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Seit über einem Jahr ist der zweite Teil des Computer-Rollenspiels Divinity: Original Sin auf dem Markt. Jetzt ist mit dem neuesten kostenlosen Update ein komplettes Szenario für den sogenannten Gamemaster-Modus erschienen. Wir haben uns für euch in eine alte Zwergenfeste gestürzt.

Nachdem ich mir 2017 den Gamemaster-Modus (kurz GM-Modus) für Divinity: Original Sin 2 angesehen hatte, hatte ich das Spiel aus den Augen verloren. Denn obwohl ich mit meiner Gruppe durchaus Spaß mit dem umfangreichen Editor hatte, so fehlte mir einfach die Zeit mich weiter damit zu beschäftigen.

Als dann aber vor kurzem die Nachricht herauskam, dass der Entwickler Larian Studios eine Kooperation mit dem deutschen Verlag Ulisses einging, war ich sofort wieder Feuer und Flamme. Ich als alter Spieler von Das Schwarze Auge hatte große Lust, mal wieder ein Abenteuer in Aventurien zu leiten. Also schnappte ich mir vier Mitspieler und wir stürzten uns in das Abenteuer Gefängnis der Schatten.

Die Vorbereitung

Bevor ich das Spiel startete, wollte ich mich erst einmal ein bisschen mit der Entstehung des Abenteuers beschäftigen. Konzipiert und geschrieben wurde das Abenteuer von den Kollegen von Orkenspalter TV, die in der deutschen Rollenspielszene und vor allem bei Fans von Das Schwarze Auge sehr bekannt sind. In Zusammenarbeit mit der deutschen Das Schwarze Auge-Redaktion entstand so nicht nur das Abenteuer für Divinity: Original Sin 2, sondern auch noch ein zusätzliches Begleit-PDF, mit dem sich das Abenteuer auch komplett analog spielen lässt. Das Abenteuer wird zudem automatisch mit dem neusten Update für Divinity: Original Sin 2 heruntergeladen und das PDF gibt es kostenlos im Ebook-Store von Ulisses zum Download.

© Larian Studios
© Larian Studios

Das PDF ist sehr hübsch illustriert und steht einem offiziellem Rollenspiel-Abenteuer in nichts nach. Die Struktur ist zudem übersichtlich und man hat als Spielleiter schnell das Gefühl, genau zu wissen, was in den jeweiligen Szenen wichtig ist. Zusätzlich gibt es noch hilfreiche Hinweise zur Verwendung des GM-Modus. Allerdings führt die PDF auch dazu, dass man als Spielleiter entweder zwei Monitore oder einen Monitor plus ein Tablet/Handy benutzen muss. Ansonsten muss man ständig aus dem Spiel zur PDF wechseln, was auf Dauer eher nervig ist und den Spielfluss stört. Im Spiel selbst gibt es aber für den Spielleiter noch weitere Hinweistexte, die helfen, sich durch das Abenteuer zu bewegen, ohne ständig das PDF konsultieren zu müssen.

Die Geschichte von Gefängnis der Schatten spielt, wie schon erwähnt, in Aventurien. Dieser fiktive Kontinent ist die Haupt-Spielwelt von Das Schwarze Auge und dementsprechend finden sich in dem Abenteuer viele Elemente aus Das Schwarze Auge wieder. Zudem ist das Abenteuer direkt in die Geschichte des Kontinents verwoben. Spieler die Aventurien bereits kennen werden also sicherlich noch ein bisschen mehr Spaß haben. Nichtsdestotrotz ist das Abenteuer auch für Einsteiger oder Spieler geeignet, die sich bisher noch nicht mit Aventurien beschäftigt haben.

Als Vorbereitung für das Abenteuer sollte sich der Spielleiter natürlich die einzelnen Assets im Spiel bereits angeschaut haben und er sollte zudem sicher in der Steuerung des GM-Modus sein. Hierzu gibt es neben der im Spiel enthaltenen Tutorial-Kampagne noch eine Video-Reihe von Larian Studios, welche enorm beim Einstieg hilft.

Auf ins Abenteuer!

© Larian Studios
© Larian Studios

Nach der Vorbereitung des Abenteuers habe ich mich direkt mit meinen vier Spielern in das Spiel gestürzt. Da das Abenteuer zu großen Teilen ein klassischer Dungeoncrawler ist, haben wir uns für eine klassische Team-Komposition entschieden: Ein Krieger, eine Schurkin, eine Waldläuferin und ein Magier. Da Divinity: Original Sin 2 ein exzellentes Kampfsystem besitzt, passt ein Dungeoncrawler auch wunderbar zum Spiel.

Das Abenteuer beginnt in der Nähe der Aventurischen Stadt Perricum. Die Region ist stark vom Krieg gegen die Dämonenpaktierer gezeichnet und die Helden landen in dem kleinen Fischerdorf „Efferdsruh“. Dort angekommen werden die Helden gleich angeworben, um ein seltsames Schiff am Strand näher zu untersuchen. Dieses scheint die Tiere in der Nähe zu korrumpieren und gegen die Dorfbewohner zu hetzen. Um aber nicht die gesamte Geschichte zu spoilern, werde ich jetzt nicht weiter ins Detail gehen, sondern das Abenteuer nur kurz wiedergeben.

© Larian Studios
© Larian Studios

Nach der Untersuchung des Schiffes, welche übrigens einen fantastischen Einstieg in das Abenteuer bietet, führt die Geschichte die Helden ins Gebirge in eine verlassene Zwergenstadt und zurück nach Efferdsruh. Die Zwergenstadt spielt dabei aber die deutlich größte Rolle in dem Abenteuer und nimmt mit insgesamt 21 Räumen auch die meiste Zeit in Anspruch. Die einzelnen Räume sind dabei in den meisten Fällen wunderbar ausgewählt worden.

Allerdings stößt das Abenteuer schnell an die Grenzen des GM-Modus von Divinity: Original Sin 2. Während man am Anfang noch ein fantastisches Rätsel in der Zwergenstadt lösen muss, werden später viele der Räume einfach nur mit Gegnern gefüllt. Die Helden betreten den Marktplatz, es kommt zum Kampf. Sie betreten eine lange Brücke, es erscheinen Gegner auf beiden Seiten. Es geht weiter in den Garten, es erscheinen feindliche Schneckenmonster. Das Ganze könnte ich jetzt nahezu ewig weiterführen. Hier hätten wir uns mehr Rätsel oder Fallen gewünscht. Im letzten Teil der Zwergenstadt liefen die Räume eigentlich fast immer sehr ähnlich ab: Raum betreten, Feinde ausschalten, alles durchsuchen, weitergehen. Das ist für einen Dungeoncrawler natürlich völlig in Ordnung, trotzdem hat uns dieser Teil des Abenteuers etwas enttäuscht.

Spielbarkeit aus Spielleitersicht

Als Spielleiter habe ich mich zu jeder Zeit gut informiert gefühlt. Sowohl die PDF als auch die Hinweise im Spiel selbst sind gut platziert und eigenen sich hervorragend, um möglichst flüssig durch das Abenteuer zu führen. Allerdings sollte man sich vorher bereits intensiv mit dem GM-Modus auseinandersetzen.

© Larian Studios
© Larian Studios

Zudem sollte man versuchen, bereits vorher herauszufinden, welche Charakterklassen die Spieler nutzen wollen. Je nachdem müsste man an einigen Stellen die Beute noch anpassen. Unsere Waldläuferin fand beispielsweise relativ früh in der Zwergenfeste eine sehr gute Armbrust, während unsere Schurkin bis zum Endkampf mit der Startausrüstung auskommen musste. Hier sollte man als Spielleiter etwas für Balance sorgen.

Dies gilt insbesondere auch für die Gegner. Diese sollten entsprechend dem Heldenlevel angepasst werden und gegebenenfalls auch während des Spiels nochmal schwerer und einfacher gemacht werden. Dies geht relativ einfach, indem man das Level der Gegnergruppe erhöht oder senkt. Außerdem kann ich als Spielleiter nur empfehlen, in den Kämpfen selbst das Kommando über die Gegner zu übernehmen. Das macht einfach viel mehr Spaß.

Spielbarkeit aus Spielersicht

Obwohl uns die Geschichte von Gefängnis der Schatten nicht bis zum Schluss überzeugt hat und uns die Zwergenstadt etwas eintönig vorkam, hatten doch am Ende alle Spieler sehr viel Spaß mit dem Abenteuer. Meine Spieler waren alle Divinity: Original Sin 2-Veteranen und dementsprechend haben sie sich sehr über mehr Inhalt für das Spiel gefreut.

Vor allem der Einstieg am Strand hat den Spielern sehr gut gefallen. Auch wenn wir generell nicht viel Rollenspiel betrieben haben, kam die Atmosphäre durch die wunderbar gewählten Karten sehr gut rüber. Durch das fantastische Kampf- und Charaktersystem von Divinity: Original Sin 2 hat die doch relativ große Menge an Kämpfen auch kein Problem dargestellt. Insgesamt haben alle Spieler sehr unterhaltsame fünf Stunden mit Gefängnis der Schatten verbracht.

Die harten Fakten:

  • Entwicklerstudio: Larian Studios
  • Publisher: Larian Studios
  • Plattform: PC
  • Mindestanforderungen: Prozessor: Intel Core i5 or equivalent; Arbeitsspeicher: 4 GB RAM; Grafik: NVIDIA® GeForce® GTX 550 or ATI™ Radeon™ HD 6XXX or higher; DirectX: Version 11; Speicherplatz: 60 GB verfügbarer Speicherplatz
  • Genre: RPG
  • Releasedatum: 14.09.2017
  • Spielstunden: 100+
  • Spieleranzahl: 1 – 5
  • Altersfreigabe: ab 16
  • Preis: 44,99 €
  • Bezugsquelle: Steam

 

Fazit

Wie ich bereits in meinem ersten Artikel zum GM-Modus von Divinity: Original Sin 2 schrieb, stößt das Spiel im Vergleich zum klassischen Rollenspiel schnell an seine Grenzen. Dies merkt man auch deutlich am neuen Abenteuer Gefängnis der Schatten. Während die Kämpfe weiterhin fantastisch sind, bleiben soziale Interaktionen und Rätsel leider schnell auf der Strecke. Dies hängt mit den eher eingeschränkten Möglichkeiten des GM-Modus zusammen. Deshalb bietet sich auch ein Dungeoncrawler hier besonders an. Im Abenteuer funktioniert dies auch grundsätzlich gut, aber leider verliert Gefängnis der Schatten in der zweiten Hälfte der Zwergenstadt deutlich an Abwechslung. Hier hätte man diesen Teil vielleicht etwas einkürzen oder mehr Rätsel oder Fallen wie zu Beginn einstreuen können.

Trotz seiner Schwächen hatten wir alle eine sehr spaßige Zeit mit Gefängnis der Schatten und hoffen, dass die Kollegen von Orkenspalter TV sich noch an weitere Abenteuer für Divinity: Original Sin 2 wagen. Nächstes Mal auch gern etwas umfangreicher.

Artikelbilder: © Larian Studios, Ulisses Spiele, Bearbeitet von Verena Bach

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