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Intrigante Inquisitionsgeschichten und knallharte Space Marine-Bolter-Action in einem Roman? Steve Parker hat sich für diesen Versuch ein Setting herausgesucht, das beide Romantypen vereint: Ein Deathwatch-Kill-Team unter dem Befehl eines geheimnisvollen Inquisitors. Diesmal führt Parker das Kill Team Talones auf eine Welt unter T’au-Herrschaft und stellt sie vor noch größere Herausforderungen.

Auf gewisse Art und Weise rühmt sich jeder Space Marine-Orden der Beste zu sein. Und in einem Universum der Superlativen überbieten sich die Fraktionen quasi am laufenden Band. Doch die Besten der Besten unter den Space Marines werden nicht selten in eine der schlagkräftigen Einheiten des Imperiums versetzt: der Deathwatch; einer Spezialeinheit zum Finden und Eliminieren besonderer Xenos-Bedrohungen, wie zum Beispiel Kulte der Genestealer. Handverlesen sind die Mitglieder dieser Einheit, die fast so viele Geheimnisse hat wie die Inquisition. Jedes Team wird individuell zusammengestellt, um das Bestmögliche aus denen herauszuholen, die bereits als Elite ihrer Orden gelten. Doch Space Marines werden vorrangig dafür ausgebildet, gemeinsam mit ihren Ordensbrüdern zu kämpfen, und jeder Orden hat zudem spezielle Kampfdoktrinen, die sich teilweise massiv unterscheiden. Als wäre das nicht schon Hürde genug, sind sich Space Marines einiger Orden auch untereinander nicht ganz grün. Aufgrund ihrer mentalen Konditionierung fällt es ihnen schwer, einen anderen Orden und seine Mitglieder in Gänze zu verstehen. Zu guter Letzt sind verdeckte Operationen und Intrigen eher selten die Spezialität von Space Marines, einzelne Orden, wie die Raven Guard, mal außen vorgelassen. Doch genau das erwartet einer der engsten Partner der Deathwatch, der Ordo Xenos der imperialen Inquisition.

Operation Schattenbrecher: Deathwatch ist bereits der zweite Teil, der bisher als Trilogie geplanten Reihe. Der erste Teil wurde bereits 2014 unter dem schlichten Titel Deathwatch herausgebracht, und eine Fortsetzung stand eine ganze Weile erstmal in den Sternen. Deathwatch war dabei eine klassische Origin-Story, die sowohl den Weg des Protagonisten Lyandro Karras, einem Codicier der Death Spectres, als auch die Entwicklung eines bunten Haufen Space Marines zu einem Team beschreibt. Besagter Haufen besteht dabei aus einem heißblütigen Raven Guard, einem überraschend ausgeglichenem Iron Fist, einem vollkommen überheblichen Ultramarine, der wohl in seiner Arroganz locker mit jedem Emperors Children mithalten kann, und einem geheimnisvollen Space Marine der Exorcists. Doch auch wenn ein unerbittlicher Kampf gegen einen Genestealer-Kult sie zu einer schlagkräftigen Einheit geformt hat, bleiben Spannungen bestehen.

Story

Lyandro Karras, Anführer des Trupp Talones, wurde bei einer selbstmörderischen Operation gegen Genestealer der Tyraniden getötet. Zumindest sah es danach aus. Doch Sigma, Inquisitor des Ordo Xenos, mit undurchsichtigen Plänen und tief verstrickt in Intrigen innerhalb der Inquisition, duldet keine Abweichungen von seinen Plänen. Als wichtiger Aktivposten kommt Karras, mehr tot als lebendig, in ein geheimnisvolles Aeldari-Konstrukt, das seinen Körper zwar vollkommen wiederherstellte, aber ihn mit tiefen Zweifeln und eingeschränkten psionischen Fähigkeiten wieder ausspuckte. Nicht grade optimale Voraussetzungen, um wieder in den aktiven Dienst zurückzukehren. Doch wenn die Inquisition etwas will, wird ihr selten dieser Wunsch verwehrt, und so übernimmt ein innerlich angeschlagener Karras wieder das Kommando über den Trupp Talones. Diesmal gilt es eine Inquisitorin, natürlich wieder im Auftrag Sigmas, von einer von den T’au besetzten Welt zu extrahieren.

Eine verdeckte Operation ist jedoch nicht ganz der Geschmack der Teammitglieder, und ihre Begeisterung wird zusätzlich getrübt, als eine Agentin von Sigma auch noch das Kommando erhält. Zähneknirschend beugt sich die Einheit, durch Eide gebunden, den Befehlen des Inquisitors. Die Mission führt an den Rand des Imperiums nach Tychonis, wo sich die Mehrheit der Bevölkerung gut mit dem Regime der T’au und dem höheren Wohl arrangiert hat. Doch gibt es nach wie vor imperiumstreue Rebellen, denen die Ankunft von Space Marines neue Hoffnung auf einen Sieg über ihre Besatzer gibt. Zwischen den verfeindeten Inquisitionszellen, Rebellen, T’au, ihren menschlichen Verbündeten und dem Trupp Talones beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel, dessen Ausgang über Abermilliarden Leben entscheiden könnte.

Schreibstil

Steve Parker erzählt seine Geschichte aus verschiedenen Blickpunkten. Zwar stehen Gedanken und Handlungen von Lyandro Karras im Fokus, doch lässt er auch anderen Charakteren mal ein bisschen Rampenlicht. Das beschränkt sich dabei nicht nur auf die Teammitglieder, sondern ganz besonders auf einige Nebencharaktere, die für die eigentliche Geschichte wichtig sind, seien es Rebellen, T’au, ihre Verbündeten oder Rebellen. Parker hat dabei ein bemerkenswertes Talent, selbst kurze Rollen mit echter Tiefe zu versehen. Man fühlt mit den Charakteren und nimmt sie auch als dreidimensionale Personen wahr, die nicht nur ein Plotvehikel sind.

Besonders spannend sind dabei auch Passagen, die die Sicht aus T’au-Perspektive und den ihnen loyalen Menschen schildern. So wird aus dem üblichen schwarz-weiß schnell ein grau.

Inspiriert wurde Parker nach eigener Aussage von Tom Clancy’s Rainbow Six und Ghost Recon, aber auch Frank Herberts Dune. Beide Inspirationen spürt man sehr deutlich in Operation: Schattenbrecher, ohne dass es schlicht kopiert oder gar uninspiriert wirkt.

Die Übersetzung von Judith C. Vogt ist rund und transportiert gut die teils schwermütigen Gedanken von Karras oder die fremde Gedankenwelt eines T’au.

Der Autor

Steve Parker arbeitet und lebt in Schottland. Bereits seit 2006 schreibt er Kurzgeschichten für Warhammer 40.000. 2007 erschien sein erster Roman für die Black Library, Rebel Winter. Diesem folgten weitere über die Imperiale Armee und die Crimson Fists. Mit Operation: Schattenbrecher kann sich der bekennende T’au-Fan auch ein bisschen dem höheren Wohl widmen.

Erscheinungsbild

Das Titelbild zeigt einen Trupp Talons mitten im Gefecht in einer zerfallenden Stadt. Zentral ist dabei Karras, der seine psionische Macht gegen einen Feind außerhalb des Sichtfeldes entfesselt, während seine Brüder sich wohl einer schieren Übermacht erwehren müssen. Das Bild passt hervorragend zu dem actionlastigen Teil des Buches, verschleiert aber ein bisschen, dass der Fokus eher auf den Charakteren und den Intrigen der Inquisition steht, denen sich der Trupp stellenweise hilflos ausgeliefert fühlt.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Black Library
  • Autor: Steve Parker
  • Erscheinungsdatum: 2019
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Taschenbuch/eBook
  • Seitenanzahl: 574
  • ISBN: 1781933928
  • Preis: 15,00 EUR (Softcover)/ 11,99 EUR (eBook)
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Fazit

Steve Parker wagt in vieler Hinsicht ein paar mutige Sachen in Bezug auf Warhammer und seine Romane. Klassische Space Marine-Romane widmen sich eher dem Vergießen von viel Blut und den vielfältigen Möglichkeiten, mit dem Bolter Leben zu beenden. Inquisitions-Romane hingegen haben den Fokus auf Ermittlung und ähneln meisten eher Thrillern oder Detektiv-Geschichten. Während der erste Teil der Reihe eher eine Origin-Story mit großem Gemetzel war, gelingt hier der Spagat sehr gut, wobei Deathwatch eher einem Inquisitions-Roman ähnelt, denn einer typischen Space Marine-Geschichte. Zudem gesteht Parker seinen Figuren Schwächen zu, auch etwas, das bei Space Marines gerne mal unter den Waffenkoffer fällt. Hier werden sie angenehm platziert und machen aus Space Marines Lebewesen, mit dem eigentlich ihnen auch zugeschriebenen Intellekt.

Steve Parker bedient sich dabei allerlei Stereotypen über die Space Marine-Orden, die Inquisition und ihrer Agenten und man ertappt sich ab und an beim Schmunzeln, was dem Roman eine charmante Leichtigkeit verpasst. Die Inspiration von Rainbow Six und Dune liest man deutlich heraus und so kann der Roman durchaus als Hommage an Frank Herbert und Tom Clancy verstanden werden.

Wer den Einstieg in die Welt von Warhammer 40.000 versucht, wird sich hier etwas schwerer tun. Freunde von mehr Handlung, der Inquisition und natürlich Deathwatch-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten. An Bolterporn wird nicht gespart, dieser ist aber enorm spannend geschrieben und macht den Roman auch für Actionliebhaber zu einem Lesegenuss. Zudem bekommt man noch einen sehr spannenden Einblick in die T’au-Gesellschaft, ohne einen Roman dieses recht jungen Alien-Volkes zu lesen.

 

Artikelbild: © Black Library, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

2 Kommentare

  1. Hallo Michael,
    Hast du den ersten Teil von DW gelesen und wie fandest du ihn? Meine Gedanken dazu muss ich noch etwas sortieren, bin auch noch nicht ganz fertig mit dem Buch, würde wohl aber nicht sehr wohlwollend abschließen.
    Grade die seltsamen Charaktere, die geradezu Ordensuntypisch agieren stören mich massiv. Dazu offenbart Parker, dass ihm elementares Wissen fehlt.

    Wie stehst du dazu?

    • Hallo Frosty,
      ja, ich habe auch den ersten Teil gelesen. Tatsächlich mag ich die Charaktere sehr, obwohl ich sonst ein großer Fan von Stereotypen bin. Für eine gute Dynamik sehe ich aber da auch mal drüber hinweg. Ich glaube allerdings, dass Parker es sehr wohl bewusst ist, da sein Ultramarine, aus meiner Sicht sehr stereotyp ist und die anderen auch gerne für ihr „unpassendes“ Verhalten kritisiert. Außerdem finde ich den Exorcist ebenfalls extrem passend geschrieben.

      Viele Grüße
      Michael

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