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Infanterie mit schweren Waffen, ein Nahkampf-Dreadnought, der es in sich hat und ein neues Modell für den Primaris Lieutenant. Einsatzverband Agastus ist gelandet und bringt eine Reihe neuer Figuren mit sich. Was die neuen Truppen können und ob sich eine Anschaffung lohnt, besprechen wir in folgendem Artikel.

In der neuen Strike Force Box bringt Games Workshop Verstärkung für die Primaris Space Marines ins Spiel. Neben Infanterietruppen mit schweren Waffen und hoher Reichweite betritt auch erstmal der Brutalis Dreadnought das Schlachtfeld. Angeführt wird der Einsatzverband von einem Primaris Lieutenant, der regeltechnisch keine große Neuerung darstellt, doch als Modell endlich mehr bietet als eine einzige Pose und eine eingeschränkte Waffenauswahl.

Strike Force Incoming – Der Inhalt der Box

Der Einsatzverband Agastus enthält insgesamt 17 Modelle, die darauf brennen, sich den Feinden des Imperiums im dunklen 41. Jahrhundert des Warhammer 40k-Universums entgegenzustellen. Neben einem Primaris Lieutenant als HQ-Einheit und einem Fünfer-Trupp schwerer Intercessoren als Standardtruppen finden sich zwei Einheiten der neuen Desolatoren und der klingenbewährte Brutalis Dreadnought. Die beigelegten Ultramarine Transfer Sheets legen zwar nahe, die Einheiten den Ultramarines zuzuordnen, jedoch lassen sich die Modelle gut in allen Space Marine Orden unterbringen. Ergänzt wird die Box durch die Bauanleitung und ein kleines Heft, welches in die Hintergrundgeschichte des Einsatzverbandes Agastus einführt und die Datenblätter der Einheiten beinhaltet.

Mit den Desolatoren schließt Games Workshop die nächste Lücke in der Primaris-Reihe. Auch wenn der Eradikatorentrupp mit den Melterwaffen schon vorher schwere Geschütze für Primaris Infanterie bereithielt, sind die Desolatoren mit ihrer langen Reichweite erstmals ein adäquater Ersatz für die Devestatoren der First-Born Space Marines.

Theoretisch lässt sich aus einer HQ-Einheit, einem Standardtrupp, einem Elitemodell und zwei Unterstützungseinheiten eine Kampfpatrouille in Schlachtordnung zusammenstellen. Es bleibt allerdings fraglich, wie erfolgreich sich diese im kompetitiven Spiel durchsetzt. Für die aktuellen Enteraktionen (den Hintergrundband haben wir in der Rezension: Archen des Omens – Abaddon besprochen) ist er nicht geeignet, bietet aber eine gute Ergänzung zu einer bestehenden Armee.

Der ehrwürdige Bruder Agastus – Die Hintergrundgeschichte

Die Box enthält eigentlich keine zusätzlichen Missionen. Trotzdem liefert Games Workshop zum Einsatzverband eine kleine Hintergrundgeschichte für die Freunde des Fluffs mit. Wer diese gerne selbst lesen möchte, überspringt den nächsten Teil am besten.

Einsatzverband Agastus – Hintergrundgeschichte

Das Tarmoth-System ist mit seinen vier bewohnten Planeten ein durchaus schlagkräftiger Stützpunkt des Imperiums. Trotzdem kann der schieren Übermacht an orkischen Truppen, die eines Tages mit ihren Space Hulks im System auftauchen, wenig entgegensetzen.

Schnell ist die erste Welt gefallen und die Orks wenden sich dem Planeten Kalamor zu. Die für Menschen lebensfeindliche, für Pilzkulturen allerdings äußerst ertragreiche Agrarwelt scheint für die Orks recht heimelig. Schnell ist auch dieser Planet mit den mordenden und alles niederbrennenden Orks bevölkert, die Schneisen der Verwüstung hinter sich lassen.

Doch die Hilferufe des Systems bleiben nicht ungehört. Eine Allianz aus Space Wolves und Ultramarines landet an unterschiedlichen Stellen des Planeten, um mit präzisen Schlägen die Orks zu dezimieren und letztendlich zu besiegen. Eine der Einsatztruppen ist der Einsatzverband Agastus.

Angeführt wird der Einsatzverband nominell von Lieutenant Titus. Aus Respekt und Ehrfurcht vor seinem ehemaligen Mentor und Ordenspriester überlässt Titus das Kommando jedoch dem Namensgeber des Einsatzverbandes, Bruder Agastus, der nach einem Angriff der Aeldari dem Imperator nun im stählernen Körper eines Brutalis Dreadnoughts dient. Mithilfe des Desolatorentrupps bringt Einsatzverband Agastus in gezielten Missionen Tod und Vernichtung über die orkischen Truppen. Unterstützt werden sie dabei von einem Trupp schwerer Intercessoren, die immer wieder den Rückzug decken.

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In Nomine Imperatoris – Die Modelle auf dem Schlachtfeld

Anführer des Einsatzverbandes: Der Primaris Lieutenant

Primaris Lieutenant

Ein wenig für Verwirrung sorgen die Punktekosten des Primaris Lieutenants in der Agastus-Box. Während er eigentlich mit 65 Punkten inklusive der regulären Waffenoptionen im Munitorum-Feldhandbuch zu finden ist, wird er auf dem Datenblatt mit 70 Punkten plus Ausrüstung eingepreist. Games Workshop hat dafür inzwischen ein Update nachgereicht, welches auf das Feldhandbuch verweist.

Ansonsten sorgt der Lieutenant, wie bisher, neben einer guten Auswahl an Pistolen und Boltern auch für ein Wiederholen von gewürfelten Einsen bei Verwundungswürfen befreundeter Einheiten in sechs Zoll Umkreis. Fünf Lebenspunkte und ein Widerstandswert von fünf halten ihn zudem eine gewisse Weile am Leben.

Die schweren Intercessoren halten gut zentrale Missionsziele

Schwere Intercessoren

Mit ihrer Gravisrüstung und den schweren Boltgewehren sind die schweren Intercessoren nicht nur wesentlich stabiler, sondern auch schlagkräftiger als die regulären Brüder. Mit fünf Zoll Bewegungsreichweite sind sie zwar etwas langsamer, jedoch sorgen der erhöhte Widerstand von fünf und drei Trefferpunkte dafür, dass sie mehr einstecken können. Eine Auswahl an schweren Boltern und Boltergewehren liefert die nötige Feuerkraft. Mit den unterschiedlichen Stärke fünf Boltern hat man entweder die Wahl, den Trupp mit vielen Attacken und niedriger Durchschlag oder wenigen Attacken und hohem Durchschlag auszustatten. Der Trupp ist also gut geeignet, um in Situationen eingesetzt zu werden, wo Widerstandsfähigkeit und Feuerkraft von Vorteil sind, wie beispielsweise beim Halten eines zentralen Missionsmarkers. Ob sich mit 23 Punkten die fünf Punkte Aufschlag gegenüber regulären Intercessoren für mehr Feuerkraft und Widerstand und weniger Beweglichkeit lohnen, kommt auf den eigenen Spielstil an.

Desolatortrupp

Der Desolatortrupp bringt eine echte Alternative zu den Devestatorentrupps der First-Born Marines auf das Spielfeld. Ausgerüstet sind die Marines, neben Boltpistolen und Spreng- und Fragmentgranaten, mit einem Kastellanwerfer und wahlweise Minax-Sprengraketenwerfer oder Fragmentraketenwerfer. Der Kastellanwerfer ermöglicht indirektes Feuern ohne Sichtlinie, was bei ein bis drei Schüssen und einem Punkt Schaden jedoch eher für leichte Infanterie geeignet ist. Bei der Wahl zwischen Fragment- und Sprengraketenwerfer steht die Entscheidung zwischen hoher Schussanzahl und geringerem Schaden und geringer Schusszahl und höherem Schaden an. Der Fragmentraketenwerfer teilt vier bis sechs Schüsse aus, die bei einem Punkt Schaden jedoch ebenfalls vordergründig auf leichte Infanterie ausgerichtet sind. Die Sprengraketenwerfer haben zwar nur einen Schuss, richten jedoch bei hoher Stärke und gutem Durchschlag vier bis sechs Schaden an und können für schwere Panzerungen und Fahrzeuge recht unangenehm werden. Der Sergeant vereint in dem Vengorwerfer, den er neben seinem Kastellanwerfer führt, die Vorteile aller drei Waffen. Mit ein bis sechs Schüssen annehmbarer Stärke, zwei Schaden und mit der Fähigkeit ohne Sichtlinie zu Feuern wird es für die Gegner auch in Deckung recht ungemütlich.

Der Desolatortrupp bringt durch seine Reichweite und Feuerkraft die Möglichkeit, das Spielfeld aus der Entfernung zu kontrollieren. Die Wahl zwischen Fragment- und Sprengraketen hängt vom Gegner ab. Gegen leichte Infanterie erzielen die Fragmentraketen wesentlich mehr Treffer. Bei schwerer Infanterie und Fahrzeugen ist eher zu Sprengraketen zu raten. Eine Schwachstelle des Desolatortrupps ist seine Rüstung. Die 35 Punkte teuren Modelle sind lediglich durch eine standard Intercessorenrüstung geschützt. Ihre potenzielle Feuerkraft macht die Einheit schnell zur Zielscheibe, weswegen sie außer Reichweite des Feindes und in Deckung positioniert werden sollte. Sonst fällt die Investition schnell der Gegenseite zum Opfer. Da die Einheit eher hinten steht und nicht sonderlich mobil ist, wird sie wahrscheinlich in vielen Armeelisten nur einmal auftauchen.

Der Brutalis Dreadnought ist sowohl im Nahkampf als auch im Fernkampf gefährlich

Brutalis Dreadnought

Der Brutalis Dreadnought ist an das Chassis des Redemptor Dreadnoughts angelehnt. Neben einer höheren Bewegungsreichweite teilt der Brutalis Dreadnought jedoch noch wesentlich mehr Schaden im Nahkampf aus und – das mag verrückt klingen – steht ihm auch im Fernkampf in nichts nach.

An Nahkampfausstattung gibt es die Wahl zwischen zwei Brutalisfäusten, und zwei Brutalisklauen. Die Brutalisfäuste gleichen der Faust des Redemptor Dreadnoughts und tragen außerdem jeweils ein Zwillingsboltgewehre. Mit vier bis sechs Schaden und doppelter Stärke teilen diese auch gut aus. Die Brutalisklaue kann statt der Zwillingsbolter mit zwei Profilen angreifen. Der schwungvolle Hieb verdoppelt die Attackenanzahl, teilt dabei aber nur einen Schaden aus. Der vernichtende Schlag verursacht mit seinen vier bis sechs Schaden zwar nicht mehr als die Fäuste, jedoch dürfen Verwundungswürfe wiederholt werden. Und das tut weh. Zudem trägt der Brutalis Dreadnought noch ein Icarus-Eisenhagel-Zwillingsmaschinengewehr, das bei Flugeinheiten eine eins zum Trefferwurf addiert. Mit seinen acht Schüssen und einem Schaden ist er aber vor allem hervorragend gegen leichte Infanterie nutzbar. Die zwei Multimelter, die statt der zwei zusätzlichen schweren Bolter ausgerüstet werden können, machen den Brutalis Dreadnought auch im Fernkampf gefährlich.

Ausgestattet mit Brutalisklauen und Multimeltern ist der Brutalis Dreadnought eine ernstzunehmende Gefahr auf jedem Schlachtfeld, die so mancher gegnerischen Fraktion einiges an Kopfschmerzen bereiten dürfte. Einzig nachteilig ist jedoch der Preis, da neben den 170 Punkten für die Standardausstattung jeweils fünfzehn Punkte pro Melter hinzukommen.

Die Modelle

Die Modelle selbst kommen in gewohnt hoher Games Workshop-Qualität daher.

Besonders der Gussrahmen der schweren Intercessoren ist sehr übersichtlich gehalten. Beim Dreadnought und den Desolatoren muss man beim Zusammenbau hier und da mal etwas suchen, aber ansonsten sind die Baugruppen recht gut beieinander. Es lassen sich in den vorliegenden Gussrahmen so gut wie keine Grate finden, sodass sich der Zusammenbau ohne große Umschweife beginnen lässt. Abgesehen vom Lieutenant bieten die Gussrahmen alle Möglichkeiten des Baus, die in den Datenblättern angegeben werden.

Der Primaris Lieutenant bietet, im Gegensatz zu den bisherigen Ausfertigungen, die Möglichkeit das Modell durch unterschiedliche Posen und Köpfe zu individualisieren und zahlreiche Waffenoptionen zu nutzen. So enthält der Bausatz eine Energiefaust, ein Energieschwert, einen ausgestreckten Arm für die linke Seite und Bolter, Plasma- und Boltpistole für die rechte. Dazu runden kleine Gimmicks, wie variable Lendenschürze und unterschiedlichen Ausstattungen für seinen Bolter, zum Beispiel ein Zielfernrohr, das Paket ab.

Die schweren Intercessoren enthalten neben den unterschiedlichen Bewaffnungen und kleinen Ausrüstungsboni, wie Reinheitssiegeln und Pistolenholster, Kopfvariationen, die schon so modelliert sind, dass sie weit nach rechts oder links schauen können. Reguläre Köpfe bereiten bei manchen Winkeln durch die Gravisrüstung sonst Schwierigkeiten, sodass auch das ein nettes Gimmick ist. Die unterschiedlichen Boltervariationen werden durch das Einkleben der entsprechenden Magazine deutlich gemacht. Leider fehlt eine Beschreibung, welches Magazin welchem Bolter entspricht, was eventuell auf Turnieren mit WYSIWYG-Regelungen Schwierigkeiten bereiten könnte. Der Aufbau gestaltet sich abgesehen von Armen ebenfalls recht problemlos.

Bei den Desolatoren ist besonders hervorzuheben, wie einfach sich die Munitionsketten einbauen lassen. Die Modelle selbst können jeweils nur eine Pose einnehmen (sind insgesamt aber alle unterschiedlich). Dafür richten sich jedoch Arme, Waffen, Munitionsreservoirs und -ketten fast von alleine aus. Über die Optik selbst gibt es sicherlich unterschiedliche Meinungen, wie die Anzahl an Memes zu den Desolatoren erahnen lässt, aber über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Die Fragmentraketen, die sehr weit vorne am Lauf sitzen, sehen möglicherweise etwas unbalanciert aus. Insgesamt erscheinen mir persönlich die Modelle aber ausgewogen.

Der Einsatzverband Agastus wartet auf die nächste Schlacht

Der Brutalis Dreadnought bietet durch einige bewegliche Teile die Möglichkeit, unterschiedliche Posen einzunehmen. Auch nach dem Zusammenbau bleiben die Arme beweglich. Außerdem lassen sich beispielsweise die Frontgeschütze unterschiedlich ausrichten. Wie beim Redemptor Dreadnought bieten bewegliche Klappen an der Front zudem die Möglichkeit, den Sarcophagus freizulegen. Die einzige Schwierigkeit stellte der Bau der Beine dar, die beim Ausrichten der Beinstellung etwas Fingerspitzengefühl erforderten.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Alter: ab 12 Jahren
  • Preis: 155 €
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, KuTaMi

 

Fazit

Der Einsatzverband Agastus bietet die erste Möglichkeit, an die neuen Desolatoren und den Brutalis Dreadnought zu kommen. Die neuen Desolatoren sind als Unterstützungseinheiten eine gute Ergänzung und finden ihre Nische. Auch der Brutalis Dreadnought braucht sich weder im Nah- noch Fernkampf zu verstecken. Als Einstiegsbox ohne weitere Zukäufe ist der Einsatzverband allerdings nicht geeignet. Zudem wird sich in den meisten bestehenden Armeelisten kein Platz für zwei Desolatorentrupps finden. Auch einen Lieutenant werden viele Spieler*innen bereits besitzen. Ansonsten bringt die Box insgesamt 730 Punkte auf das Spielfeld. Wer seine bestehende Space Marines Armee durch die enthaltenen Modelle ergänzen möchte und tatsächlich für zwei Einheiten Desolatoren Verwendung findet, hat hier die Möglichkeit, mit einer Ersparnis von gut 25 Prozent seine Sammlung zu erweitern.

  • Neue, schlagkräftige Einheiten

  • Modelle in gewohnt hoher Qualität

  • Preisersparnis

 

  • Doppelung bei Desolatoren

  • Für Starter weniger geeignet

 

 

Artikelbilder: © Games Workshop Ltd., © Warhammer Community
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Nina Horbelt
Fotografien: Geoffrey Förste
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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