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Autor*innen können heutzutage auch abseits der großen Verlage im Selfpublishing richtig erfolgreich sein. Das beweist der deutsche Autor Pascal Wokan. In seinem Werk Die Klänge der Magie vereint er Phantastik und griechisch-römische Mythologie und lockt mit einer neuartigen Form der Magie.

Abseits der bekannten Großverlage in der deutschen Buchbranche haben sich im Bereich des Selfpublishing einige Autor*innen zu etablierten Größen gemausert. So auch der Autor Pascal Wokan, der es durch seine Veröffentlichungen nicht nur schaffte, im Ranking eines großen Onlinehändlers ganz weit oben zu stehen, sondern sogar vom Schreiben leben zu können.

Mit Die Klänge der Magie veröffentlichte er ein Werk, das sich Elementen der griechisch-römischen Mythologie und Götterkulte bedient und diese mit phantastischen Elementen vereint. Der Protagonist, ein Bettler namens Ascher, erfährt gemeinsam mit den Lesenden mehr über die Geheimnisse und die Magie seiner Welt. Letztlich könnten diese Geheimnisse sogar die Götter zu Fall bringen.

Story

Die Geschichte wurde durch den Autor in vier Teile eingeteilt, die insgesamt drei Protagonist*innen begleiten. Vereinzelt finden sich Szenen aus der Sicht weiterer Personen, die die Geschichte tragen und die Handlung vorantreiben.

Die Protagonist*innen könnten gegensätzlicher nicht sein. Auf der einen Seite, in der Unterstadt lebend, wird der Bettler Ascher plötzlich aus seinem Leben gerissen. Er trägt einige Geheimnisse über sich und seine Vergangenheit mit sich, die den Lesenden erst nach und nach offenbart werden. Ascher, der für eine der beiden großen Untergrundgilden arbeiten muss, erlebt plötzlich den Niedergang seiner Gilde und gerät in die Fänge einer dritten, bislang unbekannten Partei. Diese hat ganz eigene Ziele, die sie zunächst nicht offenbart. Doch Ascher bleibt hartnäckig und versucht wie immer in seinem Leben, das Beste für sich herauszuschlagen und zu ergründen, was diese Menschen von ihm wollen – um dann entsprechend agieren oder sich herauswinden zu können. Seine Charakterisierung gelingt dem Autor sehr gut und so wirkt Ascher trotz seiner recht klar definierten Eigenschaften, die an einen Antihelden erinnern, lebensecht und nahbar.

Die besondere Magie dieser Welt basiert auf verschiedenen Klangformen wie beispielsweise dem Klatschen oder Stampfen. © BoD – Books on Demand

Auch die besondere Magie dieser Welt wird durch Ascher ergründet und den Lesenden somit vorgestellt. Sie basiert auf verschiedenen Klangformen wie beispielsweise dem Klatschen oder Stampfen. Jenen, die Magie wirken können, erscheinen diese als farbige Rauchfäden in der Luft.

Abseits der Unterwelt lernen die Lesenden die Gedanken und Überlegungen des Gottes Gaius Tapferkeit kennen, der sein Dasein im Göttertempel über den Wolken fristet. Gaius lebt dort mit weiteren Gottheiten, seit er denken kann und kennt nichts anderes. Besondere Fähigkeiten scheint er nicht zu besitzen, wird durch seine Bediensteten jedoch stets darin bestärkt, wahrhaftig ein Gott zu sein. Ebenso wie er stehen die weiteren Gottheiten für bestimmte Aspekte und wandeln im Tempel, stark angelehnt an die griechischen-römischen Götterkulte, in weißen, wallenden Gewändern und einfachen Sandalen. Dass sie dabei nicht stets einem Vorbilddasein frönen, stört sie selbst wenig, ihre Untertanen dafür aber umso mehr. Die Gottheiten versammeln sich stets in den heiligen Hallen, um ein Ritual abzuhalten und auf die Ankunft der Wiedergeburt einer zu diesem Zeitpunkt fehlenden Gottheit zu warten. Gaius hinterfragt, zunächst mit sehr trägen einfachen Gedanken, sein Dasein, wird jedoch im Verlaufe der Handlung mit der ungeschönten Realität des Lebens abseits des Tempels konfrontiert.

Auch mit Vania, einer Dienerin mit schrecklichen Fähigkeiten, erschafft der Autor eine interessante Figur mit Ecken und Kanten. Bei Vania handelt es sich keineswegs um eine einfache Dienerin des Gottes Tapferkeit, sondern eine unscheinbar wirkende Frau, die durchtrieben wie gefährlich ist. Lernen wir sie zu Anfang noch in ihrer Anstellung im Tempel der Gottheiten kennen, soll es bei diesem einfachen Dasein nicht bleiben. Geheimnisvolle Botschaften wie auch durch sie versuchte Giftmorde sollen bereits andeuten, zu was sie fähig ist. Bei ihr handelt es sich um eine Giftmischerin. Ihre tatsächlichen Verbindungen werden jedoch erst in der zweiten Hälfte des Buches offengelegt.

Die beschriebenen Charaktere wirken lebensecht und nachvollziehbar, trotz ihrer offensichtlichen Makel und Charakterschwächen. Alle drei Hauptfiguren agieren zunächst für sich, treiben die Handlung jedoch derart voran, dass Lesenden schnell die Richtung der Handlung klar wird, ohne dass die Personen tatsächlich bereits aufeinander treffen. Die Handlung trägt sich zunächst dadurch, dass sie Neugier und Faszination an der beschriebenen Welt und Magie weckt, wird jedoch alsbald spannend und schreitet schnell voran. Ab einem Point-of-no-Return fällt es schwer, das Buch beiseite zu legen.

Von der Welt selbst verrät uns der Autor sehr wenig. Die gesamte Handlung spielt sich in den verschiedenen Ebenen der Stadt Legentum ab. Gaius Tapferkeit beginnt seine Reise im Tempel der Gottheiten in den Wolken hoch über der Stadt, Vania als eine Dienerin dort, Ascher hingegen in den dunklen Gassen der Unterstadt. Die örtliche Begrenzung der Handlung tut der Geschichte gut, da der Autor sich auf das Wesentliche konzentriert und Charakterentwicklung, Magiesystem und die Geschichte selbst forciert erzählen kann.

Schreibstil

Die Ausdrucksweise des Autors kann als bildgewaltig beschrieben werden. Ohne dass es langatmig würde, beschreibt dieser Gedanken, Personen und Umfeld, sodass der Vergleich, ein Film würde vor den eigenen Augen ablaufen, passend erscheint.

Pascal Wokans Stil, der sich durch viele seiner Bücher zieht, beinhaltet stets, Lesenden nicht alle Geheimnisse sofort zu präsentieren, sondern sie gemeinsam mit seinen Figuren ergründen zu lassen. Manchen Lesenden erscheint dies möglicherweise zu kompliziert, insbesondere die in diesem Werk beschriebene Magie könnte zumindest zu Beginn einige Fragen offen lassen.

Der Schreibstil des Romans ist flüssig und zieht Lesende leicht in die Geschichte hinein. Das Buch ist leicht und schnell lesbar, der Text gut verständlich.

Der Autor

Der 1986 in Frankfurt am Main geborene Hesse lebt in Weilburg nahe Gießen. Trotz bereits früher Begeisterung für Geschichten studierte er zunächst Lehramt und anschließend Maschinenbau. Parallel zu seiner daran anschließenden Tätigkeit als Ingenieur veröffentlichte Pascal Wokan sein Debüt Arakkur – Die große Schlucht. Dieses sollte innerhalb kürzester Zeit ein Amazon-Bestseller werden. Dank vieler weiterer sehr erfolgreicher Veröffentlichungen im Selfpublishing kann sich Wokan mittlerweile hauptberuflich dem Schreiben widmen. Aktuelle Informationen zu den Projekten des Autors finden sich auf seiner Homepage sowie auf Facebook und Instagram.

Bei Die Klänge der Magie handelte es sich zunächst um einen Einzelroman. Der Schluss des Werkes lies jedoch die Möglichkeit einer Fortsetzung offen, die der Autor nutzte und mit Das Lied der Magie ein Buch veröffentlichte, die ca. 30 Jahre nach dem ersten Teil spielt. Beide Bücher wurden durch Wunderkind Audiobooks mit Dirk Jacobs als Erzähler vertont.

Erscheinungsbild

Das Buch erscheint mit einem wunderschönen Cover, das eindeutig dem Genre der Phantastik zuzuordnen ist. Eine Sanduhr in einem verschnörkelten Schmuckstück wird auf einem dunklen steinernen Untergrund im Mittelpunkt des Covers präsentiert. Die Farben des Covers und der Stil wirken einladend.

Gleichwohl wirkt der Stil des Covers bekannt und erinnert stark an das Aussehen der Neuauflage der Werke von Andrzej Sapkowskis der Hexer-Saga, die hingegen Aspekte der mitteleuropäischen Mythologie aufgreift.

Trotz der Schönheit des Covers muss an dieser Stelle leider auch erwähnt werden, dass es fast generisch anmutet ob seiner Inhaltsferne zur tatsächlichen Geschichte des Buches. Weder Sand noch Sanduhren finden sich in dem Roman wieder, vielmehr wäre die Abbildung einer Note, eines Instruments oder besonderer im Buch beschriebener Hilfsmittel zur Erschaffung der Klänge passender gewesen. Das Cover wird seinen Zweck erfüllen, das Buch interessant erscheinen zu lassen und letztlich Käufe zu generieren. Dabei verpasst es jedoch die Chance, die unheimlich interessanten Protagonist*innen, die fernab des Mainstreams und typischer Normen existieren, zu präsentieren.

© BoD – Books on Demand

Die harten Fakten:

  • Verlag: BoD – Books on Demand
  • Autor: Pascal Wokan
  • Erscheinungsdatum: 21.08.2020
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Taschenbuch
  • Seitenanzahl: 558
  • ISBN: 978-3751978132
  • Preis: 18,99 EUR (Print + 4,99 EUR (E-Book) + 19,99 EUR (Hörbuch)
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Der Autor erzählt die Geschichte aus der Sicht dreier sehr verschiedener Protagonist*innen, dem Bettler Ascher, dem Gott Gaius und der gefährlichen Dienerin Vania. Dank dieser lebensecht beschriebenen Charaktere wie auch kurzen Intermezzos weiterer Sichtweisen trägt sich die Geschichte wie von selbst. Während Lesende durch Faszination und Interesse an der beschriebenen Welt und Magie in die Geschichte hineingesogen werden, lässt die im Verlaufe der Geschichte stark anziehende Spannung sie nicht mehr hinaus. Das Buch kann ab einem gewissen Punkt nicht mehr beiseite gelegt werden.

Dank einer interessanten und neuartigen Form der Magie, die Lesende gemeinsam mit Protagonist*innen im Verlaufe der Geschichte ergründen, wirkt die Welt des Romans noch interessanter. Die Magie ist nur für diejenigen, die sie wirken, in Form von farbigen kleinen Rauchfäden sichtbar, die sich schnell verflüchtigen.

Das hochwertige Cover weckt Interesse an dem Werk. Gleichwohl verrät das Erscheinungsbild nichts über die Geschichte selbst und ist leider generisch.

Es handelt sich um einen spannungsgeladenen und in Teilen tiefgründigen Roman mit lebensechten Charakteren und einer interessanten Magieform. Somit lohnt es sich definitiv für Lesende der Phantastik und High Fantasy.

 

  • Bildgewaltiger Schreibstil

  • Spannend

  • Interessante Magieform

 

  • Generisches Cover

 

Artikelbilder: © BoD – Books on Demand, © agsandrew | depositphoto.com
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Maximilian Düngen
Dieses Produkt wurde privat finanziert.

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