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Maptools erfreuen sich großer Beliebtheit – gerade bei den Menschen, die keine Photoshop-Skills haben. Die Bandbreite unter den Tools ist enorm und reicht von kleinen, webbasierten Zeichentools bis zu umfangreichen Programmen mit unzähligen Funktionen. Zu letzteren gehört Campaign Cartographer, der in der Version 3+ von uns getestet wurde.

Es gibt viele verschiedene Gründe, warum man sich im Rollenspiel mit Karten beschäftigt: Einige erstellen eigene Welten für ein Homebrew-System, andere wollen nur die Abenteuer- oder Kampfschauplätze schön und sinnvoll darstellen können. Im Online-Spiel ist es besonders sinnvoll, Karten parat zu haben, da sich eine schnelle Zeichnung oft schwierig gestaltet – besonders, wenn man wie der Autor dieses Artikels ein begnadet schlechter Zeichner ist.

Vor einiger Zeit hat sich Kollege Marcus Rosenfeld bereits mit einem webbasierten Tool beschäftigt: Inkarnate. Campaign Cartographer 3+, im Folgenden CC3+ abgekürzt, hat eine andere Zielgruppe, denn es bedarf einiger Einarbeitung ins Programm, um ordentliche Ergebnisse zu erzielen.

Grundlagen

In unserem Test haben wir die Basisversion von CC3+ getestet. Es gibt viele Erweiterungen, darunter eine für Städte (City Designer 3), Dungeons (Dungeon Designer 3) oder Perspektivische Karten (Perspectives 3). Diese müssen separat erworben werden. 

Nach dem Download und der Installation des Programms gibt man den zugesendeten Produktschlüssel ein und kann starten. Die Startzeit des Programms ist kurz und man landet direkt auf einer Hilfeseite, die mit Videotutorials erklärt, welches Potenzial dort vor einem schlummert.

In der Praxis kann man schnell überfordert sein – trotz der Hilfe – und wenn keine Vorkenntnisse vorhanden sind, benötigt man Ruhe und Muße für die Einarbeitung. Zahlreiche helfende Videos von Pro Fantasy und auch der Community sind nützlich, erfordern aber wie auch die Benutzeroberfläche Englischkenntnisse.

Es ist zu Beginn hilfreich, sich Gedanken dazu zu machen, wie eine Karte aufgebaut ist. Künstler und Grafiker, aber auch Fans des verstorbenen Bob Ross wissen es bereits: Bilder müssen von hinten nach vorne aufgebaut werden. Für Karten in CC3+ bedeutet das, dass man erst Landmassen aus dem Boden stampft, dann verschiedene Gebiete auf diesen festlegt und diese mit Symbolen (Berge, Städte, Bäume, usw.) bestückt.

Dabei arbeitet man von oben nach unten, damit nicht im Nachhinein falsche Überlagerungen dazu führen, dass die Korrektur dieser Fehler zu unnötiger Arbeit führt. Eine Planung im Vorfeld erleichtert die Kartenerstellung um Einiges.

Funktionen

Um das Programm vollständig zu durchdringen, benötigt es sicherlich noch viel mehr Zeit und einige weitere Karten, weshalb die hier vorgestellten Funktionen sicherlich nicht vollständig sind. Nichtsdestotrotz kann man mit diesen Grundlagen ordentliche Ergebnisse erzielen.

Allgemeine Funktionen

Alle Hilfevideos und -seiten gaben den gleichen, elementaren Tipp: Speichert regelmäßig! Die Autosave-Funktion kann bisweilen nerven, beugt aber großem Frust bei Abstürzen vor.

Do it!

CC3+ arbeitet, wenn möglich, ressourcensparend. Das bedeutet auch, dass die Aktualisierung der Karte nicht immer sofort erfolgt. Das führt zu mehreren gewöhnungsbedürftigen Situationen. Benutzt man das „Erase“-Tool, muss man nicht nur ein Fenster um das zu löschende Objekt ziehen, sondern auch mit einem Rechtsklick ein Untermenü öffnen und dort den Löschvorgang mit der Schaltfläche „Do It“ bestätigen. Zurück bleibt ein weißer Fleck. Dieser verschwindet nach der Aktualisierung, welche man mit der „Redraw“-Schaltfläche erzwingen kann.

Das wirkt unfassbar umständlich, hat aber aus mehreren Gründen seine Berechtigung: Man löscht gerade auf dicht bestückten Karten nicht aus Versehen das falsche Objekt und die Lags – also Verzögerungen – halten sich in Grenzen, so dass mehrere Schritte schnell hintereinander ausgeführt werden können.

Eine weitere Funktion, die im ersten Moment irritieren kann, ist die der „Drawing Sheets and Effects“. Die Effekte sind standardmäßig ausgestellt – auch hier wird Leistung gespart. Darunter fallen dann „Glow“-Effekte an Küstenlinien oder weichgezeichnete Übergänge. Ich selbst nehme die zusätzliche Zeit in Kauf und mache die Effekte auch während der Arbeit an einer Karte an. Die „Sheets“ sollte man aber im Auge behalten. Wie bereits angesprochen, kann es einem passieren, dass Objekte falsch übereinander liegen. In den „Sheets“ kann man die Reihenfolge ändern oder Symbole gewissen „Sheets“ zuweisen.

Drawing Sheets and Effects

Die „Command Line“ gibt wichtige Hinweise zu Funktionen und man sollte sie im Auge behalten – besonders zu Beginn, wenn die Tastenkombinationen noch nicht sitzen. Auf einer erstellten Karte muss man sich zurechtfinden. Dafür sind Zoomfunktionen gerade bei größeren Karten wichtig. Besonders das „Zoom Window“ war mir eine große Hilfe, genau den Bereich in den Fokus zu nehmen, der gerade relevant war.

Beschriftungen sind auf allen Kartentypen wichtig, deswegen ist sowohl das „Text“-Tool als auch das „Number Label“ enorm hilfreich. Über alles kann mit wenigen Klicks ein angepasstes Gitternetz gelegt werden. Das ist gerade für Karten für Systeme, die mit klaren Abständen und Bewegungsdistanzen arbeiten, natürlich sinnvoll.

Overland Maps

Welt- oder Gebietskarten sind gerade im Fantasybereich sehr beliebt. In CC3+ heißen solche Karten Overland Maps. Landmassen oder Wasserflächen erschafft man mit dem „Landmass“/“Sea“-Tool und erhält automatisch randomisierte Küstenlinien. Die Stärke der zufälligen Kanten und Ecken kann mit der linken und rechten Pfeiltaste angepasst werden.

Eine Inselgruppe

Danach schafft man Konturen mit der „Contour Line“ und bestimmt „Terrains“: Gebirge, Flachwassergebiete, Wälder oder andere Gebiete. Diese werden mit verschiedensten Symbolen bestückt, angepasst und aufgepeppt. Symbole können eingefärbt, gedreht, vergrößert oder verkleinert werden. Bei vielen gibt es eine kleine Anzahl an Möglichkeiten, aus denen zufällig eines gesetzt wird. Natürlich kann man auch frei bestimmen, welcher Berg oder welcher Baum nun gerade dort stehen soll.

Flüsse und Straßen runden unsere Karte ab. Mit der „Snap“-Funktion können diese aneinander angeschlossen oder an einer Küstenlinie verankert werden. Diese Funktion erlaubt es auch, zum Beispiel „Terrains“ an Landmassen auszurichten.

City Maps und Dungeons

Es ist auch ohne die entsprechenden Erweiterungen möglich, Städte oder Dungeons zu erstellen. Die Möglichkeiten sind aber stark begrenzt. Für eine einfache Übersicht genügt es sicherlich, doch man kann keine großen Sprünge erwarten.

Im Prinzip können die bereits erworbenen Fähigkeiten angewandt werden. Für größere Projekte kann auf die Erweiterungen aber wohl nicht verzichtet werden.

Fazit – Wann lohnt sich CC3+?

Weltenbauer mit umfangreichen Photoshop-Skills benötigen in der Regel keine Zusatzprogramme – zeichnerisch eingeschränkte Menschen (wie ich) sind dankbar für solche Tools. CC3+ ist ein Programm, das Einarbeitungszeit benötigt, und zwar sowohl in die Funktionsweise des Programms als auch in die Art und Weise, wie man Karten sinnvoll arrangiert.

Für die so genannten Overland Maps ist CC3+ ein solides Programm mit einigen Möglichkeiten und guten bis hervorragenden Ergebnissen. Dies hängt vom Grad der Einarbeitung, der Vorkenntnis und den Fähigkeiten des Erstellers ab. Englischkenntnisse sind für die Nutzung fast unabdingbar.

Wenn man sich lediglich in kurzer Zeit und ohne Vorarbeit eine kleine Karte erstellen möchte, ist CC3+ zu viel des Guten. Mit knapp 30 britischen Pfund – das entspricht etwas mehr als 34 Euro – ist das Programm zudem nicht das Günstigste. Die Vielzahl an Erweiterungen sind ebenfalls kostenpflichtig.

CC3+ lohnt sich für Spieler*innen und SL, die gerne und häufig Karten benutzen und erstellen möchten und keine umfangreichen Grafikbearbeitungsfähigkeiten besitzen. Für seltene Einsätze ist das Tool zu teuer und zeitintensiv.

Artikelbilder: © ProFantasy, Screenshots: Norbert Schlüter
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

1 Kommentar

  1. Schöner Artikel!
    Wenn man vornehmlich nur Landkarten brauch lohnt es sich zudem in „Wonderdraft“ reinzuschauen. Gibt für mich bei Weitem die schönsten Ergebnisse für wenig Aufwand.

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