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Im zweiten Megaband von Thanos, den uns Panini präsentiert, finden sich zwei Geschichten, die sich beide um Thanos und den Cosmic Ghost Rider drehen. Wer das ist, fragt ihr euch? Das wird im Comic geklärt. Wir sehen, wie der verrückte Titan am Ende obsiegt und zum Herrscher des Universums wird.

Durch den Infinity War-Film wurde Thanos der breiten Öffentlichkeit bekannt und zu einer popkulturellen Referenz. Natürlich versucht man nun, in den Comics mehr Geschichten über ihn zu erzählen. Da man aber nicht alle zwei Monate das Universum kurz vor die Vernichtung stellen kann, gibt es hier Geschichten, die sich hauptsächlich um Zeitreisen drehen. Die Kenntnis des ersten Megabands wird nicht benötigt, auch weil ganz andere Autoren verantwortlich sind. Man sollte aber ein wenig über Thanos’ Obsession vom Tod wissen. Wer mehr darüber erfahren will, dem sei der Sammelband von 2014 ans Herz gelegt, den wir hier rezensiert haben. Nun aber zum neusten Comic über den verrückten Titanen.

Handlung

In der ersten Geschichte trifft Thanos auf den Cosmic Ghost Rider, der endlich ein würdiger Gegner für ihn zu sein scheint. Doch dieser entpuppt sich als Herold des Herrschers des Universums am Ende der Zeit: Thanos’ zukünftiges Ich. Hier habe ich schon zwei der vielen Wendungen der Geschichte vorweg genommen. Die Handlung ist so aufgebaut, dass einiges passiert, nur damit jedes Kapitel wieder in einem Cliffhanger endet. Das ist sehr unterhaltsam, führt durch die Übernutzung dieses Stilmittels aber auch zu leichten Ermüdungserscheinungen am Ende des Bands.

In der zweiten Geschichte versucht der Cosmic Ghost Rider, den jungen Thanos aus der Wiege zu holen und zu töten, bevor er zu einem vom Tod besessenen Monster wird. Er erkennt aber, dass in dem kleinen Wesen noch keinerlei Sünde ist. So ändert er seinen Plan und versucht, ihn stattdessen zu einem besseren Wesen zu erziehen. Doch dabei hat er die Rechnung ohne die Probleme gemacht, die Zeitreisen in der Regel mit sich bringen.

Beide Geschichten sind sehr abwechslungsreich und lockere Unterhaltung ohne zu viel Tiefgang. Die Auswirkungen auf die momentane Zeitlinie sind nahezu nicht vorhanden. Wer aber Spaß an Alternativ-Szenarien hat, wird hier ganz auf seine Kosten kommen.

Charaktere

Auch wenn es der Titel nicht vermuten lässt, gibt es hier zwei Protagonisten: Thanos und den Cosmic Ghost Rider. Letzterer wurde extra für diese Geschichten erfunden und scheint so beliebt zu sein, dass er auch in zukünftigen Publikationen vorkommen wird. Er ist ein Badass mit einem lockeren Mundwerk, der eine sehr bewegte Geschichte hat und zeitweise ein wenig resigniert wirkt. Ihn umgibt der Hauch des Zynismus. Damit reiht er sich gut in die Riege moderner Antihelden ein, wie Deadpool, The Punisher oder bereits bekannte Ghost Rider.

Thanos in seinen verschiedenen Inkarnationen hat in diesem Comic unterschiedliche Rollen. König Thanos und der aktuelle Thanos unterscheiden sich nur marginal, schaffen durch diese kleinen Unterschiede aber interessante Reibereien. Es ist niemals ganz klar, ob der ältere Thanos weiser geworden ist oder noch verblendeter. Der Baby-Thanos wird als Witzfigur etabliert, auf welche Brutalität und Mord eine ungeheure Faszination ausüben, die aber sonst ganz unschuldig wirkt. Das trägt zum humorvollen Charakter der zweiten Geschichte bei.

Dazu gibt es Cameos von bekannten Figuren aus dem kosmischen und zeitreisenden Portfolio von Marvel. Jede Figur, die spontan eingeführt wird, wirkt aber in sich stimmig und bekommt gleich im Anschluss eine passende Hintergrundgeschichte.

Zeichenstil

Die Bilder sind recht detailliert und legen den Fokus auf eine möglichst düstere Darstellung von Action, Brutalitäten oder verwüsteten Landschaften. Jede Figur hat ihren ganz eigenen Charakter, der durch die Zeichnungen deutlich wird. Oftmals stören aber die viel zu kleinen Köpfe auf viel zu großen Körpern, die unverhältnismäßig aussehen. Ein Großteil der Wirkung wird über die Perspektive erzeugt. Dazu wird noch viel mit Soundwörtern gearbeitet, was mir hier weniger zugesagt hat. Der Ghost Rider-Teil ist etwas cartoonhafter als die andere Geschichte. Dies unterstreicht, dass diese Geschichte nicht ganz so ernst zu nehmen ist.

Die Kolorierung ist äußerst bunt und durchweg mit dunklen Kontrasten durchsetzt. Das erzeugt einen grellen Stil, der für ein Weltraum-Abenteuer wie dieses passend ist.

Erscheinungsbild

Der Band ist nicht zu dick, aber hat schon ein ordentliches Gewicht. Dadurch ist es schwer, das Buch in der Hand zu halten und führt leicht zu Problemen. Mir ist es so passiert, dass der Band schnell eine Delle im Softcover-Einband bekommen hat. Es wäre ohne weiteres möglich gewesen, ihn in zwei Bände zu teilen, denn die Geschichten haben trotz der gemeinsamen Charaktere deutliche Unterschiede im Ton. Der Druck und die Papierqualität sind aber wie immer mustergültig. Das Cover erzeugt die richtige Atomsphäre irgendwo zwischen Metal-Album und Splattermovie.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autoren: Donny Cates, Kieron Gillen
  • Zeichner: Geoff Shaw, Dylan Burnett
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 284
  • Preis: 27 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon, Panini Comics

 

Fazit

Thanos ist ein Titan. Das trifft sowohl auf seine Heimat als auch auf diesen Megaband zu. Man bekommt eine wendungsreiche Geschichte darüber, wie die Welt aussieht, wenn Thanos letztendlich alle Helden besiegt hat. Eine weitere Geschichte handelt von einem bisher unbekannten Charakter: dem Cosmic Ghost Rider, der versucht, Thanos selbst aufzuziehen. Die zweite ist deutlich humorvoller als die erste. Auf ihre Weise abgedreht sind aber beide Handlungen. Beide Geschichten funktionieren am besten, wenn man sich schon etwas im Marvel-Universum auskennt. Wer diese Art von Erzählung zu schätzen weiß, bekommt hier sehr unterhaltsame What-If-Stories aufgetischt. Wer aber von zu viel Brutalität, Grausamkeit oder abstrusen Wendungen abgeschreckt wird, sollte hiervon die Finger lassen.

mit Tendenz nach oben

 

Artikelbild: Panini Comics, Bearbeitet von Verena Bach
Dieses Produkt wurde privat finanziert.

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