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Das Jahr 2019 war nicht das Beste für große Cons, und so hatte auch das Epic Empires mit allerlei Widrigkeiten zu kämpfen. Doch ein erprobtes Team bringt nichts so leicht aus der Fassung, und es gab wieder allerlei zu erleben.

Viele Veranstalter von LARPs plagt wieder ein Thema, welches eigentlich als überwunden galt: Kritische Anwohner oder Gemeinden sowie Probleme mit den Vermietern. Dazu gesellte sich dann auch noch eine gar garstige Natur, die in einem Fall, dem Broken Crown, sogar zum Abbruch der Con führte. Auch das Epic Empires sollte leider nicht verschont bleiben.

Spießertum in drei Akten

Doch trotz erneuter Widrigkeiten fand das Epic Empires als dritte große Sommercon statt, wenngleich auch etwas spießiger als sonst.

1. Akt – Spießige Natur

Bereits seit Jahren gelten strenge Naturschutzvorschriften auf dem beliebten Utopion in Bexbach. Im letzten Jahr wurden die Auflagen nochmals verschärft. Doch Spieler*innen und Orga trotzten auch diesen Hindernissen.

2019 sollte nicht einfacher werden, denn es stellte sich heraus, dass der Termin des Epic Empires just in die Brutzeit des Neuntöters fiel. Ein Vogel, der eigentlich ganz gut zum Epic passt, spießt er doch seine Beute (kleine Insekten) auf spitzen Ästen auf, um sie für später auf zu bewahren. Doch auch wenn es eine harmonische Beziehung hätte werden können, der Vogel will beim Brüten seine Ruhe. Also musste das Epic Empires verschoben werden, und damit waren die Urlaubspläne vieler Teilnehmer*innen obsolet und das beliebte Tripel (also DrachenFest, ConQuest und Epic Empires) nicht ohne Unterbrechung möglich.

2. Akt – Spießiges Umfeld

Als LARP-Orga hat man es nicht immer leicht. Ganz besonders, wenn im Umfeld der Location LARP-Skeptiker leben. Wie auch in Walbeck, wo unter anderem das Broken Crown und das Zeit der Legenden ihre Heimat haben, gibt es in mehr oder minder direkter Nachbarschaft zum Utopion, den ein oder andren Zeitgenossen, der durch Veranstaltungen wie LARPs seine idyllische Ruhe in Gefahr sieht und daher alle möglichen Wege nutzt, um solche Events für sich erträglich zu machen oder gleich ganz zu verhindern.

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Zu den Auflagen aus dem letzten Jahr kamen dieses Jahr noch einige mehr. Pyrotechnik war ausschließlich in T1 und P1 erlaubt und auch nur, wenn sie nicht laut war. Böller waren damit raus. Auch der Aufbau einer Musikanlage, zum Beispiel für die beliebte Party am Frühanreisetag oder sonstige Effekte, war ebenfalls nicht mehr gestattet. Auf dem Parkplatz wurde akribisch auf die Parksituation geachtet, damit niemand in die Versuchung kam, woanders als auf den ausgewiesenen Parkflächen zu parken.

Auch der SPD-Ortsverband ließ sich eine Begehung der Veranstaltung nicht entgehen, und ein paar wenige, mehr oder minder unauffällige Zuschauer folgten begeistert der Endschlacht. Tatsächlich, so konnte man vernehmen, war der Großteil der Bürger und auch der SPD von Konzept und Umsetzung des Epic Empires durchaus angetan und stehen der beliebten Con wohl positiv gegenüber. Ein paar Skeptiker bleiben jedoch, vermutlich ob der direkten Nähe ihrer Wohnungen zum Gelände selbst. Die abstrusen Ansichten, wie man würde sich hier „an der Schöpfung versündigen“, dürften wohl bei wenigen anderen Bexbachern verfangen. Besonders wenn man bedenkt, dass die Bewirtschaftung des Geländes auch zu dessen Erhalt beiträgt und die zahlreichen Cons einen nicht unerheblichen Faktor für die lokale Wirtschaft darstellen.

3. Akt – Spießige Teilnehmer

Apropos spießig. Das war auch in anderer Hinsicht wohl ein Begriff, der das diesjährige Epic Empires prägte. Spieße, also aus GFK mit einer Schaumstoffummantelung, waren dieses Jahr der heiße Scheiß! War in der Vergangenheit vor allem das Pilgerlager für seine berühmt-berüchtigten Spießhaufen bekannt, konnte man jene dieses Jahr auch verstärkt im Lager des Königs und im Imperium antreffen.

Dabei sind Spieße an sich nichts Neues für viele Lager und Konzepte und eine schöne LARP-Waffe. Doch Spießhaufen waren dieses Jahr der neue Schildwall: Statisch und selbst auf dem Epic Empires mit den meisten LARP-Kampftechniken nicht wirklich toll bespielbar.

Spießgesellen © Del-Ink

Tag des offenen Tores

Ein wichtiger Bestandteil des Epic Empires sind die Wehranlagen, die unterschiedlich stark bespielbar sind und ein „echtes“ Erobern zulassen. Jahr für Jahr arbeiten die Lager hier an Verbesserung in Optik und Bespielbarkeit und bauen absichtliche Fehlkonstruktionen ein, um zur Erstürmung oder leisen Erkletterung einzuladen. Exemplarisch sollen hier zwei Konzepte hervorgehoben werden: Das Lager des Lichts oder auch die Luxuniter, denen an dieser Stelle ganz herzlich zur B-Note gratuliert werden darf, haben sich für den Tag des offenen Tores entschieden.

Nachdem im letzten Jahr die Palisade durch die Orks „niedergebrannt“ wurde, entschied man sich folgerichtig dieses Jahr für ein großartiges Provisorium aus Teilen der alten Barrikade und spanischen Reitern, die man einfach zur Seite stellen konnte. Das lud geradezu Tag und Nacht zu spannenden Angriffen ein. Nach umfangreicher Kritik hat auch die Antike nochmal an ihrem Palisadenkonzept gefeilt. Dazu gehörte neben diversen Einstiegsmöglichkeiten auch ein Plan am Fuße des Lagerhügels, auf dem Möglichkeiten zur Erstürmung eingezeichnet waren. Mehr Entgegenkommen war fast schon nicht möglich. Aber auch die anderen Lager ließen sich hier nicht lumpen, und das Lager der Horden des Chaos ließ sein Tor quasi immer offen.

Wo bitte geht es zum Plot?

Das Epic Empires hat nur Schlachten und keine Hintergrundwelt oder Plot? Mitnichten! Dieses Gerücht hält sich seit Jahren hartnäckig. Der Fokus des Epic Empires liegt natürlich auf Schlachten, das ist auch das hervorgehobene Merkmal. Doch auch spannende Geschichten finden ihren Platz auf der Con. Sowohl schreiben Teilnehmer*innen und ganze Lager füreinander kleine und große Abenteuer, als auch liefert die Orga eine Hintergrundwelt, die zu erkunden sich lohnt.

Hier fliegen gleich die Löcher aus dem Käse… © Del-Ink

Immerhin agieren hier verschiedene Mächte gegeneinander und nutzen die Lager und ihre Streiter allzu offensichtlich als Spielball. Wer dem auf den Grund gehen und vielleicht sogar das Schicksal der Welt ändern möchte, kann sich über alle Con-Tage auch damit beschäftigen. Dieses Epic Empires drehte sich zum großen Teil um die mysteriösen Lesath und das Kind, das eine von ihnen in diese Welt setzte, aber auch um Schattenwesen und ihre geheimnisvollen Meister, deren Absichten tief im Verborgenen liegen. Es war also genug zu tun. Sicher ein Grund, warum sich dieses Jahr überdurchschnittlich viele Monsterjäger in der Stadt eingefunden haben.

Wo wir gerade bei der Stadt sind: Diese wird mehr und mehr Teil der Kämpfe und bekam neben einer eigenen Miliz auch eine Kampfzone. Prompt fühlte sich fast jedes Lager berufen, die Stadt einmal zu besetzen oder zumindest Anspruch auf sie zu erheben. Dies brachte gefühlt einiges an Mehrwert und viel Spaß in und um die Stadt.

Mehr Sicherheit

Ein anderes Gerücht besagt, dass Kämpfe auf dem Epic Empires wesentlich unsicherer seien als auf anderen Cons. In der persönlichen Erfahrung zeigt sich jedoch ein anderes Bild, und die Kämpfe sind meistens sogar sicherer als auf anderen Cons. Das liegt zweifellos auch daran, dass Sicherheit eine große Rolle spielt, denn die Verantwortung für sich selbst und andere Teilnehmer*innen wird hier stets stark in den Vordergrund gerückt. Dazu gehört, dass viele Lager eigene Codewörter haben, um Spieler*innen jederzeit einen Ausstieg aus einer Spielszene zu ermöglichen, ohne gleich OT zu gehen. Das senkt die Hemmschwelle deutlich.

Um dies nun auf alle Lager zu erweitern, hat die Orga ein eigenes Codewort für die ganze Con ausgegeben, nämlich die Phrase „wirklich, wirklich, wirklich“, eingebaut in einen passenden Satz, zum Beispiel: „Das ist mir jetzt wirklich, wirklich, wirklich zu hart.“ So gab es erstmals die Möglichkeit, sich auf der ganzen Con aus Szenen herauszunehmen. Das Epic Empires folgt damit Wyvern, die mit „Oh, Mutter“ in den letzten Jahren bereits eine ähnliche Regelung etabliert hatten.

Darüber hinaus schloss sich das Epic Empires auch der Kampagne „Hier geht niemand K.O.“ an. Mit einer Erläuterung bei den SL-Ansprachen zur Thematik K.O.-Tropfen im LARP und dem Hinweis, wo man Hilfe finden könnte, wurden Teilnehmer*innen auch für dieses Thema sensibilisiert.

Fazit

2019 wurde nochmal eine Schippe an Widrigkeiten für das Epic Empires draufgelegt. Doch von Stress war bei der Orga, zumindest von außen betrachtet, nichts zu spüren. Fast schon gleichmütig nahm man hier die Neuerungen hin. Jenseits dessen bot das Epic Empires wieder viel zu erleben, seien es zahlreiche Schlachten, abenteuerliche nächtliche Überfälle oder spannende Geschichten rund um die Welt und ihre Besucher. Die Verschiebung führte zu etwas weniger Teilnehmern, was man vor allen in der großen Endschlacht sah, aber das tat dem Spaß keinen Abbruch.

Wer auf Konzeptlager steht, gerne kämpft und nicht die ganz großen Schlachten und eine unüberschaubare Fülle an Plot braucht, ist hier genau richtig aufgehoben. Aber auch für alle anderen gilt, was für jede der drei Großcons gilt: Einmal besuchen ist fast schon Pflicht!

Fotografien: Del-Ink / Fotografie

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