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Seit geraumer Zeit kursieren Gerüchte über massive Probleme, die die Gilde der Fantasy-Rollenspieler e.V. (GFR) haben soll. Vor einigen Tagen, am 28. August 2021, fand die jüngste Mitgliederversammlung statt – dabei gab es endlich Fakten und einige Antworten. Positives war leider wenig dabei.

Der bereits 1987 gegründete Verein dürfte vielen Veteranen und Con-Besuchenden bekannt sein: Beispielsweise durch das frühere Fanzine Windgeflüster, durch viele Cons in ganz Deutschland oder den Spielbereich auf der RPC. Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, die GFR war einst der große überregionale Verein, der die Szene unterstützt und geprägt hat.

In den letzten Jahren gab es jedoch einen stetigen Verlust an Mitgliedern als auch an Aktivität. Das Fanzine gibt es schon lange nicht mehr, viele Cons sind verschwunden oder von anderen Trägern übernommen worden. Zuletzt trennte sich der Herner Morpheus vom früheren Trägerverein. Was blieb, war die Feencon: Deutschlands älteste noch existierende Convention für Pen&Paper.

Während die Zukunft der Feencon jedoch seit einiger Zeit klar ist, gab es zuletzt einige Gerüchte und Spekulationen über den Zustand des Vereins – insbesondere das Gerücht über finanzielle Schwierigkeiten beziehungsweise Steuerschulden hielt sich. Die jüngste Mitgliederversammlung weckte die Hoffnung, konkrete Informationen zu erhalten – und das tat sie.

Da es sich dabei um Vereinsinterna handelt, werden wir hier nicht in die Tiefe der Details gehen. Zur Darstellung des Status des Vereins und das Klären von Gerüchten ist dies auch nicht notwendig.

Die letzte Feencon im Jahr 2019 - hier der Große Saal
Die letzte Feencon im Jahr 2019 – hier der Große Saal

Finanzen

Der zuständige Schatzmeister war nicht anwesend. Insbesondere durch die Unterstützung eines engagierten Mitglieds sowie des 2. Vorsitzenden konnte jedoch weitgehend rekonstruiert werden, was geschehen ist, und Fakten mit dem Finanzamt geklärt werden.

Fakt ist, dass die Steuererklärungen für mehrere vergangene Jahre zu spät eingereicht wurden – so spät, dass die auf Schätzungen beruhende Zwangsfestsetzung für diese Jahre nach aktuellem Stand wohl nicht mehr aufgehoben werden kann. Obwohl der 2. Vorsitzende und der Chronist (Schriftführer) bereits jeweils einen mittleren dreistelligen Betrag aus privater Tasche zahlten (bevor sich das ganze Ausmaß an Außenständen offenbarte), betragen die hohen Steuerlasten eine erhebliche Summe, die der Verein nicht zu leisten imstande ist.

Bereits vor der Pandemie wurden Vereinskonten gepfändet und geschlossen. Bis zur erst kürzlich erfolgten Klärung mit dem Finanzamt gingen die Verantwortlichen davon aus, dass durch das Einreichen der Steuererklärungen die Steuerschulden vollständig oder zumindest größtenteils verschwinden würden.

Hinzu kommen weitere Außenstände für die Mietkosten eines Containers, in dem diverses Material zur Durchführung der Feencon gelagert wird. Der Inhalt dieses Containers stellt nach aktuellem Stand den einzigen materiellen Besitz des Vereins dar. Allerdings handelt es sich hier nach eigener Einschätzung um eher geringe Sachwerte. Hierbei handelt es sich um einige ideelle Werte und für Cons nützliches Material wie Bierzeltgarnituren, die bei einem Verkauf nicht viel einbringen dürften.

Ein Außengelände gehörte zur Feencon dazu
Ein Außengelände gehörte zur Feencon dazu

Gemeinnützigkeit, Feencon und Co

Da über eine zu lange Zeit Steuererklärungen nicht eingingen ging die Gemeinnützigkeit automatisch verloren. Spenden und Mitgliedsbeiträge an den Verein können entsprechend nicht mehr steuerlich abgesetzt werden, zudem entfallen dem Verein steuerliche Vorteile.

Bezüglich des Containerinhalts haben sich im Vorfeld der Mitgliederversammlung zwei Interessent*innen gemeldet: Michaela Sorger, die letzte Chefin der Feencon (die die Hauptorga ab 2020 von Willi Schumacher übernahm) sowie die Deutsche Tolkiengesellschaft e.V. – der Vorsitzende dieses Vereins hat zudem angeboten, deren Kontakte und Kompetenzen zu nutzen, um – durch Spendenaktionen o.ä. – zu versuchen den Verein zu retten.

Der Status der Feencon dagegen ist bereits seit Mai 2020 klar: Die bisher genutzte Stadthalle in Bad Godesberg steht nicht mehr zur Verfügung, da diese gesperrt ist. Ein Umzug der Feencon wäre daher sowieso unvermeidlich. Da die aktuelle Orga um Michaela Sorger, die auch die Krähencon führt, als beste Location in relativer Nähe die Burg Linn in Krefeld auserkor, soll dort künftig eine Con stattfinden. Die neue KrähenFee soll am nächsten Jahr an jedem ersten, vollen August-Wochenende dort stattfinden und ist von der Orga als Nachfolge der Feen– und Krähencon gedacht.

Die Gründung eines Vereins für die „neue“ Convention ist beabsichtigt, derzeit wird die bereits verfasste Satzung dahingehend geprüft, ob mit dieser eine Gemeinnützigkeit anerkannt würde. Alle Interessierten sind eingeladen, den neuen Verein zu unterstützen und bei Interesse einzutreten – hierfür am besten direkt an Michaela Sorger beziehungsweise die Krähenfee wenden.

Künftige Heimat der KrähenFee - Die Burg Linn
Künftige Heimat der KrähenFee – Die Burg Linn

Der Magistrat

Die Darstellung der beiden Vorsitzenden in ihren Rechenschaftsberichten führte zu einer Offenlegung, dass es mangelnde Kooperation zwischen Mitgliedern des Magistrats (Vorstands) gab. So fehlten den anwesenden Mitgliedern nach Eigenaussage Einblicke in Unterlagen und den finanziellen Stand. Es wurde dargelegt, dass man sich jedoch bemüht hat, diese aufrechtzuerhalten und auf Klärung der Finanzangelegenheiten gepocht hat. Der besonders interessante Rechenschaftsbericht des Schatzmeisters entfiel jedoch, da dieser abwesend war. Auch eine Kassenprüfung konnte mangels vorliegendem Prüfmaterial nicht erfolgen.

Entsprechend wurde der Magistrat nur teilweise entlastet. Während Chronist und 2. Vorsitzender diese erhielten, wurde die mit einer sehr knappen Stimmengleichheit dem 1. Vorsitzenden verweigert. Dem abwesenden Schatzmeister wurde sie gar einstimmig verwehrt.

Allen gemein ist, dass sie von ihren Ämtern zurückgetreten sind. Für die Neuwahl des Magistrats gab es keine Meldungen, so dass keine Wahl stattfinden konnte.

Wie geht es weiter?

Da kein Vermögen besteht, welches zur Begleichung der Verbindlichkeiten ausreicht, wird Insolvenz angemeldet. Ebenso wird dem Amtsgericht mitgeteilt, dass kein Vorstand mehr existiert. Wie das genaue Verfahren in diesen Fällen ist wird sich zeigen; es ist beabsichtigt sich beim Amtsgericht zu informieren wie auch anwaltlich beraten zu lassen.

Der Verein selbst soll aufgelöst werden – selbst wenn sich die finanziellen Probleme lösen würden, gäbe es nach aktuellem Stand nicht genügend Mitglieder, die bereit wären, einen geschäftsfähigen Vorstand zu stellen.

Da für eine Auflösung des Vereins laut Satzung die Zustimmung von 90 % aller Mitglieder nötig ist, konnte der Verein bei dieser Mitgliederversammlung nicht aufgelöst werden. Die nächste Mitgliederversammlung, zu der bereits eingeladen wurde, findet am 9. Oktober 2021 statt. Dort wird das Quorum von 90% nicht mehr gelten und daher wird die Auflösung im Fokus stehen – ein trauriger Tag für die Geschichtsbücher der deutschen Pen&Paper-Szene.

Layout und Satz: Roger Lewin
Fotografien: Michael Fuchs
Titelbild: © Gilde der Fantasy Rollenspieler e.V. , depositphotos | © yurizap

10 Kommentare

  1. Nun, bei „Steuererklärungen für mehrere vergangene Jahre zu spät eingereicht (…) mangelnde Kooperation zwischen Mitgliedern des Magistrats (…)“ fragt man sich, wie das mehrere Jahre von den Mitgliedern toleriert gut gehen konnte?

    Ein bißchen mehr trau-schau-wem würde auch und gerade dem Vereinsleben im Hobby guttun.

    Dennoch: es bleibt schade ein solches Urgestein – und coch uaf so unrühmliche Weise – zu verlieren.
    Man mag sich damit trösten, das es eine Art späte Rache dafür ist, die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (heute ja: Medien) auf unser aller Hobby aufmerksam gemacht zu haben.

  2. (nochmal neu kommentiert, um die zur Unverständlichkeit neigender Buchstabendreher und Vertipper zu korrigieren).

    Nun, bei „Steuererklärungen für mehrere vergangene Jahre zu spät eingereicht (…) mangelnde Kooperation zwischen Mitgliedern des Magistrats (…)“ fragt man sich, wie das mehrere Jahre von den Mitgliedern toleriert gut gehen konnte?

    Ein bißchen mehr trau-schau-wem würde auch und gerade dem Vereinsleben im Hobby guttun.

    Dennoch: es bleibt schade ein solches Urgestein – und noch auf so unrühmliche Weise – zu verlieren.
    Man mag sich damit trösten, das es eine Art späte Rache dafür ist, die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (heute ja: Medien) auf unser aller Hobby aufmerksam gemacht zu haben.

  3. Hallo Prof. Dr. Dr. Dr. Nitpicker,

    wie in einigen anderen Vereinen auch ist es zuweilen schwierig, Leute für Vorstandsarbeit zu begeistern – was dazu führt, dass oft die gleichen Gesichter es machen. Auswahl gibt es oft leider nicht.

    Der angesprochene Schatzmeister ist zudem kein Unbekannter gewesen, sondern ein aktives Mitglied, der schon zuvor viele Jahren im Vorstand als auch bei Projekten wie der Feencon engagiert war. Entsprechend dürfte man hier legitim davon ausgegangen sein, dass er ebenso gewissenhaft als Schatzmeister arbeiten würde.

    Warum die Mitglieder es tolerieren, wenn es nicht so läuft? Nun ja. Gibt es erstmal Probleme, wird es umso schwieriger, jemand dafür zu begeistern so ein Amt zu übernehmen und damit auch die Probleme. In Verbindung mit dem engagierten Hintergrund wird man – so vermute ich – gedacht haben, dass sich alles noch klären wird.

    • Pardon, Herr Fuchs, ich bekam keine benachrichtigung über Ihre Antwort an mich.

      Zweifelsohne ist Freiwilligenarbeit ein schwieriges Team-Thema.
      Team wie T.oll E.in A.nderer M.achts.

      Nichtsdestotrotz reden wir hier über Geld und Buchhaltung und da ist Vertrauensseligkeit einmal in Ordnung; alles, was sich wiederholt, noch dazu ohne vorhergehende Aufklärung und Erledigung der Umstände, ist – nochmals pardon – eines erwachsenen Menschen kaum würdig, auch nicht, wenn diese in einer Gruppe auftreten.

      Ein solches Verhalten des Vorstandes wie auch der Mitglieder ist m indestens grob fahrlässig und zurecht geahndet worden; wenn wohl auch zu spät, wenn man die Summe betrachtet, die im Raum steht.

      Ein drittes Pardon, aber dafür fehlt mir jedes Verständnis.

  4. Schade um einen weiteren Weggefährten aus den Anfangsjahren der deutschen Rollenspiel-Szene.

    „Was blieb, war die Feencon: Deutschlands älteste noch existierende Convention für Pen&Paper.“

    Der, die oder das UniCon in Kiel ist drei Jahre älter als die FeenCon, besteht aber immer noch, mit einem ähnlichen Portfolio.

  5. Hallo,

    mir stellen sich ein paar Fragen.

    Sind die 15.000 Euro nur Steuerschulden oder sind es Schulden, die sich über die Jahre beim Verein aufgebaut haben? Zumal der Verein schon in den frühen 2000ern Geldprobleme (unter anderem) wegen eines Lagerraums /Partykellers usw. hatte?
    Wäre bei euch ein richtiger Finanzberater oder sogar ein Buchprüfer angebracht?
    Ist in solchen Situationen auch nicht der ehemalige Schatzmeister in Regress zu nehmen? Da der ehemalige Schatzmeister ja über Jahre fahrlässig versäumt hatte eine Steuererklärung einzureichen/nachzureichen! Bis 2018 wäre noch eine Steuererklärung mit einer rückwirkenden Strafzahlung möglich. Ein guter Steuerberater kann da Wunder bewirken.
    Ich kenne da einen guten Diplom-Finanzwirt für alle Fälle, den sogar der Staat nicht klein bekommen hat
    (also mal ein echter Held!!).
    Warum steht nicht bei eurem Spendenaufruf nicht ein Wort vom Krähenfeencon auf der Spendenseite.
    Bei mir kommt auch leider der Gedanke auf, dass man einige der neuen Mitglieder/ehemaligen Vorstand bewusst unklaren gelassen hat,/tut, in welcher Situation sich der Verein befindet.
    Auch habe ich leider den Gedanken, dass bewusst einige Informationen gegenüber den Spendern zurückgehalten wird.
    Ich spreche das alles an, damit nicht gleich ein neues Problem wegen Intransparenz oder Fehlinformation entsteht.

    René

    • Da meine Frau und ich von 2001 an, 13 bzw. 15 Jahre, Schatzmeisterin und Gildengroßmeister der GFR e.V. waren, kann ich Dir sagen, dass die Gilde in den frühen 2000ern keine Geldprobleme hatte. Im Gegenteil, über die Jahre hat der Verein in dieser Zeit ein sehr solides fünfstelliges Finanzpolster aufgebaut. Dieses ist später scheinbar leider verpufft. Wohl hatten wir damals bei der Übernahme ebenfalls mit mehreren offenen Steuererklärungen aus den jahren davor zu kämpfen, aber das konnte ohne finanziellen Schaden von uns geklärt werden.
      Tore

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