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Pen&Paper am virtuellen Spieltisch: Wer nicht (immer) in den Genuss einer „realweltlichen“ Rollenspielrunde kommt, das Spielen jedoch nicht sein lassen mag, dem ist Roll20 mittlerweile ein Begriff. Die Plattform vereint Würfelbot, Visualisierungsgrundlage, Musikplayer und vieles mehr in einem – doch wie lässt sich im digitalen Kontext die richtige Atmosphäre erzeugen?

Das klassische Rezept eines Pen&Paper-Abends setzt sich zusammen aus ein paar Freunden, einem mutmaßlich zu kleinen Tisch voller Regelwerke, Knabberkram und Getränken sowie einer gemütlichen Atmosphäre. Auch Sammlungen bunter Würfel, die alles vom W4 bis zum W100 beinhalten, dürfen keinesfalls fehlen und gern wird auch auf eine musikalische Untermalung zurückgegriffen. Doch immer dann, wenn das Leben Teile einer Rollenspielgruppe in unterschiedliche Gegenden verschlägt, wenn Arbeit und Familie ein Zusammenkommen erschweren oder interessierte Mitspieler für ein System jenseits des Mainstreams fehlen, wird es schwierig mit den benannten Zutaten. Dank den Möglichkeiten des World Wide Webs ist jedoch keinesfalls jemand gezwungen, deshalb Abstand vom Hobby zu nehmen. Kommunikationsplattformen wie Teamspeak und Discord ermöglichen den verbalen Austausch und sogar die Integration von Tools zum Simulieren eines Würfelwurfs. Was fehlt ist der Spieltisch – ein Umstand, dem sich Roll20 seit September 2012 entgegenstellt. Eine Vorstellung der Plattform durch die Teilzeithelden ist Inhalt des Artikels „Der virtuelle Tisch im Internet: Roll20.com“.

Roll20: Die Startseite des Anbieters für den virtuellen online Tabletop für Pen und Paper und Brettspiele.

Das Problem mit der Atmosphäre

Gestik, Mimik, Körpereinsatz – viele Möglichkeiten, eine Situation stimmungsvoll anzupassen, entfallen am virtuellen Spieltisch. Die Mehrkanalität – also das Ansprechen mehrerer Sinne bzw. das Nutzen mehrerer „Kanäle“ zum Vermitteln einer Nachricht oder einer Stimmung – ist stark eingeschränkt. Das macht es hier schwieriger, in das Spiel abzugleiten. Um die Stimmung nicht nur zu retten, sondern aktiv aufrechtzuerhalten, sind zwei Schritte notwendig:

  • Störfaktoren eliminieren bzw. minimieren
  • Atmosphäre aktiv etablieren

 

Nachfolgend werden zuerst die wichtigsten Aspekte zur Bewältigung des ersten Schrittes genannt und sodann Ratschläge erteilt, die die Durchführung des zweiten Schrittes möglich machen. Dieser Artikel beinhaltet demnach keine Anleitung zur Nutzung von Roll20 und den hierin vorzufindenden Optionen – vielmehr definiert er die Basics, die ein atmosphärisches Spielen über die Online-Plattform ermöglichen. Diese sind sowohl technischer, sozialer als auch kreativer Natur.

1. Daten- und Terminpflege

Die meisten Spieler, die Roll20 oder andere Plattformen für sich entdecken, tun dies aus zwei Gründen:

  1. Die eigene Gruppe ist zu weit entfernt oder terminlich zu sehr eingebunden, um regelmäßig spielen zu können oder
  2. das Wunschsystem wird von niemandem in der Nähe gespielt oder geleitet.

 

Daten- und Terminpflege lassen sich online leichter handhaben.

Vor allem der erste Grund bringt bereits das Terminproblem mit sich. Online-Spielrunden bedürfen ebenso wie ihr klassischer Zwilling ein gleiches Verständnis bei Spielern und Leitern von Terminplanung und Termintreue. Damit das regelmäßige Spielen neben Schule, Studium, Arbeit, Familie und anderen Freizeitaktivitäten möglich ist, muss oftmals lange im Voraus eine Planung angegangen werden. Wenn es keinen regelmäßigen Termin gibt (immer montags, alle 14 Tage am Sonntag usw.), bietet es sich an, am Ende der aktuellen Sitzung mit allen Beteiligten einen Termin für das nächste Mal anzuvisieren. An diesen sollte sich nach Möglichkeit auch gehalten werden. Klar kann immer mal etwas dazwischen kommen. Wenn dies der Fall ist, ist eine schnelle Kommunikation sowie das Festlegen eines neuen Termins sinnvoll. Entfallen geplante Termine jedoch ein ums andere Mal oder kommt es zu häufigen Verspätungen und früheren Abbrüchen aufgrund anderer Vorhaben, so ist dies ein Problem, das in der Gruppe angesprochen werden sollte. Vor allem da der Online-Spieltisch für die meisten Nutzer die zweite Wahl des Zusammenkommens ist, sollte hier die Terminierung nicht unnötig erschwert werden. Wie auch beim Spielen jenseits des Internets ist der gegenseitige Respekt vor der Zeit des anderen absolut maßgebend.

2. Licht, Kamera, Action!

Planung und Vorbereitung stellen einen unerlässlichen Schritt für ein spielgerechtes Ambiente und somit zu einer erfolgreichen Online-Runde dar. Leiter und Spieler sollten demnach von technischer Seite her alles vorbereitet haben (dies gilt v. a. für das Headset bzw. die Boxen und das Mikrofon, für den Login bei Roll20 selbst, aber auch für die Funktionalität vom internen Voicechat oder externen Kommunikationsprogrammen wie Teamspeak oder Discord). Auch auf eine stabile Internetleitung sollte, natürlich immer im Rahmen der eigenen Möglichkeiten, geachtet werden (z. B. sollten größere Down- und Uploads auf später verschoben werden). Nur, wenn alle Randbedingungen soweit erfüllt sind, die Spieler pünktlich erscheinen und keine technischen Störungen ein Eintauchen in die Spielwelt erschweren, kann richtig losgelegt werden.

Vor allem vermeidbare Probleme sorgen insofern schnell für Frust, da die übrigen Spieler auf denjenigen warten müssen, der sich hier nicht vorbereitet hat.

3. Sprechzeiten

Am Spieltisch lassen Gestik und Mimik erkennen, wenn jemand etwas sagen oder tun möchte. Diese beiden Indikatoren entfallen selbst dann weitestgehend, wenn die Kamerafunktion im Roll20 von allen Spielern genutzt wird. Immer wieder kommt es zu überschneidenden Aussagen oder gar dazu, dass einem anderen ungeplant ins Wort gefallen wird. Auch fällt die Trennung zwischen dem, was im Spiel gesagt wird, und dem, was der Spieler hinter dem Charakter von sich gibt schwerer.

Aus diesem Grund ist es für ein gelungenes Miteinander unerlässlich, entsprechend hiermit umzugehen. Festgelegte Reihenfolgen in der Handlung können hier ebenso ihre Wirksamkeit entfalten wie eine Abfrage seitens der Spielleitung – „Was tust Du?“, „Möchte noch jemand handeln?“ usw. Grundlegend ist hier gegenseitige Rücksichtnahme.

4. Lose Zettelwirtschaft vs. strukturiertes Archiv

Lose Zettelwirtschaft ist Vergangenheit mit digitalen Handouts.
Eine geordnete Stuktur der Dokumente erleichtert die Übersicht.

Roll20 erlaubt es dem Spielleiter, neben „Characters“ auch sogenannte „Handouts“ zu erstellen. Diese kann er so konfigurieren, dass nur er sie bearbeiten kann, was beispielsweise für allgemeine Informationen nützlich ist oder aber zur Vorstellung von NSC dient, da auch Bilddaten eingepflegt werden können. Der Spielleiter kann diese dann auf den Bildschirmen eines jeden im Spiel befindlichen Spielers öffnen und somit zum passenden Moment einen NSC (oder beispielsweise ein Gebäude, ein Artefakt usw.) vorstellen. Die angelegte Datei bleibt im Roll20 erhalten und kann von den Spielern jederzeit eingesehen werden. Räumt der Spielleiter seinen Spielern den Zugriff auf das Handout ein, können diese nun ihre persönlichen Erfahrungen und Eindrücke zu der Person o. ä. hinterlegen und beliebig modifizieren. Dies ermöglicht es, schnell die nötigen Informationen und auch Bildmaterial zur Hand zu haben. Ein langes Durchblättern von Unterlagen entfällt.

Auch empfiehlt es sich für die Spieler, das Führen eines Tagebuchs obligatorisch zu machen. Es kann entweder jeder in einer eigenen, nicht von den übrigen Spielern einsehbaren Datei arbeiten, oder aber der Spielleiter stellt ein geteiltes Handout zur Verfügung. Er kann so u. a. einen Eindruck über die momentane emotionale Situation der jeweiligen Charaktere gewinnen, ohne die Spieler direkt anzusprechen.

Mit gleicher Sorgfalt sollten die Charakterbögen, die von Roll20 selbst für eine große Auswahl von Systemen angeboten werden und im Spiel hinterlegt und ausgefüllt werden können, gepflegt werden. Veraltete Aufzeichnungen in Sachen Inventar oder Geld waren gestern.

5. Ein Bild für alle Fälle

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Obwohl Pen&Paper-Rollenspiel in erster Linie von der Beschreibung und Erzählung lebt, unterstützt geeignetes Bildmaterial das Gesagte und gibt Spielleiter wie Spielern eine solide Grundlage für ihr eigenes Vorstellungsvermögen. Vor allem Bilder der gespielten Charaktere sollten obligatorisch sein. Diese können – sofern keine Webcam seitens der Gruppe genutzt wird – vor jeder Runde als Avatar eingesetzt werden. Die Möglichkeit, für jedes Spiel, dem man sich angeschlossen hat, einen eigenen Avatar zu hinterlegen besteht leider nicht. Jedoch kann in der Charakterübersicht ein Bild hinterlegt werden. Dies kann zudem als Charaktertoken verwendet werden, indem man es einfach mit Linksklick in den Hauptbildschirm von Roll20 und somit in das dort hinterlegte Kartenmaterial zieht. Der jeweilige Spieler hat automatisch alle nötigen Rechte, seinen Token zu bewegen.

Doch auch der Spielleiter sollte gut recherchiertes und zusammengestelltes Bildmaterial bereithalten: Wichtige NSC können mit Bild in Form eines Handouts angelegt und so mit der Gruppe geteilt werden. Gleiches gilt für Orte oder aber auch für Schriftstücke, die in Form eines Stück Papieres, eines Pergamentblattes oder sogar einer digitalen Nachricht an die Gruppe gehen. Mit ein wenig Wissen in Sachen Bildbearbeitung etc. lässt sich somit hochwertiges Spielmaterial erstellen. Spieltischtricksereien wie in Kaffee getränktes Papier zur Simulation eines höheren Alters des von der Gruppe gefundenen Schriftstücks werden somit auf die digitale Ebene verschoben.

Viele modernere Kampagnen/Abenteuer bieten Bild- und Kartenmaterial nicht nur in gedruckter, sondern auch in digitaler Form an.

6. Eintauchen dank Einleiten

Ein Wohnzimmer samt Couchlandschaft mit waschbarem Überzug – wegen der Kinder und der Haustiere –, eine hochmoderne Wohnwand mit passendem Fernseher, Dekoration entsprechend der aktuellen Jahreszeit? Ein mit persönlichen Unterlagen, Büchern und Hobbyutensilien (Näh- und Strickzeug, Musikinstrumente, Sportkleidung usw.) belegter Arbeits- oder Freizeitraum? Eventuell sogar die hauseigene Küche – zwischen Brotkörbchen, eingeschalteter Spülmaschine und einem Topf mit Kartoffeln?

Leiter und Spieler befinden sich inmitten ihres sehr realen Zuhauses. Jeder von ihnen unterliegt eigenen Sinneseindrücken jenseits des aktuellen Spiels. Auch, wenn es nicht möglich ist, dieses komplett auszublenden, so ist es doch wichtig, die Spieler da abzuholen, wo sie gerade sind. Eine gute Einleitung zu jedem Spielabend trägt enorm dazu bei, vom „Hier und Jetzt“ in das Spielgeschehen zu wechseln. Kombinierbare Möglichkeiten sind: Eine Zusammenfassung der letzten Geschehnisse, eine nochmalige Beschreibung des Ortes, an dem sich die Spieler gerade befinden, bei längerer Pausenzeit seit dem letzten Termin ist auch eine erneute Beschreibung der gespielten Charaktere sinnvoll. Die Spieler können diese Einleitung für sich fundamentieren, in dem sie zuvor ihre Notizen durchgehen und sich innerlich auf die Spielsitzung einstellen. Es empfiehlt sich für den Spielleiter, dies als Pflichtprogramm zu etablieren.

7. Sag es mit Musik!

Durch den integrierten Musikplayer hat der Spielleiter die Möglichkeit, die Musik zu beeinflussen.

Musik ist ein beliebtes Mittel, um während einer Spielsitzung für die richtige Stimmung zu sorgen. Was bereits offline seine Wirkung entfaltet, ist online nicht verkehrt. Hier hat der Spielleiter verschiedene Möglichkeiten. Er kann u. a.

  • den internen Musikplayer von Roll20 samt zugehöriger Auswahl von stimmungsvollen Stücken nutzen,
  • Ambiente-Playlists bzw. mehrstündige Atmosphärevideos auf Youtube auswählen und mit der Gruppe teilen,
  • die „Playlist teilen“-Option von iTunes nach Zusammenstellung geeigneter Musikstücke verwenden.

 

Entscheidet sich der Spielleiter für das Stilmittel Musik, so sollte er darauf achten, in geeigneten Momenten einen Wechsel der Hintergrundbeschallung vorzunehmen, so beispielsweise wenn es von einer friedlichen Szene in ein Kampfgeschehen wechselt. Gerade in horrorlastigen Settings kann auch das plötzliche Fehlen von Musik Spannung erzeugen. Hierfür muss allerdings der Spielleiter auch die Möglichkeit haben, die Musik zu beeinflussen – ein Umstand, der bei geteilten Playlists bzw. Videos entfällt.

8. Karten – no matter what?

Ob am Spieltisch jenseits des Internets Karten benötigt werden, ist umstritten. Viele Runden greifen zu Zwecken der Übersicht auf Karten von Städten und Dörfern, finsteren Ruinen und Festungen sowie Waldstücken und Gebirgspfaden zurück. Auf diesen positionieren sie kleine Figuren bzw. Token, um jederzeit zu wissen, wo sich die Charaktere exakt befinden. Dies gilt vor allem für klassische Dungeon Crawler. Andere Gruppen jedoch verlassen sich ausschließlich auf die Beschreibungen des Spielleiters und ihr eigenes Vorstellungsvermögen.

Am virtuellen Spieltisch sieht das Ganze anders aus: Hier sollten Karten angeboten werden und das aus zwei Gründen. Zum einen passiert es, dass eine Spielsitzung ihr Ende inmitten einer spannenden Kampfszene oder etwas Ähnlichem erreicht. Hier bleibt nun bis zum nächsten Mal alles unberührt. Niemand muss sich zusätzliche Notizen machen und es kommt nicht zu Fehlern aufgrund einer schlechten Erinnerung. Zum anderen unterliegt der virtuelle Spieltisch wie bereits beschrieben einigen Störungen bzw. Problematiken. Was am Spieltisch noch durch Körpereinsatz des Spielleiters untermalt werden kann, stützt sich hier lediglich auf die Möglichkeiten von Roll20 und der Fantasie des Spielers. Karten helfen – ebenso wie Bildmaterial – das Vorstellungsvermögen anzukurbeln. Mit verdecken Abschnitten (via „Fog of War“-Funktion) kreiert der Spielleiter außerdem ein Gefühl von Neugier und Nervosität auf Spielerseite.

Natürlich muss nicht jede Spielszene auf einer Karte stattfinden. Um für Abwechslung zu sorgen, können ab und an auch gerne Bilder verwendet werden, die den Spielern ein Gefühl der aktuellen Spielatmosphäre gibt. Dies z. B. in einem Café/Gasthaus, bei einem Händler oder im gruppeneigenen Lager/Unterschlupf.

Karten helfen – ebenso wie Bildmaterial – das Vorstellungsvermögen anzukurbeln.

9. Jenseits des Monitors

Wie bereites unter 6. angesprochen, ist die Welt jenseits des Monitors für jeden Spieler ein wenig anders. Mit ein wenig Absprache und Bereitschaft seitens der Spielerschaft jedoch kann der Spielleiter auch hier seinen Einfluss walten lassen. So kann er beispielsweise das Abdunkeln des Raums anfragen ebenso wie Kerzenlicht. Hier können Duftkerzen interessant sein, sofern dies für das bestrittene Abenteuer relevant ist. Ganz spezielle Getränke, die auch innerhalb des Spiels eine wichtige Rolle einnehmen (z. B. Gewürztees, Met, Wein), können von der Spielleitung erbeten werden. Die Folge ist, dass mehr Kanäle als ursprünglich am digitalen Spieltisch möglich angesprochen werden. Dadurch, dass die Spieler trotz ihrer Anwesenheit an sehr unterschiedlichen Orten das Gleiche schmecken, riechen oder empfinden, wird zudem das „Wir-Gefühl“ gestärkt.

10. Vorteile des virtuellen Spieltisches nutzen

Der Online-Spieltisch scheint stets der unterlegene Zwilling des klassischen Spieltisches zu sein. In vielerlei Hinsicht mag dies der Wahrheit entsprechen, doch er bringt durchaus Vorteile mit sich, die sein großer Bruder nicht vorweisen kann. Zu diesen zählen:

    • Ein strukturiertes Archiv gesammelter Informationen, getroffener Persönlichkeiten und besuchter Orte (siehe hierzu 4.), welches ein störendes Nachblättern und Durchwühlen von Unterlagen obsolet macht.
    • Die Flüsterfunktion, die die Kommunikation zwischen Spieler und Spielleiter, aber auch Spieler und Spieler im Verborgenen hält. Anders als am Spieltisch, an welchem Geheimnisse per Notiz oder via Vier-Augen-Gespräch ausgetauscht werden, bekommen die jeweils anderen hiervon gar nichts mit und der Spielfluss bleibt im Regelfall unberührt.
Von Makros profitieren: Das richtige Ausfüllen des Charakterbogens vorausgesetzt, nehmen sie eine Berechnung des notwendigen Würfelpools vor und führen den Wurf aus.
  • Nutzt eine Gruppe die vorgefertigten Charakterbögen von Roll20 oder macht sich die Mühe, eigenständig einen Bogen einzupflegen, so kann im laufenden Spiel von den seitens Roll20 oder seitens der Gruppe selbst im Bogen hinterlegten Makros profitiert werden. Diese nehmen – das richtige Ausfüllen des Charakterbogens vorausgesetzt – beim Klick des jeweiligen Buttons eine Berechnung des notwendigen Würfelpools vor und führen den Wurf aus. Dieses spart Zeit und Unterbrechungen aufgrund von Ungewissheit, welcher Wurf nun getätigt werden muss, entfallen.

 

Dies gilt nicht nur für Makros auf dem Charakterbogen selber. Wer sich einmal Zeit nimmt, über das Makro-Fenster im Roll20 die wichtigsten Würfe für die jeweilige Runde zu hinterlegen und als Button in seinem Hauptfenster anwählbar zu machen, macht sich das Leben deutlich leichter.

Der digital erfasste Charakterbogen bietet einen weiteren Vorteil – zumindest für den Spielleiter. Dieser kann wie der Spieler selbst auf den Bogen zugreifen und ihn modifizieren. Er kann Dinge, beispielsweise geheime Botschaften oder Artefakte/Items IN das Inventar des Spielers schmuggeln und abwarten, wann dieser es bemerkt. Andersherum kann er aber z. B. im Rahmen eines Taschendiebstahls Sachen AUS dem Charakterinventar verschwinden lassen. Eine Möglichkeit, die am klassischen Spieltisch keinesfalls ungesehen umsetzbar ist.

Zusammenfassung

Die Frage, ob der virtuelle Spieltisch tatsächlich seinen klassischen großen Bruder ersetzen kann, lässt sich schwerlich beantworten. Zumindest aber ermöglicht er das Zusammenkommen von Spielleiter und Spielern. Werden einige Grundlagen beachtet, die äußere aber auch interne Störfaktoren minimieren, so steht einem spannenden Miteinander wenig im Wege. Mithilfe einiger Tricks und Kniffe lässt sich das Immersionsgefühl zudem enorm steigern, sodass das Eintauchen ins Spiel erfolgen kann und sowohl Entfernung als auch technische Randbedingungen keine Grenzen mehr für das nächste große Abenteuer darstellen.

Wichtig ist, dass die Atmosphäre nicht nur hingenommen wird, sondern aktive Förderung von allen Seiten erhält. Mehr denn je ist die Rollenspielerfahrung darauf angewiesen, dass jeder Teil der Gruppe sein Übriges leistet. Spieler, die lediglich auf einseitige Unterhaltung seitens der Spielleitung warten, sind im digitalen Kontext mehr noch als im klassischen Bereich absolut fehl am Platze. Wird an einem Strang gezogen, kann sich der Spielleiter die Möglichkeiten der modernen Pen&Paper-Technik sogar richtig zunutze machen, indem er seinen Einflussbereich bis in die Unterlagen und das Inventar seiner Spieler ausweitet – ohne, dass diese dies im ersten Moment bemerken. Auch der Austausch von Informationen unter vier Augen ist möglich und bedarf im Gegensatz zum klassischen Spiel kein Verlassen des Raums der beiden Gesprächspartner oder das verdeckte Überreichen kleiner Notizzettel. Ein spannendes und mitreißendes Spiel ist mehr als möglich – wie so oft heißt die Devise hier: Gewusst wie!

 

Artikelbilder: Screenshots © Yola Tödt, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur

 

12 Kommentare

  1. Schöner Artikel, wenn auch etwas viel Fokus auf Roll20
    Gibt natürlich noch andere Plattformen aber diese sollte als Einsteigerfreundliche den Anfang bilden, vor allem macht es gute Werbung für das Online Spielen.

    Da lohnt sich dann falls man mal Beispiele sehen will ein Blick auf meinen Kanal oder aber auf die Drachenzwinge zum selber Spielen

  2. Meine Gruppe, die leider inzwischen recht versprengt wohnt, nutzt Roll20 jetzt schon seit ungefähr einem Jahr. Nach anfänglicher Skepsis mag ich es inzwischen nicht mehr missen, es ging auch schon vorher aber mit gefällt es uns allen doch nochmals sehr viel besser :)

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