Geschätzte Lesezeit: 10 Minuten

Nach dem Marvel-Neustart locken nun die ersten passenden Crossover-Events. In Jagd auf Wolverine machen sich verschiedene Teams auf die Suche nach dem Mutanten und in Infinity Wars sind die Infinity-Steine wieder kurz davor vereint zu werden. Daneben startet Venom noch mit einer ganz neuen Serie.

Nachdem Panini nun bei den meisten Serien den Marvel-Neustart vollzogen hat, kommen nun nur noch vereinzelt neue Reihen zum Vorschein. Mit Venom erscheint diesen Monat aber eine der vielversprechendsten Serien auf dem deutschen Markt. Bisher durfte sich der Autor Donny Cates erfolgreich an Doctor Strange und Thanos versuchen. Das weckt Erwartungen. Die Jagd auf Wolverine dagegen ist der erste von zwei Bänden, die als Prolog zu Wolverines Rückkehr zu sehen ist. Dazu gibt es noch Infinity Wars, der eine logische Fortführung der Guardians of the Galaxy-Serie und dem Infinity Countdown von Gerry Duggan ist. Diese Event-Bände sind keine klassischen Neustarts, aber dennoch für Neuleser interessant. Versprechen sie doch eine epische Geschichte und eine starke Veränderung des Status Quo.

Venom #1 – Symbiose des Bösen

Eddie Brock ist nun seit einiger Zeit wieder als Venom unterwegs. Doch es scheint, als ob sein Symbiont Alpträume und Panikzustände bekommt. Etwas großes Böses ist im Anmarsch. Eddie verliert langsam die Kontrolle und dann meldet sich auch noch ein Veteran des Vietnam-Kriegs bei ihm, der mehr über seinen Symbionten zu wissen scheint, als er bisher selbst wusste. Dabei kommt er langsam einem bisher unbekannten Kapitel aus dem Ursprung der Klytar auf die Spur, die alles verändert.

Als wir vor kurzem den Text Alles was du über Venom wissen solltest geschrieben hatten, war uns klar, dass mit dem Neustart diese Geschichte erweitert werden muss. Die Herkunft der Aliens wird nicht vollkommen umgeschrieben, aber doch erweitert und in ein viel düstereres Licht gehüllt. Wie Eddie Brock wird der Leser in eine Geschichte eingeführt, die auch die Geschichte von Thor streift. Das erzeugt Spannung und sorgt für ein unheimliches Aha-Erlebnis. Dies wird aber so sorgsam erzählt, dass auch die Leser keine Probleme haben sollten, die nie zuvor einen Venom-Comic in der Hand hatten.

Die Kolorierung der Bilder ist fast ausschließlich in den Schwarz- und Rottönen gehalten. Die Atmosphäre ist düster und sorgt ähnlich wie beim Hulk-Neustart für eisige Schauer. Die Zeichnungen unterstützen das Erzählte und erzeugen einen gewissen Sog, dem sich nur schwer entzogen werden kann. Dabei wird aber nie versucht möglichst realistische Bilder zu zeigen. Stets bleibt das Gezeigte in gewisser Weise cartoonesk.

Eine epische Heldensaga

Je nach Autor ist Venom manchmal ein Schurke oder ein Antiheld. In diesem Fall hat es den Anschein, als ob uns Eddie Brock klar als Held mit düsteren Schatten präsentiert wird. Durch den ganz klar als Urbösen dargestellten Antagonisten kommt er gar nicht in die Bedrängnis moralisch fragwürdige Entscheidungen zu treffen. Er verbündet sich sogar mit Miles Morales, um die Stadt zu retten. Die gleichzeitige Unkontrollierbarkeit seines Symbionten erinnert an Geschichten à la Hulk. Damit trifft Cates aber ziemlich genau den Ton des Venom-Films. Nur eben mit einer konsistenteren Handlung.

Der Comic versucht eine gewisse Epik zu erzeugen, was durch die Vielzahl an Rückblenden auch gelingt. Es handelt sich hierbei um einen waschechten Horrorband, der einen sauberen Spannungsbogen erzeugt, der sich wunderbar zum Schluss auflöst. Gleichzeitig werden wir aber mit einem kleinen Cliffhanger entlassen, so dass man wissen will, wie es weiter geht. Der Kampf gegen den Antagonisten am Ende war mir doch ein wenig zu schnell vorbei und wirkt dadurch fast antiklimatisch. Die Zeichnungen sind hart, aber nicht zu brutal. Viel wird der Fantasie des Lesers überlassen. Im Grunde erreicht dieser Comic damit alles, was er erreichen will und schafft es, langanhaltend im Gedächtnis zu bleiben. Genrefans machen hiermit nichts falsch und auch abseits davon lohnt es sich, einen Blick zu riskieren.

Die harten Fakten

  • Autor: Donny Cates
  • Zeichner(in): Ryan Stegman
  • Seitenanzahl: 148
  • Preis: 16,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics, Amazon

Jagd auf Wolverine #1 (von 2) – Auf der Spur einer Leiche

Nach Wolverines Tod (den wir hier und hier rezensiert haben) hat sich das Marvel-Universum mit diversen Figuren gefüllt, die seinen Platz einnehmen sollten. Klone, Kinder und Versionen aus Paralelluniveren sorgten dafür, dass es kaum einen X-Men-Comic ohne Wolverine Einfluss gab. Wirklich zufriedenstellen konnte das einige der Fans nicht, die sich das Original zurück wünschten. Für mich unbegreiflich, da ich das Gefühl habe, dass seine Geschichte erzählt ist. Dennoch war es nur eine Frage der Zeit bis er von den Toten aufersteht.

Am Anfang des Bandes machen sich die Reaver auf die Suche nach seiner Leiche. Die Aussicht auf einen hohen Verkaufswert des Adamantiums lässt sie nah ans Ziel kommen. Doch dann müssen sie feststellen, dass die Leiche fort ist. Kitty Pryde, die momentan die X-Men anführt, stellt dabei fest, dass auch sie nicht weiß, wo sich Logans Körper befindet. Also fragt sie Daredevil und Iron Man, um die Jagd auf Wolverine zu eröffnen.

Dieser erste Band des Events handelt davon, wie Daredevil und Iron Man eigene Teams aufstellen, um Hinweisen nachzugehen. Während Matt Murdocks Team mit Frank McGee, Misty Knight und Cypher wild durcheinandergewürfelt ist, besteht Tony Starks Team aus den ehemaligen Kollegen von den New Avengers: Luke Cage, Jessica Jones und Peter Parker. Beide gehen komplett unterschiedlich an diese Suche heran und so werden hier zwei gänzlich andere Geschichten erzählt.

Gerade die Daredevil-Geschichte überzeugt auch durch interessante Charakterentwicklungen. Man muss dabei nur ignorieren, warum sich gerade diese Helden gemeinsam auf die Suche nach Wolverine begeben. Das ist leider alles etwas zu beliebig. Das gesamte Event krankt daran, dass es genauso konstruiert geschrieben ist, wie es von Firmenbossen entworfen wurde. Die Rückkehr der Figur soll so lang wie möglich ausgeschlachtet werden.

Ein paar Teaser und wenig Substanz

Auch wenn beide Teams etwas über den Verbleib der beliebten Marvel-Figur heraus bekommen, so bleibt doch alles weiterhin schwammig. Letztendlich müssen die Helden am Ende jeweils einen Antagonisten besiegen und lösen so einen ganz anderen Fall, als sie ursprünglich geplant hatten. Man merkt, dass die eigentliche Rückkehr des Helden in einer zukünftigen Publikation erzählt werden soll. Es sollen zwar Andeutungen gemacht, aber möglichst noch kein großes Geheimnis vorweggenommen werden. Dass gegen Ende noch ein paar große Teaser aus dem Nichts auftauchen, wirkt ein wenig so, als ob die Geschichten in der Bedeutung gesteigert werden sollen, obwohl sie selbst nichts Substanzielles zu erzählen wissen.

Die Zeichnungen passen gut zu einer Geschichte von Daredevil, bzw. Iron Man. Große Unterschiede gibt es in der Kolorierung. Während Daredevil in sehr dunklen Tönen und großen schwarzen Flächen erzählt wird, strotzt die Geschichte des Eisernen mit bunten knalligen Farben. Die feine Linienführung sorgt für Tiefe ohne dabei zu detailliert zu erscheinen.

Man muss sich fragen für wen dieser Comicband erstellt wurde. Fans von Wolverine bekommen hier ein paar Andeutungen, was bei dessen Rückkehr Thema sein könnte. Von dem Mutanten sieht man aber nur wenig. Iron Man oder Daredevil Fans finden hier eine Geschichte ihres Lieblingshelden, bei der ihre Figur aber ziemlich austauschbar wirkt. Die Handlung selbst umfasst relativ klassische Erzählungen mit Helden, die sich einer gefährlichen Situation stellen. Das weiß durchaus zu unterhalten, doch hier fehlt die Substanz, um einen Kauf zu rechtfertigen. Zu keinem Zeitpunkt hat man hier das Gefühl, dass die Geschichten etwas Interessantes erzählen wollen. Es plätschert vor sich hin. Dabei tut es niemanden weh, wird aber sicher auch nur wenige Leute wirklich begeistern.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Charles Soule, Tom Taylor, Mariko Tamaki
  • Zeichner(in): David Marquez, Matteo Buffagni, Butch Guice, R. B. Silva
  • Seitenanzahl: 220
  • Preis: 22 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics, Amazon

 

Infinity Wars #1 (von 2) – Der Hüter der Steine

Nach den Ereignissen aus Infinity Countdown bestellt Doctor Strange sämtliche Träger der Infinity-Steine zusammen in den Central Park. Um zu verhindern, dass sich erneut eine Dezimierung der Bevölkerung der Welt, wie damals in Infinity Gauntlet ereignet, soll eine neue Infinity Watch gegründet werden. Mit Adam Warlock, Captain Marvel, Star-Lord und auch Turk Barrett sind hier sehr unterschiedliche Charaktere vereinigt. Und keiner von ihnen ahnt, wer wirklich hinter der Maske von Requiem steckt und versucht alle Steine zu vereinen.

Wie schon in Infinity Countdown gibt es eine Vielzahl von Figuren mit verschiedensten Motiven. Dies kann etwas unübersichtlich werden, doch zum Glück schafft es Gerry Duggan nicht zu viele Handlungsstränge gleichzeitig zu erzählen. Das klappt dabei wesentlich besser als im Vorgänger-Crossover. Dieses wird glücklicherweise zum Lesen nicht unbedingt benötigt. Ohne dass man aber vorher schon von den Guardians of the Galaxy oder Thanos gehört hat, sollte man sich aber dennoch nicht an diesen Band wagen. Dazu ist der gesamte Comic zu sehr im Marvel-Universum verwurzelt.

Insgesamt hat dieser Band mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, wie die Vorgänger: Keine in sich geschlossene Geschichte und zu viele Protagonisten. Dennoch funktioniert er besser. Das liegt vor allem daran, dass um die Antagonisten der Geschichte ein großes Geheimnis gemacht wird und die Handlung einige geschickte Wendungen einbaut, die so nicht zu erwarten waren. Somit lässt sich dieser Comic am besten ungespoilert genießen. Wir werden deshalb auf weitere Details zur Handlung verzichten.

Faszinierende Bildsprache

Wie immer, wenn Mike Deodato einen Comic bebildert, bin ich fasziniert von seinem klaren Stil. Er benutzt Panelgrenzen als Teil der Komposition und benutzt sie um den Fokus auf bestimmte Teile des Bildes zu lenken. Dazu kommen realistische Darstellungen von Körpern, auch wenn seine Gesichter immer ein wenig eingefroren aussehen. Die Kolorierung ist niemals zu bunt und gibt jeder Seite sein ganz eigenes Farbspektrum.

Die Charaktere kommen hier etwas zu kurz. Zwar wird jede Figur glaubhaft dargestellt, aber für persönliche Antriebe ist wenig Platz. Der Autor räumt diesen Platz lieber Andeutungen und Geheimnissen ein. Das ist Epik und Pathos zuträglich, sogar aber teilweise dafür, dass die Wendungen etwas zu unvorbereitet eintreffen. Positiv hervorzuheben ist die kreative Nutzung der Infinity-Steine. Ob dabei das Ende des Bandes gefällt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wer sich für die Idee begeistern kann, bekommt im Juni auch einen Megaband mit mehr Geschichten dieser Art präsentiert.

Ich muss zugeben, dass mich dieser Comic erst ein wenig ratlos zurück gelassen hat. Zeichnungen und Erzählweise haben mir zugesagt. Doch fehlte mir der rote Faden. War Thanos damals in Infinitiy Gauntlet der Hauptantrieb der Geschichte, wirkt der geheimnisvolle Antagonist Requiem hier ein wenig beliebig. In den besten Augenblicken wirkt der Comic wie eine Kopie und in den schlechtesten wie ein Band, der um jeden Preis originell sein will. Auch wenn er es zeitweise schafft, bleibt er dabei ein wenig erzwungen. Um wirklich herauszustecken, fehlt der Geschichte der Subtext. Dennoch handelt es sich hier um einen souverän erzähltes Event, das durchaus zu unterhalten weiß und so seine Fans finden wird.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Gerry Duggan
  • Zeichner(in): Mike Deodato Jr.
  • Seitenanzahl: 148
  • Preis: 16,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics, Amazon

 

Fazit

Fans von Crossover-Events haben diesen Monat genug Material zum Lesen. Wie aber viele Events der letzten Zeit können beide Comics aber nur teilweise überzeugen. Dafür ist aber der Neustart der Venom-Reihe ein echtes Highlight, das hoffentlich seine Leser findet. Hier wird eine epische Geschichte angelegt, an der es nur wenig auszusetzen gibt. Bezüglich Infinity Wars bleibt mein Eindruck unentschlossen. Wie andere kosmische Ereignisse bietet er viele Wendungen und eine groß angelegte Geschichte. Die Folgebände werden zeigen, ob dieses Crossover länger im Gedächtnis bleibt.

 

Artikelbild: Panini Comics, Bearbeitet von Verena Bach
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein