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Mit Drachengift brachte Markus Heitz, nach sechs Jahren Abstinenz, seinen dritten und vorläufig letzten Band aus der Welt um Silena und den Altvorderen auf den Markt. Für alle, die nicht wissen, wer die Altvorderen sind: Sie sind die wahren Herrscher der Welt. Es sind die ältesten aller Drachen, ausgestattet mit einem messerscharfen Verstand und einer enormen Gier nach Macht.

Nachdem im ersten Band (Die Mächte des Feuers) Europa im Mittelpunkt stand, und sich im zweiten Band (Drachenkaiser) alles um Asien drehte, sind dieses Mal die Vereinigten Staaten der Haupthandlungsort. Aber natürlich kommen auch Deutschland, England und insbesondere Russland nicht zu kurz. Spannung. Action. Geheimnisse. Und der Leser ist immer mittendrin.

Story

Die Heldin aller drei Romanteile ist Silena, eine Drachenheilige und inzwischen ehemaliges Mitglied des Officium Draconis. Im ersten Band kämpfte sie zusammen mit ihren Freuden, gegen die Drachen um den Erhalt Europas. Im zweiten Band oblag ihr eine ähnlich schwere Aufgabe, bei der sie die Übernahme der europäischen Welt durch die asiatischen Drachen verhindern musste. Und auch im dritten Band hängt das Schicksal der Welt mal wieder an Silena und ihren Freunden. In unserer Besprechung zur DrachengiftLesung in Hamm finden sich einige Details zu den vorherigen Bänden sowie zum Autor selbst.

Zu Beginn des Buches befindet sich der Leser zusammen mit Leída Havock, Oberst Litzow und Ahmat Fayence bei der Verkündung des Jahrhunderts. Angeblich wurde ein Gas entwickelt, das Drachen töten soll, ohne den Menschen zu schaden – Resacro. Die Demonstration des Gases ist beeindruckend, aber als Leída ihrer, in Russland zurückgebliebenen, Freundin Silena davon berichtet, kann diese es kaum glauben. Sollte dies wirklich die Lösung sein? Angetrieben von der Neugier, begibt sich der ägyptische Drachenjäger Ahmat nach Amerika, wo es durch den Einsatz des Gases angeblich keine Drachen mehr geben soll. Silena ist durch die schwere Geburt ihrer Tochter ans Bett gefesselt und kann ihrem Freund nicht beistehen. Dabei würde sie nichts lieber tun, als von dem Kind zu verschwinden, für das sie einfach keine Liebe empfinden kann. Und auch Grigorij verhält sich immer merkwürdiger, obwohl er eigentlich allen Rauschmitteln abgeschworen haben will. Als schließlich Silenas Kontakt zu Ahmat abbricht, hält sie es nicht länger aus. Die russische Zarin reist inkognito nach Amerika und begibt sich auf die Suche nach ihrem Freund. Doch die Entdeckungen, die sie dort macht, hätte sie sich niemals träumen lassen, und auch die Welt der verbliebenen Altvorderen gerät zunehmend aus den Fugen.

Die Story zieht einen direkt ab der ersten Seite mitten ins Geschehen. Es gibt kein langes, unnötiges Palaver sondern ein Ereignis folgt dem nächsten. Dabei geht Markus Heitz sehr durchdacht vor. Indem er jedem Kapitel Monat, Jahr und Ort voranschreibt, weiß man sofort wo man sich befindet und kann sich innerhalb der Geschichte orientieren. Dies ist auch durchaus nötig, da Heitz zwischen den einzelnen Handlungsorten und Charakteren hin und her springt. Dabei geht er stets chronologisch vor. Ein wichtiges Merkmal ist hierbei, dass sich die Kernhandlung der Geschichte lediglich auf die Monate Juni und Juli des Jahres 1927 erstreckt. Abfälle in der Spannung gibt es nicht, denn es wird niemals langweilig, höchstens ruhiger, dafür jedoch auch geheimnisvoller. Am Ende des Buches fügen sich alle einzelnen Handlungsstränge zu einem großen Ganzen zusammen und entfalten ihre volle Wirkung. Zur Freude der Fans dieser Reihe, lässt der Epilog sogar noch Luft für eine weitere Fortsetzung.

Die Charaktere sind, wie bereits in den ersten beiden Romanen, glaubwürdig beschrieben. Sie besitzen Tiefe und einen unverkennbaren Charakter. Wer die ersten beiden Romane kennt, fiebert bei den Entwicklungen der Charaktere wahrscheinlich noch mehr mit, als jemand der mit Teil drei einsteigt. Ich habe alle drei Bände gelesen und konnte kaum stillsitzen. Ärger, Wut, Freude, Erstaunen waren nur ein Teil der Emotionen, die mich beim Lesen fest in ihrer Gewalt hatten. Der Wunsch einen Charakter einmal kräftig durchzuschütteln überkam mich nicht nur einmal. In anderen Momenten brachten sie mich die Figuren dann wieder sehr zum schmunzeln, was Heitz Wortwitz und seiner Gabe für Situationskomik zu verdanken ist.

Es ist besonders amüsant zu sehen, wie Markus Heitz Elemente unserer Gegenwart nutz, sie erweitert und in seine phantastische Zeitlinie einbaut. Ein Beispiel dafür ist die Bestiensäule im Freisinger Dom, die in Drachengift ein unerwartetes Geheimnis bewahrt. Auch hat er ein Faible dafür historische Elemente in seine Geschichten einzubauen, wie zum Beispiel die Himmelschreiber. Außerdem fügt er seiner Geschichte historische Fakten bei, die einem Laien nicht unbedingt direkt auffallen, mich als studierte Historikerin jedoch sehr glücklich machen. Ein anderer Aspekt, der mir beim Lesen große Freude bereitet hat, ist Heitz Angewohnheit seine Charaktere in Dialekten sprechen zu lassen, bzw. landestypische Wörter zu benutzen, die der Ottonormalleser durchaus noch verstehen kann.

Wie in den ersten beiden Bänden ist auch Drachengift voll von Schlägereien, Kämpfen und Schlachten. Sie werden dabei detailliert und glaubwürdig geschildert, und geben dem Leser das Gefühl ein Teil des Geschehens zu sein.

Ein besonderer Hinweis für alle Neuleser: Markus Heitz knüpft während der Handlung Verbindungen zu Elementen und Handlungssträngen der vorangegangen Bände, und erklärt diese kurz, wodurch die Geschehnisse auch für Neuleser verständlich werden.

Schreibstil

Der Schreibstil von Markus Heitz ist sehr angenehm zu lesen. Es gibt keine unnötig komplizierten Schachtelsätze, und er versteht es die Dinge auf den Punkt zu bringen. Der Roman ist so flüssig zu lesen, dass ein geübter Leser ihn an einem Tag schaffen kann. Zumindest wollte ich ihn auch gar nicht mehr aus der Hand legen.

Wie in den meisten Romanen findet sich auch hier ein auktorialer Erzähler, der zwischen den einzelnen Charakteren hin und her springt. So erhält der Leser Einblick in die verschiedenen Charaktere, und kann sich seine ganz persönliche Meinung zu den Vorgängen bilden.

Der Autor

Markus Heitz Piper Fantasy © Martin Hoehne
Markus Heitz Piper Fantasy © Martin Hoehne

Markus Heitz ist bereits seit vielen Jahren ein Teil der deutschen Phantastik-Szene. Mit Die Zwerge, welche er 2003 veröffentlichte, landete der 44-jährige seinen wohl größten Erfolg. Seitdem findet man ihn regelmäßig auf den deutschen Bestsellerlisten. Sein Genre: alles! Von High-Fantasy, über Horror und seinem selbst erfundenen Genre der SpaceFiction setzt er sich selbst keine Grenzen, Hauptsache es macht ihm Spaß. Heute hat Heitz bereits 48 Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht. Drachengift gehört dabei zu seiner Drachenroman-Trilogie, angefangen 2006 mit Die Mächte des Feuers, weiter über den zweiten Teil Drachenkaiser 2009.

 

Preis-/Leistungsverhältnis

Für 19,99 EUR erhält man mit Drachengift 560 Seiten voll mit Action und Spannung, in einem wunderschön gestalteten Hardcover – was will man mehr?

Erscheinungsbild

Markus Heitz Piper Fantasy Lesung Hamm CoverMit dem dritten Teil erhielt die gesamte Reihe eine Überarbeitung des Covers. So findet sich bei Drachengift die feingliedrige Illustration eines grünen Drachen, vor der skizzierten Skyline einer Stadt. Um welche genau es sich dabei handelt ist für mich leider nicht ersichtlich, eventuell St. Petersburg? Generell wirkt das Cover sehr einladend und machte zumindest mir Lust ins Buch zu schauen. Noch im Einband befindet sich eine schematische Weltkarte, die mit den Schatten eines Drachen hinterlegt ist.

Das Papier ist prinzipiell sehr hochwertig, wenn auch stark holzhaltig, sodass es sich ab einem gewissen Feuchtigkeitsgehalt in der Luft anfängt zu wellen. Textgröße und Textsatz sind gut gewählt, und sorgen für angenehmen Lesekomfort. Einzig zu bemängeln ist, dass sich tatsächlich noch der ein oder andere Rechtschreib- und Grammatikfehler eingeschlichen hat.

Ein kleiner Luxus für Fans der Reihe, und eine große Hilfe für Neuleser, sind die Register, die zu Beginn des Buches zu finden sind. Auf zwei Seiten stellt Heitz mit wenigen Worten die relevanten Personen des dritten Bandes vor, von denen die Protagonisten natürlich auch schon in den vorherigen Teilen mitgespielt haben. Außerdem erklärt er kurz eventuell unbekannte Begriffe und gibt Musikstücke bekannt, die seiner Meinung nach zum Buch passen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Piper
  • Autor(en): Markus Heitz
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch
  • Format: A5 Hardcover
  • Seitenanzahl: 560
  • ISBN: 978-3-492-70353-6
  • Preis: 19,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Um einen ersten Eindruck vom Buch zu bekommen, kann man sich auf der Seite des Piper Verlags den gesamten Prolog durch einen Blick ins Buch ansehen.

Fazit

Alles in allem bin ich der Meinung mit Drachengift ein wahnsinnig gutes Buch gelesen zu haben. Die Story ist dauerhaft spannend. Es gibt Action, Geheimnisse und Kämpfe, und die Charaktere sind glaubwürdig gestaltet. Während des Lesens habe ich regelrecht mit gefiebert, und wollte nicht nur einmal einen Charakter wachrütteln. Die Art wie Heitz historische Elemente in seine Geschichte einbaut und sie an manchen Stellen phantastisch erweitert, finde ich großartig. Seine angenehme und unkomplizierte Art zu schreiben, sorgen für einen flüssigen Lesefluss, so dass ein geübter Leser den Roman ohne weiteres an einem Tag durchlesen kann.

Aufgrund der dauerhaften Spannung, wollte zumindest ich das Buch auch gar nicht mehr aus der Hand legen. Ich war so gefangen in meinen Emotionen und der Story, dass ich alles andere um mich vergessen habe. Neuinteressierte können zwar durchaus mit Drachengift beginnen, aber ich würde jedem raten mit Die Mächte des Feuers anzufangen, denn dann entfalten sich die Charaktere und die Story einfach noch mehr.

Daumen5weiblich

Artikelbild: Piper Fantasy
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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