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In ihrer vierten Auflage musste sich die beliebte Comic Con Germany in Stuttgart gegen den Newcomer CCXP in Köln beweisen. Eine unglückliche Terminkollision zwang Fans phantastischer Welten, sich zu entscheiden. Ob ihr die richtige Wahl getroffen habt, lest ihr hier.

Groß war das Unverständnis, als die CCXP Cologne, angeblicher Nachfolger der RPC, ihren Termin bekannt gab: ausgerechnet das gleiche Wochenende wie die Comic Con Germany in Stuttgart. Zwei große Messen mit der gleichen Zielgruppe an einem Wochenende? Die Befürchtung lag nahe, dass eine der beiden Messen das Nachsehen haben würde. Mit ihrer Zentralität und einem riesen Ballungsraum schien die CCXP deutlich im Vorteil, dennoch gaben viele Congänger der etablierten Comic Con Germany in Stuttgart den Vorzug. Rund 35.000 Besucher, davon circa 40% mit einem Anreiseweg jenseits der 100 Kilometer, machten sich auf den Weg zur Messe Stuttgart, um Freunde zu sehen, das Angebot zu nutzen und natürlich ein bisschen Zeit oder gar ein Foto mit ihren Stars zu erhaschen.

Das Aufgebot

Die Organisatoren der Comic Con Germany haben seit jeher ein gutes Händchen für ihre Stargäste. Auch die diesjährige Besetzung hat überzeugt. Mit Richard Dean Anderson konnte man nicht nur Fans der 80er Jahre locken, sondern ganz besonders Fans des Stargate-Franchise. Er nahm sich, immer mit einem Lächeln auf den Lippen, viel Zeit für seine Fans.

Die Brent and Johnny-Morning-Show

Ein weiteres Highlight waren Jonathan Frakes (Star Trek und The X-Factor) und Brent Spiner (Star Trek, Treshold, Outcast). Besonders bei ihrem gemeinsamen Panel, trotz Platzierung am späten Nachmittag als „Morning Show“ verkauft, merkte man die jahrelange gemeinsame Erfahrung. Mit viel Esprit und Witz ließen sie die Stunde wie Fluge vergehen. Dabei zeigte sich Spiner besonders vom deutschen Nahverkehrt amüsiert. Immer wieder kam er fassungslos drauf zu sprechen, dass man zwar ein Ticket kaufen müsse, aber trotzdem einfach so die U-Bahn nutzen kann, ohne dass das jemand kontrolliert oder man, wie in den USA üblich, nur mit gültigem Ticket den Bahnsteig überhaupt erst betreten kann. Eine Frage nach Fanfiction, in der in unterschiedlichen Konstellationen die Crew der U.S.S. Enterprise liiert ist, sorgte für einen kurzen sprachlosen Moment der beiden routinierten Darsteller. Besonders die Beziehung von Riker und Picard führte zu schneller Smartphone-Suche von Frakes. Mit viel Charme nahmen sich aber beide auch diesem besonderen Thema an und hinterließen strahlende Gesichter bei den Fans.

Mit Karen Gillan (Guardians of the Galaxy und Dr. Who) und Pom Klementieff (Guardians of the Galaxy) waren auch zwei sympathische Vertreterinnen des Marvel Cinematic Universe in Stuttgart zu Gast. Ein weiterer Teil der Marvel-Familie ist Iwan Rheon (Inhumans), der einem Großteil der Besucher*innen allerdings als Ramsay Bolton aus Game of Thrones ein Begriff sein dürfte. Der begeisterte Musiker mit dem verschmitzten, leicht wahnsinnig wirkenden Lächeln war für viele Besucher ein Highlight.

Der in Deutschland geborene Alexander Dreymon hingegen sorgte für den ein oder anderen schmachtenden Blick, verkörpert er doch in The Last Kingdom den markanten und gefährlichen Uhtred von Bebbanburg. Ein kleines Schmankerl war auch der Besuch von Lou Ferrigno, der von 1978 bis 1982 die Rolle des Unglaublichen Hulks in der gleichnamigen Serie und diversen Filmen spielte.

Doch auch Comic-Fans kamen auf ihre Kosten: 43 Zeichner*innen und Illustrator*innen gaben sich die Ehre. Unter Ihnen zum Beispiel Kit Buss, die in der ersten Staffel des erfolgreichen Dungeons & Dragons-Livestream Critical Role mitwirkte.

Die Riege der Cosplayer hingegen war leider übersichtlicher als die letzten Jahre, dafür konnten mit Gladzy Kei (Kanada) und Joo Skellington (Mexiko) zwei spannende Künstler zum ersten Mal nach Stuttgart gelockt werden.

Was es zu erleben gab

Das diesjährige Programm wirkte etwas zusammengedampft. Durch die Verkleinerung um eine Halle, in der hauptsächlich eine Bühne und Kulissen aus Star Wars standen, fehlte etwas Platz. Die Hauptpanels wurden ins Atrium gelegt und die Comic Zone-Bühne teilte nun ihr Programm mit einigen Cosplay-Programmpunkten.

Neu hingegen war ein kleiner Mittelaltermarkt im Park der Messe. Der an sich schon beliebte Ort für Fotos oder kleine Pausen wurde so zusätzlich aufgewertet. Allerdings war der Markt selbst definitiv ausbaufähig. Da aber parallel im rund 30 Kilometer entfernten Waiblingen ein großer etablierter Mittelaltermarkt samt Lager stattfand, waren einige Händler dort gebunden. Aufgrund der Szene-Überschneidungen wäre ein Ausbau aber sicher nicht verkehrt.

Artist Alley als Magnet

Ein Magnet für Besucher: Die Artist Alley

Viel positives Feedback von Besuchern und Künstlern erhält jedes Jahr die Artist Alley, in der zahlreiche unabhängige Künstler ihre Werke anbieten. Von Zeichnungen in jedem vorstellbaren Stil über Comics bis hin zu witzigen Tassenmotiven und großen Drucken gab es alles zu finden, was das Herz begehrt. Man konnte sich stundenlang in den vielen kleinen Ständen verlieren und mit den Künstlern plaudern, die sich gerne Zeit nahmen oder auch spontan Portraits anfertigten.

Cosplay – Khaleesi unchained

Sehen und gesehen werden ist inzwischen ein fester Bestandteil von Comic Cons, die auch viele Cosplayer anziehen. Gefühlt waren es jedoch dieses Jahr einige weniger, die sich in Kostüme schmissen, was auch sicher dem Wetter geschuldet war. Neben nach wie vor beliebten Cosplays von Harley Quinn und Deadpool war Daenerys Targaryen in verschiedenen Ausführungen eines der beliebtesten Cosplays des aktuellen Jahres. Jenseits dieser drei gab es eine erfreuliche Vielfalt und Abwechslung. Sogar ein lebensgroßer Thanos bahnte sich seinen Weg durch die Gänge. Mit dabei waren natürlich auch wieder zahlreiche Fangruppen, darunter die Ghost Busters Germany, die German Garrison und die Rebel Legion, aber auch die Young Avengers, Cult of Chrome oder der Inquisitionstrupp 23 mit seinen beeindruckenden Warhammer-Props.

Und sonst?

Viele Fotokulissen und Fotostände ließen fast keinen Wunsch offen. Hier wurde, grade im Vergleich zu vorherigen Cons, der Fokus viel besser gelegt, so dass man auch Platz und Gelegenheit für schöne Fotos hatte.

Asmodee gab sich trotz Doppelbelastung die Ehre, jedoch mit einem deutlich kleineren Stand als sonst, was dem Andrang aber wenig Abbruch tat.

Mit den Stauferlöwen gab es zudem einen ganz besonderen Programmpunkt. Als einziges Chapter der Sabre Legion, einer Vereinigung von internationalen Lichtschwertkämpfer*innen, konnte man hier unter fachkundiger Anleitung die verschiedenen Stile des Lichtschwertkampfes nicht nur bewundern, sondern auch gleich ausprobieren. Auch an Merchandise-Ständen und Händlern mangelte es natürlich nicht und diesmal gab es ein merklich vielfältigeres Angebot an Essen und Trinken, was auch gern angenommen wurde. Spannend war darüber hinaus, dass wohl einige Unternehmen die Besucher der Comic Con als potentielle Bewerber und Mitarbeiter ihrer Firmen sahen. So hatten unter anderem die Unternehmen Roche Diagnostics und Carl Zeiss Messestände samt Recruiter prominent platziert.

 

Wer macht das Rennen?

Das Programm war sichtlich eingedampft, die Messe um eine Halle verkleinert und aus dem Bereich Cosplay haben nur wenige Stars den Weg nach Stuttgart gefunden. Dagegen stehen der Ausbau der Fotomöglichkeiten samt Fotografenstände, der Aufwertung des Parks durch einen kleinen Mittelaltermarkt und eine gelungene Auswahl an Gästen.

Schaut man auf die Zahlen, hat die Konkurrenzsituation zu Köln einen gemischten Einfluss gehabt. Einige Fangruppen und bekanntere Cosplayer haben den Weg nach Köln angetreten, vermutlich auch aufgrund räumlicher Nähe oder wegen der Aussicht auf erwartete 70.000 Besucher (bei tatsächlich gemeldeten 40.000). Blickt man hingegen auf die Stargäste und Besucherzahlen, ist der Einfluss kaum merklich gewesen. Nikolaj Coster-Waldau war zum Beispiel letztes Jahr bereits in Stuttgart, so dass die diesjährige Besetzung eine gute Abwechslung war und wirklich alle Szenen ansprach, sei das nun Comic-Verfilmungen, Science-Fiction oder Fantasy. Mit rund 35.000 Besuchern büßte die Con zwar um die 5.000 Besucher im Vergleich zum letzten Jahr ein, aber ob das am Wetter oder an der CCXP Cologne lag, ist nur schwer zu ermitteln.

Am Ende bleibt erneut eine schöne Comic Con Germany mit kleinerem, aber nach wie vor feinem Programm und vielen positiven Entwicklungen. Wer sich also lieber nach Stuttgart statt nach Köln aufgemacht hat, wurde nicht enttäuscht. Man darf gespannt auf die fünfte Auflage der Comic Con Stuttgart vom 11.07.- 12.07.2020 sein und wie das Konzept weiterentwickelt wird.

Artikelbilder: ©Messe Stuttgart

3 Kommentare

  1. Ein sehr aufschlussreicher Bericht.ich bleib aber lieber in Köln oder gehe auf die comiccon in Dortmund.ich liebe nrw und deren Veranstaltungen,anstatt gegen Süden zu fahren.auch wenn eine con noch so toll dort ist.obwohl…ich liebe die fark und Speyer. Zum Fantasyspektakel nach Saarbrücken zum Französisch-deutschen Garten möchte ich auch Mal wieder.

  2. Sicherlich wäre die Reise nach Köln nur halb so lang gewesen (von den Baustellen auf der A8 mal ganz zu schweigen) dennoch ist unsere kleine Gruppe wieder nach Stuttgart gefahren.
    Auch wenn jetzt eine Halle weniger zur Verfügung stand, hatten die Panels im Atrium durchaus seinen Charme. Letztes Jahr waren diese ja teilweise in einem abgesperrten Bereich angesiedelt, jetzt konnte wirklich jeder zusehen der wollte.
    Der Mittelaltermarkt im Park der von den Saarbrückern ausgerichtet wurde, war sehr schon.
    Ich schätze mal die wirklich heftigen Temperaturen schreckten einige ab im Cosplay zu kommen. Es gab zwar Klima in der Halle, aber diese lief morgens gefühlt ziemlich auf Sparflamme, so dass es sich zügig aufheizte.
    Die verschiedenen zusätzlichen Angebote für Fotoshoots, aber auch die Lego-Bastelecke im Obergeschoss waren eine schöne Bereicherung.

  3. Ich war in Köln. Ich fand die Con prinzipiell durchaus schön. Genug Platz zwischen den Ständen und Klimatisierte Hallen. Dazu durch die Bank weg freundliche und zuvorkommende Läute an den Ständen.

    Manko war meiner Ansicht nach allerdings, dass die CCXP im verhältnis zur RPC, die ja in der CCXP aufgegangen ist und teil von dieser sein sollte, gefühlt, sehr Klein war und entsprechend das Angebot auch eher begrenzt war (kaum tabletop und trading cards, kaum LARP Ausrüster, etc.). Kombiniert damit dass der Ticket Preis bei 40€ lag (das angebot für Donnerstag und Freitag für Studenten kostenlos einlass zu bekommen war sehr schlecht kommuniziert und selbst einige Angestellte an den Infoschaltern wussten nicht bescheid xD) und fürs Parken auch satte 10€ dazu kamen, muss ich sagen war es das Ganze nur Wert, weil ich Freikarten hatte.
    Für das Geld ist die SPIEL in Essen dann doch meine erste Wahl.
    Aber, ich bin gespannt, vlt. wird es ja nächstes Jahr besser :)

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