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Ein neues Mini-PDF für Das Schwarze Auge widmet sich voll und ganz dem Einsatz sozialer Fertigkeiten in der aktuellen Regeledition des deutschen Rollenspielklassikers. Praktische Handreichung oder sinnleerer Datenhaufen? Marc Thorbrügge hat sich die kompakte Spielhilfe angeschaut und das gesellschaftliche Geplänkel begutachtet.

Dass erst vor wenigen Tagen auf dieser Seite ein Artikel zur sozialen Interaktion im Rollenspiel erschien, ist lediglich ein Zufall – ehrlich. Gut, das könnte nun auch eine kleine Lüge sein. Ob ihr sie glaubt oder nicht, ist eurer Einschätzung überlassen. Im Rollenspiel filtert jedoch der Spielleiter eure Eindrücke vor. Deswegen gibt es in fast jedem System Regeln zur sozialen Interaktion und Hinweise, in welchem Zusammenhang diese angewendet werden sollten. Für Das Schwarze Auge ist nun eine kompakte Spielhilfe erschienen, die sich diesem Thema widmet.

Inhalt

Die Mini-PDF, die den schlichten Titel Soziale Interaktion trägt, fasst auf zehn Seiten netto Grundregeln und Fokusregeln zu diesem Thema aus dem Aventurischen Kompendium und den beiden Aventurischen Rüstkammern zusammen.

Soziale Konflikte und Sozialer Wettstreit

Heiß hier, oder?
Heiß hier, oder?

Etwas drastisch wird ein Großteil der sozialen Interaktionen, die im Spiel geschehen können, als soziale Konflikte bezeichnet. Die Spieler möchten etwas erreichen und geraten dadurch in diesem Sinne in einen Konflikt mit einer Meisterperson. Egal, ob es darum geht, sein Gegenüber zu belügen, zu betören oder schlicht zu einer kleinen Gefälligkeit zu überreden – der Spielercharakter taucht in einen sozialen Wettstreit mit der Person ein, die er beeinflussen will.

Der Spieler legt also eine Probe auf das entsprechende Talent ab, die Meisterperson – also der Spielleiter – hält mit Willenskraft dagegen. Je nach Ausmaß des Erfolgs ändert sich die Einstellung der Meisterperson gegenüber dem Spielercharakter. Die Auswirkungen der jeweiligen Stufe lassen sich einer Tabelle entnehmen, dementsprechend also auch, ob das gewünschte Ergebnis erreicht wird. Gleiches gilt auch für die Beeinflussung mehrerer Personen, also zum Beispiel der Beruhigung eines wütenden Mobs.

Übersichtlich und kompakt – aber auch nützlich?

Gespannte Stimmung
Gespannte Stimmung

Um dabei die Übersicht zu behalten, enthält die PDF ein Übersichtsblatt, auf dem anhand von Markern die aktuelle Einstellungsstufe festgehalten werden kann. Das mag etwas überflüssig erscheinen, wenn es darum geht, eine einzelne Meisterperson zu beeinflussen. Bei längeren Verhandlungen, an denen mehrere Meisterpersonen mit unterschiedlichen Einstellungsstufen gegenüber der Heldengruppe oder gar einzelnen Helden gegenüber, ist dieses Blatt allerdings sehr hilfreich.

Die Spielhilfe geht auch auf zwei Problemfelder ein, die beim Ausspielen sozialer Interaktionen generell zum Tragen kommen können. Zum einen sind dies die Situationen, in denen Spielercharaktere durch Meisterpersonen beeinflusst werden, zum anderen sind es soziale Interaktionen zwischen Spielercharakteren, also zum Beispiel wenn ein Krieger seine Gefährten zum Kampf ermutigen will, oder ein Streuner einem seiner Begleiter einen Kredit abschwatzen möchte. Das ist natürlich hochsensibles Terrain, da viele Spieler empfindlich auf solche Beeinflussungen ihres Charakters reagieren. Die Spielhilfe regt deswegen an, solche Situationen im Vorfeld abzusprechen und zu klären, wie damit umgegangen werden sollte. Ein Thema, dass wahrscheinlich auch durch die bald erscheinende Erotik-Spielhilfe Wege der Vereinigungen wichtig werden wird, in der weitere Fokusregeln zum Bezirzen und Verführen enthalten sein werden.

Erscheinungsbild

Das Erscheinungsbild ist einer kurzen Spielhilfe entsprechend kompakt und übersichtlich. Dass hier Illustrationen aus bisherigen Regelbänden noch einmal verwendet werden, ist nachvollziehbar und sollte kein ernsthafter Kritikpunkt sein. Warum allerdings die Darstellung eines turbulenten Scharmützels mit Waffeneinsatz das Deckblatt für eine Spielhilfe stellt, die eben jene Charaktere betrifft, die Konflikte eher mit ihrer flinken Zunge und nicht ihrer scharfen Klinge überstehen würden, bleibt schleierhaft.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Ulisses Spiele
  • Autoren: Alex Spohr
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Deutsch
  • Format: PDF
  • Seitenanzahl: 15
  • ISBN:
  • Preis: 1,99 Euro
  • Bezugsquelle: Ulisses Spiele

 

Fazit

Unterm Strich ist Soziale Interaktion eine brauchbare Mini-PDF, die meinetwegen gerne noch etwas übersichtlicher sein könnte. Es ist zwar schön zu sehen, dass an eine große Zahl von Modifikatoren gedacht wurde, aber gerade dadurch, dass die Werte zwischen ein und drei Punkten schwanken, fragt man sich doch, warum sie dort überhaupt festgehalten sind. Dass jemand, der glücklich vergeben und seinem Partner treu ergeben ist, nicht so leicht zu betören ist, dürfte jeder Spielleiter mit gesundem Menschenverstand bedenken. Zu vermerken, dass so eine Probe dann je nach Spielleiterentscheid bis zu drei Punkte erschwert sein kann, wirkt etwas redundant.

Geschmackssache ist auch die Einbindung von Gegenständen, wie Parfüm, Handspiegel und ähnlichem in den sozialen Konflikt, die einen Bonus auf die entsprechenden Fertigkeiten geben können. Aber gut, auch diese ist optional, wie alle Fokusregeln in der fünften Regeledition von Das Schwarze Auge. Praktisch ist dieses Mini-PDF aber auf jeden Fall für Spielleiter, die ein Abenteuer leiten möchten, in denen es viel um soziale Interaktion geht. Das kommt zwar auch nicht jeden Tag vor, könnte in manchen Spielgruppen aber häufiger vonnöten sein. Soziale Interaktion ist dann ein übersichtlicher Begleiter auf dem Tablet oder Laptop. Gut, das Übersichtsblatt müsste ausgedruckt werden, ist aber dennoch hilfreich in ausufernden sozialen Konflikten.

Artikelbild: © Ulisses Spiele, Bearbeitet von Verena Bach
Dieses Produkt wurde kostenlos als PDF zur Verfügung gestellt.

1 Kommentar

  1. Gerade für Runden und Abenteuern, in denen soziale Interaktionen eine große Rolle spielen, erscheint mir diese Spielhilfe gänzlich ungeeignet. Denn: wenn man alles würfelt, wo bleibt denn das Rollenspiel und der Spaß an ebendieser sozialen Interaktion?

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