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Beeindruckende Cosplays, ein volles Haus und eine gute Stimmung bestimmten die 14. Hanami in Ludwigshafen. Auf die Besucher warteten zahlreiche Verkaufsstände, Workshops und ein kurzweiliges Bühnenprogramm. Highlights der Veranstaltung waren der Auftritt von Shinji Schneider, die Wahl von Mr. und Mrs. Hanami und der Vorentscheid zur Deutschen Cosplaymeisterschaft.

Knapp 6000 Besucher und 159 Helfer trotzten am Wochenende auf der Hanami in Ludwigshafen winterlichen Temperaturen. Im ausverkauften Pfalzbau und auf dem Theaterplatz boten die Besucher, die überwiegend aus Deutschland, aber auch aus Österreich, der Schweiz und Luxemburg kamen, ein buntes und abwechslungsreiches Bild. Phantasievolle und detailgetreue Cosplays, viele Verkaufsstände und ein umfangreiches Angebot aus Bühnenprogramm und Workshops rundeten dieses Bild ab.

Der erste Eindruck

Bereits der mit Besuchern gut gefüllte Theaterplatz vor dem Pfalzbau zeigte deutlich, dass die Hanami sich eines großen Besucheransturms erfreute. Umgeben von zahlreichen Verkaufsständen, die von Kissen über Comics und Mangas bis hin zu Regenschirmen und Miniaturfiguren Fanartikel aller Art anboten, tummelten sich Cosplayer und gewöhnliche Besucher gleichermaßen. Besonders der Brunnen in der Mitte des Theaterplatzes mutierte dabei zur Shootingstelle.

Hier fühlte man sich als nicht manga- oder cosplayerfahrener Besucher auf den ersten Blick an eine herkömmliche Comiccon erinnert. Es ist ein Eindruck, der sich jedoch bei näherer Betrachtung und längerem Aufenthalt auf der Hanami schnell auflöste. Denn die Stimmung war wesentlich entspannter und lockerer als auf einer gewöhnlichen Comiccon. Und auch wenn die Gänge voll waren, hatte man es nie mit einem Gedränge zu tun, wie es auf vielen kommerziellen Comiccons regelmäßig herrscht.

Dennoch hatte im Innern des Pfalzbaus als erstes die Cosplayrettungsstelle, an der beschädigte Kostüme repariert werden konnten, einen großen Zulauf.

Doch auch nach dem Passieren des Eingangs war das Angebot an die Besucher ähnlich groß wie deren Andrang. An diesem Angebot erfreuten sich am Samstag im ausverkauften Pfalzbau 3000 Besucher. Hier befanden sich nicht nur weitere Verkaufsstände aller Art, sondern auch zahlreiche Künstlerstände, die selbstproduzierte Comicbilder und Ähnliches anboten.

Für das leibliche Wohl

Für das leibliche Wohl sorgte das Catering des Pfalzbaus mit einer Auswahl japanischer Gerichte, die großen Anklang fanden. Als am beliebtesten erwies sich die asiatische Hühnersuppe, die deshalb am Samstag leider schon nachmittags ausverkauft war. Aber auch die restliche Speisekarte wusste ambientegerecht zu gefallen. Und wer hier nicht fündig wurde oder Appetit auf einen Kuchen zum Nachtisch hatte, konnte sein Glück im Maido no Kisetsu versuchen.

Die Rettung für im Gedränge zerstörte Cosplays.
Die Rettung für im Gedränge zerstörte Cosplays.

Das Maid-Café ist ein Trend, der in den frühen Nullerjahren in Japan entstand und sich von dort aus auch nach Europa ausbreitete. Die Besonderheit von Maid-Cafés besteht in den Bedienungen, die im Dienstmädchenkostüm und betont höflich und unterwürfig die Kunden bedienen und sie üblicherweise mit Herr oder Gebieter ansprechen. Die Kellnerinnen und Kellner bemühen sich dabei, möglichst niedlich zu erscheinen und dem Gast im Gespräch immer wieder kleine Komplimente zu machen.

Vom Mittelalter bis zu Lara Croft war alles vertreten.
Vom Mittelalter bis zu Lara Croft war alles vertreten.

Das Speiseangebot bestand bei dem Café auf der Hanami überwiegend aus von den Maids selbstgebackenen Kuchen, war also kein Teil der kommerziell ausgerichteten Verköstigung der Besucher, sondern Teil des Veranstaltungsprogramms.

Das offizielle Programm

Dieses war, wie schon erwähnt, umfangreich und bot allen Interessierten etwas. Cosplayer konnten in einem Workshop lernen und üben, wie man Accessoires für sein Cosplay herstellt. Von einer Tiara über Hüte bis hin zu Chokern und Armbändern bot etwa der Workshop „Cosplay Accessoires selbst gemacht“ Cosplayeinsteigern und Fortgeschrittenen wertvolle Anregungen. Wer danach noch weitere Tipps für das heimische Basteln wollte, war im Workshop „Schwerelose Perückenstylings“ richtig. Und dann hatte man noch nicht den Kurs zur Schnitterstellung von Faltenröcken oder den zu „Plexiglas und Cosplay“ besucht.

Wer hingegen weniger handwerklich als eher geistig kreativ werden wollte, für den boten die Kurse „Fanfiction Klinik“ und „1001 Wege zum eigenen Roman“ genau das, was er brauchte. Die Klinik richtete sich vor allem an Hobbyautoren mit Schreibblockade, die 1001 Wege konzentrierten sich hingegen auf die kleineren und größeren Hürden von der Romanidee zum fertigen Buch und wie man sie am besten überwinden kann.

Besucher auf dem vollen Theaterplatz vor dem Pfalzbau
Besucher auf dem vollen Theaterplatz vor dem Pfalzbau

Außerdem konnte man einen Japanischschnupperkurs belegen, Animelieder im Chor singen sowie sich über japanische Kalligraphie oder über japanische Kultur schlau machen.

Und auch das Finanzielle hatten die Workshops im Blick. Die Hochschule Ludwigshafen warb um Studenten für ihren Studiengang „International Business Management (East Asia)“, und ein Workshop richtete sich an Existenzgründer im Bereich Cosplay und Kleinkunst. Wer Interessen in diese Richtung hatte, der war außerdem bei „Self Publishing für Einsteiger“ richtig. Hier ging es darum, wie man am besten sein eigenes Buch verkauft, angefangen bei einer Werbewebseite bis hin zu einem Geschäftskonto.

Die Hauptevents

Im großen Veranstaltungssaal wurden Mr. und Mrs. Hanami gekürt, und abends fand dort erstmalig die Ludwigshafener Cosplaymeisterschaft statt. Die Mr.-und-Mrs.-Hanami-Wahl wurde als Wettbewerb durchgeführt, bei dem die Teilnehmer ihre Kostüme präsentieren und zahlreiche unterhaltsame Aufgaben absolvieren wussten, bevor abgestimmt wurde, wer das Publikum am meisten überzeugen konnte. Viele der Kandidaten wussten dabei bei im Kern simplen Spielen wie „Der Boden ist Lava“ oder „Deine Hose brennt“ oder „Ziehe deine Schuhe aus, ohne deine Hände zu benutzen“ nicht nur zu glänzen, sondern auch das Publikum zu begeistern.

Alucard aus Hellsing Ultimate und Melinda aus Animal Crossing New Leaf
Alucard aus Hellsing Ultimate und Melinda aus Animal Crossing New Leaf

Der humoristische Höhepunkt fand aber zwischen diesen beiden Veranstaltungen statt. Der Schweizer Künstler Shinji Schneider unterhielt seine Zuschauer rund anderthalb Stunden mit Anekdoten und Erzählungen rund um das Thema Con und Geld. Angefangen beim Kampf um den eigenen Verkaufsstand über Kosten für Reisen, Unterkunft und Verpflegung bis hin zu den Kosten für ungeplante aber absolut lebenswichtige Zusatzkäufe, erläuterte Schneider ausführlich und sehr unterhaltsam, warum regelmäßige Conbesuche für die Seele zwar gut, für den Geldbeutel aber leider tödlich sind.

Denn was soll man schon machen, wenn man plötzlich diese tolle, perfekt passende Lederrüstung für 1500 EUR sieht? Natürlich muss man so etwas sofort kaufen. Auch wenn das Hotel noch nicht bezahlt ist. Und man kein LARP betreibt. Eine Alternative zum Kauf steht nicht zur Verfügung.

EIne Cosplayerin posiert als Syndra aus League of Legends.
EIne Cosplayerin posiert als Syndra aus League of Legends.

Außerdem berichtete er über seine Einblicke in die Welt der Speedruns. Speedruns sind Versuche, den Plot eines Spiels in möglichst schneller Zeit durchzuspielen. Nachdem Schneider sehr anschaulich geschildert hatte, dass sich Speedrunversuche teilweise nur bedingt von einer Bildschleife unterscheiden können, teilte er dem hinreichend beeindruckten Publikum mit, dass er selbst ebenfalls einen Weltrekord in diesem Bereich besitzt, nämlich beim Durchspielen von Civilization.

Sein einfacher wie genialer Trick sei an dieser Stelle nicht verraten. Aber ein Hinweis an alle ehrgeizigen Herausforderer kann gegeben werden: Wer Shinji Schneiders magische 8,2 Sekunden unterbieten will, der braucht einen schnellen Computer, der ihm kurze Rundenberechnungszeiten ermöglicht …

Selbstbespaßung

Wer danach Lust hatte, selbst im elektronischen Wettstreit tätig zu werden, für den war der Gamesroom im Erdgeschoss ein Angebot, zu dem man nicht nein sagen konnte. Von Donkey Kong auf einem alten Super Nintendo über Tekken und Super Smash Bros, bis hin zu Dead or Alive und anderen Klassikern bot sich hier auf unterschiedlichsten Konsolen alles, was das digitale Gamerherz begehrt. In dem abgedunkelten Raum blinkte und piepte es an allen Ecken und Enden. Den spielerischen Höhepunkt bildete dann am Samstagabend ein Mario-Kart-Turnier für alle mutigen Freiwilligen.

Hakuouki und Kondo nebst Begleitung
Hakuouki und Kondo nebst Begleitung

Abseits des Trubels bot sich im Aufenthaltsbereich ein entspanntes und harmonisches Bild, das dann auch den Ersteindruck, der an eine herkömmliche Comiccon erinnerte, wieder aufhob. Entspannt und in harmonischer Stimmung, konnte man in jeder Ecke oder einfach auf dem Teppichboden unterschiedlich große Spielrunden sehen, die von gewöhnlichen Kartenspielen bis hin zu einer großen Runde Werwolf alles spielten, was das analoge Spielerherz begehrt.

Und dieser Eindruck zog sich durch die gesamte Veranstaltung. Zwar war der Pfalzbau bis auf die letzte Karte ausverkauft, doch bekam man nie das Gefühl von Enge oder Gedränge und die damit einhergehenden Empfindungen von Stress und Hektik, wie man sie häufig von Comiccons oder ähnlichem kennt.

Zahlreiche Besucher zog es nach Ludwigshafen zur Hanami.
Zahlreiche Besucher zog es nach Ludwigshafen zur Hanami.

Die Deutsche Cosplaymeisterschaft

Sonntags fand dann analog zur Ludwigshafener Cosplaymeisterschaft am Samstagabend ein Vorentscheid zu Deutschen Cosplaymeisterschaft (DCM) statt. Die DCM wird seit 2007 regelmäßig ausgetragen. Sie wurde von der Frankfurter Buchmesse und dem Verein Animexx ins Leben gerufen, der auch der Veranstalter der Hanami in Ludwigshafen ist. Insgesamt existiert die Hanami, die diesmal am Samstag und Sonntag, den 4.5. und 5.5.2019 stattfand, in Ludwigshafen schon seit 13 Jahren.

LCM Platzierungen:

1. Platz Paar : Fyre-Dragon und Cora Mia
2. Platz Paar : Saso und Fubuki

1. Platz Einzel : Britta
2. Platz Einzel : Scissor Hands Cosplay

Publikumspreis:
Saso und Fubuki

2006 feierte das bunte Festival im Kulturzentrum Das Haus seine Premiere. Der Vorentscheid, der hier stattfand, war einer von mehreren bundesweiten Wettbewerben, deren Gewinner sich am Ende zum Finale der Deutschen Cosplaymeisterschaft qualifizieren können. Das Finale selbst findet dann traditionell auf der Frankfurter Buchmesse statt. Die Cosplayer wurden dabei von einer Jury nach den Kriterien Ähnlichkeit, Machart, Präsentation und Zuschauerreaktion bewertet.

Fazit

Abschließend kann man deshalb sagen, dass die Hanami 2019 ein großer Erfolg war. Im ausverkauften Pfalzbau wurden die Besucher gut und abwechslungsreich unterhalten. Je nach Interesse konnte man fotografieren und fotografiert werden, an Workshops zu den unterschiedlichsten Themen teilnehmen, Spiele aller Art mit- und gegeneinander spielen oder in besonderer Maid-Atmosphäre essen und trinken. Dazu gab es ein Hauptprogramm, das wahlweise witzig, kurzweilig, interessant oder alles zusammen war. Dabei begeisterten im großen Konzertsaal besonders die Wahl von Mr. und Mrs. Hanami und das Comedyprogramm von Shinji Schneider. Deshalb war die Hanami 2019 eine Veranstaltung, die Ludwigshafens Anspruch, nicht nur eine Arbeiter-, sondern auch eine Kulturstadt zu sein, definitiv unterstreicht und deren Besuch man auch in Zukunft nur weiterempfehlen kann.

Fotografien: Jan Graser, Hanami-Facebookpage

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