Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Die Frontier ist ein gefährlicher Ort für die Figuren des Alien Roleplaying Game. Als GM (Game Mother) hat man allerlei Mühe, die Spielercharaktere einerseits in Gefahr zu bringen und andererseits nicht sofort umzubringen. Damit man sich auf diese heikle Aufgabe konzentrieren kann, sind für das Spiel einige helfende Zusatzmaterialien erschienen.

Für das ALIEN RPG von Fria Ligan erschien bisher nicht nur das Grundregelwerk, sondern auch eine ganze Reihe Zusatzmaterialen. Ein Teil davon ist allgemein zur Verwendung im Spiel gedacht. Das sind Zusatzmaterialien, wie sie für viele Rollenspielsysteme erscheinen: Ein SpielleiterInnenschirm und Spezialwürfel. Von letzteren gibt es zwei verschiedene Sätze. Der andere Teil des erschienenen Materials ist dafür gedacht, die sogenannten Cinematic Scenarios zu unterstützen. Cinematic Scenarios sind One Shot-Abenteuermodule für das ALIEN RPG, die, wie der Name schon andeutet, das Gefühl bringen sollen, einen Film aus dem Alien-Franchise zu spielen. Bisher gibt es zwei solcher Szenarios: Das recht kurze Hope’s Last Day aus dem Grundregelwerk und das als separates Heft erschienene Chariot of the Gods. Um diese zu ergänzen, erschienen das Custom Card Deck und das Maps & Markers Pack.

Dass sich die beiden letzteren Produkte auf das Spiel mit den One Shots beziehen, nicht nur, aber hauptsächlich, wird natürlich in der Wertung berücksichtigt. Das Chariot of the Gods selbst wird noch in einem separaten Artikel besprochen.

Für die Rezension lagen alle Materialien in physischer Form vor.

Game Mothers Screen

Der GM Screen ist dreiteilig mit einer schwarzglänzenden Außenseite, ganz im Stil des Spiels. Als Motiv gibt es einen schemenhaften Xenomorph in grün-gelbliche Tönen. Sehr stimmungsfördernd! Der Schirm ist sehr solide. Die Referenzen auf dem Schirm sind Tabellen und Übersichten über Modifikatoren, kritische Treffer und natürlich die Panik-Würfe, die ein wichtiges Element des Spiels sind. Wie man es sich wünscht, sind hier also die essenziellen Dinge versammelt. Ein bisschen schade finde ich, dass weder die Angriffstabellen für Xenomorphe noch die für Raumschiffe zu finden sind. Eine weitere Seite hätte als Platz dafür nicht gereicht, aber Referenzblätter als Einleger wären eine gute Alternative gewesen.

Das ist einer meiner Kritikpunkte: Der SpielleiterInnenschirm bietet das meiste Wichtige, aber es bleiben ein paar Sachen auf der Strecke, die weiteres Herumblättern erforderlich machen. Wie gesagt, Referenzblätter waren eine gute Sache gewesen. Aber das ist Meckern auf gehobenem Niveau. Der Schirm erfüllt seine Aufgabe, bei guter Verarbeitung und passendem Design.

Die harten Fakten

 

Maps & Markers Pack

Gleich vorneweg: In der ursprünglichen Produktbeschreibung stand, dass die Karten zum Cinematic Scenario Chariot of the Gods in diesem Pack enthalten sind. Tatsächlich sind es aber die Karten zum Szenario Hope’s Last Day aus dem Grundregelwerk. Der Fehler wurde nicht in allen Beschreibungen in den Onlineshops korrigiert. Darum bitte nicht wundern.

Enthalten ist eine DIN A2 Karte, die auf der einen Seite eine politische Galaxiskarte zeigt, wie sie auch im Deckel des Grundregelwerks enthalten ist, und auf der anderen Seite die erwähnten Pläne zu Hope’s Last Day. Die Marker dienen dazu, im sogenannten Stealth Mode und im Raumschiffkampf die Figuren, Xenomorphe und Schiffe auf der Karte darzustellen. Auf der Vorderseite ist die Silhouette des jeweiligen Subjekts abgebildet, auf der Rückseite ein Radarsymbol für nicht identifizierte Ziele. Außerdem gibt es Plättchen mit Schiffsmanövern, die im Raumkampf Verwendung finden. Wie das Design des Spiels vorgibt, sind die Marker schwarz, die Symbole darauf in grau-grün gehalten. Sie sind in solider Pappe gestanzt.

Dieses Produkt ist das einzige, das mich enttäuscht. Die Galaxiskarte ist sehr dunkel und man muss sich nah heran beugen, um erkennen zu können, welche Macht wo ihr Gebiet hat. Es scheint, als wären hier die Farbwerte unabsichtlich zu dunkel geraten, denn die gleichartige Karte im Buch hat das Problem nicht. Die Abbildungen auf den Markern sind ebenfalls schwer zu erkennen. Bei den Xenomorphen ist es in noch Ordnung, aber die menschlichen Figuren sind nur schwer und die Raumschiffe fast gar nicht auseinanderzuhalten. Bleiben die Pläne für das Szenario. Die sind an sich gut, aber dann auch wieder zu klein, um mit den Markern benutzt zu werden. Außerdem gibt es die Pläne auch gratis auf der Homepage von Fria Ligan. Die Idee dieses Produkts ist gut, die Umsetzung leider stark verbesserungswürdig.

Die harten Fakten

 

Custom Card Deck

(für die Cinematic Scenarios)
(für die Kampagnen)

Kartendecks sind eine gute Möglichkeit, Spielelemente schnell, kompakt und idealerweise optisch ansprechend zugänglich zu machen. Besonders für One Shots ist so etwas praktisch. Für ein System, dass mit seinem Cinematic Play viel Wert auf eben solche legt, bieten sich Karten an. Das Custom Card Pack enthält nicht nur Karten für Ausrüstung und Fahrzeuge (mit den Illustrationen aus dem Buch), sondern auch die Charaktere für die beiden bisher erschienenen Cinematic Scenarios. Die Karten sind mit den passenden Charakterportraits versehen.

Ich mag die Karten an sich. Man hat allerdings nur etwas davon, wenn man die fertigen Szenarien leiten möchte, denn die Charakterkarten machen einen guten Teil vom Deck aus. Und auch der Rest ist wohl eher für One Shots geeignet. Denn ob in einer Kampagne eine Karte mit dem Bild der Waffe dauerhaft einen Reiz hat, wage ich persönlich zu bezweifeln. Für neue Szenarien wird es weitere Karten geben.

Die harten Fakten

 

Base Dice Set

Das Base Dice Set besteht aus zehn für das ALIEN RPG angepassten sechsseitigen Würfeln. Das Design ist recht schlicht und in schwarz gehalten, mit einer quadratischen weißen Umrandung der gleichfarbigen Ziffer. Eine Ausnahme ist die Sechs, die im Spiel einen Erfolg bedeutet. Hier ist auf dem Würfel das im Regelwerk verwendete Erfolgssymbol, eine Art Fadenkreuz, zu sehen. Die Sechs steht klein oben links.

Diese Würfel sind für das Spiel nicht obligatorisch, sondern problemlos durch normale sechsseitige Würfel zu ersetzen. Das macht es zu einer reinen Geschmackssache, ob man diese Würfel haben möchte. Sie können mit ihrem sehr schlichten Design nur schwer überzeugen. Ein Erfolg ist leicht zu erkennen, und die Anzahl der Würfel ist ausreichend für die meisten Situationen im Spiel.

Die harten Fakten

 

Stress Dice Set

Neben den Base Dice werden im Spiel eine zweite Art von Würfeln genutzt, die Stress Dice, die ihr eigenes Set bekommen haben. Bei diesem ist die Grundfarbe gelb, Ziffer und Verzierungen sind schwarz. Auch Stress Dice können Erfolge erzielen, daher haben sie auf der Sechs das entsprechende Symbol. Interessanter ist das Symbol auf der Eins. Im Spiel löst ein solches Ergebnis einen Panic Roll aus und passenderweise wurde dafür ein Facehugger als Symbol gewählt.

Im Grunde gilt für das Stress Dice Set das gleiche wie für das Base Dice Set. Sie sind nicht nötig und daher eine Frage des Geschmacks. Allerdings lässt mich hier der kleine Zusatz des Facehugger wesentlich mehr Gefallen daran finden. Nichts sagt in einem Spiel im Alien-Franchise mehr aus, dass es jetzt kritisch wird, als ein Facehugger. Gut vorstellbar, dass dieses kleine Symbol eine durchschlagende Wirkung hat, wenn es am Spieltisch gewürfelt wird.

Die harten Fakten

 

Fazit zum Zusatzmaterial

Insgesamt würde ich ein verhalten positives Fazit zum Zusatzmaterial für das ALIEN RPG abgeben. Es sind viele gute, solide Produkte dabei. Um die Nützlichkeit für sich zu bewerten, sollte man immer mit bedenken, dass manches für den Einsatz mit den Cinematic Scenarios gedacht ist. Das gilt es besonders für das Custom Card Pack, das sein Potential erst dann richtig entfaltet. Das Maps & Markers Pack hingegen sollte man sich nur digital holen, das macht die Anwendung flexibler. Die Würfel und der GM Screen sind nützliche, atmosphärische Ergänzungen, die man sich bedenkenlos zulegen kann, wenn man solche Sachen mag. Notwendig sind sie aber nicht.

Artikelbild: © Fria Ligan/Free League Publishing, Layout und Satz: Melanie Maria Mazur, Lektorat: Nina Horbelt
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

Über den Autor

Joshua Wulf ist studierter Althistoriker und lebt in seiner Wahlheimat Leipzig. Das Jahr 2010 machte das Pen&Paper-Rollenspiel im Nu zu seinem Lieblingshobby, und er leitet seitdem private Runden und auf der Lindencon. Zum Tischrollenspiel unterhält er einen eigenen Blog, John Doe’s RPG Manor.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein