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Mit dem Band Icewind Dale – Rime of the Frost Maiden erforscht ihr die frostige Wildnis der Forgotten Realms, eines klassischen D&D-Settings. In diesem Kampagnenband werden eure Charaktere den Schrecken des Eises und der Kälte trotzen und hoffentlich die Geheimnisse der Frostmagd enthüllen. In diesem Artikel erfahrt ihr mehr.

Isolation is a big theme of this adventure. Little did I know that Icewind Dale: Rime of the Frostmaiden would be published during a pandemic that would isolate billions of people throughout the world, myself included, trapping us in our dungeons for weeks on end. Only now do I understand how the people of Ten-Towns must feel.

Chris Perkins, Icewind Dale: Rime of the Frostmaiden, April 2020

Rime of the Frostmaiden ist passend zum beginnenden Winter ein Abenteuerband, der in den hohen Norden der Forgotten Realms führt. Dieses klassische Dungeons & Dragons (D&D)-Setting ist der High Fantasy zuzuordnen. Das Setting selbst war im Jahr 2000 Schauplatz eines gleichnamigen Computerspiels.

Geheimnisse schlummern in so manchem Charakter…

Die Charaktere werden sich mit den Bewohner*innen mehrerer Siedlungen, einer geheimnisvollen Kabale roter Zauber*innen, einer mysteriösen Macht aus dem Underdark (der unterirdische Teil der Welt), einer seit vielen Jahren verloren gegangenen Stadt, mehreren mythischen Wesen und einer Göttin auseinander setzen müssen. Die Szenarien und Abenteuer führen die Charaktere dabei langsam vom ersten Level bis in jene Machtlevel, die zum Bestehen dieser Abenteuerstränge notwendig sind.

Die Themen dieser Questen drehen sich um Isolation, Einsamkeit und das Überleben in der Wildnis, aber auch um den Zusammenhalt und die Verbindungen von Charakteren und Nichtspielercharakteren angesichts einer unbarmherzigen Wildnis und Schlimmerem. Genug zu tun ist in Rime of the Frostmaiden für Spieler*innen und ihre Held*innen definitiv.

Das Leben im Eis – Tiere und andere Begegnungen

Seien es Romane, Pen-and Paper-Rollenspiele oder Larp, Frost und Eiseskälte sind altbekannte Themen der Phantastik, mit denen sich Teilzeithelden immer wieder beschäftigt.

Die Wildnis von Rime of the Frostmaiden ist mit vielen unterschiedlichen Kreaturen gefüllt. Dabei werden eine Mischung aus mythischen Wesen aus der skandinavischen Sagenwelt sowie klassische D&D-Monster herangezogen.

Abgesehen von Tieren und Monstern kommen die Menschen in der Wildnis mit vier eigenen, jeweils einem Totemtier geweihten Stämmen nicht zu kurz. Diese vier Stämme haben natürlich ihre eigene Kultur, tragen untereinander Konflikte aus und sind in dem Setting von Rime of the Frostmaiden spielbar.

Ob wohl wirklich alle der über 50 Monster Stat Blocks notwendig gewesen wären?

Das einzige Manko, das bei der Fülle an angebotenen NSC und Kreaturen zu bemängeln wäre, ist die Frage, ob Werte für eher harmlose Wesen wie Kaninchen und Robben wirklich notwendig gewesen wären. Sofern die Spieler*innen nicht Professionen wie Robbenkloppen ausüben möchten, scheinen diese Werte ziemlich sinnlos zu sein, da sie Charakteren auch in einer größeren Anzahl kaum gefährlich werden können.

Der Sandkasten – Zehnstadt und Umgebung

Ausgangspunkt für die allermeisten Runden wird die auf zehn Siedlungen aufgeteilte Gemeinschaft von Zehnstadt sein. Diese in mehreren Besiedelungswellen entstandene, durch ihre unterschiedlichen Gemeinschaften und Wirtschaftskreisläufe geprägten Orte haben alle ihre eigenen kleinen Geschichten, Hintergründe und Personen erhalten. Dafür gebührt den Autor*innen ein großes Lob. Anders als in Mythic Odysseys of Theros, wo der Mangel an ausgefeilten Karten und Hintergründen für die einzelnen Ortschaften ein gewichtiger Grund war, dem Buch keine Bestnote zu verleihen, glänzt hier Rime of the Frostmaiden. Neben den sich zugegebenermaßen ähnelnden Karten der Ortschaften von Zehnstadt gibt es noch weiteres interessantes Kartenmaterial, welches der Entdeckung harrt.

Zehnstadt wird wieder ein Besuch abgestattet.

Die ungewohnte dauernde Kälte des Tals bestimmt den Lebensablauf der darin lebenden Farmer*innen, Fischer*innen und Holzfäller*innen. Die Abgeschiedenheit und düstere Stimmung bestimmen die Atmosphäre, welche den Charakteren als Neuankömmlingen entgegenkommt.

Die Abenteuer in Rime of the Frostmaiden

Es gibt im Band Rime of the Frostmaiden drei große Abenteuererzählungen, denen die Charaktere folgen können. Dabei sind die Geschichten miteinander verwoben und ergeben schlussendlich ein Ganzes.

  • Eine Gruppierung aus dem Underdark möchte sich einen Platz an der Oberfläche erkämpfen und sucht deswegen nach den Überresten eines zerstörten Artefaktes.
  • Eine seit langen Jahren verschollen gegangene Stadt samt ihren – noch lebenden? – Bewohnern soll von den Charakteren wiederentdeckt werden.
  • Die Frostmagd, eine verbitterte Halbgöttin, lässt seit zwei Jahren den Winter nicht aus Icewind Dale ziehen. Die Charaktere retten das Tal vor dem ansonsten unabwendbaren Kältetod.
Für eine Fülle an bespielbaren Szenarien ist gesorgt.

Neben diesen großen Plotsträngen gibt es gleich zwei Einstiegsszenarien, um die Spieler*innen nach Zehnstadt zu führen. Für jede dieser zehn Siedlungen gibt es außerdem jeweils ein eigenes Abenteuer zu bestehen. Dazu kommen mehrere Quests, welche die Spieler*innen in der Wildnis und den diversen Dungeons dieses Buches entdecken können. Für eine Fülle an bespielbaren Szenarien ist also gesorgt.

Das Kartenmaterial

Anders als in Mythic Odysseys of Theros kritisiert, bietet das angebotene Kartenmaterial in diesem Band eine Fülle an unterschiedlichen Ortschaften, Dungeonplänen und interessanten Karten, um tiefer in die Welt von Rime of the Frostmaiden einzutauchen. Die unterschiedlichen Karten der Ortschaften von Zehnstadt sind zwar nach einer gewissen Weile repetitiv – wie unterschiedlich Küstendörfer eben sein können –, werden aber durch die unterschiedliche Verteilung von speziellen Lokalitäten aufgelockert, sodass die einzelnen Orte ein eigenes Lokalkolorit erhalten.

Besonders die Karte der im Eis untergegangenen Stadt eines der drei zu verfolgenden Hauptplots verdient ein spezielles Lob. Die Kolorierung sowie Unterteilung der einzelnen Sektionen und die Aufteilung in eine SL– sowie eine Spieler*innenansicht machen diese Karte interessant anzusehen und einfacher zu bespielen.

Dungeons kommen in Rime of the Frostmaiden nicht zu kurz – neben Eishöhlen gibt es auch noch andere Umgebungen zu entdecken.

Übernatürliches und legendäre Monster von Rime of the Frostmaiden

Es wären weder Dungeons & Dragons noch die Forgotten Realms, gäbe es nicht Übernatürliches für die Spieler*innen und ihre Charaktere zu entdecken. Die titelgebende Frostmagd kann und soll in mehreren Aspekten bekämpft werden, je nach Verlauf des Abenteuers in anderer Gestalt. Damit wird sie gleich wesentlich interessanter und vielseitiger einsetzbar als beispielsweise die drei legendären Monster in Mythic Odysseys of Theros, welche als legendäre Begegnungen lediglich einen Bonus auf ihre Lebenspunkte erhielten.

Die frostige Einöde wird sehr gut abgebildet.

Neben der Frostmagd gibt es noch andere erinnerungswürdige Begegnungen in der frostigen Einöde von Rime of the Frostmaiden. Als Beispiel sei eine alternde Drachin genannt, die ihren Reiter nach Jahren immer noch treu auf ihrem Rücken trägt. Leider hat sie noch nicht mitbekommen, dass ihr Reiter seit längerer Zeit gestorben und auf ihrem Rücken festgefroren ist…

Neben den für D&D-Verhältnisse fast schon normalen Yetis und mammutreitenden Riesen tritt noch eine geheimnisvolle Gruppe roter Magier*innen auf den Plan, die ihre eigenen Pläne verwirklichen will. Ein Vampir mit unüblicher Rasse, lebendig gewordene Sprüche und eine neue Art von magischen Konstrukten runden diese nicht vollständige Aufzählung ab.

Trotz der widrigen Umgebung zeigt die Landschaft eine raue Schönheit.

Schätze in Rime of the Frostmaiden

Bei den zu entdeckenden Schätzen zeigt Rime of the Frostmaiden sich ambivalent. Neben der Tatsache, dass in der Umgebung von Zehnstadt nicht besonders viel an magischer oder hochwertiger Ausrüstung erwerbbar ist, bietet das Buch sehr mächtige Artefakte, die potenziell spielbrechend sein können – eine Spruchrolle, die das mächtigste Monster aus dem D&DMonster Manual herbeiruft, sowie eine Rolle der Kometenbeschwörung seien als Beispiel für entdeckbare Schätze genannt.

Neben diesen Artefakten sind auch mächtige Sprüche erlernbar, die beispielsweise humanoide Konstrukte erschaffen können. Aber auch niedrigstufigere Sprüche sind vorhanden.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Wizards of the Coast LLC
  • Autor(en): Story Creator & Lead Writer Christopher Perkins
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Sprache: Englisch
  • Format: Hardcover
  • Seitenanzahl: 319 Seiten
  • ISBN: 978-0-7869-6698-1
  • Preis: 38,86-43,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Rime of the Frostmaiden ist weniger ein Abenteuerband als ein gefüllter Baukasten, um diese Spielwelt in den Forgotten Realms zu erkunden. Ob man sich lediglich eine Idee für ein Horror-Schneeabenteuer oder eine isolierte Siedlung am Rande der Zivilisation herausnimmt oder den gesamten Pfad bis zur Frostmagd beschreitet, dieses Buch bietet eine Fülle an Ideen und Motiven für die eigene Spielrunde.

Freund*innen winterbasierter Wildnisabenteuer, aber auch Fans von ortschaftsgebundenen Intrigenplots finden hier eine Fülle an Ideen, gerne auch in Kombination zueinander. Ebenfalls erfreulich ist, dass die Autor*innen versucht haben, Überlebensmechaniken in ein doch eher highfantasylastiges System wie Dungeons & Dragons zu integrieren.

Durch diese angeführten Punkte sind sowohl die Aspekte einer Sandbox als auch eines isolierten Kampagnenpfades jeweils zufriedenstellend abgedeckt. Damit möchte ich diese Rezension mit den passenden Worten des federführenden Autors beschließen:

Fortunately for us, Dungeons & Dragons is a proven cure for isolation. It empowers us to spend hours upon hours in the company of good friends, doing that thing we’ve been doing ever since humans gathered around the first campfire: telling stories.

Chris Perkins, Icewind Dale: Rime of the Frostmaiden, April 2020

 

 

Artikelbilder: © Wizards of the Coast LLC, © MarabuDesign, © TallyPic, © goinyk | depositphotos.com
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Lukas Heinen
Dieses Produkt wurde als Rezensionsware zur Verfügung gestellt.

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