Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Mit der 35. Ausgabe im 32. Jahr ist der Herner SpieleWahnsinn eine echte Traditionsveranstaltung. Was als kleine Veranstaltung in einer Jugendfreizeitstätte anfing, ist heute eine Messe in einer Veranstaltungshalle mit über 40 Ausstellern und vielen Turnieren, bis hin zu Deutschen Meisterschaften. Natürlich ist er nicht mit einer SPIEL in Essen oder der Spielwarenmesse in Nürnberg vergleichbar. Dafür aber auch mit ganz anderem Fokus: zugänglicher, familienfreundlicher, mehr auf das Spielen an sich ausgerichtet.

Location

Das Herner Kulturzentrum ist eine äußert geeignete Location für eine Messe dieser Art. Ausreichend Parkplätze in direkter Nähe und per U-Bahn sowohl von Herne Bahnhof als auch Bochum Hauptbahnhof in wenigen Minuten zu erreichen.

Bereits vor dem Kulturzentrum erwartet uns ein wenig Außenprogramm und natürlich das praktische Wahrzeichen des veranstaltenden Spielezentrums Herne, der rote Catan-Bus.

 

Im Innenteil selbst findet sich ausreichend Platz für die diversen Stände. Trotz vermeldeten Besucherrekords ist genügend Platz, dass man überall entspannt schauen und sich auf den Gängen auch ohne Platzangst bewegen kann. Eine Etage tiefer, im Untergeschoss, findet sich ergänzend die Turnierfläche, die rege genutzt wurde.

Theoretisch lässt sich die gesamte Messe entspannt in wenigen Minuten ablaufen. Doch in Herne ist man ja nicht wegen hunderten Ausstellern und Marathon-Läufen, sondern tatsächlich zum Spielen – und für das gebotene ist die Location hervorragend geeignet.

Spieleangebot

Über 40 Aussteller luden zum Spielen ein. Darunter große Verlage wie der Heidelberger Spieleverlag, Asmodee oder Pegasus, aber auch viele kleine Verlage. Und nicht zuletzt auch Vereine und Spieleautoren, die mit unveröffentlichten Prototypen das Publikum für sich begeistern konnten. Gerade letzteres ist eine der Besonderheiten der Veranstaltung. Dort ist es schon Tradition, weitgehend unbekannten Autoren mit unveröffentlichten Spielen eine Präsentationsfläche zu bieten.

in Prototyp von Operation C, einem Dungeon Crawler, mit Miniaturen von anderen Herstellern.
in Prototyp von Operation C, einem Dungeon Crawler, mit Miniaturen von anderen Herstellern.

Generell überzeugte die Messe mit einem wahren Spieleangebot, als Abgrenzung zu einem Verkaufsangebot. Zwar konnte man an vielen Ständen auch Spiele erwerben, dies nahm aber nur einen kleinen Teil der Stände ein. Und an nicht wenigen Ständen fand sogar gar kein Verkauf statt, und es gab nichts anderes als Spielrunden.

Der Fokus der Spielrunden lag überwiegend auf klassischen Brett- und Familienspielen. Beispiel Asmodee: Grandiose Phantastik-Spiele wie Blood Rage oder Zombicide sucht man vergebens, stattdessen gab es Familienspiele wie Doctor Panic, dessen app-gesteuerte Geräuschkulisse zumindest zuweilen auch alle Spielrunden in der Nähe unterhielt.

Dennoch gab es an vielen Ständen auch „erwachsene“ Spiele. Von strategischen Simulationen bis zu Videospielumsetzungen, die Auswahl bot für nahezu jeden etwas.

Nicht zuletzt gab es auch Angebote des Spielezentrums selbst. Neben Großspielen für Kindern präsentierte sich die umfangreiche Spieliothek (eine Art Bibliothek für Spiele, mit über 10.000 verschiedenen, ausleihbaren Spielen). Dort konnte man sich aus einer großen Auswahl selbst Spiele geben lassen und an den Tischen einfach drauf los spielen.

Im Raum der Spieliothek konnte man sich viele Spiele ansehen und losspielen.
Im Raum der Spieliothek konnte man sich viele Spiele ansehen und losspielen.

Turniere

Das Spielezentrum selbst ist bekannt für das Ausrichten von Turnierserien und Deutschen sowie Internationalen Meisterschaften. Entsprechend fand sich auch ein ungewöhnlich großes Angebot an Turnieren, sowohl vom Spielzentrum selbst als auch von anderen Ausrichtern.

So gab es bereits am Freitag einen kostenfreien Booster-Draft zu Dice Masters und zwei Qualifikationsturniere zu größeren Meisterschaften: Der Hans-im-Glück-Competition und der Deutschen Meisterschaft zu 7 Wonders. Letztere fand dann auch schon am Sonntag statt, im wenige Meter entfernt gelegenen LWL-Museum für Archäologie. Dank einer Kooperation zwischen Spielezentrum und Museum findet das Finale passend zum Spiel über mehrere Zeitalter zwischen archäologischen Museumsstücken statt. Als weiterer Bestandteil der Kooperation konnte das Museum zudem von allen Besuchern des SpieleWahnsinns kostenfrei besucht werden. Eine schöne Abwechslung, und durchaus ein empfehlenswerter Besuch.

Als weitere Turnier-Höhepunkte fanden Qualifikationsturniere zu den Deutschen Meisterschaften der Siedler von Catan und Carcassonne statt, eine Regionalmeisterschaft des Star Wars Living Card Games, und der King of Tokyo Herne wurde ausgespielt.

 

Der Höhepunkt der Turniere war jedoch das Finale der Deutschen Mannschafts-Meisterschaft im Brettspiel. Hierbei werden jedes Jahr auf Turnieren in ganz Deutschland vier verschiedene Spiele gespielt, bei denen die 36 erfolgreichsten Mannschaften aus vier Personen ermittelt werden. Diese treten dann beim SpieleWahnsinn gegeneinander an, wiederum mit vier Spielen, allerdings anderen als bei den Qualifikationsturnieren.

Fazit

Der Herner SpieleWahnsinn lockt jedes Jahr mehrere tausend Besucher nach Herne und hat sich schon lange fest etabliert. Und das zu Recht. Das familienfreundliche Event punktet mit Spielspaß für die ganze Familie. Statt überfüllten Gängen, Verkaufsschwerpunkten und Messehektik kann man hier wirklich spielen, auch ohne lange Wartezeiten. Durch die im Vergleich zu größeren Messen ruhigere Atmosphäre lassen sich auch besser Gespräche führen. Ob mit Spieleautoren, Verlagsmitarbeitern, oder anderen Gästen – Stress ist hier weit unbekannter als woanders. Was allerdings nicht heißen soll, dass es nichts zu tun gäbe: Bei über 40 Ausstellern, tausenden Spielen der Spieliothek, zweistelliger Turnieranzahl und dem kostenfrei möglichen Besuch des nah gelegenen Museums dürfte es nie langweilig werden.

Völlig verdient ist daher auch das Erreichen eines Besucherrekords, trotz hervorragendem Wetter. Im 32. Jahr seines Bestehens ist die Veranstaltung, die 1985 im Rollenspielbereich anfing, fest etabliert. Da bin ich schon gespannt, was es im nächsten Jahr zu spielen gibt!

Fotografien: Michael Fuchs

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein