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CMON war ebenfalls auf der SPIEL 2019 vertreten. Im Interview mit Eric M. Lang haben wir über Lizenzprodukte zu God of War und Cyberpunk 2077, den Cthulhu-Dungeon-Crawler Death May Die und zukünftige Pläne geredet. Egal ob man auf mythische Abenteuer, taktische Kartenspiele oder epische Kämpfe steht, werden hier viele Geschmäcker bedient.

CMON im Gespräch mit Teilzeithelden auf der SPIEL 2019

CMON auf der Spiel 2019

CMON (ehemals Cool Mini or Not) hat mit God of War: the Card Game und Cthulhu: Death May Die zwei sehr spannende Neuheiten mitgebracht. Eric, der bereits zum 22. Mal hier ist, ist sehr überrascht, welches der beiden Produkte mehr Leute angezogen hat:

„The audience for Cthulhu: Death May Die was much bigger than we thought! We sold out on Friday morning and it’s not the type of game I would expect a German audience to embrace. I honestly thought that the God of War would be go well and then Cthulhu be very okay. It was the opposite. God of War did well, but Cthulhu exploded!”

„Das Publikum für Cthulhu: Death May Die war sehr viel größer als wir dachten! Das Spiel war bereits am Freitagmorgen ausverkauft, und es ist wirklich nicht die Art von Spiel, von dem ich erwarten würde, dass ein deutsches Publikum es annehmen würde. Ich habe ehrlich gesagt erwartet, dass God of War gut laufen würde und Cthulhu ganz okay. Aber es war das Gegenteil. God of War lief gut, aber Cthulhu ging durch die Decke.“

Eine mögliche Erklärung ist, dass der Unterschied zwischen dem, was man früher als Eurogame oder Ameritrash bezeichnete, immer kleiner wird und auch die Spielerszene so zusammenwächst. Eric meint dazu:

„I think we’re finally getting rid of artificial distinctions. I think fun is fun and now we just think of them as disciplines. […] Is it a thematic heavy game, is it a mastery heavy game? That’s about it. And even then, I think that’s that still an academic distinction.“

„Ich denke wir werden diese künstlichen Unterscheidungen endlich los. Spaß ist Spaß und wir denken über sie nur noch als Disziplinen. Ist es ein schweres thematisches Spiel oder ein schweres Kennerspiel? Das ist es. Und selbst dann denke ich, dass das es nur eine akademische Unterscheidung ist.“

God of War: the Card Game

Das Kartenspiel zum beliebten Videospiel richtet sich an Gamer, die Eric als „GameStop Crowd“ bezeichnet, also Leute, die zwar brettspielaffin sind, aber sich normalerweise nicht an ein Brettspiel wagen würden. Durch das bekannte Thema und die starke visuelle Immersion können sie für ein Brettspiel begeistert werden.

„It’s not a simulation at all in any way of the video game. It focuses on the puzzle elements rather than the grand story and the grand action. So God of War has a lot of puzzles in it, which is freaking awesome.“

„Es ist keine Simulation des Videospiels in irgendeiner Weise. Es setzt den Fokus auf die Puzzle-Elemente statt auf die große Handlung oder die Action. God of War besteht aus vielen Puzzles, was verdammt großartig ist.“

Im Zentrum des Spiels steht ein Panorama aus acht Karten mit wunderschönem Artwork. Darauf bewegen sich die Spielfiguren. Die Position muss taktisch gewählt werden. Gespielt werden bekannte Figuren aus dem Videospiel, wie Kratos, Mimir, Atreus oder Sindi. Man tötet Gegner, verbessert seinen Charakter durch einen Deckbau-Mechanismus und gewinnt kooperativ, indem man zusammen den Endgegner besiegt. Die Spieldauer liegt bei einer halben Stunde, und das Spiel von 1–4 Spielern spielbar.

Cthulhu: Death May Die

Dieses Spiel wurde zusammen von Eric Lang und Rob Daviau entwickelt. Es soll ein cineastisches Herangehen an den Cthulhu-Mythos sein. Ein Dungeon Crawler, bei dem es sogar möglich sein kann, Cthulhu zu töten, wenn man hart genug für das Spiel ist. Alle Handlungen des Spiels können unabhängig voneinander gespielt werden und bringen einen immer dem Wahnsinn näher.

„We want to concentrate […] on elements of the Cthulhu mythos that other games are not necessary focus on. All the stuff you are not supposed to do in the other Cthulhu games, you do at the beginning of this one. Right here you go read the Necronomicon, the cultus scrolls, you practice magic, you gear up for final last suicide mission against either whichever elder god you’re fighting. Through an episode that each has a different very different type of ritual.”

„Wir wollen uns auf die Elemente des Cthulhu-Mythos konzentrieren, auf die andere Cthulhu-Spiele keinen Fokus legen. Alles, was du in anderen Cthulhu-Spielen nicht machen solltest, machst du hier direkt von Anfang an. Hier liest du direkt das Necronomicon und die Kult-Schriftrollen. Du übst dich in Magie und bereitest dich auf eine letzte Selbstmordmission gegen den älteren Gott vor, gegen den du in dieser Episode antrittst. Jede dieser Episoden enthält ein andere Art von Ritual.“

Das Spiel ist dabei nicht so militärisch wie das Rollenspiel Achtung! Cthulhu. Man spielt die Professoren und Studenten, die über den Mythos Bescheid wissen und entschieden haben, dass sie die Welt retten wollen. Jeder startet das Spiel direkt mit geringer geistiger Stabilität und einem ganz eigenen Geisteskrankheit. Doch es ist auch möglich, komplett wahnsinnig zu werden. Dabei ist es sogar möglich, den eigenen Wahnsinn taktisch zum eigenen Vorteil einzusetzen. Der richtige Umgang mit diesen Nachteilen ist der Hauptmechanismus des Spiels.

Eric, der selbst aus der Psychologie stammt, legt in diesem Spiel keinen großen Wert auf korrekte Geisteskrankheiten. Es geht hier nur um Unterhaltung. Der Blick auf die im Spiel vorhandenen Geisteskrankheiten stammt aus den 20ern und der dort vorherrschenden Meinung über diese Störungen. Man will niemandem zu nahe treten, weshalb es statt ernsthaften Problemen wie Schizophrenie Geistesstörungen, wie „wiederkehrende Alpträume“ oder Verzauberungen gibt. An ein sensibles Thema muss man sensibel herangehen.

Somit haben wir hier auch ein actionreiches kooperatives Taktikspiel mit schönen Miniaturen für 1–5 Spieler, das in ca. 90 Minuten gespielt werden kann.

Sugar Blast

Das eher auf Kinder zugeschnittene knallbunte Sugar Blast erinnert an moderne Handyspiele. Man versucht, Süßigkeiten miteinander zu verbinden, um Blasts auszulösen.

„It’s a litte more of a marketing-driven game. In the good way. […] we’re making a game that is clearly based outside of our traditional hobby industry. We are just enough like designed 10 % over their ability level. It’s just the kind of pushing up into our level of gaming.”

„Es ist ein wenig ein marketinggetriebenes Spiel. Aber auf gute Weise. Wir haben ein Spiel gemacht, dessen Fundament ganz klar außerhalb unserer traditionellen Hobby-Branche liegt. Wir haben es so erstellt, dass es gut 10% über dem Fähigkeitslevel der Kinder ist. Es ist, als ob man sie auf unser Spiel-Level anheben würde.“

Es soll Kinder fordern und eine Herausforderung sein, ohne sie zu überfordern. Gespielt wird es mit 2–4 Spielern ab 8 Jahren. Spieldauer: eine halbe Stunde.

Bloodborne – The Card Game

Das bereits 2016 auf Englisch erschienene Kartenspiel ist nun auch auf Deutsch erhältlich. Ähnlich wie God of War soll es Gamer und Fans des Videospiels zu Brettspielen führen. Darüber, wie das Spiel auf der Messe angekommen ist, kann Eric wenig sagen, da er sich auf die Neuheiten fokussiert hat. Das Spiel ist für 3–5 Spieler und dauert 30–45 Minuten.

Ankh: Gods of Egypt

Eric erzählt uns auch etwas über zukünftige Projekte. Ankh ist das dritte Spiel in seiner mit Blood Rage und Rising Sun begonnenen Trilogie. Bisher existiert nur der hässliche Prototyp, und somit gibt es hier noch nicht viel zu zeigen. Das Spiel ist zu 98 % fertig.

„Its in the tradition of Blood Rage and Rising Sun, but it’s a bit of a third-act twist. It’s different from the other two, except you’ve got gods, monsters and warriors. […] It’s area control of course, but the way that it handles those subjects is different from both the other games. It’s […] simpler than both the other games. It’s more sandboxy, less of a guided experience. You get two actions on your turn. You’ll do that till the game is over. Following along a timeline preparing for big events. And it’s got some, […] I don’t want call it controversial, but it’s got some challenging mechanics in there that I don’t want to talk about in the abstract. […] There is stuff in here that is changing in the modern design dogma. Like there’s stuff in this game that if you heard in the abstract, you’ll be like “why did you put that in?” But then you play it and it makes sense.“

„Es ist in der Tradition von Blood Rage und Rising Sun, aber es hat ein bisschen von einem Twist im dritten Akt. Es ist anders, abgesehen davon, dass du wieder Götter, Monster und Krieger hast. Es ist natürlich ein Area-Control-Spiel, aber die Art wie diese Sachen behandelt werden ist anders als in beiden Vorgängern. Es ist einfacher als die beiden anderen Spiele. Es ist mehr Sandbox-artig und weniger eine geführte Erfahrung. Du hast zwei Aktionen in deinem Zug. Das wiederholt man solange, bis das Spiel vorbei ist. Man folgt einer Zeitlinie und bereitet sich auf große Ereignisse vor. Und es hat etwas, ich möchte es nicht umstritten nennen, aber es hat ein paar herausfordernde Mechaniken, über die ich in einer kurzen Zusammenfassung nicht reden will. Es enthält einiges, was das Dogma modern entwickelter Spiele ändert. Es ist ein bisschen so, dass wenn man es zusammengefasst hört, würde man sagen: „Warum hast du das dort hineingesteckt?“ Aber wenn man es spielt, ergibt es Sinn.“

Cyberpunk 2077: Afterlife – The Card Game

Das Cover-Artwork des Kartenspiels zu Cyberpunk 2077 wurde ebenfalls präsentiert. Während das Videospiel am 16. April 2020 erscheinen soll, ist für das Kartenspiel ein Release Ende nächsten Jahres angedacht. Sie wollen dem Spiel Zeit geben, sich zu entwickeln. Eric darf nicht sagen, ob Keanu Reeves ebenfalls vorkommen wird. Er liebt aber Cameos. Das Spiel soll ebenso wie God of War und Bloodborne ein kürzeres taktisches Kartenspiel sein, das Gamer abholt. Es wird aber komplexer als die anderen beiden, auch weil das Publikum für Cyberpunk mehr Crunch gewohnt ist.

„I kind of made a game for myself, because I am the target audience for a cyberpunk game. I grew up on the role playing game 2013, 2020 and now 2077. […] I want to make very clear: this game has nothing to do with Android Netrunner. We got a lot of questions about that. It’s not even close. You can put this game and Netrunner on a shelf and play them. They’re totally different experiences.“

„Ich habe dieses Spiel ein bisschen für mich selbst gemacht, da ich die Zielgruppe für ein Cyberpunk-Spiel bin. Ich bin mit dem Rollenspiel in den Ausgaben 2013, 2020 und jetzt 2077 aufgewachsen. Ich möchte noch einmal klarmachen: Dieses Spiel hat nichts mit Android Netrunner zu tun. Wir bekommen viele Fragen dazu. Sie sind sich nicht einmal ähnlich. Es schadet nicht, Netrunner und dieses Spiel im Regal stehen zu haben. Es sind komplett verschiedene Erlebnisse.“

Eric bezeichnet das Spiel als Mini CCG (Sammelkartenspiel). Man hat allerdings alles, was man braucht, im Grundspiel. Es ist ein Drafting-Spiel, bei dem man immer eine Karte auswählt und den Rest weitergibt. Man spielt einen Fixer, der Kontrakte mit Cyberpunks oder Konzernleuten aushandelt. Man schnappt sich Fahrzeuge oder rüstet sich mit Cyberware hoch. Damit erledigt man Aufträge, um Credits, die Siegpunkte des Spiels, zu sammeln. Das Spiel soll sehr interaktiv und kompetitiv werden und wird genau die Art von Spiel, das Eric selbst spielen will.

Ausblick

In Zukunft sind natürlich auch noch viele weitere Spiele geplant. Eric will aber nur über das Sprechen, was am Horizont absehbar ist. Weitere Neuerscheinungen werden an anderer Stelle präsentiert.

Auch wird in Zukunft die Zusammenarbeit mit Asmodee, welche in Deutschland den Vertrieb der Spiele übernehmen, weiterverfolgt werden. Seitdem steigen die Verkaufszahlen, und Eric ist zufrieden mit dem, was geboten wird.

Auf die Frage nach seinen Lieblingsspielen sagt er nur, dass sich das viel zu oft ändert. Er liebt Poker, spielt es aber ziemlich selten. Diablo III hat er sehr viel gespielt. Aber er liebt es auch, immer wieder Neues auszuprobieren.

„Reflexively I call myself a gamer. I will always be. I will always play a lot of games. But I want to play games with everybody, not just gamers. I want to play games with especially people that don’t normally play games. I want to include them in my hobby and I wanna help them enjoy it. And I don’t want to gatekeep anything. So be an evangelist! Spread gaming! Be the fun that that you want to see in your games!“

„Reflexartig würde ich mich als Gamer bezeichnen. Ich werde immer einer sein. Ich werde immer viel spielen. Aber ich will mit jedem Spiele spielen, nicht nur mit Gamern. Ich will besonders mit denen spielen, die normalerweise keine Spiele spielen. Ich möchte sie an meinem Hobby teilhaben lassen und ihnen dabei helfen, es zu genießen. Ich möchte das nicht als Pförtner machen. Sei ein Missionar! Verbreite die Lust am Spielen! Sei der Spaß, den du selbst in deinen Spielen sehen willst!“

Fotografie: Holger Christiansen
Logo: © Merz Verlag

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