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Musik gehört in vielen Runden zum Rollenspiel fest dazu. Jan Haak hat jüngst den Soundtrack zu einem Steampunk-Film im Setting des beliebten Rollenspiels Space: 1889 veröffentlicht. Wir haben das Ätherraumschiff geentert und uns angehört, ob der Soundtrack auch für das Rollenspiel tauglich ist.

Jan Haak ist kein Neuling im Bereich Soundtracks. Bereits 2011 gründete er mit Patrick Lange das Composer-Team X-Score. Zusammen mit Konstantine Kazantzis, seinem neuen Partner bei X-Score, veröffentlichte er 2016 einen vielbeachteten Soundtrack zu Earthdawn. Nach einer längeren Pause schrieb er nun sowohl für den Shadowrun-Fanfilm Run als auch für den Steampunk-Film Space: 1889 – The Secret of Phobos die Musik.

Space: 1889 – The Secret of Phobos – Official Soundtrack

Steampunk im Weltraum, das ist das Rollenspiel Space: 1889. In einer alternativen Zeitlinie sind bereits in der Viktorianik die Planeten des Sonnensystems kolonisiert. Dabei stieß man unter anderem auf Marsianer, die zwar weit entwickelt waren, aber den Kolonialmächten bei Weitem überlegen. Dank eines Crowdfundings wurde dazu dann auch ein Spielfilm realisiert, der 2018 auf DVD erschien. Auch hier findet sich übrigens die umtriebige Chris Fano in der Besetzung als Marsianerin wieder und darf neben Tommy Krappweiß spielen. So wurde auch für diesen Film Jan Haak verpflichtet.

Die Titel in der Einzelbewertung

Main Titles (3:09)

Mit Streichern und Trompeten wählt Haak eine epochale Eröffnung, die nach einem Drittel sich erneut steigert und von einer fröhlichen Melodie in eine bedrohliche Tonalität wechselt. Dem folgen leise Trommeln und sanfte orchestrale Klänge, die eine geheimnisvolle Stimmung aufkommen lassen und an Dschungel-Expeditions-Szenen erinnern.

Dino Hunt (3:38)

Streicher zupfen uns hier in eine Situation, in der man sich gut vorstellen kann, sich an exotische Wesen neugierig anzuschleichen. Diese erkennen jedoch unsere Absicht, und eine wilde Jagd über Stock und Stein, durch Gewässer und dichte Pflanzen folgt. Im letzten Drittel steigert sich diese Jagd nochmals und greift das Hauptthema des Soundtracks auf.

Leaving Venus – Meet Basil (4:40)

Mit einem von Streichern getragenen und von Flöten unterstütztem Marsch eröffnet dieses Stück, um dann sanft in einen eher mysteriösen und geheimnisvollen Stil zu wechseln. Zitterklänge und leise Bläser erinnern an Szenen mit Sherlock Holmes oder Jack The Ripper. Garniert mit sphärischen Frauengesängen entsteht eine beinahe beklemmende Atmosphäre.

Lost in Space (1:01)

Ein kurzes Stück, das mit langsamen Streichern und Holzbläsern eine melancholische Stimmung erzeugt, aber die auch nur kurz wirkt.

The Vision – Arrival on Earth (1:23)

Leise Geigen leiten die Landung auf der Erde ein und werden dann von noch leiseren Chorälen begleitet. Im letzten Drittel steigert sich das Titel noch einmal kurz hoch, um dann mit einem letzten Klavierschlag zu verharren.

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Der Releasetrailer zum Fanfilm der Musik

Starport Escape (1:10)

Wie man sich eine Flucht vorstellt, startet der Titel schnell. Zunächst mit Streichern und Flöten, und steigert sich dann in eine beinahe überhastete Flucht. Trompeten und Trommeln übernehmen nun und erinnern an einen musikalischen Ausflug in die wilden 1920er. Begleitet von Tubas und lauter werdenden Trommeln steigert sich das Stück in ein episches Finale.

The Ride (1:45)

Blechbläser eröffnen hier fast schon monumental das Stück und überlagern die Streicher, doch ohne sie zu verdrängen. Im zweiten Drittel wird das Thema des Soundtracks erneut aufgegriffen und dank gesteigerter Geschwindigkeit zu einem ordentlichen Ritt auf einem utopischen Gefährt.

Remembering (2:50)

Wie der Titel vermuten lässt, ein eher schwermütiges Stück, das von wenigen Instrumenten getragen wird. Leise, tiefe Streicher und eine melancholische, immer wieder aussetzende Flöte, erzeugen eine traurige Stimmung. Im letzten Drittel wird diese noch durch sphärische Frauenchoräle verstärkt, und das Stück endet in einem fast schon hoffnungslosen Finale.

The Asteroid Field (3:32)

Nach einem unkomplizierten Einstieg geht das Stück in eine Abwandlung des Hauptthemas über. Zunächst nur durch leise Streicher getragen, wechselt es in eine tiefere Tonart und schafft eine bedrohliche Stimmung. Einsetzende tiefe Bläser wirken unterstützend bis zu einem Wechsel zu schnellen Streichern und dominierenden, positiven Bläsern und Flöten. Die abwechselnd langsamen und schnellen Passagen erinnern an eine Flucht, die von rennen und verstecken geprägt ist.

The Princess (3:08)

Von Holzbläsern getragenes sanftes Stück, das etwas vor sich hinplätschert. Im letzten Drittel folgt ein kurzer Wechsel des Stils mit bedrohlichen tiefen Bläsern. Doch am Ende überwiegen wieder die sanften Streicher.

Voices of Mars (1:54)

Mystisch, ein bisschen an Walgesänge erinnernd, vermittelt dieser Track eine ganz besondere Stimmung, die eine Bedrohung vermuten lassen. Dramatische Choräle am Schluss untermauern diesen Eindruck.

Arrival on Mars (2:37)

Sphärische Choräle sind beliebt, um eine fremdartige Kulisse zu inszenieren. Auch Haak bedient sich in diesem Titel dieser Methode, um die Landung auf dem Mars von der Erde abzuheben. Im Mittelteil bleibt das Stück unkonkret und leitet in das letzte Drittel über, das an The Princess erinnert und dieses Thema aufgreift.

Dessert of Mars (2:43)

Erneut wird das Hauptthema in einer Alternative gespielt. Von Trompeten getragen und von tiefen Männerchorälen flankiert, geht es über zu Streichern und Frauenchorälen. Eine Trommel und eine einzelne Flöte erinnern an Wüstenszenerien, wie in Stargate oder Indiana Jones. Im letzten Drittel nimmt das Stück ganz erheblich an Fahrt auf, und treibende Trommeln, Streicher und Trompeten münden in sanften Chorälen, die in ein bedrohliches Finale der tiefen Streicher münden.

The Secret of Phobos (3:28)

Das titelgebende Stück startet mit einzelnen tiefen Instrumenten. Das Finale des letzten Stückes wird gekonnt aufgegriffen und entwickelt. Tiefe Bläser, Männerchoräle und vereinzelte höhere Instrumente laden ein, das Geheimnis zu lüften. Die zweite Hälfte setzt den Fokus auf vorsichtige Streicher und Frauenchoräle, die in einem üppigen Crescendo münden, um schließlich mit tiefen Streichern und Bläsern bedrohlich zu schließen.

Portal Raid (5:27)

Das bedrohliche Thema des vorherigen Stückes wird erneut mit Trommeln und tiefsten Männerchorälen aufgegriffen. Nach einer Minute gewinnt das Stück an Fahrt, schnelle Trommeln und Trompeten übernehmen und leiten in schnelles Tempo über. In der zweiten Hälfte wird das Tempo nochmals, gefühlt, erhöht, und die Trommeln treiben einen geradezu vor sich her. Bis es nach drei Minuten zu einem plötzlichen Stillstand kommt. Tiefe Streicher kündigen eine bedrohliche Veränderung an, die wieder den Beginn des Stückes aufgreift und die Männerchoräle fast alles überlagern lässt. Diese gehen ebenso plötzlich in sanfte Frauenchoräle über, die eine positive Grundstimmung erzeugen. Doch dies währt nur kurz, denn das Ende baut nochmals fulminant eine Bedrohung auf.

Aftermath (3:45)

Nach der ausdauernden Bedrohung, und teils treibenden Passagen, ist dieses Stück ein Downer. Es erlaubt durchzuatmen, vielleicht den Blick über unendliche Weiten des Weltraums oder des Mars schweifen zu lassen. In der zweiten Hälfte rufen aber sich steigernde Streicher und Bläser zu neuem mutigem Tatendrang. Besonders die Streicher, unterstützt durch hohe Bläser, erzeugen ein schönes Bild des Aufbruchs.

Phobos (3:33)

Nach einem Moment der Pause fordert dieses Stück wieder volle Aufmerksamkeit. Üppiger Einsatz von Trommeln und Blasinstrumenten baut eine epische Grundstimmung auf, die in einer erneut bedrohlichen Passage endet.

The Duell – Inside Phobos (5:02)

Leise Streicher eröffnen mit einem Bläser langsam dieses Stück und lassen ein ruhiges Stück vermuten. Nach knapp 30 Sekunden wird dies jäh unterbrochen, und eine weitere Variante des Hauptthemas, diesmal von tiefen Trommeln und Bläsern dominiert. Unterbrochen von schnellen Streichern und treibenden Bläsern, begleitet uns das Thema durch das Stück. Man sieht förmlich einen Zweikampf durch die Tiefen des Mondes vor seinem Auge. Im letzten Drittel bauen tiefe Frauenchoräle eine dramatische Stimmung auf, die kurz durch eine ruhige Passage unterbrochen wird, um in einem fulminanten Finale zu münden.

Final Confrontation (5:35)

Das Stück hält sich nur ein paar Sekunden mit einer, von Streichern getragenen, Einführung auf. Gekonnt steigen rasch weitere Instrumente ein und sorgen für eine monumentale Stimmung, die das ganze Album begleitet. Leise, fast sanfte Passagen, wechseln mit bedrohlichen Abschnitten und klingen sanft aus.

Flight from Phobos (2:59)

Mit einem Einstieg hält sich dieses Stück erst gar nicht auf. Wie bei Starport wird man sofort in das Geschehen gerissen. Stilistisch erinnert das Stück jedoch mehr an The Asteroid Field, behält jedoch die ganze Zeit treibende Streicher, die selbst Passagen des Versteckens zum Nervenkitzel werden lassen.

That’s what makes it an Adventure (6:02)

Die erste Hälfte des Stückes lädt erneut zum Durchatmen ein. Ruhig, von leisen Streichern und sanften Bläsern getragen, kann man zur Ruhe kommen. Das zweite Drittel wird deutliche tragender und baut tiefere Instrumente ein, die in einem erneuten Bezug auf das Hauptthema enden. Ein Piano gesellt sich kurz hinzu, und das letzte Drittel umspielt epochal das Hauptthema und referenziert auf das Album an sich. Das Ende klingt sanft und hoffnungsvoll aus.

No Rain on Mars (4:18)

Während des End Credits greifen Komponisten gerne auf einen Stilbruch zum bisherigen Soundtrack zurück. Haak macht hier keine Ausnahme und entscheidet sich für ein Gesangsstück mit Klavier und Trompete, das schon an James Bond erinnert. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht richtig passen mag ein schönes Stück, um die Gedanken schweifen zu lassen.

Space 1889 Suite (4:26)

Gefallen am Album gefunden? Dann ist dieses Stück geradezu eine Hommage an sich selbst. Hier werden die wichtigen Themen erneut referenziert und gekonnt zu einer charmanten Suite kombiniert.

Main Titles (alternative Version) (1:54)

Sanft und langsam kommt diese alternative Version der Main Titles und lässt uns eine interessante Möglichkeit hören, die sich in ein würdiges Ende verabschiedet und dem Album einen runden Abschluss gibt.

Die harten Fakten:

  • Komponist: Jan Haak
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Format: MP3
  • Spieldauer: 80:00 Minuten
  • ASIN: B07G78SPLP
  • Preis: 9,99
  • Bezugsquelle: Amazon

Fazit

Jan Haak gelingt mit The Secret of Phobos ein beeindruckendes Album, auf das auch Alex North mit Stolz blicken würde. Mit viel Feingefühl fürs Detail und das Setting legt er einen monumentalen Soundtrack hin, der sich nicht vor Größen der Szene verstecken muss. Auch hier besteht natürlich das Filmsoundtracks immanente Problem der auf Szenen zugeschnittenen Stücke. Dennoch dürfte sich dieses Album hervorragend für diverse Runden eignen.

Nicht nur Fans von Space: 1889 können hier beherzt zugreifen, sondern jeder, der gerne Settings im späten 19. Jahrhundert oder frühen 20. Jahrhundert spielt oder einfach gerne gute Filmmusik hört.

Artikelbild: © Orkenspalter TV, Jan Haak, Uhrwerk Verlag

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