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Die traditionelle Feencon hat eine neue Hauptorga: Michaela Sorger, vielen auch bekannt als Oberhaupt der Krähencon. Wir sprachen mit ihr im Vorfeld der Feenconline über die virtuelle Con und die Zukunft der Feencon – sowohl hinsichtlich Plänen des neuen Orgateams als auch der Insolvenz der bisherigen Location.

Michaela ist genau genommen nicht „nur“ als Hauptorga der Krähencon bekannt: Auch bei der Dreieichcon mischt die 43-jährige als Helferin mit, und bei der Feencon ist sie ebenfalls schon seit Jahrzehnten dabei.

Angefangen hat Michaelas Leidenschaft für Pen&Paper-Rollenspiele im jungen Alter von 15 Jahren mit Das Schwarze Auge. Ihre ersten Bekanntschaften in der Szene abseits des eigenen Freundeskreises machte sie rund zwei Jahre später, und kurz darauf (1994) besuchte sie ihre erste Con: die Seidenraupencon in ihrer Heimat Krefeld. Ab dem Folgejahr konnte diese Veranstaltung der Gilde der Fantasyrollenspieler e.V. (GfR) nicht mehr stattfinden, weswegen Michaela ab diesem Zeitpunkt auf eine andere Con des Vereins ging: Die Feencon. Seitdem sind 25 Jahre vergangen, und sie hat nur ein einziges Jahr nicht teilgenommen.

Bei der Krähencon war Michaela von Anfang an dabei, immerhin wurde das Projekt durch sie und andere überhaupt erst begonnen. Das Ziel: Es musste wieder eine Con in Krefeld geben. Was gut gelungen ist: Die Con hat seitdem einen festen Platz im Conkalender.

Wenig verwunderlich, dass sie auch schon lange als Helferin die Feencon unterstützt. Bedingt durch personelle Ausfälle rückte sie im letzten Jahr in die Orga auf und übernahm dieses Jahr den Platz der Hauporga von Willi Schumacher, der sich davon zurückgezogen hatte.

Interview

Feenconline

Teilzeithelden: Corona-bedingt findet die Feencon dieses Jahr nur online statt – wie viele andere. Was zeichnet euch aus?

Michaela: Wir bemühen uns, die Einstiegsbarriere ganz weit unten zu halten. Dazu geben wir Schulungen – wie melde ich mich an, wie richte ich meinen virtuellen Stand ein, wie funktioniert die Software? Wir möchten, dass von „unseren Leuten“, die sonst auf der Con wären, möglichst viele dabei sind.

Manche sagen, die Feencon wäre ein Familientreffen, und in gewisser Weise stimmt das auch. Man trifft sich einmal im Jahr, und zu großen Teilen sind es die gleichen Nasen, nur dass immer mehr dazu kommen. Man freut sich jedes Jahr darauf. Für mich ist es bedeutender als Weihnachten und Geburtstag zusammen, es ist mein Highlight des Jahres.

Teilzeithelden: Moment, die Feencon ist dein Jahres-Highlight? Nicht die von dir selbst hochgezogene Krähencon?

Michaela: Die Krähe ist mir genauso wichtig, nur etwas anders. Die Krähe ist eher wie Weihnachten mit der Familie. Dadurch, dass wir die Krähencon selber mit unseren Freunden auf die Beine gestellt haben, habe ich hier natürlich eine ganz besondere Beziehung.

Bei der Fee ist es eher eine riesige Geburtstagsparty mit Freunden. Hier ist das ganz Besondere, dass man so viele liebe Menschen trifft, die man sonst das ganze Jahr nicht zu Gesicht bekommt. Und genau darum mache ich ja nun auch die Orga: wegen den Leuten. Und die will ich eben auch dieses Jahr dabeihaben, auch jene, die bisher noch nie online gespielt oder eine Online-Con besucht haben.

Michaela Sorger
Michaela Sorger

Teilzeithelden: Was bietet ihr diesen Leuten anderes gegenüber vergleichbaren Online-Cons?

Michaela: Wir sind vielfältiger als zum Beispiel Pegasus mit der CONspiracy. Was aber auch klar ist – die sind eine Firma und haben ein gewisses Eigeninteresse. Sie machen ihre Sache zwar absolut super, aber die laden ja nicht die ganze Konkurrenz ein. Wir aber schon, da wir eben unabhängig sind. So wie andere virtuelle Cons, zum Beispiel der Nordcon, auch. Gegenüber denen hatten wir aber mehr Zeit, uns darauf vorzubereiten.

Heißt zum Beispiel: Wir haben zwei Twitch- bzw. Youtube-Kanäle komplett voll mit Lesungen, Interviews, Workshops und weiterem Programm, die parallel laufen werden. Außerdem kann man bei uns auch spontan während der Con-Runden anmelden über unser Tool, und der Tisch wird dann im Discord generiert.

Teilzeithelden: Programm wie Lesungen oder Rollenspielrunden lassen sich ja relativ leicht online umsetzen, aber wie sieht es mit Brettspielen oder Tabletops aus?

Michaela: Die lassen sich natürlich nur bis zu einem gewissen Grad umsetzen. Vieles davon funktioniert aber zum Beispiel über Roll20, wenn man es vorbereitet. Oder man nutzt eines der Spiele, die es bereits in einer digitalen Version gibt. Einige unserer Feen arbeiten aktuell daran, Robo Rally virtuell umzusetzen, da einige von uns große Fans sind.

Die Feuershow am späten Abend gehörte bisher zum festen programm
Die Feuershow am späten Abend gehörte bisher zum festen Programm

Schwierigkeiten

Teilzeithelden: Wie sieht es mit dem finanziellen Aspekt aus? Eine Con ist ja für viele Vereine auch eine Einnahmequelle. Auf der Feenconline gibt es aber weder Standgebühren noch Eintrittspreise?

Michaela: Wir werden eine Spendenmöglichkeit mittels Paypal einrichten. Wir haben aber mit der Feenconline kaum Kosten. Lediglich den Server müssen wir boosten, damit wir eine gute Tonqualität sicherstellen können, was aber nicht die Welt kostet.

Dazu haben wir Werbung bei Facebook geschaltet und hoffen, die letztes Jahr im Voraus bezahlten Plakate wieder einzuspielen. Aber selbst wenn nicht, wir würden keinen großen Verlust machen. Durch das Online-Format fallen sonst übliche Kosten wie die Anmietung eines Transporters, die Halle selbst und weiteres natürlich weg.

Mal was anderes - 2019 gab es einen Tätowierer auf der Fee
Mal was anderes – 2019 gab es einen Tätowierer auf der Fee

Teilzeithelden: Die Halle war ja lange Jahre nun schon die Stadthalle Bad Godesberg. Im April wurde bekannt, dass für diese Insolvenz angemeldet wurde. Wird es nochmal eine Feencon dort geben?

Michaela: Ich vermute nicht, kann das aber nicht abschließend sagen. Wir haben ein mögliches Ende aber schon lange befürchtet, da die Stadthalle schon seit Jahren mit sich selbst kämpft. Ob sie die Halle grundsanieren, abreißen oder wie bisher weiter betreiben wollen … Wir bekommen seit Jahren die Aussage, dass man nicht weiß, wie es in Zukunft aussieht. Insofern haben wir auch schon länger nur für maximal ein Jahr im Voraus Zusagen bekommen.

Wir haben deswegen schon vor Jahren begonnen, über Alternativen nachzudenken. Wir haben uns für eine beworben, wo wir nun aber erstmal abwarten müssen. Sollte das klappen, würde es mich sehr freuen, weil es eine wirklich geile Location ist. Aber zum jetzigen Zeitpunkt darf ich da noch nichts sagen. Ich werde aber auf jeden Fall dafür kämpfen, dass es auch im nächsten Jahr eine Feencon geben wird.

Zukunft der Fee

Teilzeithelden: Mit großen Wechseln in der Orga einer Con halten oft auch neue Ideen und Elemente Einzug. Welche Neuerungen möchtet ihr in Zukunft auf einer klassischen Feencon etablieren?

Michaela: Man muss gucken, was die Location hergibt. Änderungen gibt es natürlich immer, zum Beispiel in der Teamführung. Ich bin da ganz anders rangegangen, als es die letzten Jahre gemacht wurde. Dementsprechend ist das schonmal eine Änderung.

Auch bisher gab es schon etwas LARP auf der Feencon - Bild von 2019
Auch bisher gab es schon etwas LARP auf der Feencon – Bild von 2019

Wir wollen definitiv mehr machen, soweit die Location es zulässt. Zum Beispiel möchten wir einen größeren Außenbereich und schauen, ob wir den LARP-Bereich besser eingebunden bekommen. Unser neues Online-Tool wollen wir ausbauen, so dass wir darüber auch Eintrittskarten machen können und die Leute viel schneller reinkommen und wir sowohl die Länge der Schlange am Einlass als auch die Arbeit an der Kasse reduzieren können.

Ein anderes Thema, wo wir uns die Dreieichcon etwas zum Vorbild nehmen, ist die Einbeziehung von Medien. Damit meinen wir nicht, dass Lokal- oder Fachpresse da ist, sondern dass wir beispielsweise Youtuber oder Leute von Instagram dazu holen, die dann auch Panels halten oder Workshops geben. Momentan haben wir da noch nicht so die Kontakte, aber wir arbeiten daran und wollen das auf jeden Fall versuchen.

Ebenfalls wollen wir 3D beziehungsweise Virtual Reality einbinden. Inzwischen ist die Technik ja so weit, dass es auch erste Rollenspiele dafür gibt, und wir möchten gerne wen dazu holen, um das Ganze vorzustellen. Einfach auch, um die technische Entwicklung mitzunehmen. Ich denke, das Thema hat viel Zukunft.

Teilzeithelden: Damit würden also auch Videospiele einen Platz auf der Feencon haben?

Michaela: Ja. Allerdings würde ich den Schwerpunkt dabei auf Rollenspiele setzen, wo nicht alleine, sondern zusammen gespielt wird.

Teilzeithelden: Wie sieht es aus mit bisher nur marginal vertretenen Phantastikkulturen wie Anime/Manga oder Cosplay?

Michaela: Wir haben immer mal wieder überlegt, was wir in eine Feencon reinnehmen können. Anime und Cosplay haben sich aber sehr getrennt vom Rollenspiel entwickelt und haben heute fast keinen Bezug dazu. Daher müsste man dafür einen ganzen eigenen Bereich schaffen, mit entsprechenden Händlern, Künstlern und Raum. Ich kenne mich da ehrlich gesagt nicht im Detail aus. Aber die, die sich auskennen, sagen mir, dass es nicht damit getan wäre, „nur“ ein paar Cosplayer einzuladen. Es ist eben noch anders, als ein paar Larper einzuladen, die sehr häufig auch mit Pen&Paper verbunden sind.

So sah der große Saal der Stadthalle 2019 aus
So sah der große Saal der Stadthalle 2019 aus

Orga-/Team-Arbeit

Teilzeithelden: Du hast ja nicht nur Erfahrung mit der Orga der Feencon, sondern vor allem auch mit der der Krähencon. Wie unterscheidet sich die Orga-Arbeit?

Michaela: Es ist zwar zum Teil das gleiche Team, aber die Teams sind ganz anders entstanden. Die Krähenconorga ist sehr konstant. Es ändern sich zwar immer wieder einzelne Personen, aber der Kern bleibt. Der Arbeitsaufwand bei der Krähencon ist im Vergleich überschaubar, weil sie viel kleiner ist.

Ein großer Teil des Krähencon-Teams sind jahre- und jahrzehntelange Freunde sowie Familienangehörige, während das Feencon-Team über die Zeit gewachsen und entstanden ist, auch durch den Verein dahinter. Da sind Leute aus allen möglichen Ecken dabei, wo man sich nicht einfach mal eben bei wem zu Hause treffen kann.

Das war ein großes Problem der letzten Jahre, weil viele damals einfach noch nicht bereit waren für Online-Meetings. Jetzt sind sie es, und wir haben in der Zeit vor der Con zum Beispiel ein wöchentliches Online-Treffen.

Teilzeithelden: Das neue Feencon-Team ist größer, oder?

Michaela: Ja, was mich wirklich freut. Wir hatten einen Aufruf und haben nach Mitstreitern gesucht. Da haben sich viele gemeldet, die jetzt aktiv dabei sind. Jetzt ist es definitiv keine One-Man-Show mehr, wie es in den letzten Jahren oft war, weil es damals mangels Unterstützung einfach nicht ging. Das würde ich gar nicht schaffen.

So wie dieser Stand 2019 gab es schonmal einzelne Stände zu Animes
So wie dieser Stand 2019 gab es schonmal einzelne Stände zu Animes.

Unsere neuen Leute sind richtig gut dabei, etwas auf die Beine zu stellen, wie zum Beispiel die Aussteller und Künstler zu koordinieren, Videos für unsere zwei Youtube-Kanäle zu produzieren oder das neue Online-Tool für die Anmeldung der Rollenspielrunden zu erschaffen. Die letzten Jahre waren leider sehr, sehr anstrengend für die Helfer, weil es immer weniger wurden. Das neue engagierte Team gibt mir nun Hoffnung für das nächste Jahr.

Teilzeithelden: Das wären schon tolle abschließende Worte. Magst du trotzdem noch klassisch selbst ein paar Schlussworte loswerden?

Michaela: Kommt alle zur Feencon – und zur Krähencon. Aber jetzt erstmal zur Fee! Auch wenn ihr vielleicht noch nicht davon überzeugt seid, dass Online euer Ding ist. Schaut einmal rein, und wenn ihr „nur“ eine Lesung auf Youtube guckt. Auch wenn es nicht wie sonst ist, es wird wirklich toll werden.

Teilzeithelden: Vielen Dank!

Die Feenconline findet dieses Jahr am 4. Und 5. Juli statt. Infos zu Programm und Abläufen gibt es auf der Con-Webseite feencon.de

Titelbild: © Feencon / Gfr e.V.
Bild der Interviewten: © Michaela Sorger

Artikelbilder: © Michael Fuchs
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Simon Burandt

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