Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Die FeenCon hatte es nicht leicht: Der Verein dahinter – die GFR e.V. – stand letztes Jahr vor der Auflösung, die langjährige Heimat in Bonn Bad Godesberg steht nicht mehr zur Verfügung und zudem wechselte die Hauptorga. Würde der Neustart trotzdem gelingen? Wir haben uns auf der 2022er FeenCon umgesehen.

Vor nicht einmal einem Jahr sah es schlecht aus für der Gilde der Fantasyrollenspieler (GFR): Auf der Mitgliederversammlung Ende August letzten Jahres offenbarten sich diverse Probleme, insbesondere finanzieller Art. Ein neuer Vorstand konnte zudem nicht gewählt werden – es gab auch keine Kandidaturen, alle bisherigen Vorstandsmitglieder traten von ihren Posten zurück.

Doch in der folgenden Mitgliederversammlung geschah, was viele nicht für möglich hielten: Ein geschäftsfähiger Vorstand konnte gewählt werden. Bewusst, dass eine aufwändige Aufgabe ansteht, wie der neue Vorsitzende (aka Gildengroßmeister) Markus Pomorin im Frühjahr in unserem Interview bestätigte. Doch das neue Führungstrio war ambitioniert, die Probleme anzugehen und sich zu bemühen, den Traditionsverein und auch die FeenCon zu erhalten. Mit Erfolg, wie es scheint: Ordnung wurde geschaffen, die Finanzen saniert – seit Februar ist der Verein schuldenfrei – und das Ziel einer FeenCon in diesem Jahr offensichtlich erreicht. Wie gut die bekannte Szenecon unter neuer Führung und in neuer Location wurde, schauen wir uns im Folgenden an.

Location

Während die letzte FeenCon-Orga rund um Michaela Sorger als Location für deren neue Con KrähenFee die Burg Linn in Krefeld auserkor, wollte der neue GFR-Vorstand alles daransetzen, eine neue Heimat in Bonn zu finden. Hier fiel die Wahl auf die Integrierte Gesamtschule Bonn-Beuel (IGS),

Im Gegensatz zur vorherigen Heimat liegt die Schule nicht in Fußnähe zu einem Bahnhof. Da aber weniger direkte Parkplätze zur Verfügung stehen als bei der alten Location, wurde die Anreise mit dem öffentlichen Nahverkehr empfohlen – mehrere Buslinien fahren von Bonn Hbf und Bonn Beuel Bf in 7 bis 20 Minuten zur IGS.

Leider war von der Bushaltestelle aus nicht ganz klar, wo es hingeht; auch der Lageplan der Con verriet nur, wo die IGS ist, nicht aber wo genau dort der Eingang sein würde. Die kleinen Aushänge auf der anderen Straßenseite waren auch nur mittelmäßig hilfreich. Schönerweise ist das aber der einzige Kritikpunkt, den man der Orga ankreiden kann, den ansonsten wurde wirklich ein guter Job gemacht.

Perfekt war es dennoch nicht – andere Kritikpunkte lagen jedoch nicht in der Hand des Teams. So konnte beispielsweise nicht die ganze IGS genutzt werden (leider keine ruhigen Klassenzimmer für Spielrunden!), sondern abseits der Mensa für den Verzehr „nur“ der Sporthallenbereich und das Außengelände. Während letzteres überaus viel Raum bot, war der Innenbereich dagegen eher suboptimal.

Innenbereich

Im Eingangsbereich war dabei noch alles gut: Einchecken mit Ticket zum Scannen, Ausgabe des gedruckten Programmhefts (!) und der Contüte. Auch die Spielrundenaushänge fanden sich hier an einer Wand. Ging man jedoch weiter in die Haupthalle… wurde es sehr warm und stickig. Wenn man an die Stadthalle Bad Godesberg zurückdenkt kann man wohl sagen: Ja, das schweißtreibende Klima der Halle, in der es immer deutlich heißer und stickiger als draußen in der Mittagssonne war, wurde verdammt gut getroffen, echte FeenCon-Vibes! Natürlich war dieser Running Gag mehr aus Zynismus denn aus echter Begeisterung geboren.

Generell handelte es sich bei der Haupthalle um eine dreifache Sporthalle (sprich: in den Maßen von drei Basketballfeldern), wobei einer der drei Bereiche abgetrennt war. In den verbleibenden zwei Teilen fanden sich jede Menge Ausstellende: Verlage, Händler*innen, Autor*innen, Künstler*innen, sowie der Bring&Buy und die Spieltische für das Freebooters Fate Tabletop-Turnier. Ganz schön viel Abwechslung für zwei Basketballfelder! Rein vom Gefühl entsprach die Fläche grob dem Saal der Stadthalle Bad Godesberg ohne Bühne, tendenziell eher weniger als mehr. Hierbei handelt es sich um mein subjektives Empfinden und das einzelner Personen, mit denen ich den Vergleich zur alten Location gezogen haben.

Dennoch waren viele etablierte Namen dabei – alleine schon über 20 Autor*innen fanden sich im Innenbereich, und auch alle größeren Pen&Paper-Verlage (abseits von Ulisses, die bekanntermaßen nahezu nirgendwo mehr auflaufen) waren dabei – nicht nur aus der Umgebung wie zum Beispiel Uhrwerk, System Matters oder die Redaktion Phantastik, auch entferntere Verlage wie Pegasus (Hessen) oder Truant Spiele (Rheinland-Pfalz) fanden sich. Zusammen mit den Künstler*innen, Shops und Co wurde zwar weniger Raum geboten als früher, die Auswahl war aber ähnlich hochklassig.

Im abgetrennten dritten Teil der Halle fanden sich einige weitere Tabletoptische, an denen es Demorunden sowie Miniaturenmalen gab, wieder organisiert von der Tabletop Community Bonn. Der Großteil war allerdings belegt mit Spieltischen – laut Hallenplan stolze 14 Stück. In einer weiteren, kleinen Halle im Gebäude fanden sich 16 weitere Tische. In Summe 30 Spieltische im Innenbereich – eine ganze Menge, auch für die stolze Anzahl von über 100 Spielrunden über zwei Tage. Eine Turnhalle mit so vielen Spielrunden ist jedoch leider nicht optimal; zwar war das Klima in diesen Hallen(teilen) deutlich weniger tropisch, mit der guten Luft draußen aber auch nicht vergleichbar, und die Geräuschkulisse auch nicht optimal. Dies lässt sich dem Team jedoch nicht ankreiden – aus den gegebenen Räumlichkeiten wurde so viel rausgeholt wie eben ging.

Auflagen bezüglich Corona gab es übrigens keine: Nicht seitens der Behörde, auch nicht per etwaigem Hausrecht durch den Veranstalter. Ob man dies befürwortet hätte oder nicht möge man jeweils für sich selbst entscheiden.

Außenbereich

Wo der Innenbereich weniger Ausstellungsfläche bot als die letzten Jahre, wurde im Außenbereich dafür einiges mehr aufgefahren. Das weitläufige Gelände bot nicht nur Platz, sondern auch so manche Ausstellende. Handwerkskunst, Fakire, Showkampf, Schmuck und mehr wechselten sich ab mit mittelalterlichen Zelten. So wirkte der Außenbereich beinahe wie ein Mittelaltermarkt, nur ohne die Imbissbuden – tolle Sache! Auch einzelne Spielrunden fanden sich draußen, teils auf Wiesen, teils in Pavillons. Auch einzelne Darbietungen trugen zum stimmigen und geselligen Eindruck bei, wie auch Gewandete und Kostümierte die vereinzelt und doch an jeder Ecke zu sehen waren. Zuletzt durften natürlich auch die Jugger aus der Umgebung nicht fehlen und führten Interessierte an den Phantastik-Sport heran.

Ebenfalls unter freiem Himmel fand sich ein Großteil der Verpflegungsoptionen – hier könnten sich einige ein Beispiel an der FeenCon nehmen: Faire Preise, wie zum Beispiel belegte Brötchen für 2 Euro oder 0,5 Liter Softdrink für 1,50 Euro. Hinzu kam unter anderem ein Mittagstisch des Caterers für schmale 6 Euro mitsamt vegetarischer Option – tolle Sache!

Ebenfalls in diesem Bereich war ein Container zu finden, in dem in ruhigerer Atmosphäre Lesungen und Workshops stattfanden – neben weiteren Orten draußen. Im Außenbereich verteilt gab es auch wieder diverse Aufführungen, inklusive eines Abendprogramms am Samstag, unter anderen mit Live-Musik, Comedy und der fast schon obligatorischen Feuershow. Leider war ich zu der Zeit aufgrund der Überlastung des Bahnverkehrs bereits wieder auf dem Heimweg.

Fazit

Ich muss zugeben, ich war skeptisch. Zwar wusste ich, dass GFR-Magistratler Markus durch die von ihm organisierte Niederrheincon Erfahrungen mit Con-Orga hatte. Aber würde die Erstauflage in neuer Location und mit veränderter Orga direkt ein Erfolg werden? Hier kann man klar sagen: Ja, es ist richtig gut geworden!

Zwar wären kleinere Räume und besseres Hallenklima wünschenswert, aber die gegebenen Möglichkeiten wurden ziemlich gut genutzt. Genügend Spieltische, eine bunte Mischung an Ausstellenden und ein schöner Außenbereich harmonierten mit fairen Preisen und vielen Besuchenden – stolze 1.280 waren es laut Orga. Auch die Meinung aller, mit denen ich gesprochen habe, war eindeutig: Gut organisiert, schöne Con!

So steht einer Fortsetzung in den nächsten Jahren wohl nichts im Wege, und sollte man weitere Teile der IGS nutzen dürfen wäre auch eine Ausweitung an Ausstellenden und Programm denkbar – wenn das mal keine schönen Aussichten sind! Die nächste FeenCon soll (unverbindlich) am 24. und 25. Juni 2023 stattfinden, und wer weiß wie gut die FeenCon dann erst wird, wenn der Start dieses Jahr schon so gut lief im Gesamten?

Titelbild: Michael Fuchs; Abbildung Fee © GFR e.V.
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Nina Horbelt
Fotografien: Michael Fuchs

1 Kommentar

  1. Ja – Nein -Ja…

    Ich bin mir nicht sicher.
    Natürlich ist es grandios, dass es die FeenCon weiterhin / wieder gibt.
    Aber es war „anders“, anders weil es Nicht die Stadthalle in BadGodesberg (wo die Fee schon immer zuhause,bis auf das Missgeschick in Herne, war) und anders weil es m.M.n unstruktruiert war.

    Die Plazierung der Spieltische war extrem ungünstig.
    Es waren zu viele Tische in stickigen Hallen.

    Der Aushang mit den Spielrunden war grausig plaziert.
    Dierekt am Eingang im Kassenbereich.

    Die Organisation war undurchdacht.
    Als Kunde / Gast ist die erste Anlaufstelle bei Fragen immer der GFR / Infostand.
    Dort war die Antwort meist:
    „kann ich dir nicht sagen, dass weiß ich nicht.“ z.Bsp auf die Frage WO die Mensa zu finden ist.

    Eine bessere Beschilderung, sowohl Eingang, Parkplatz und auch Weg zur Mensa ist dringend notwendig.

    Der Aussenbereich war gut, bis auf die wenigen Sitzgelegenheiten.
    Es gab ein paar Tische welche natülich sofort von Spielgruppen belegt waren.

    Aber eine Sitzgelegenheit um den, wirklich guten Fakir/Feuerspucker/Jongleur/Unterhalter/Gaukler/Tausendsasser zu bewundern gab es nicht. Auch nicht in der Nähe der Jugger.

    Als Mittags gegrillt wurde gab es auch keine Möglichkeit sich zu setzen. Schade, denn es waren ja scheinbar noch genügend Tische und Bänke vorhanden.

    Es ist nicht schön wenn beim Kaffee Ausschank kein Kaffee und/oder keine Milch vorhanden ist, vier Personen dahinter sitzen und nur bescheiden schauen…

    Ja, das ist jammern auf ganz hohen niveau, aber das ist das was nich am meisten gestört hat.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein