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Der Roman Dornenritter erzählt die Geschichte des jungen Adligen von Rabensteyn, der auf dem besten Wege ist ein Ritter des Lichts zu werden und somit einer der strahlenden Helden des Königreichs. Doch der Weg zum Ruhm führt ihn in Abgründe, die ihn immer weiter ins Dunkel zerren wollen.

Steyn, Ritter von Rabensteyn, wünscht sich nichts sehnlicher, als Ritter des Lichts zu werden, wie sein Vater vor ihm. Sein gesamtes Leben richtet er auf dieses Ziel aus, trainiert, kämpft und lebt streng nach den Tugenden eines Ritters. Doch anstatt ins Licht führt sein Weg immer weiter ins Dunkel und Steyn kämpft nicht nur verzweifelt um sein Leben, sondern muss alles hinterfragen, was ihm bislang als wichtig und richtig erschien.

Story

Beginnt die Handlung noch mit der ehrerbietenden Begrüßung Steyns beim Turnier des Königs im schönsten Sonnenschein durch Volk und Adel, soll es alsbald für den Protagonisten, sowie uns als Publikum, in die Finsternis gehen. Wortwörtlich, denn das Reich kämpft nicht nur mit düsteren Ungeheuern an seinen Grenzen, sondern auch mit dem schwindenden Licht der Sonne, die seit Jahren Tag für Tag kürzere Zeit am Himmel verbringt.

Das Turnier des Königs sollte der krönende Abschluss von Steyns Vorbereitungen auf dem Weg zu den Rittern des Lichts werden. Sein Leben lang trainierte er auf diesen Augenblick hin, um nicht nur die Ehre und Würde der Ritterschaft zu erlangen, sondern um mehr über die Geheimnisse des Ordens zu erfahren. Denn bis zum heutigen Tag weiß Steyn nicht, warum sein Vater, hochgelobter Ritter des Lichts, an der Dunkelheit versterben konnte. Nur vage Kindheitserinnerungen verbleiben Steyn, die mehr Fragen als Antworten aufwerfen. Ein unerwarteter Rivale, Gavin der Gerber, soll unseren Helden jedoch ins Wanken bringen. Nach einem brutalen Schlagabtausch im Turnier scheint sein Traum zunächst geplatzt. Doch ihm wird eine letzte Chance gewährt. Nach dem Turnier reisen die sechs Besten des Turniers gemeinsam mit dem ehrwürdigen Ritter des Lichts Brock von Brockenfels auf einer Mission des Königs über die Grenze des Reiches hinaus in die ewige Nacht, um sich beweisen. Nur einer von ihnen würde Ritter des Lichts werden können. Die Freude Steyns, an dieser Mission teilnehmen zu dürfen wird durch die erneute Anwesenheit Gavins gedämpft. Dessen stete Respektlosigkeit gegenüber den Tugenden der Ritterschaft reizen Steyn, der gleichzeitig mit seinen widersprüchlichen Gefühlen Gavin gegenüber zu kämpfen hat. Gefühle zwischen Männern geziemen sich nach Ansichten des Adels und der Religion nicht, sodass ein Nachgeben gleichbedeutend mit dem Aus seines Lebenstraumes wäre.

Während ihrer Reise verändert sich nicht nur unser Protagonist, sondern auch seine Begleiter*innen.

Die intimen Gedanken und Gefühle Steyns sind elementarer Teil der Geschichte Dornenritter. So schickt die Autorin ihn gemeinsam mit fünf jungen Reisegefährt*innen und dem mürrischen Ritter des Lichts Brock von Brockenfels an den Rand des Königreiches. Die Charaktere variieren dabei stark in ihren Eigenschaften. Agnes zu Greifswald wirkt jung und naiv, während ihr Bruder Jasper aufbrausend ist. Linhard von Wittensee scheint die gute Seele der Gruppe zu sein und Constantin von Eichenlohe die Arroganz gepachtet zu haben. Gavin der Gerber wird zunächst nur über sein Anderssein als Gemeiner charakterisiert, der weder mit adliger Zunge spricht noch speist, sodass sein Verhalten auf Ablehnung und Vorurteile stößt. Während ihrer Reise verändert sich nicht nur unser Protagonist, sondern auch seine Begleiter*innen, sodass sich ihr Verhalten wie auch der Umgang untereinander von loser Kameradschaft bis zu inniger Freundschaft verändert. Steyn selbst, der die Reise zielstrebig und ehrgeizig antritt, lernt Gavin besser kennen und entdeckt während der Strapazen ungewohnte und ungewollte Gefühle gegenüber diesem. Die sich anbahnende Romanze zwischen den beiden Männern beschreibt die Autorin, ohne allzu explizite Szenen zu bedürfen. Gedanken über sein eigenes Ansehen, wie die Furcht vor Entdeckung, bedrücken Steyn zusätzlich während der Strapazen der Reise.

Während der Protagonist Steyn mit seinen Gefühlen und Gedanken zu kämpfen hat, begibt sich die Reisegruppe immer weiter in die Dunkelheit fernab bewohnten Landes. Sie treffen auf für sie bislang unbekannte Abscheulichkeiten und müssen mit schweren Verletzungen kämpfen. Auch den Tod von Kamerad*innen müssen sie verkraften. Erfahrungen, die von der Autorin eindrucksvoll geschildert werden und Spuren in den Seelen der Gefährt*innen hinterlassen. Gelungen transportiert sie die psychischen Verletzungen, sodass sich eine dunkle Grundstimmung bildet, die Melancholie, wie auch Trauer oder Einsamkeit zu transportieren vermag. Lediglich nach einem recht plötzlichen und heftigen Kampf erscheint der Verlust zweier Reisegefährt*innen recht schnell abgehandelt.

Im Verlaufe der Mission erfährt Steyn, der seit je her genauer erforschen wollte, wie sein Vater, als Ritter des Lichts, an der Dunkelheit versterben konnte, immer mehr Einzelheiten über die Ritterschaft wie auch das Dunkel. Diese scheinen enger verknüpft zu sein als allseits bekannt. Mit steten Andeutungen und gut versteckten Hinweisen formt sich ein spannungsgeladenes, düsteres Bild des gesamten Königreiches, das zum Ende hin in einem eindrucksvollen Show-Down enthüllt werden wird.

Das Publikum wird auf dem Weg Steyns von Anfang an mitgenommen, sodass auch Leser*innen ins Grübeln kommen, was mit der Welt, in der Steyn lebt, nicht stimmt. Seine Gedanken und Überlegungen lassen ihn dabei menschlich und lebensecht erscheinen.

Schreibstil

Die Autorin Kaja Evert erschafft mit diesem Roman, der der Dark Fantasy zuzuordnen ist, eine dunkle Grundstimmung, die einen Klang von Melancholie verbreitet, als auch durchgehend eine unbekannte, stete Bedrohung andeutet. Die Atmosphäre passt sehr gut zur erzählten Geschichte und findet sich in Gedanken, Gefühlen wie auch Handlungen des Protagonisten Steyn, als auch seiner Begleiter*innen wieder.

Der Schreibstil Kaja Everts ist angenehm flüssig und leicht zu lesen.

Das Buch Dornenritter ist in insgesamt 50 kurze Kapitel eingeteilt. Die Szenen werden aus der dritten Person erzählt und begleiten stets den Protagonisten Steyn auf seinem Weg zum Ritter des Lichts. Die kurzen Kapitel und Szenen reduzieren die Geschichte auf das Wesentliche und bauen so einen Spannungsbogen um die tatsächliche Geschichte auf, ohne dabei wichtige Szenen, die Steyn wie auch seine Begleiter*innen charakterisieren, zu sehr auszublenden.

Der Schreibstil Kaja Everts ist angenehm flüssig und leicht zu lesen, die kurzen Kapitel laden zu einem kurzen Verweilen ein, die aufgebaute Spannung lässt aus einem gelesenen Kapitel jedoch schnell zehn werden. In manch einer Szene würde ein*e Leser*in gerne länger verweilen, wird jedoch durch den harten Cut des Kapitelendes weiter gezwungen. Die kurzen Kapitel können daher Fluch wie Segen gleichermaßen sein.

Die dunkle Grundstimmung wie auch die beschriebene Welt des Buches sind eng ineinander verwoben und erst im Verlauf der Geschichte erfahren der Protagonist Steyn, wie auch wir, als Publikum, mehr über die Welt im pseudomittelalterlichen Stil. Die Einwohner*innen des Königreiches erahnen nur durch Legenden und Geschichten die Existenz gruseliger und bösartiger Kreaturen, das Dasein von magischer bis hin zu göttlicher Energie ist gänzlich unbekannt. Durch die Handlung verändert sich das Diesseits enorm, sodass dieses Buch nicht nur die Geschichte Steyns, sondern die der Welt des Dunkelritters erzählt und mit Abschluss der Geschichte ebenso als abgeschlossen angesehen werden kann.

Die Autorin

Kaja Evert ist eine deutsche Autorin, die 1981 in Schleswig-Holstein geboren wurde. Sie veröffentlicht unter den Pseudonymen Kaja Evert, Kathrin Ludwig, Elena Ritter und Valerie Colberg Fantasyromane in Verlagen und im Selfpublishing. Bekannt wurde sie durch ihre ab 2009 veröffentlichten Galotta-Romane in der Welt von Das Schwarze Auge. Mit Flügel aus Asche erschien 2013 ihr erster eigener Fantasyroman im Knaur Verlag. 2021 feierte sie ihr Comeback mit den Romanen Dornenritter, den sie im SadWolf Verlag veröffentlichte, und dem Roman Magiersohn, der im Selfpublishing erschien. Dornenritter wurde für den Fantasypreis Seraph 2022  in der Kategorie Bestes Buch nominiert. Weitere Informationen über die Autorin sind auf ihrer Homepage Kaja-Evert.de zu finden.

Erscheinungsbild

Das Cover des Romans erscheint düster und dunkel und verrät damit bereits auf den ersten Blick, dass der Roman im Bereich der Dark Fantasy anzusiedeln ist. Die abgebildeten Dornen passen nicht nur zum Namen, sondern werden auch in der Geschichte eine zentrale Rolle spielen. Das Cover der Buchcoverdesignerin Jaqueline Kropmanns soll jedoch nicht das einzige visuelle Element des Romans sein.

Der stilisierte Anfangsbuchstabe des Kapitels weist auf eine Begegnung hin.

Zu Beginn eines jeden Kapitels verschönern Illustrationen mit verschnörkelten Buchstaben die Kapitelanfänge. Diese Illustrationen wurden von der Autorin selbst gezeichnet und enthalten stets offene wie auch versteckte Anspielungen zu den Inhalten des jeweiligen Kapitels. Dornen, die sich durch das Buch bis hin zur letzten Seite ziehen, komplettieren das graphische Gesamtwerk.

Hier haben Autorin, Verlag und Designerin gemeinsam ein graphisches Gesamtwerk erschaffen, das sehr gut zur erzählten Geschichte passt und so das Buch auch optisch zu seiner Freude macht.

Die harten Fakten:

  • Verlag: SadWolf Verlag
  • Autor*in: Kaja Evert
  • Erscheinungsdatum: 30. September 2021
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Paperback
  • Seitenanzahl: 454 Seiten
  • ISBN:978-3964780744
  • Preis: 14,99 EUR (Print), 5,49 EUR (E-Book)
  • Bezugsquelle Fachhandel, Amazon, idealo

 

Bonus/Downloadcontent

Über den Webshop des SadWolf Verlags kann ein Buchbundle für einen Aufpreis von zwei Euro erworben werden, das nebst Printexemplar fünf Charakterpostkarten enthält. Die Charaktere wurden von der Autorin selbst gezeichnet. Ein Buch mit persönlicher Signatur kann ohne Aufpreis über den Verlagsshop erworben werden.

Sowohl auf der Homepage der Autorin als auch auf der letzten Seite des Buches befinden sich Inhaltswarnungen, die über folgende Inhalte warnen: Gewalt, Tod, schwere Verletzungen, psychische Probleme, Tod eines Kindes, Gewalt an Kindern (implizit), Suizidgedanken, Suizidversuch, Schwangerschaft und Geburt, internalisierte Homophobie, Tod von Tieren.

Die passenden Charakterpostkarten wurden von der Autorin gezeichnet.

Fazit

Der Roman Dornenritter wird als queere Dark Fantasy bezeichnet. Diesem Label macht er alle Ehre, denn sowohl die düstere Stimmung als auch die Geschichte, die sich fernab von Erzählungen über strahlende Held*innen bewegt, sind genau das, was von diesem Label zu erwarten ist. Die Autorin bringt dem Publikum die Gedanken und Sorgen des Protagonisten Steyn nahe und transportiert die düstere Stimmung des Romans in die reale Welt. Das Thema der sexuellen Orientierung des Protagonisten flechtet sie, wie selbstverständlich, geschickt in die Geschichte ein. In teilweise sehr kurzen Kapiteln und Szenen transportiert das Buch Spannung bis zum Schluss und macht Spaß zu lesen.

  • In sich stimmige Atmosphäre
  • Komplexe Handlung
  • Interessante Charaktere
 

  • Teilweise sehr kurze Kapitel

 

Artikelbilder: ©SadWolf Verlag | depositphotos ©grandfailure
Layout und Satz: Annika Lewin
Lektorat: Sabrina Plote
Fotografien: Janina Mottl
Dieses Produkt wurde privat finanziert.

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