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Etwas regt sich tief unter der Welt der Lebenden. Horden von Wesen aus Knochen, zusammengefügt in scheinbarem Wahnsinn, unaufhaltsam in ihrem Vormarsch. Die Ossiarch Bonereapers sind die neueste Age of Sigmar-Fraktion. Wir marschieren mit und schauen uns an, ob der Kampf für Nagash lohnt.

Egal wie gut oder schlecht Warhammer-Fans den Umschwung von der alten Welt zu Age of Sigmar fanden, so sind sie sich zumindest in einer Sache einig: Über einen Mangel an neuen Fraktionen kann man sich bei dem Fantasy-Tabletop wirklich nicht beschweren. Mit den Ossiarch Bonereapers betritt sogar schon die zweite neue Death-Fraktion die Bühne und reiht sich damit gut in die bestehenden Konzepte ein.

Wir haben uns für euch das neue Battletome angesehen und möchten in diesem Bericht vor allem den Hintergrund und die grundsätzliche Funktion der Armee beschreiben. In einem weiteren Beitrag werden wir uns alle Einheiten mit ihren Vor- und Nachteilen dann nochmals genauer anschauen, das würde hier den Rahmen sprengen.

Der Tribut wird erhoben – Der Hintergrund

Auch wenn sie alle Nagash, dem Gott des Todes, dienen, erfüllen die unterschiedlichen Fraktionen der Untoten unterschiedliche Aufgaben. Die Legions of Nagash sind beispielsweise der endlose Heerwurm, der alles unter sich begräbt. Die Nighthaunt, die wiederum mit der zweiten Startbox hinzukamen, sind eher Schocktruppen. Die Ossiarch Bonereapers stellen nun eine elitäre Streitmacht dar, ein Gegenentwurf zu den Stormcast Eternals Sigmars.

Nagash kann auch eine Ossiarch Bonereapers Armee anführen
Nagash kann auch eine Ossiarch Bonereapers Armee anführen

Wo es sonst bei den Nekromanten Nagashs üblich ist Körper oder Seelen zu erheben, werden die Ossiarch Bonereapers gezielt zusammengesetzt. Dies betrifft nicht nur die Körper, sondern auch die Seelen der Kämpfer. Der Verstand der Kavallerie wird so zum Beispiel aus denen von Mördern, Richtern und Soldaten zusammengefügt, um die perfekten Krieger zu erschaffen.

Wenn eine Armee dieser Anhänger Nagashs auf eine Siedlung der Lebenden trifft, wird diese nicht direkt angegriffen. Stattdessen bieten Diplomaten den Lebenden eine verdrehte Art des Vasallentums an. Statt eines Krieges wird den Bewohnern angeboten in regelmäßigen Abständen ein Tribut in Knochen zu leisten, um das Grundmaterial der Ossiarch Bonereapers zu liefern. Mit diesen Knochen werden nicht nur die Legionen erweitert, sondern auch Gebäude und Konstrukte errichtet.

Dieser Handel mag zwar auf den ersten Blick ein Ausweg aus der Misere sein, doch über kurz oder lang wird der Punkt erreicht, an dem der Ort seinen Tribut nicht mehr bezahlen kann.

Dies entspricht auch den Plänen Nagashs und der Ossiarch Bonereapers, dem sogenannten Terminus-Prinzip.

Der Hintergrund ist wieder gut gelungen
Der Hintergrund ist wieder gut gelungen

Denn so sehr auch die Lebenden so lange wie möglich wie Vieh genutzt werden sollen, so ist das endgültige Ziel doch eine Welt, in der nur noch Tote existieren. Die sogenannte Nekrotopie ist das unausweichliche Ideal des Gottes des Todes.

Für seine Elite hat er daher, um diesen Auftrag zu erfüllen, auch einen neuen Mortarchen ausgewählt: Katakros, Mortarch der Nekropolis.

Dieser hat als einer der wenigen Ossiarch Bonereapers seinen eigenen Verstand behalten und fungiert nun als Nagashs oberster General. Das Battletome zeigt dabei seinen kompletten Werdegang, von seiner Zeit als Lebender, dem Weg in den End Times bis zu seiner Wiedergeburt nach dem Necrobeben; ein schöner Abriss.

Insgesamt ist der neue Hintergrund ausgezeichnet gelungen. Über mehr als zwei Dutzend Seiten erhält man einen tiefen Einblick in die neue Fraktion. Darüber hinaus gibt es die typischen, seitenweisen Einheitenbeschreibungen.

Bei all dem wird zwar in der gewohnten Erzählstruktur von Games Workshop eher mit großen Geschützen geschossen, trotzdem hat man nicht das Gefühl ein überdrehtes Werk zu lesen. An vielen Stellen hängt das damit zusammen, dass der Hintergrund sich tatsächlich so liest, als würde man eine Kultur kennenlernen. Eine völlig verdrehte wahnsinnige Kultur, aber eine Kultur.

Eine Legion im Angriff – Die Einheiten

Eine neue Armee geht natürlich nicht ohne neue Einheiten und die Ossiarch Bonereapers kommen mit einer ganzen Menge daher, einige alte Bekannte finden sich jedoch auch in der Armeeliste.

An erster Stelle sei hier natürlich der Herr aller Untoten, Nagash selbst, genannt. Dieser kann genauso wie sein oberster Vertreter, Arkhan the Black, einer Armee hinzugefügt werden. Beide erhalten in diesem Fall das Schlüsselwort Ossiarch Bonereapers.

Ebenfalls schon bekannt sind die vom Herrn der Untoten geschaffenen Konstrukte, Morghast Archai und Morghast Harbinger, die auch hier als überschwere Schocktruppen fungieren können. Auffällig ist wie gut sich der Stil dieser älteren Modelle in die neue Armeekonzeption einfügt.

Die Mortek Guard ist das Rückgrat der Armee
Die Mortek Guard ist das Rückgrat der Armee

Bei den Helden gibt es eine ganze Reihe von Modellen zur Auswahl.

An erster Stelle muss hier natürlich wieder Katakros selbst genannt werden. Dieser überragt mit seiner cineastischen Base leicht das Schlachtfeld. Spannend ist die Mechanik, die er in Form seiner Berater mitbringt. Diese gelten nicht als eigene Einheit, sondern geben Katakros eine ganze Reihe Sonderregeln. Mit Verwundungen verschwinden diese Berater jedoch Stück für Stück und damit auch die Fähigkeiten, gleichzeitig steigern sich Katakros Kampfwerte.

Der Mortek Crawler ist das neue gigantische Katapult
Der Mortek Crawler ist das neue gigantische Katapult

Neben dem Mortarchen selbst findet sich ganze vier Zauberer unter den Helden. Diese unterscheiden sich in ihrem Aufgabengebiet jedoch stark, ist der Mortisan Boneshaper beispielsweise in der Lage verletzte Einheiten zu heilen, während der Mortisan Soulmason Einheiten gestatten kann Trefferwürfe von Eins zu wiederholen.

Neben den Zauberern gibt es noch zwei Kavalleriehelden, den Liege-Kavalos und als besonderes Charaktermodell den Arch-Kavalos Zandtos. Beide können im Nahkampf kräftig austeilen und Einheiten in der Umgebung zusätzliche Attacken ermöglichen. Das besondere Charaktermodell bietet leicht bessere Werte und verstärkt durch seinen Hass auf alle Lebenden befreundete Einheiten noch mehr.

Zwei verschiedene Linientruppen stehen den Ossiarch Bonereapers zur Verfügung, Kavalos Deathriders und Mortek Guard. Erstere ist Schockkavallerie, letztere Linieninfanterie. Beiden ist dabei gemein, dass sie unglaublich zäh sind und gleichzeitig Schaden verursachen.

Als schwerere Konstrukte fallen als erstes die Immortis Guard und die Necropolis Stalker ins Auge, die beide aus dem gleichen Set gebaut werden können. Die Immortis Guard schützt dabei Charaktermodelle in der Nähe als überschwere Leibwachen, die Necropolis Stalker wiederum können sich in jeder Nahkampfphase für einen von vier Stilen entscheiden, um beispielsweise Treffer- oder Verwundungswürfe zu wiederholen.

Eine ganze Reihe Charaktermodelle steht zur Auswahl
Eine ganze Reihe Charaktermodelle steht zur Auswahl

Der Gothizzar Harvester ist eine Art Golem, der über das Feld wankt und Leichen einsammelt, um mit diesen direkt noch im Gefecht umstehende Ossiarch Bonereaper wiederherzustellen. Dabei ist es nicht relevant, ob es sich um gefallene Feinde oder eigene Truppen handelt. So kann es durchaus nützlich sein ein solches Modell hinter der eigenen Nahkampfeinheit zu positionieren, damit diese konstant bei Kräften bleibt.

Mit dem Mortek Crawler kehrt das gute alte Schädelkatapult zurück, das aber anscheinend seine letzten Jahre in der Muckibude verbracht hat. Das neue Modell ist nicht nur sehr groß, sondern verschießt auch unterschiedliche Munitionstypen mit gewaltiger Kraft.

Zuletzt hat auch diese Armee, wie nahezu alle Neuerscheinungen, ein eigenes Gebäude mit dabei, den Bone-Tithe Nexus. Dieser kostet beim Einsatz keine Punkte und bestraft mit seinen Fähigkeiten eine feindliche Einheit, erschwert beispielsweise Zaubersprüche oder verlangsamt sie.

Katakros befehligt von seinem eigenen Kommandohügel
Katakros befehligt von seinem eigenen Kommandohügel

Der Detailgrad der neuen Einheiten ist unglaublich hoch, sei es bei der Infanterie oder auch größeren Modellen. Toll sind vor allem kleine Anspielungen und wiederkehrende Elemente. So finden sich auf vielen Modellen Krähen, die den Leichenzug begleiten. Ein besonderer Augenschmaus ist an der Seite des Gothizzar Harvesters zu sehen, dessen unzähligen Hände Knochen vom Feld auflesen. Eine der Hände hält einen Helm der Stormcast Eternals, während eine weitere Hand diesen Helm als ungeeignet ablehnt.

Alle Einheiten in der Armee verbindet ein klarer Stil.

Knochen sind an nahezu allen Stellen offensichtlich geformtes Material, das seiner ursprünglichen Form entrissen wurde. Daraus entstehen sowohl organische Formen, als auch Auswüchse, wo keine sein sollten. Kombiniert wird dies mit einem pseudoasiatischen Stil, der sich in den Waffen- und Rüstungsformen widerspiegelt. Ob man dieses Design dann mag muss sich jeder selber überlegen, man bekommt aber definitiv etwas Neues geboten, was sich optisch angenehm von bestehenden Konzepten abhebt.

Taktische Genies – Armeeweite Fähigkeiten und Sonderregeln

Auch in den armeeweiten Fähigkeiten zeigt sich der Elite-Status dieser neuen Fraktion. Die gesamte Streitmacht ist immun gegen jede Art von Kampfschocktests und ignoriert in der Nähe von Helden oder Hekatos, den Einheitenanführern oder Eliteeinheiten, bei Sechsen Verwundungen und tödliche Verwundungen.

Die Befehlsstruktur innerhalb der Armee ist klar geregelt
Die Befehlsstruktur innerhalb der Armee ist klar geregelt

Zusätzlich generieren Ossiarch Bonereapers-Armeen keine Befehlspunkte, sondern Unerbittliche-Disziplin-Punkte. Diese werden in deutlich größerer Zahl generiert, können jedoch nicht von Runde zu Runde aufaddiert werden.

Stattdessen besitzen, neben den Helden, eine Vielzahl von Einheiten Fähigkeiten, die mit diesen Punkten aktiviert werden können. So kann die Kavallerie ihre Feinde überrennen oder die Infanterie ihre Schildreihe schließen, um Schutzwürfe zu wiederholen.

Insgesamt unterstützt diese Konzeption das Gefühl eine taktisch eingespielte Streitmacht zu nutzen, die schnell und effizient auf ihren Gegner reagiert.

Wie alle neueren Battletomes bietet auch dieses natürlich unterschiedliche Armeeausrichtungen, hier Legionen genannt. Die Null-Myriaden sind beispielsweise widerstandsfähiger gegen Magie, die Krematorianer explodieren potentiell im Nahkampf.

All diese Legionen und die natürlich vorhandenen Zaubersprüche, Artefakte, Generalseigenschaften und Batallionsschriftrollen würden in einer Einzelbetrachtung hier zu viel sein, weswegen wir diese allumfassend in dem schon erwähnten weiteren Bericht beleuchten werden.

Eine Zeitleiste gibt die Ereignisse wieder.
Eine Zeitleiste gibt die Ereignisse wieder.

Zusammenfassen lässt sich jedoch, dass die Ossiarch Bonereapers auch auf dem Schlachtfeld eher eine kleinere Armee bilden, als dies andere Death-Fraktionen tun. Man kann zwar auch größere Blöcke aus Infanterie spielen, wahrscheinlicher ist aber, dass man die gute Auswahl an größeren Modellen nutzt. Dies führt zu elitäreren Armeen, die potentiell sowohl etwas günstiger in der Anschaffung sind, als auch sich einfacher überschauen lassen. Gleichzeitig tut in einem solchen Fall natürlich jeder Verlust mehr weh, was die unterschiedlichen Wiederbelebungsfähigkeiten noch wertvoller macht.

Die Armee ist dabei primär auf den Nahkampf ausgelegt, bis auf das Katapult und einige Charaktermodelle verfügt die gesamte Armee über keine Fernkampfattacken. Da viele der Einheiten, abseits der Kavallerie, recht langsam sind, muss man hier geschickt taktieren, um nicht leicht ausmanövriert zu werden. Somit erhält man hier eine kampfkräftige Armee, die aber nicht unbesiegbar wirkt – ein solider Balancing-Ansatz.

Tief im untoten Reich – Das Battletome

Mit 112 Seiten fällt das neue Battletome recht umfangreich aus. Der Druck ist von gewohnt hoher Qualität, die Übersetzung ist an den meisten Stellen ausgezeichnet, nur auf einer Seite ist uns dabei ein Fehler aufgefallen. Positiv hervorheben kann man weiterhin die vielen neuen Artworks, die die Seiten schmücken. Im Hintergrundteil findet man zwar einige alte Bekannte, diese fügen sich aber ebenfalls gut in den Stil ein.

Wie so oft bei Age of Sigmar-Büchern ist der eigentliche Regelteil mit knapp 40 Seiten relativ kompakt, es bleibt viel Platz für Bilder und Hintergründe. Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass nicht alle Legionen Modellabbildungen innerhalb des Bildteils haben. Zwar finden sich einzelne Malhinweise, aber nicht von allen ganze Figurendarstellungen. Sehr schade, vor allem da entsprechende Bilder im Zuge der Teaser auf der Warhammer-Community Seite gezeigt wurden.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Preis: 32,50 EUR
  • Bezugsquelle: Games Workshop

 

Der neue Sheriff in der Stadt? – Ein Fazit

Mit den Ossiarch Bonereapers bekommt die Death-Fraktion eine neue Ausrichtung, die man grundsätzlich nur gutheißen kann. Zugegeben, wie bei vielen Age of Sigmar-Armeen werden die Meinungen zum Stil auseinandergehen, trotzdem hat man hier eine Armee, die sich nicht anfühlt wie eine Bekannte und auch nicht so aussieht. Wenn man sowieso überlegt hatte eine Fraktion Nagashs zu spielen, sich für die ungewöhnliche Optik erwärmen kann und keine Massenarmee möchte, könnte man hier eine passende Fraktion finden. Das neue Battletome bietet zumindest einen tollen Einstieg mit nur minimalen Abstrichen.

Artikelbild: © Games Workshop, Bearbeitet von Verena Bach, Fotografien: Markus Kastell
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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