Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Eine neue Spielemesse hat ihre Pforten geöffnet: Die SPIEL DOCH! in Duisburg. Ein breites Spektrum wollte man anbieten und sich zudem als Neuheiten-Messe präsentieren. Als Veranstalter fungierte dabei die w. nostheide verlag gmbh, bekannt für die Brettspielmagazine SPIEL DOCH! und spielbox. Grund genug, der Messe einen Besuch abzustatten.

Neben den beiden genannten Magazinen hat der Verlag auch einige weitere Publikationen im Angebot, mit einer Auflagenstärke von 2.000 bis 80.000 Exemplaren und teilweise auch internationalen, englischsprachigen Ausgaben. Man darf daher getrost sagen, dass es sich bei der w. nostheide verlag gmbh mindestens im Brettspielbereich um ein echtes Schwergewicht handelt. Aber kann das 1979 gegründete Familienunternehmen auch Messen?

Zweifellos dürften über die Jahre mehr als genügend enge Kontakte zu Verlagen, Händlern und Autoren gewachsen sein, um ein üppiges Aussteller-Angebot zu schaffen. Wie gut die Spielerschaft eine weitere Messe annehmen würde, war da schon eher fraglich – zumal der Termin auf das gleiche Wochenende fiel wie die Ratinger Spieletage, die nur rund 40 Kilometer entfernt und immerhin bereits im neunten Jahr stattfanden.

Location

Ähnlich wie Essen, wo die SPIEL stattfindet, liegt Duisburg im Ruhrgebiet und ist ebenfalls auf der wichtigsten Bahnstrecke in NRW (Dortmund – Düsseldorf/Köln) gelegen, was generell für eine gute Anbindung sorgt. Trotz einer Baustelle aus Richtung Dortmund zwischen Essen und Mülheim konnte man Duisburg am Messetermin gut erreichen, und vom Bahnhof aus brauchte man mit der Straßenbahn und dem anschließenden Fußweg lediglich zwanzig Minuten, um zu dem Messegelände zu gelangen. Auch für Reisende mit dem PKW gab es wenig Schwierigkeiten, unter anderem Dank einer üppigen Anzahl Parkplätze.

Als Location selbst diente die sogenannte Kraftzentrale im Landschaftspark-Nord, was einen stimmigen industriellen Charme mit sich brachte. Die längliche Halle wurde dabei nicht vollständig genutzt, von rund 6.000 Quadrathmetern, die zur Verfügung standen, wurden nur ungefähr 5.000 genutzt, was zumindest noch etwas Wachstumspotenzial lässt.

Dank mehrerer Helfer am Eingang, die die Karten kontrollierten, war man überaus schnell in der Halle, die zuweilen etwas zu kühl, zu anderer Zeit jedoch auch ziemlich warm war. Hier hat zeitweise noch etwas die Balance zwischen offenen Decken und Heizung gefehlt. Insgesamt jedoch war es nie zu unangenehm. Das galt auch für die Aufteilung der Stände auf die einzelnen Gänge:  Diese waren ausreichend groß, sodass man sich meist sehr gut bewegen konnte. Lediglich am Samstagmittag bis zum frühen Nachmittag wurde es ziemlich voll, sodass es zuweilen eng wurde, vergleichbar mit der SPIEL abseits der großen Hallen 1 und 3. Auf der anderen Seite war es früh morgens nach Einlass als auch gegen Abend ziemlich ruhig. Generell waren Aufteilung, Gangbreite und Sitzgelegenheiten gut austariert, was man an dieser Stelle durchaus lobend aussprechen kann.

Angebot

Schwerpunkt der Messe waren definitiv die Aussteller und die Möglichkeiten zu spielen – ganz anders als bei einer Verkaufsmesse wie der SPIEL, wo an fast jedem Stand Neuheiten und Sonderangebote angeboten werden. Stattdessen ähnelte die Atmosphäre eher dem Herner Spielewahnsinn, wo ebenfalls das Spielen an sich im Mittelpunkt steht. Sichtbar wurde das beispielsweise an der Spieleausleihe: Hier wie dort gab es eine solche, wo man sich Neuheiten und Klassiker ausleihen und vor Ort an einem der dafür reservierten Tische spielen konnte, und selbst die Menge der ausleihbaren Spiele bewegte sich im gleichen Rahmen (ca. 500).

Ein Blick auf die Spieleausleihe.
Ein Blick auf die Spieleausleihe.

Selbst beim Händler Roskothen, der eine der größten Standflächen hatte, gab es neben Verkaufs- auch einige Demotische, inklusive Verlags-Support. Auf diesem Weg waren auch Pegasus Spiele in gewisser Weise vertreten: Diese hatten sich zwar gegen eine eigene Präsenz auf der Messe entschieden, hatten jedoch zumindest eine Supporterin bei Roskothen vor Ort. Und die war durch ihr leuchtend-rotes Supporter-Shirt sogar sichtbarer als der Branchenriese Asmodee. Dieser hatte zwar den größten Stand, allerdings gab es dort lediglich Spieltische und große Spiele-Werbung, wenn auch ohne weithin sichtbares Asmodee-Logo.

Generell waren abseits von Pegasus nahezu alle großen Brettspielverlage anwesend. Ob Hans im Glück, Queen Games oder Kosmos – die Auswahl der rund 70 Stände war üppig, und überall konnte gespielt werden. Selbst zur Stoßzeit am Samstag gab es immer irgendwo einen freien Platz, und abseits dieser Stoßzeit waren die Stände zwar nicht immer gut belegt, aber niemals leer oder unbesucht. Angebot und Besuchermenge haben sich dahingehend hervorragend zusammengefügt.

Und auch abseits des klassischen Brett- und Kartenspiels konnte man fündig werden: Konami präsentierte das altbewährte Yu-Gi-Oh! Trading Card Game, und mit Ulisses Spiele und dem Uhrwerk-Verlag waren zudem die beiden größten deutschen Rollenspielverlage vor Ort, sodass man auch dieses phantastische Hobby erkunden konnte – und bei einem Händler konnte man zudem einige weitere Rollenspielwerke erwerben, darunter das Sortiment von Pegasus, Prometheus oder NoReturn.

Insofern konnte auch das Ausstellerangebot überzeugen und tatsächlich für alle (Tisch-)Spieler etwas bieten. Lediglich die auf anderen Messen anwesenden Independent-Autoren und Spieleentwickler hätten hier gerne noch zu finden sein dürfen.

Ergänzend zum genannten Angebot gab es zudem ein paar Imbissbuden, einen Spiele-Flohmarkt und eine Event-/Turnier-Fläche. Neben einer Podiumsdiskussion am undankbaren Freitagmittag, an dem viele Berufstätige sicherlich noch arbeiten waren, zum Thema „Wie spielt man heute und morgen – Trends & Entwicklungen bei Brettspielen“ fanden dort mehrere Turniere statt – darunter Wettbewerbe in Yu-Gi-Oh!, KLASK oder dem Klassiker Dominion. Deutsche Meisterschaften wie auf anderen Events dieser Größe gab es leider nicht, aber wer weiß schon, was die Zukunft bringt.

Fazit und Ausblick

Die erste SPIEL DOCH! in Duisburg ist erfolgreich gewesen – sowohl Besucher als auch Aussteller waren überwiegend zufrieden. Ebenso die Veranstalter, die sich im Gespräch am Samstagabend überglücklich zeigten: Ihre Erwartungen seien weit übertroffen worden, und die „schlaflosen Nächte im Vorfeld“ hätten sich wohl ausgezahlt. Mit einer offiziellen Besucherzahl von knapp 10.700 Gästen über drei Tage kann die Familie Nostheide tatsächlich überaus zufrieden sein, zumal es nicht nur die erste Veranstaltung dieser Art für den Verlag war, sondern auch direkte Konkurrenz am Wochenende in Ratingen existent war, der die neue Messe in Duisburg schönerweise wohl auch nicht geschadet hat: Mit über 60 Ausstellern wurde auch dort ein üppiges Programm geboten, und mit 1.450 Besuchern am Samstag stellte man einen Besucherrekord auf.

In den nächsten Jahren soll eine derartige Terminkollision jedoch dennoch nicht mehr vorkommen. Dann soll die SPIEL DOCH! jeweils eine Woche vor den Spieletagen stattfinden. Angekündigt ist bereits, dass man im nächsten Jahr wohl die volle Fläche der Halle nutzen möchte, und im Gespräch wurde auch schon ein erstes Ziel genannt: 13.000 bis 14.000 Besucher möchte man im nächsten Jahr in Duisburg begrüßen, und mittelfristig peilt man eine Besuchermenge von rund 18.000 an. Nach dem erfolgreichen Start will man sich darauf also offenkundig nicht ausruhen und macht ambitioniert weiter – vom 29. bis 31. März 2019, wenn die zweite Auflage stattfindet, wird man sehen können, wie erfolgreich sie ihre Ziele verwirklichen können, und wir sind bereits jetzt sehr gespannt darauf.

Artikelbilder: Fotografien von Michael Fuchs, Logo: SPIEL DOCH! in Duisburg

1 Kommentar

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein