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Sie finden Gefallen an Tod und Blutvergießen. In unserer modernen Auffassung stehen wir den Kriegsgottheiten alter Zivilisationen skeptisch bis unverständlich gegenüber. Jedoch weisen diese mythischen Figuren über viele Kulturen hinweg eine erstaunliche Vielfalt auf, die wir in diesem Artikel genauer betrachten.

Kriege und Konflikte begleiten uns Menschen seit Beginn unserer Geschichte. Und wie wir Menschen entwickelten sie sich mit der Zeit. Von Kämpfen zwischen einzelnen Stämmen hin zu weltumspannenden Tragödien – Kriegsführung ist leider ein essentieller Bestandteil unserer menschlichen Natur und Geschichte.

Somit ist es verständlich, dass diesem Aspekt auch in unterschiedlichsten Zivilisationen eine große Bedeutung beigemessen wurde. Am deutlichsten spiegelt sich das in der Verehrung von Kriegsgottheiten wider. Denn abseits der weit verbreiteten Meinung sind diese mythologischen Figuren deutlich vielschichtiger, als zunächst angenommen. Gleichzeitig gibt es keinen einheitlichen Archetypus. Je nach ihrem Ursprung unterscheiden sich Kriegsgottheiten verschiedener Kulturen maßgeblich hinsichtlich ihres Charakters, ihrer Funktion und ihrer Verehrung. Aus diesem Grund präsentieren wir euch heute einen Überblick über die unterschiedlichen Ausprägungsformen, die solche göttlichen Gestalten in verschiedenen Kulturen angenommen haben.

Gewinnspiel in Kooperation mit PlayStation

Die Faszination mit Göttern und Göttinnen ist auch heute noch ungebrochen. Ein besonders prominentes Beispiel für die Anziehungskraft antiker Mythologie ist die Videospielreihe God of War. Heute vor genau 14 Jahren erschien in Nordamerika das erste Spiel der Reihe um den Spartaner mit Aggressionsproblemen. Kratos’ Popularität hält bis heute an. So konnte der letzte Eintrag, das für PlayStation 4 exklusive God of War, innerhalb von drei Tagen über drei Millionen Mal verkauft werden. Der aktuellste Teil führt Kratos zum ersten Mal in die nordische Mythologie, nachdem er zuvor den Kampf gegen das griechische Pantheon aufgenommen hatte.

Gemeinsam mit PlayStation verlosen wir aus diesem Anlass ein God of War-Fankit. Enthalten sind darin das Spiel für PlayStation 4, Infomaterial und eine God of War-Münze.

Um an der Verlosung teilzunehmen, beantwortet uns einfach folgende Frage: Wie lautet der heutige Name der Stadt, deren Gründung der Gott Huitzilopochtli angeblich befahl? Schickt die Antwort mit dem Betreff „Kriegsgötter“ an kontakt@teilzeithelden.de.

Teilnahmeschluss ist der 05.04.2019. Es gelten unsere Teilnahmebedingungen.

Die Rollen von Ares und Athena

Statue von Ares aus dem Brooklyn Museum Archiv (Foto: public domain @ Wikipedia.org)

Die unterschiedlichen Ausprägungen von Kriegsgottheiten lassen sich direkt in einer der bekanntesten Mythologien aufzeigen: der griechischen Götterwelt. Wenngleich Ares in dieser traditionell als Gott des Krieges angesehen wird, ist das nur die halbe Wahrheit. Denn in Wirklichkeit teilte er sich diesen Aspekt mit seiner Schwester Athena. Dabei waren die Geschwister jedoch keineswegs ein Team, sondern stellten vielmehr gegenseitige Aspekte des Krieges dar.

So wird Ares tendenziell als blutrünstig, gnadenlos und aggressiv beschrieben. Er repräsentiert den archaischen Aspekt des Kampfes mit ungezügelter Gier nach Gewalt und Kriegsführung um des Krieges willen. Begleitet wird er oftmals von seinen Söhnen Deimos (Schrecken) und Phobos (Furcht). Interessanterweise wird Ares gleichzeitig oftmals als Feigling dargestellt. So kämpfte er beispielsweise auf Seiten der Trojaner im Trojanischen Krieg. Als er jedoch von einem Griechen durch einen von Athena geführten Speer verwundet wurde, zog er sich zurück und beklagte sich bei seinem Vater Zeus. All diese Eigenschaften machen Ares zur Verkörperung sämtlicher negativer Aspekte des Krieges. In Folge dessen wurde er im antiken Griechenland lediglich begrenzt verehrt und galt vielmehr als Warnsymbol.

Statue der Athena im Louvre (Foto: public domain @ Wikipedia.org)

Athena bildet hierzu einen Gegensatz. Sie gilt als Verkörperung der strategischen Kriegsführung und Konfliktbewältigung als Mittel zur Verteidigung. Symbolisiert wird dies durch ihre Wahl des Schildes als Hauptwaffe. Ihre Präferenz im Hinblick auf Taktik und strategische Manöver wird ebenfalls im Trojanischen Krieg etabliert. So war es angeblich ihr Ratschlag, der Odysseus zum Bau des Trojanischen Pferdes inspirierte, um den langandauernden Krieg endlich zu beenden. Die Verehrung der Athena spielte damit deutlicher auf Kriege als Mittel zum Zwecke eines Sieges und nicht die eigentliche Kriegsführung an.

Der Blutdurst des Huitzilopochtli

Kriegsgottheiten konnten jedoch deutlich blutrünstigere Züge als im Falle des Ares annehmen. Ein Beispiel hierfür ist der Kriegs- und Sonnengott der Azteken Huitzilopochtli. Bis zur Eroberung des heutigen Mexiko hatte diese Gottheit einen steilen Aufstieg in der Verehrung hingelegt. Der Sage nach wies er die Azteken an, ihr Land Aztlán zu verlassen und sich eine neue Heimat zu suchen. Das Volk wurde von nun an Mexika genannt und lies sich nach mehreren Widrigkeiten auf Zeichen des Gottes am Texcoco-See nieder. Dabei folgten sie der Weissagung, einen Adler zu finden, der auf einem Kaktus eine Schlange frisst. Dieser Kaktus sollte auf einem Felsen aus einem See heraus wachsen. Die errichtete Stadt wurde Tenochtitlán genannt, das heutige Mexiko-Stadt. Diese Gründungslegende findet sich noch heute auf der Flagge von Mexiko im mittleren weißen Feld wieder.

Huitzilopochtli, abgebildet im Codex Telleriano-Remensis (Foto: public domain @ Wikipedia.org)

Der gefiederte und mit einer Schlange bewaffnete Gott befand sich dem Glauben der Azteken nach in einem ständigen Kampf gegen die Mächte der Finsternis. Dies zeigt sich auch in seiner Rolle als Gottheit der Sonne. Für seine Dienste forderte Huitzilopochtli jedoch Tribut. Aus diesem Grund wurden ihm an religiösen Feiertagen jedes Jahr Menschenopfer dargebracht. Menschenherzen und -blut sollten ihm die nötige Stärke für seinen ewigen Kampf geben. Zudem wurde angenommen, dass ihm die Seelen getöteter Krieger und im Kindbett verstorbener Frauen ebenfalls im Jenseits dienten.

Als Schutzgott der Kriegerkaste und deren Bedeutung bei der Ausbreitung der aztekischen Kultur erfuhr Huitzilopochtli eine große Verehrung. In der Großen Pyramide von Tenochtitlán wurde er gemeinsam mit dem Wettergott Tlaloc angebetet. Diese beiden Gottheiten symbolisierten dabei die Grundpfeiler der aztekischen Macht, Landwirtschaft und Kriegsführung.

Durga als Beschützerin und Mutterfigur

Jedoch werden Kriegsgottheiten auch als Symbole für die Verteidigung von Menschen und Göttern gegen das Böse eingesetzt. Ein prominentes Beispiel hierfür ist Durga aus der indischen Mythologie. Diese zehnarmige Göttin symbolisiert Stärke und Entschlossenheit zum Schutze ihrer Anvertrauten, ähnlich einer Muttergestalt. Als eine der bekanntesten Geschichten gilt ihr Kampf gegen den Dämonen Mahishasura. Diesem mächtigen Wesen wurde der Wunsch erfüllt, von keinem Manne getötet werden zu können, ähnlich dem Hexenkönig aus Der Herr der Ringe. Im Laufe der Zeit sammelte er eine Armee weiterer Dämonen um sich, mit der er den himmlischen Göttern Probleme bereitete.

Darstellung der Durga (Foto: public domain @ Wikipedia.org)

Als Antwort darauf erschufen die Götter eine Frau in wunderschöner Gestalt mit dem Namen Durga. In ihren zehn Armen führte sie Waffen ähnlich denen ihrer Schöpfer, wie dem Dreizack von Shiva oder dem Diskus von Vishnu. Als Reittier wurden ihr, je nach Auslegung, ein prachtvoller Tiger oder Löwe zuteil. Im Laufe ihres Kampfes gegen Mahishasura verwandelte sich dieser in einen mächtigen Büffel, wurde aber von der Göttin überwältigt. Die bekannteste Variante von Durga ist aus diesem Grund als Büffeltöterin bekannt.

Mit Durga wird jedoch an vielen Stellen eine andere Gottheit assoziiert oder sogar als ein Aspekt des gleichen Wesens gesehen. Die Rede ist hier von Kali der Zerstörerin. Die „schwarze Göttin“ ist mit ihren großen Reißzähnen ein furchterregender Anblick und verkörpert, ähnlich wie Ares, die Aspekte der Zerstörung.

Morrígan und die Assoziation von Krieg und Tod

Der Tod ist ein allgegenwärtiger Begleiter des Krieges. Dennoch werden viele Kriegsgottheiten nur indirekt mit ihm in Verbindung gebracht, wie beispielsweise Huitzilopochtli in Form der Menschenopfer. Eine deutlichere Assoziation erreicht eine Figur aus der irischen Mythologie: die Geisterkönigin Morrígan.

Die Morrigan in Gestalt einer Krähe aus einem Bild von Joseph Christian Leyendecker (Foto: public domain @ Wikipedia.org)

Diese finstere Göttin des Krieges tritt je nach Erzählung entweder in Form einer jungen bis mittelalten, jedoch auch oftmals greisen Frau auf. Sie kann an Flussufern angetroffen werden, wo sie die Kleidung der Männer wäscht, die später im Kampfe fallen sollten. Denn Morrígan besitzt die Gabe der Weissagung, durch die sie den Ausgang aller Kriege kennt. Dennoch gibt es Erzählungen, wo sie zugunsten einzelner Seiten in das Kampfgeschehen eingreift. Am Ende der Schlacht findet man sie in Gestalt einer Krähe auf der Suche nach den Seelen der Gefallenen inmitten der Leichen.

Konträr zu diesen düsteren Eigenheiten steht die Kriegsgöttin jedoch auch für die Sexualität. So gilt Morrígan als Gefährtin des Dagda, des obersten keltischen Gottes. Dieser gigantische Mann bestimmte mit seiner Harfe die Jahreszeiten. Als ihm diese eines Tages von boshaften Riesen, den Formoren, geraubt wurde, ersuchte er den Rat der Kriegsgöttin. Um an ihre Informationen zu gelangen, verführte er sie und schlief mit ihr. Dieses Ritual wiederholte sich anschließend in jedem Jahr und sollte den Kelten Erfolg und Fruchtbarkeit für das kommende Jahr schenken. Der Dagda und Morrígan stehen damit für die Dualität männlicher und weiblicher Energie zur Schaffung von Leben. Somit zeigen sich hier bei der irischen Kriegsgöttin trotz ihres starken Bezugs zum Tod lebensstiftende Aspekte.

Krieg als Teil des Lebens?

Wenngleich die Ausprägungen der Kriegsgottheiten über die verschiedenen Kulturen sehr unterschiedlich sind, zeigt sich eine interessante Gemeinsamkeit: Trotz aller Schrecken von Kriegen werden diesen Gottheiten auch deutliche Aspekte des Lebens zugewiesen.

So verkörpert Athena den Krieg als Mittel zum Schutz, und selbst Ares betont mit seiner Aggression den Puls des Lebens. Einen Schritt weiter geht Durga aus der hinduistischen Götterwelt. Hier wird eindeutig der Fokus ihrer kriegerischen Göttlichkeit auf den Schutz des ihr anvertrauten Lebens gelegt. Bewiesen wird das in Schlachten gegen zerstörerische Dämonen, wie den mächtigen Mahishasura.

Und selbst die düsteren Gestalten dieses Artikels zeigen deutliche Verbindungen zu Energien des Lebens auf. Huitzilopochtli repräsentiert (neben dem Krieg) mit der Sonne den wichtigsten Faktor für das Leben auf unserer Erde. Auch die geisterhafte Gestalt der Morrígan zeigt durch ihre Verbindung zum männlichen Herrscher des keltischen Pantheons ihre Bedeutung als fruchtbare Gefährtin.

Sind Konflikte in diesem Hinblick ein Teil des Lebens und der menschlichen Natur? Die Antwort auf diese Frage werden wir wahrscheinlich nie zweifelsfrei liefern können. Doch für viele Anhänger jener alten Religionen schienen die Konzepte Krieg und Leben zweifelsfrei miteinander verknüpft.

Quellen

  • Boone, Elizabeth H. (1989): Incarnations of the Aztec Supernatural: The Image of Huitzilopochtli in Mexico and Europe in: Transactions of the American Philosophical Society Vol. 79, No. 2
  • Clark, Rosalind (1987): Aspects of the Morrígan in Early Irish Literature in: Irish University Review Vol. 17, No. 2
  • Flood, Gavin D. (1996): An Introduction to Hinduism, Cambridge University Press
  • Lopez-Reyes, Ramon (2006): The War God: An Ever Emerging Archetype, in: Barcelona 2004 – Edges of Experience: Memory and Emergence: Proceedings of the 16th International Congress for Analytical Psychology
  • Neff, Stephen C. (2005): War and the Law of Nations: A General History, Cambridge University Press
  • Paajanen, Terri (2010): Mythen der Welt: Helden, Sagen und Symbole. Ein Lexikon, Knesebeck Verlag
  • Schwab, Gustav (2011): Sagen des klassischen Altertums, Insel Verlag

 

Artikelbild: © Playstation, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur

 

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