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Zwei neue Abenteuer warten auf Conan, den wahrscheinlich bekanntesten Barbaren der modernden Popkultur. Aus den Katakomben wirft ihn inmitten eines blutigen Stammeskonfliktes, während in Der Schwarze Kreis das Schicksal eines ganzen Königreichs auf dem Spiel steht. Wir haben uns beide Bände genauer angesehen.

Die Abenteuer des Cimmeriers Conan wurden von Robert E. Howard ursprünglich in zwanzig Novellen und einem Roman erzählt. Die in Deutschland beim Splitter Verlag erscheinende Graphic Novel-Reihe greift diese auf, wobei für jeden Titel ein anderes Team verantwortlich ist. Mit den Bänden Aus den Katakomben und Der Schwarze Kreis ist mittlerweile die Hälfte der insgesamt 16 geplanten Adaptionen auf dem Markt.

Beide Bände hinterlassen einen sehr markanten Eindruck, sowohl in Anbetracht der erzählten Geschichte als auch des Zeichenstils. Dabei entspricht Aus den Katakomben einer klassischen Abenteuergeschichte mit einer starken Begleiterin. Ein ähnliches Szenario findet sich in Die Königin der schwarzen Küste und dem sechsten Band Schatten im Mondlicht. Der Schwarze Kreis enthält im Vergleich deutlich mehr politische Intrigen, Machtkämpfe und finstere Magie. Welcher Band den besseren Eindruck hinterlassen hat, erfahrt ihr in unserem Kurzcheck.

Conan der Cimmerier: Aus den Katakomben

In den Tiefen des Dschungels trifft Conan auf die raubeinige Piratin Valeria, die dem Barbaren ans Leder möchte, von dem er sowieso wenig trägt. Durch den Angriff eines Monsters sind die beiden Kämpfer gezwungen zusammenzuarbeiten. Die Flucht vor den Reißzähnen der Dschungelbestie führt die Protagonisten zu einer scheinbar verlassenen Stadt. Doch bald müssen Conan und Valeria erkennen, dass sie inmitten eines Fraktionskampfes zweier bis aufs Blut verfeindeter Volksstämme geraten sind. Das Überleben der Abenteurer ist nun unmittelbar mit dem Ausgang dieses Konfliktes verbunden.

Die Umsetzung der im Original als Red Nails bekannten Geschichte versteht zu unterhalten und faszinieren. Wenngleich die Handlung geradlinig ist, so zehrt sie von der Atmosphäre der seltsamen Stadt und des darin laufenden Konfliktes. Da man als Leser*in den ebenso unwissenden Conan und Valeria begleitet, eröffnen sich erst allmählich die Details der Stammesfehde. Stück für Stück fügen sich die Puzzleteile zusammen, um ein morbides Gesamtbild zu enthüllen. Die Neugier auf den nächsten Hinweis motiviert zur Lektüre. Gerade am Ende der Handlung folgt eine Enthüllung auf die nächste und sorgt für einen Schlussspurt auf hohem Niveau.

Die Action kommt, aufgrund des Hintergrunds wenig überraschend, nicht zu kurz. Valeria erweist sich dabei als exzellente Begleiterin des Barbaren. Die Piratin ist frech, scharfsinnig und weiß sich zu verteidigen. Gerade in der Welt von Conan, in der Frauen oftmals auf das Stereotyp der Jungfrau in Nöten reduziert werden, ist sie gemeinsam mit Charakteren wie Bêlit und Olivia eine willkommene Abwechslung. Natürlich sollte man in den klassischen Pulp-Geschichten der 1930er Jahre keine komplexen Charaktere erwarten und auch das Outfit von Valeria entspricht gängigen Klischees. Dennoch zählt die Piratin zu den interessantesten Begleiter*innen des Cimmeriers in den bisherigen Umsetzungen.

Wie bei jeder Adaption der Conan-Reihe hat Aus den Katakomben seinen eigenen visuellen Charme. Die Zeichnungen wirken reduziert, beinahe kantig, kombiniert mit intensiven Außenlinien. Durch diese Strichführung heben sich Charaktere und Kreaturen deutlich von den Hintergründen ab, wobei Künstler Didier Cassegrain den Stil auch für wichtige Elemente der Umwelt im Vordergrund nutzt.

Gewalt und sexuelle Handlungen werden explizit dargestellt. Aus den Katakomben richtet sich definitiv an eine erwachsene Zielgruppe. Besonders bei den Actionszenen und Kämpfen unter den Stämmen führt dies zu blutigen Szenen, in denen auch einzelne Körperteile fliegen. Dennoch wirkt diese grafische Darstellung von Gewalt nicht fehlplatziert oder als purer Schockeffekt eingesetzt. Vielmehr unterstreicht sie an wenigen, ausgewählten Stellen die gnadenlose Natur des Stammeskonfliktes.

Aus den Katakomben befindet sich hinsichtlich der Qualität der Conan-Adaptionen im oberen Bereich, wobei Jenseits des schwarzen Flusses immer noch den Spitzenplatz einnimmt. Die Geschichte ist trotz der Geradlinigkeit kurzweilig, verfügt über eine interessante Begleiterin und einen charmanten, individuellen Grafikstil.

Die harten Fakten

  • Verlag: Splitter
  • Autoren: Robert E. Howard, Régis Hautière, Olivier Vatine
  • Zeichner: Didier Cassegrain
  • Seitenanzahl: 64
  • Preis: 16,00 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Conan der Cimmerier: Der Schwarze Kreis

Der achte Band der Reihe trägt den Titel Der Schwarze Kreis. In dieser Kurzgeschichte ist Conan Bestandteil eines politischen Machtkampfes. Durch finstere Magie wird der König des Reichs Vendhya niedergestreckt, und jetzt sinnt dessen Schwester Yasmina auf Vergeltung. Dabei will sie Conan für ihre Zwecke einspannen, wenngleich der Cimmerier nicht gut auf die Prinzessin zu sprechen ist. Warum? Viele seiner Mitstreiter sind im Kampf gegen die Armeen Vendhyas gefallen oder ergriffen worden, wobei die Gefangenen als Druckmittel gegen Conan eingesetzt werden sollen. Kurzerhand ändert Conan die Spielregeln und zwingt Yasmina seine Ziele auf. Dabei müssen die beiden stets den Mächten, die den totalen Untergang von Vendhya herbeisehnen, einen Schritt voraus sein.

Der Schwarze Kreis leidet unter dem gegenteiligen Problem von Aus den Katakomben: Während die größte Schwäche des siebten Bandes seine Geradlinigkeit ist, wirkt der achte Band unnötig komplex. Eine Vielzahl von Charakteren und Fraktionen treten auf, von denen der Großteil unnötig wirkt und schnell in der Versenkung verschwindet. Zudem wird von Anfang an mit einer enormen Menge an Namen von Herrschern, Kriegsfürsten und Reichen hantiert. Bis zum Ende der Lektüre habe ich nicht alle Zusammenhänge verstanden und, mit Ausnahme von Conan, Yasmina und einem Schwarzmagier, alle Akteure schnell vergessen.

Das Verständnis des Zusammenspiels dieser Charaktere und Fraktionen ist jedoch notwendig, um in irgendeiner Art und Weise ein Interesse an der Handlung zu haben. Abseits von Conan fühlt man sich mit keiner Figur verbunden, Yasmina als verzogene Adelige wirkt sogar von Anfang an unsympathisch. Damit wird sie zwar ihrer Rolle gerecht, bietet aber keinen emotionalen Ankerpunkt.

Der solide Spannungsbogen der Handlung, die an keiner Stelle unnötig in die Länge gezogen wirkt, fällt positiv auf. Aufgelockert wird die Handlung durch ansehnliche Action-Sequenzen. Die übernatürlichen Mächte im Spiel sorgen für eine mysteriöse Atmosphäre, wenngleich der schlussendliche Antagonist wenig Eindruck hinterlässt.

Die visuelle Gestaltung des Bandes ist die bis jetzt ungewöhnlichste der Conan-Reihe. Das künstlerische Team lässt sich offensichtlich von Mangas inspirieren. Besonders die Gesichter von Charakteren sind mit großen Augen und extremer Mimik überzeichnet. Ebenso wirken die Actionszenen überproportional in Szene gesetzt und dramatische Effekte durch Aktionslinien (Speedlines) sind auf jeder Seite im Einsatz. Passend dazu wirken die Posen stets dramatisch.

Damit kein Missverständnis aufkommt: Die Qualität der visuellen Umsetzung ist sehr hoch und gibt keinerlei Anlass zu Kritik. Nach dem doch sehr westlichen Stil der Vorgänger wirkt Der Schwarze Kreis lediglich ungewohnt. Wenngleich ich persönlich mit der Bildwelt von Mangas meist nichts anfangen kann, empfand ich die grafische Gestaltung dieser Conan-Adaption dennoch als ansprechend. Die deutlichste Kritik richtet sich gegen die Handlung, für die das zuständige Team dieser Umsetzung natürlich nicht verantwortlich ist.

Die harten Fakten

  • Verlag: Splitter
  • Autoren: Robert E. Howard, Sylvain Runberg
  • Zeichner: Jae Kwang Park, Hiroyuki Ooshima
  • Seitenanzahl: 72
  • Preis: 16,00 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Abschließendes Fazit

Der siebte und achte Band der Conan-Adaptionen aus dem Hause Splitter hinterlassen sehr unterschiedliche Eindrücke. Während der siebte Band, Aus den Katakomben, trotz seiner Geradlinigkeit zu den stärkeren Einträgen gehört, fällt Der Schwarze Kreis ab. Das liegt vorrangig an der Rahmenhandlung, die trotz ihres politischen Machtkampfes kaum Interesse am weiteren Verlauf wecken kann. Aus den Katakomben überzeugt dagegen mit einer interessanten Begleiterin und einem sich stetig entwickelnden Mysterium.

Die visuelle Gestaltung beider Bände ist qualitativ auf einem hohen Niveau, könnte aber unterschiedlicher nicht sein. Aus den Katakomben setzt auf kantige Zeichnungen mit starker Strichführung, während die Illustrationen von Der Schwarze Kreis sichtlich von Mangas inspiriert sind. Hier dürften lediglich persönliche Vorlieben eine Rolle spielen, da das Talent beider künstlerischer Teams deutlich sichtbar ist.

Im Dezember dieses Jahres starten wir mit Die Menschenfresser von Zamboula in die zweite Hälfte der Graphic Novel Adaptionen der Erzählungen um den legendären Barbarenkrieger. In dieser Geschichte kommt der Cimmerier einem schrecklichen Geheimnis der titelgebenden Stadt auf die Spur. Auch der zehnte Band der Reihe, Der Gott in der Schale, ist mittlerweile für April 2021 angekündigt.

 

Artikelbild: Splitter
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Jessica Albert
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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