund mit historischer Entwicklung gut die Ursprünge und Veränderungen des Elfen/Geistglaubens aufzeigen (und hat auch nochmal regional durchaus andere Ausprägungen). :)

  2. Mehr oder weniger zufällig (habe den Begriff „Elfen“ auf die Suchmaschinenreise geschickt) bin ich über diesen interessanten Artikel gestolpert.

    Und nachdem ich im Moment (siehe Uhrzeit) eigentlich überhaupt keine Zeit habe, da ich gleich loswerkeln, dem Ruf der Pflicht hinterhereilen muss, nur ganz kurz und ganz schnell diesen lobenden Kommentar.

    Hat viel Spaß gemacht, diesen Artikel zu lesen, welcher recht schön viele Aspekte des Elfischen zusammenfasst bzw. darstellt und dies auch in einer sehr angenehmen Art.

    In diesem Sinne… Dickes Lob… und eine wundervollschöne Zeit.

    Denke, dass ich möglicherweise noch die ein oder anderen Male auf dieser Seite „landen“ und auch weitere Artikel lesen werde.

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